Andreas Pammer
Tief gefallen... ...ins Glück
Wer den Regenbogen liebt, wird auch den Regen schätzen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Andreas Pammer Tief gefallen... ...ins Glück Wer den Regenbogen liebt, wird auch den Regen schätzen Dieses ebook wurde erstellt bei
Abstieg
Rettungsanker Nervenklinik?
Psychospielchen – Reisen in die Vergangenheit und in die Zukunft
Angst – Todesangst
Erwachen
Kampf gegen den Tod
Eine erste Bilanz – collateral damage
Wiedersehen
Drei Versionen – Illusion/Tatsache/Unwahrheit
Querschnittlähmung
Therapie – los geht’s
Hiobsbotschaften versus Glücksmomente
Erstmals wieder auf den Beinen
Leidensgefährten, Freunde, Schicksalsschläge
Revueblick - Unfallhergang
Rückkehr an die Unfallstelle
Behindert
Gipfelsieg
Kurswechsel - Positives Denken als Ausweg?
Depression ist keine Schande
Ad 1: Sich mit anderen vergleichen
Ad 2: Vorurteile / Verurteilen / Misstrauen / Richten
Ad 3: Pessimistisches Denken
Ad 4: Opferrolle einnehmen/Immer anderen die Schuld geben
Ad 5: Humorlosigkeit
Ad 6: Neid / Missgunst / Eifersucht
Ad 7: Übertriebener Perfektionismus
Ad 8: Nicht Verzeihen / Nicht Vergeben / Nicht Versöhnen können
Ad 9: Vereinsamung / Sich vom sozialen Umfeld isolieren
Ad 10: Keine Dankbarkeit und Wertschätzung / Respektlosigkeit
Ad 11: Ängstlichkeit / Angst (versus Gelassenheit)
Ad 12: Vernachlässigte Selbstliebe / Egoismus versus Narzissmus (Selbstverliebtheit)
Ad 13: Veränderungen ablehnen
Meine persönliche Lebensphilosophie
Das Glück aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet
Glück ist Realität minus Erwartung
Heilmittel Gelassenheit
„Scheiß drauf – eh wurscht – is halt so…!“
Die eigene Vergänglichkeit
Das ewige Streben nach Mehr
SCS – Spinal Cord Stimulation
Hüter der Demut
Impressum neobooks
Text: © Copyright by Andreas Pammer
Umschlaggestaltung: © Copyright by Andreas Pammer
Verlag: Andreas Pammer
Raiffeisenweg 33
4203 Altenberg
pammer.andi@gmail.com
Druck: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Tief gefallen …
… ins Glück
„Du brauchst einen Menschen, der dich respektiert, akzeptiert und liebt.
Du kannst diesen Menschen finden und kennenlernen.
Einen Menschen, der dich unterstützt, lobt, ermutigt und dir Vertrauen schenkt.
Einen Menschen, der dich liebevoll behandelt.
Du brauchst einen Menschen, der dir einen Weg zeigt, ein leichteres, einfacheres und glücklicheres Leben zu führen.
Diesen Menschen gibt es. Ganz in deiner Nähe. Dieser Mensch bist du.“
- Verfasser unbekannt –
Mir war dieser Mensch als Freund abhandengekommen. Nun ist er wieder ganz nah an meiner Seite.
ABSTIEG
Ende November 2010. Die Jahreszeit, die mir nicht so besonders liegt. Kalt, meist nebelig, man fährt im Dunkeln in die Arbeit und man kommt im Dunkeln wieder heim. Wir feiern heute ein Familienfest. Mein Opa wird 80 Jahre – er hat die ganze Familie und Bekannte in ein Gasthaus bei uns im Ort eingeladen. Alle haben sich für den Freudentag schick gemacht, es gibt gutes Essen, Kinder tragen Gedichte vor, mein Onkel erzählt ein paar Anekdoten aus Opas Leben und auch eine Gemeindeabordnung samt Pfarrer ist gekommen und überreicht einen bunt geschmückten, prallen Geschenkskorb. Es wird getratscht, gelacht, Fotos werden geschossen und alle scheinen glücklich zu sein.
Eigenartig – nach dem Festmahl gratulieren alle meinem Opa. Komisch – es ist doch schön, meinen lieben Großvater glücklich und seinem Alter entsprechend noch gesund und fit zu sehen. Oh Gott – warum fühle ich mich nur so… als wäre ich auf… seiner Beerdigung! Ich stehe nun vor ihm, reiche ihm die Hand um zu gratulieren und verdammt – ich muss mich so zusammenreißen, nicht auf der Stelle los zu heulen. Ich lächle, doch merke ich, dass meine Augen feucht werden. Schnell wegdrehen, die Träne ist mit einer kurzen Handbewegung sogleich weggewischt. Keiner hat was gemerkt. Reiß dich zusammen! So was habe ich zuvor noch nicht erlebt – ich bin erleichtert, als die Feier ein paar Stunden später zu Ende ist, ich den Festsaal verlassen kann und die nasskalte Novemberluft im Freien einatme. Große Gedanken über meinen soeben erlebten Sinkflug des Gemütszustandes mach ich mir nicht.
Rückblickend wurde mir bewusst, dass dies eine der ersten Anzeichen meiner sich anbahnenden Depression war… Auch fallen mir nun Momente aus der Vergangenheit ein, in denen ich mich nicht wohl fühlte, obwohl ich beste Gründe dafür gehabt hätte: Nachdem wir im November 2006 unser Haus nach rund 3 Jahren Planungs- und Bauphase fertig hatten und in dieses einzogen, verspürte ich eine gewisse Leere in mir und ich war in den ersten Wochen leicht reizbar.
Nachdem ich im Jahr 2008 eine relativ schwere Prüfung (sie hat sich über ein dreiviertel Jahr gezogen) für meine Arbeitsstelle mit Auszeichnung absolvierte, war ich in den ersten Stunden sehr erleichtert und auch ein wenig stolz über die erbrachte Leistung, aber schon am nächsten Tag war die Auszeichnung mit einem Schleier von Trübsal und Melancholie behangen. Die Gratulationen von Arbeitskollegen und Vorgesetzten habe ich dann gar nicht mehr als Freude empfunden.
Also jedes Mal wenn ich einem größeren Druck ausgesetzt war und dieser dann plötzlich nicht mehr vorhanden war, sackte mein Wohlfühlbarometer nach unten.
Dieser Zustand ist ja auch bei Müttern bekannt, die eben entbunden haben - die so genannte postnatale Depression – nachdem das Neugeborene die Welt erblickt hat und die Anstrengungen der Schwangerschaft und der Geburt abrupt wegfallen, geraten häufig die Mütter in eine leichte Depression, können sich über das „Geleistete“ und das Baby gar nicht richtig freuen. Sie sind in den ersten Tagen oft weinerlich und traurig. Meist sind starke Hormonschwankungen als Ursache auszumachen. Man spricht in diesem Zusammenhang vom Baby Blues.
Ein paar Tage später sitze ich in der Arbeit, im Erdgeschoß empfange ich wieder Kunden zu Beratungsgesprächen.
Ich arbeite bei einer gesetzlichen Versicherungsanstalt in der Beitragsabteilung. In meinem Arbeitsbereich fallen unter anderem Zahlungsvereinbarungen, Einleitungen von Exekutionsverfahren und Insolvenzandrohungen bei Zahlungsverzug.
Herr Boyer kommt wieder mal zu mir. Er ist wie immer gut gelaunt, schließt im Namen einiger Versicherter Zahlungsvereinbarungen ab - vorwiegend für Personen, die der deutschen Sprache nicht ganz mächtig sind und die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Herr Boyer sitzt seit einigen Jahren im Rollstuhl. Gekonnt schwingt er sich mithilfe seiner kräftigen Arme vom Rollstuhl in den Bürostuhl. Einmal frage ich ihn, warum er sich denn diesen Aufwand antue, sich für andere so uneigennützig und vor allem unentgeltlich einsetze, noch dazu, da er doch selber eine große Bürde mit seiner schweren Gehbehinderung zu tragen habe. „Nun, Herr Pammer, es gibt mir ein Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, die Dankbarkeit ist mir Lohn genug.“ Während er mich zufrieden anlächelt, sich in einer Bewegung zurück in den Rollstuhl schwingt und aus dem Büro fährt, denke ich mir. „Armer Hund im Rollstuhl hilft armen Hunden in Geldnot. Irgendwie schwachsinnig…!“. Zugleich schwebt ein feiner Hauch von schlechtem Gewissen durch den Raum.
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