Jay´s Verletzungen vollständig verheilt sind.“ Der Bandenführer lächelte. „Wir halten eben immer zusammen.“ Er drehte nun, immer noch von der Narkose beeinträchtigt, den Kopf zu Charisa und blickte ihr mit ernster Miene ins Gesicht. „Haben wir es geschafft...?“ Charisa lächelte wieder. „Wir haben Alles geschafft. Alles, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben einen Teil des Geldes mitgenommen und der Rest wurde genau wie die Unterlagen ´Sasoru~ zerstört. Außerdem kennen wir endlich den Standort von Sû~ram. Kira zeigt Barrex und Darren im Industriegebiet gerade eine Galaxiekarte, die sich im Zentrum für Weltraumtechnik befindet. Alles was wir brauchen, ist ein Raumschiff... Und dann können wir Alectis und die Anderen da herausholen...!“ Man sah an Charisa´s Blick sofort, wie wichtig es ihr war, ihren besten Freund von diesem Ort zu befreien. Wer weiß, was sie dort mit Alectis und den Anderen anstellten. „Freut mich...“, murmelte Jack, froh über diese Nachricht und legte sich wieder zurück.
Kira, Darren und Barrex schritten unterdessen die Straße entlang, die zwischen den Zäunen einiger Fabriken im Industriegebiet Alocans zu einem Gebäude führten, das aus einer Kugel bestand, die auf drei großen Stützpfeilern montiert war. Um die Kugeln herum war ein Ring montiert, das ganze Gebilde erinnerte sehr stark an die Schönheit des Saturns. Doch um das Gebäude herum standen noch weitere Bauwerke auf dem kleinen, gepflasterten Platz. Die anderen Gebäude sahen aus wie Zylinder, die man auf die Seite gekippt hat. Dort wurde nicht nur wichtige Ausrüstung für das Reisen im Weltraum hergestellt, sondern es gab auch mehrere Ausstellungen, die einst von Besuchern bewundert wurden. Doch nach der Machtübernahme der Silizoiden in dem gesamten Gebiet der Menschheit kümmerte sich kaum noch jemand um die Raumfahrt in dieser Stadt. Ab und an wurden einige SLS-Waver für junge Leute produziert, die gerade ihren Führerschein bestanden haben, aber selbst das passierte höchstens einmal im Monat. Alocan hatte seinen einstigen Glanz verloren. In dem kugelförmigen Gebäude, dass Kira, Barrex und Darren nun betraten, befand sich jedoch nichts zur Herstellung einer solchen Technologie. Stattdessen befand sich im Innern dieses kleinen, architektonischen Kunstwerks ein Miniatur-Planetarium und eine Menge gespeicherter Daten über die Galaxie auf Ionen-Computern. Ionen-Computer nutzten zur Speicherung der Daten die verschiedenen Wellenlängen des Lichtes, um Atome zu ionisieren. Dadurch hatte ein solches Speichermedium anstatt eines Bits, der nur die Zustände >>1<< und >>0<< speichern konnte, ein Polygonit, das in etwa 10.000 Zustände speichern konnte.
Auf einem dieser Ionen-Computer war die Galaxiekarte gespeichert, die Kira nun an einem flachen holografischen Bildschirm aufrief. Der ovale Projektor stand direkt auf der unscheinbaren Recheneinheit, die aussah wie ein einfacher, kleiner Kasten. Die Meditazia drückte einige rot leuchtende Knöpfe auf der Tastatur, die auf dem kleinen, den Ionen-Computer umgebenden Steinpult standen, das sich wiederum exakt in der Mitte des unbeleuchteten Raumes unter der kuppelförmigen Decke befand. Es aktivierte sich der Beamer, der ebenfalls im Zentrum des Raumes gelegen war, jedoch auf einem Podest etwas höher als der Rechner stand. Nun wurde die Größe des Raumes erst erkennbar; von außen gesehen, hätte man nicht mit so viel Platz in dem kleinen, architektonischen Kunstwerk gerechnet. In den Raum wurde in Form eines Hologramms ein Teil einer dreidimensionale Karte der Galaxie hineinprojiziert. „Also gut, Darren... Dann lass mal hören.“, meinte Barrex. Der intelligente Gravianer nahm sich die Unterlagen über Pû~ram und las einige Zahlen vor. Allerdings mussten diese Zahlenwerte umgerechnet werden. Ein >>Lichtjahr<< der Menschen war zum Beispiel um etwa das Doppelte kürzer als ein >>Lichtjahr<< der Glanzhäute, denn ein Jahr auf dem der Menschheit unbekannten Herkunftsplanet der Silizoiden dauerte länger als ein Erdenjahr. So rechneten sie die Werte um – und Barrex fand tatsächlich das, wonach sie suchten. Hû~ram befand sich auf dem Mond eines intersolaren Gasplaneten, eines Planeten also, der keinen Stern umkreiste, sondern zwischen den Sonnensystemen der Galaxie ziellos umherirrte. „Da haben wir es.“, bemerkte Barrex und schrieb sich die Koordinaten in unserer Schreibweise auf einem Zettel auf. „Kein Wunder, dass niemand weiß, wo Hû~ram liegt...“, kommentierte Kira ihre Entdeckung.
„Barrex... Ich hab nachgedacht.“, sagte die Meditazia weiter, „Ihr geht bei eurem Vorhaben ein großes Risiko ein und je mehr Leute euch dabei behilflich sind, desto besser. Adnia sagte mir gerade erst vor Kurzem, dass sie mit euch mitgehen möchte... Und ich kann sie nicht alleine gehen lassen. Deswegen möchte ich auch mitkommen... Wenn das in Ordnung für euch ist.“ Barrex blickte Kira etwas erstaunt an. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. „Bist du sicher? Du hast hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Was werden die anderen Evocha dazu sagen?“ Kira schloss die Augen. „Ich habe es ihm noch nicht gesagt... Aber ich weiß schon, wen ich als meinen Nachfolger benennen werde, wenn er damit einverstanden ist. Und wenn wir es tatsächlich irgendwann schaffen sollten, einen Sieg über die Silizoiden zu erringen, dann werde ich wieder hierher zurückkehren.“ „Versteh mich nicht falsch, wir freuen uns über jeden Menschen, der uns begleitet... Aber ich hoffe dir ist klar, auf was du dich da einlässt. Das wird kein Zuckerschlecken.“ „Ich habe intensiv darüber nachgedacht. Ich habe eine Vorstellung von dem, was uns erwartet. Und du hast Recht, es wird schwierig. Gerade deswegen sollte ich mit euch mitkommen... Ihr könnt meine Hilfe sicher gut gebrauchen, immerhin habe ich auch ein Kekki, genau wie Adnia und Charisa.“ „Wenn du dir ganz sicher bist, kannst du von mir aus gerne mitkommen. Ich glaube auch nicht, dass die Anderen ein Problem damit haben werden. Allerdings müssen wir noch gucken, wie wir diesen Planeten verlassen... Ich nehme mal an, ihr habt hier nirgendwo einen Raumkreuzer der Luxusklasse mit Swimmingpool versteckt... Korrigiere mich, wenn ich da etwas übersehen habe.“, bemerkte Barrex. Kira lächelte.
„Nein, hast du nicht. Aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit... Einige Kilometer von hier liegt die Grenze zu den Ruinen einer Stadt namens Tenoch. Wir haben die Ruinen nie ganz erforscht... Vielleicht finden wir dort einen Kreuzer, der in den Gefechten vor zehn Jahren nicht zu stark beschädigt wurde.“ Barrex blickte nachdenklich zur Seite. „Oder einen, den wir reparieren können. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.“ Sie redeten noch einige Zeit darüber, wann, wo und wie sie sich treffen wollten, um nach Tenoch zu fliegen, dann verließen sie das kleine Planetarium und begaben sich wieder aus dem Industriegebiet hinaus. Barrex und Kira gingen zurück zum Schrein der Evocha und die Meditazia wollte ihren potentiellen Nachfolger über ihre Pläne, Alocan zu verlassen, informieren. Darren begab sich umgehend wieder zu seinem Anführer ins Krankenhaus, um zu sehen, ob er sich wirklich wieder in einem gesunden Zustand befand. Es klang einfach so unrealistisch, dass Jack mit solchen Verletzungen nach so kurzer Zeit schon wieder vollkommen auf den Beinen sein sollte.
Als Darren das Hospital erreichte, kam Jack ihm jedoch gerade entgegen gelaufen, denn die Ärzte hatten ihn soeben entlassen. Der Rest des Tages verlief ziemlich unspektakulär. Beim Training am Abend fehlten einige Leute, vor allem Jenny´s Abwesenheit war spürbar, denn nach ihrer Abreise konnte sie logischerweise das Coaching der Kämpfer nicht fortsetzen. Dafür waren einige Neulinge dazugekommen. Auch einige Leute von Diyu, die auf dem schönen Planeten Aztlán bleiben wollten, hatten sich entschlossen, das Kämpfen zu erlernen. Barrex zog das Training trotz ihres Überfalls auf Psoru~ durch; für ihn war eine solche Operation mehr eine Erinnerung an die gute, alte Zeit, auch wenn diese Mission etwas anders verlaufen war, als er es kannte. Charisa war ebenfalls beim Training dabei, wobei sie, Kian und Eike auch die Einzigen waren, die nach den Geschehnissen in Jaru~n trotzdem zum Üben kamen. Nach der Trainingseinheit, die anstrengend war wie eh und je, erzählte Barrex Charisa, was Kira und er in dem Planetarium besprochen und geplant hatten; sie wollten gleich am nächsten Morgen nach Tenoch aufbrechen. Charisa stimmte dem zu. Am liebsten wäre sie jetzt schon gegangen, denn sie wartete nicht gerne, aber sie hatte Verständnis dafür, dass Kira und Adnia sich erst einmal ausruhen wollten. Zudem machte es auch mehr Sinn, sich im hellen in die Stadtruine zu begeben – inzwischen hatte schon die Abenddämmerung eingesetzt. So verging der Tag schließlich und alle gingen erschöpft schlafen. Sie hatten an diesem Tag eine Menge durchgemacht – doch auch eine Menge erreicht.
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