Desgleichen haben sie auch einen Wetterhahn auf einem Haus angebetet, der aus Messing hergestellt war. Auf diesen Wetterhahn schien die Sonne, so dass der Wetterhahn einen Schein von sich gab, der den Sonnenstrahlen glich. Diesen Hahn haben sie angebetet und gemeint, der Vater säße auf dem Haus. Den Wetterhahn haben sie später von dem Haus abgenommen, damit er nicht weiter angebetet würde. Dieses geschah zu einer Zeit als die Belagerung über Münster gekommen ist.
Als das Rufen und Fingerzeigen, das ich eben beschrieben habe, beendet war, und als Johan van Leyden und Schlachtschaep in der Kirche waren und dem Volk verkündeten, da ist die Gnade gekommen, dass sie in der Stadt bleiben und ein heiliges Volk sein sollen.
So haben sie in der Kirche geendet und das Volk getäuscht. Dann sind sie wieder zu dem Domhof gegangen und jeder hat seine Waffe wieder geholt und alle sind danach nach Hause gegangen.
Am nächsten Tag sind die Frauen und Mädchen auf den Domhof gekommen und haben sich dort versammelt, genau wie es die Männer getan hatten. Auch bei ihnen waren einige Predicanten, Schlachtschaep und Klopries und Bernt Krechtingk und haben sie genauso gezwungen, wie die Männer. Da haben die Frauensleute genauso geschrien und auf dem Domhof gelegen. Dann haben die Predicanten sie gedrängt, dass sie die Taufe geloben sollten und dass einige von ihnen beschmutzt sind. Schließlich sind die Frauensleute vom Domhof in den Dom gegangen. Darin haben sie auch gelegen und haben gerufen, wie es die Männer am vergangenen Tag in der St. Lambertikirche getan hatten. Schließlich hat Gott ihnen offenbart, dass sie in der Stadt bleiben sollen und dass Gott ihnen Gnade gewährt und dass sie ein heiliges Volk sein sollten. Dasselbe haben die Predicanten den Frauensleuten verkündet, wie den Männern in der St. Lambertikirche. Diese Frauensleute wurden auch alle zur Taufe gezwungen. Es waren wohl an die zweitausend, die sie so zur Taufe gezwungen haben, sonst hätten sie sie totgeschlagen oder aus der Stadt getrieben.
Eines Tages ist ein Pferd auf die Stadt zugelaufen; dieses Pferd haben sie in die Stadt geholt und Johan van Leyden und Schlachtschaep haben gesagt, dass Gott dieses Pferd geschickt habe, es sei direkt von ihm in die Stadt gelaufen. Dieses Pferd gehörte aber einem Edelmann, dem war es entlaufen. Johan van Leyden pflegte dieses Pferd zu reiten, als er König geworden war.
Als sie am Ende nichts mehr zu essen hatten, sagte Johan van Leyden, Gott habe ihm offenbart, dass sie Pferde essen sollen, aber der König solle sein Pferd vorher in Sicherheit bringen. Dann ließ Johan van Leyden sein Pferd auf seinen Hof bringen, weil es ihm Gott so gesagt hatte. Als aber der Hunger zu groß wurde, bekam Johan van Leyden dieselbe Offenbarung nochmals. So aßen sie zuerst die anderen Pferde, erst dann hat der König das Pferd gegessen, das ihm von Gott gesandt war.
Und sie haben Münzen schlagen lassen, so groß wie ein Heller. Darauf stand mit Buchstaben „das Wort wird Fleisch“. Diese Münzen gaben sie allen Männern und Frauen, die in der Stadt waren, in der St. Lambertikirche und schrieben von jedem den Namen auf. Die Münze hingen sie sich mit einer Kette um den Hals. Vier Wochen später gaben sie wieder Münzen untereinander aus, mit den Buchstaben „das Wort wurde Fleisch“, und diese Münzen waren so groß wie ein halber Pfennig. Diese verteilte Johan van Leyden in Knipperdollingks Haus. Diese hängten sie sich auch um den Hals.
Es gab einen Bürger in der Stadt, genannt Hupert Smit, der sollte eine Nacht Wache halten. Dieser Bürger hatte während der Wache gesagt, die Propheten und Predicanten wollten so lange prophezeien, bis sie uns umbringen, sie müssten wohl den Teufel im Leib haben. Das wurde den Propheten von dem Predicanten, der mit dem Bürger gemeinsam die Wache gehabt hatte, angezeigt. Da gingen die Propheten und Predicanten hin und ließen den Bürger fangen und in den Turm werfen. Am nächsten Tag ließen sie alle Mannsleute mit ihrem Gewehr auf dem Domhof zusammenkommen. Sie bildeten einen Ring und berieten sich. Am Ende ließen sie den Gefangenen in den Ring kommen. Sie klagten ihn öffentlich an, dass er über Gott, seine Propheten, Aposteln und Predicanten gesagt hätte, dass sie so lange prophezeien würden, bis sie uns umbringen, und sie müssten wohl den Teufel im Leib haben. Dann haben sie ihn gefragt, ob es stimmt, dass er das gesagt hat. Er antwortete „ja“, er könne es nicht leugnen; es wurde auch von denen bezeugt, die es von ihm gehört hatten. Da sagten die Propheten und Predicanten, er sei zum Tode, verurteilt, er muss sterben; er hätte Gott erzürnt und es sei Gottes Wille, denn Gott wollte keine Unreinen in der Stadt haben, und alles was Sünde ist, muss ausgerottet werden. Gott will ein williges Volk haben. Danach haben sie den Bürger vor den Dom geführt. Dort hat Johan van Leyden eine Hellebarde genommen und zweimal auf ihn eingestochen, aber er hat ihn nicht getötet. Was sich dann begeben hat, darüber kann ich nicht schreiben. Danach haben sie den Bürger wieder in den Turm in das Gefängnis geworfen.
Die Leute aber sind weiter auf dem Domhof geblieben. Dort haben die Propheten und Johan van Leyden und Johan Matthis gerufen, dass die Gnadentür zu wäre, dass es nun keine Gnade mehr gäbe und dass sie alle miteinander verdammt sind. Als Letztes hat Johan van Leyden sich den Rock vom Leibe geworfen und mit lauter Stimme gerufen, die Gnadentür sei zu und Gott sei sehr erzürnt und hätte ein glühendes Schwert in seiner Hand und wolle strafen; sie sollten alle im Höllenfeuer verbrennen. Dann haben alle Mannsleute mit ihrem Gesicht auf der Erde gelegen und haben geschrien und gerufen. Einige Frauen kamen auch auf den Domhof und sahen zu. Und bald riefen sie, dass ein Wunder geschehen möge. Der Tumult war unbeschreiblich. Am Ende aber haben sie den Bürger wieder aus dem Gefängnis holen und auf den Domhof bringen lassen. Der Bürger hat jämmerlich geschrien und um Gnade gebettelt. Aber die Gnadentür war noch zu. Da hat Johan Matthis, der sich für einen Propheten ausgab, den Mann an die Mauer stellen wollen um ihn zu erschießen. Aber der Bürger wollte nicht zu der Mauer gehen. Er hat sich auf die Erde geworfen und hat jämmerlich geschrien und um Gnade gebettelt. So hat Johan Mathis ein Rohr genommen und wollte ihn totschießen. Er hat das Rohr geneigt und ihm auf den Rücken gesetzt als er so vor ihm lag, und geschossen. Dann hat er das Rohr von sich geworfen. Aber der Bürger hat sich umhergewälzt und hat jämmerlich geschrien und ist nicht tot gewesen. Darauf haben sie den Bürger in sein Haus getragen, und Johan van Leyden ist dazugekommen und hat gesagt „ er geneset, er geneset“. Einen oder drei Tage darauf sind die Propheten und Predicanten wieder in sein Haus gekommen und haben ihm gesagt, von Gottes wegen, sollte er sein Leben behalten und nicht sterben. Aber am achten Tag war der Bürger tot.
Die Propheten und Predicanten sind aber noch länger auf dem Domhof geblieben und haben weiter nach denen gesucht, die noch in Sünde sein sollten. Sie haben herausgesucht den einen Bürgermeister Kipenbroick, Henrick Redeker und Mollenhecke, die Ratsherren und Altermänner vor der Taufe in der Stadt Münster waren; Henrick Redeker und Mollenhecke waren auch nach der Taufe Stadträte. Dieselben haben sie auch in den Turm oder in den Keller bringen lassen, als das Volk noch auf dem Domhof lag. Knipperdollingk lag auf der Erde und rief als ob er besessen wäre. Er lag mit seinem Angesicht auf der Erde und wühlte mit seinem Gesicht wie ein Schwein in der Erde. Er hat eine große Kuhle in die Erde gewühlt mit seinen Händen, seinen Füßen und seinem Gesicht. Schließlich haben sie die Gefangenen wieder aus dem Gefängnis auf den Domhof bringen lassen. Die Propheten haben sie mit dem Gesicht auf die Erde gelegt, und sie sollten um Gnade bitten. Das Volk wollte aber nicht, dass die Drei ebenfalls getötet werden. Da ist Johan van Leyden über den Domhof gegangen und hat in die Luft geschaut und hat prophezeit und für sich selber gesagt „es wird weiß, es wird schwarz, es wird weiß, es wird schwarz.“ So ist einer neben ihm gegangen, der hat das gehört und sonst niemand. Der, der das gehört hat, der hat es mir erzählt. Als Johan van Leyden lange genug prophezeit hatte, ging er zu den Dreien, nahm sie hoch und verkündete ihnen, dass sie Gnade von Gott erhalten hätten und sich bessern sollen. Da ist die Gnadentür aufgegangen, die den anderen Bürger um seinen Hals gebracht hat.
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