Dieses habe ich Ihnen aus guter Meinung zu schreiben mir die Freiheit nehmen wollen, indem ich es mit Ihnen sowohl, als mit der Kirche sehr gut meine. Leben Sie wohl.
Philipp Melanchton“
Dann sind die Holländer und Friesen gekommen. Die Bösewichter von ihnen, die sonst nirgends bleiben konnten, zogen nach Münster und versammelten sich hier. Die Obersten von den Wiedertäufern in der Stadt Münster sind die Holländer und Friesen und einige Bürger der Stadt Münster gewesen: Johan Mathis, ein Prophet, Johan van Leyden, ein Prophet, Heinrich de Holländer, Schlachtschaep, Klopriss, Stutenbernt. Diese waren Predicanten; und von diesen Predicanten gab es noch viel mehr, doch ich habe ihre Namen nicht behalten. Ferner gab es noch von den Bürgern der Stadt Münster Oberste: Knipperdollingk, Kipenbroick; die anderen Namen konnte ich mir nicht merken.
So hat der genannte Stutenbernt ein Jahr oder länger in der Stadt gepredigt, ehe die anderen Predicanten gekommen sind, die ich schon genannt habe. Damit ist die Lehre mehr und mehr durchgesetzt worden. Dieser Pfaffe hat in der St. Lambertikirche und der Pfarrkirche gegen den Rat und gegen die gesamte Geistlichkeit der Stadt Münster gepredigt. In der St. Lambertikirche hat er einige Zeit gepredigt, was dem Pastor der Kirche nicht behagte. Deshalb stieg dieser Pastor auf den Predigerstuhl und begann ebenfalls zu predigen; und sie stritten untereinander bei der Predigt, so dass ein lautes Lachen in der Kirche war. Der Pastor war Magister T. Camener, Rektor der Domschule zu Münster. Stuten-bernt hatte aber die Kirche von einem anderen Pfaffen der Stadt gekauft. Deshalb konnte er in der Kirche predigen und hatte das Recht dazu.
In Münster pflegte ein ehrlicher Rat zu sein, vom Bürgermeister über die Ratsherren zu den Altermännern und es war eine gute Ordnung in der Stadt. Bis der genannte Stutenbernt begann in der Stadt zu predigen; da begann der eine Bürger gegen den anderen zu sein und ein Teil der Pfaffen gegen den anderen, so dass sie nicht mehr einträchtig waren in Münster und der eine gegen den anderen stritt.
Es war zu dieser Zeit der Bruder des Bischofs von Köln, Friederich von Wiede, Bischof in Münster ( 1522-1532 ). Dieser Bischof hatte einmal den Knipperdollingk gefangen. Dieser Knipperdollingk hatte sein Leben verwirkt, denn er hatte einen gewalttätigen Aufruhr unter den Bürgern angezettelt. Zuletzt jedoch wurde er begnadigt und von seinem Bruder freigekauft.
Ferner hat dieser Bischof Friedrich von Wiede, dem Pfaffen Stutenbernt das Betreten der Stadt verboten und ihn geheißen, aus dem Lande zu ziehen, damit er nicht länger in der Stadt Münster predigen kann. Aber ein Teil der Bürger, die ich bereits genannt habe, die haben den Pfaffen in die Stadt geholt und geschützt, so dass der Bischof ihm die Stadt nicht verbieten konnte.
In der Zeit des Bischof Friedrich von Münster ist im Stift von Münster ein Heer gewesen, denn sie haben sich nicht mit dem Bischof vertragen können. Sie waren gegen ihn und wollten ihn nicht anerkennen. Darum verließ der Bischof Münster und übergab die Stadt dem Bischof von Osenbrugk und Palborne ( Paderborn ), Erich von Sachsen, damit dieser ein Heer zum Stift sende und das Land regiere. Die Stadt Münster und ein Teil der anderen Städte wollten hingegen nicht zulassen, dass Friederich das Land übergibt. Hinzu kam, dass die Ritterschaft gemeinsam mit Bischof Friedrich von Münster und dem Bischof von Osenbrugk und Palborne erreichen wollten, dass dieser der Bischof von Münster sein solle. Es war von allen viel zu tun, ehe bewilligt wurde, dass der Bischof von Osenbrugk Bischof von Münster wurde.
Es ist auch zu Bischof Friederichs Zeiten zu Münster geschehen, dass sich ein Teil der Jugendlichen mit einigen Bürgern der Stadt verbündet haben und in die Klöster Münsters liefen und sich in jedem Kloster mit Suppe begossen statt sie zu essen – nur zum Zeitvertreib; und sie wussten nicht, was sie sonst noch für Unfug treiben sollten.
So haben sie noch viel Unfug gegen die Domherren und die Geistlichkeit in der Stadt getrieben. So sind die Jugendlichen, ein Teil der Bürger, Studenten und Amtsgesellen am Fastnachtsabend zusammengekommen, um Unsinn zu treiben. Sie begannen mit den Pastoren und den Mönchen, denn ein Teil von ihnen hatte sich aufgemacht, und schütteten das Weihwasser auf die Straße und trugen das Heiligtum in der Stadt herum, genau so, wie es die heiligen Domherren zu tun pflegen, und betrieben so viel Böses in der Stadt. So hatten sie lange Zeit viel Spaß mit diesen Bosheiten. Darunter litten hingegen nicht alle Bürger der Stadt Münster, ein Teil blieb unbelästigt, die sich aber niemals um Gott, oder die Menschen kümmerten. Sie haben gesagt, das Ganze sei der Pfaffen Schuld gewesen.
Nun hatte Friedrich von Wiede dem Bischof von Osenbrugk und Palborn das gesamte Stift Münster mit allen Schlössern und Burgen übergeben. Aber Münster und ein Teil der Städte des Stiftes Münster, die sich mit der Stadt Münster verbündet hatten, wollten ihn nicht einlassen. So hatte dieser Bischof nur einen Teil des Stiftes innegehabt; insgesamt sieben Wochen lang, dann ist er gestorben ( 14. Mai 1532 ). Danach wurde einvernehmlich vom Kapitel, der Ritterschaft und der Landschaft und den Städten, Graf Franz von Waldeck, Bischof von Minden, zum neuen Bischof erkoren ( 1. Juni 1532 ). Ebenfalls haben Kapitel, Ritterschaft, Landschaft und Städte denselben Grafen zum Bischof von Osenbrugk ernannt, so dass sie alle zufrieden waren.
Während ich das aufschreibe, fällt mir ein, dass der Pfaffe Stutenbernt lange Zeit in Münster in der St. Mauritiuskirche regierte, und dass dieser Pfaffe Zwietracht zwischen den Bischöfen und den Bürgern gesät hat, so dass dieser Pfaffe der Ursprung dafür ist, dass die Uneinigkeit in das Stift Münster einzog.
So ist wohl auch zu merken und zu glauben, dass Knipperdollingk im Gedächtnis behalten hatte, dass Bischof Friederich von Wiede, Bischof zu Münster, ihn einmal gefangengenommen hatte, und dass dieser Knipperdollingk gedacht hat, die Gefängniszeit und den Schaden dem Bischof von Münster wieder heimzuzahlen. So will ich wohl glauben, Knipperdollingk habe einen Hintergedanken gehabt, denn Knipperdollingk war ein dreister und stolzer Mann. Aber der Bischof Franz von Waldeck hatte in ja nicht gefangen, aber ich denke, er musste den Schaden trotzdem erleiden. Zu aller Letzt, als die Wiedertäufer nicht mehr weiter wussten, da hätten sie wohl den Bischof Friederich von Wiede eingelassen.
Als nun aber Stutenbernt geblieben ist, hat der Rat von Münster das Verbot erlassen, dass niemand so kühn wäre, Stutenbernt oder ähnliche Pfaffen zu beherbergen. So ist dieser Pfaffe durch die Stadt gegangen und niemand durfte ihn beherbergen oder in seine Wohnung einladen. Die Krämer hatten in der Stadt ein Haus gemeinsam besessen. Dieses Haus haben die Krämer dem Pfaffen überlassen. Darin hat der Pfaffe gewohnt, gegen den Willen des Stadtrates, der Altermänner und einen Teil der Bürger in der Stadt, die mit ihm nichts zu tun haben wollten. Ein anderer Teil der Bürger wollte den Pfaffen unbedingt in der Stadt halten. So hat der Pfaffe eine Kluft in der Stadt geprägt. Das mussten sie alle von dem Pfaffen erleiden. Der Rat der Stadt und die Altermänner wollten wachsam bleiben; umso mehr, weil derselbe Pfaffe eine Kirche besetzte, wohin der einfache Mann ging, um ihn predigen zu hören. Dagegen konnte sich der Rat nicht wehren, denn die Gemeinde behielt die Oberhand, sonst wäre Gewalt angewendet worden.
Martin Luther schrieb an den Magistrat der Stadt Münster folgenden Brief: „Gnade und Friede in Christus unserm Herrn und Heiland! Weise und fürsichtige Herren. Wir wünschen Ihnen von Herzen Glück und danken Gott, dass Er, der Vater der Gnaden, Ihnen sein liebes Wort und die Erkenntnis seines Sohnes, Jesu Christi, aus Gnaden mitgetheilet und Sie durch seinen heiligen Geist erwecket und erleuchtet hat, dass Sie dasselbe standhaft und mit Freuden angenommen haben. Doch sind wir Ihretwegen nicht ohne Grund in Ängsten, da der alte Feind dem reinen Worte allezeit hinterlistig nachstellet, dass der betrügerische und lügenhafte Geist sich auch in Ihre Unternehmungen einschleiche, wie der heilige Paulus die Corinthier und Galater warnet. Wir bitten Sie deswegen ernstlich um der neuen Erkenntnis Christi willen, dass Sie sorgfältig und mit aller Vorsicht wachen und sich wohl vorsehen, damit Sie nicht in der Zwinglianer und anderer Schwärmer falsche Lehre von dem Sacrament aus Unbedachtsamkeit fallen mögen. Obschon Gott selbst solche Lehre mit den schrecklichsten Strafen heimgesucht hat, wie zum Beispiel an Thomas Menetrier, Tilemann, Hus, Baltasar Hubmeier und an Zwinglius selbst, an welchen allen er sich als einen abgesagten Feind einer so hässlichen Lehre bewiesen hat; so gibt es doch noch leichtsinnige und unbiegsame Gemüther, welche auf solche Strafen und Warnungen Gottes nicht achten, sondern hin und her rennen, ihr Gift austauchen, und die Einfältigen auf Abwege führen. Gott hat Ihnen zwar, wie ich vernommen habe, berühmte Prediger, besonders den Magister Bernhard gegeben; dem ohngeachtet muss man auf die teuflischen Schlingen acht haben, besonders bei diesen gefährlichen Zeiten, dass ja die Prediger erinnert und ermahnet werden, damit sie nicht schlafen, sondern wachen, und das ihnen anvertraute Volk gegen die Gräuel der Lehre, die von Menschen kommt, wohl verwahren. Der Teufel ist ein alter verschmitzter Schelm, der oft die frömmsten und geschicktesten Prediger verstricket, wovon wir, leider, viele Beispiele haben. Spiegeln Sie sich also an dem Beispiel derer, welche von dem lautern Worte Gottes abgewichen und zu den Zwinglianern oder zu den Wiedertäufern übergegangen sind, welche immer zum Aufruhr geneigt, sich in die politischen Sachen mischen und keck regieren wollen, wie selbst Zwinglius auch schon gethan hat. Es kann auch nicht anders damit zugehen, weil der Teufel ein Lügengeist und ein Totschläger ist, Johannes im 8. Cap. Wenn derohalben jemand lüget, so muss er endlich auch dafür in der Hölle brennen. Lieben Sie nun, meine Herren, den geistlichen sowohl, als den zeitlichen Frieden; so meiden Sie die hinterlistigen Nachstellungen. Eben dieses haben wir mehreren Städten zu Gemüthe geführet. Es ist aber bekannt genug, was denen begegnet ist, welche unsre Ermahnungen nicht geachtet haben. Was aber uns angeht, so wünschen wir von Herzen alle Gefahren und allen Schaden sowohl von den Leibern, als von den Seelen abzuwenden.
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