1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 »Na und? Wir haben uns ein bisschen amüsiert, so wie du. Und jetzt komm endlich her, ich will dich!«
»Du hast wieder getrunken«, stellte sie fest.
In der kleinen Hütte hatte sie keine Chance, seinem Griff zu entkommen. Adriano zog sie an sich und drückte seinen Mund auf ihre Lippen. Er drängte sie aufs Bett und legte sich auf sie. Ohne auf ihre Abwehr zu reagieren nahm er sich, was er wollte.
Benommen ging Jaíra am anderen Morgen zum Fluss, um sich zu waschen. Immer noch hatte sie den Alkoholgeruch Adrianos in der Nase. Wieder suchte sie die Schuld von Adrianos Verhalten bei sich. Sie hatte etwas Unrechtes getan, indem sie ihn alleine gelassen hatte, sie hatte ihren Spaß gehabt und er wollte sich nur das Gleiche gönnen. Was hatte sie falsch gemacht, dass Adriano so zu ihr war? Immer wieder kam sie zu dem Schluss, dass sie daran schuld war, indem sie Adriano verletzte. Ihre Mutter tat ebenfalls alles, was Eduardo sagte, aber bei ihren Eltern bekam ihre Mutter auch etwas zurück. Eduardo war ein guter Ehemann, der seine Frau liebte.
Mit hängendem Kopf schritt Jaíra zur Hütte zurück, wo Adriano noch immer schlafend im Bett lag und einen widerlichen Alkoholgeruch verströmte. Schnell setzte sie Wasser auf den Herd, um mit dem Geruch des Kaffees die schlechten Ausdünstungen zu überdecken. Langsam regte sich Adriano. Wortlos stand er auf und verließ die Hütte, um sich am Fluss zu waschen. Als er zurückkam, setzte er sich an den Tisch und goss sich Kaffee in eine Tasse.
»Wie war eure Reise?«, fragte er beiläufig.
»Es war schön«, antwortete Jaíra zögernd. Sie achtete darauf, nicht zu begeistert zu klingen, um ihn nicht wieder zu verärgern.
»Margot war überrascht, dass es hier so wenige Mücken gibt. Jeder hatte ihr wohl Schauermärchen erzählt, dass sie total zerstochen werden würde.«
Jaíra merkte, dass ihr Adriano nicht richtig zuhörte, sondern nur dasaß und sie anstarrte.
»Was hast du die ganzen Tage gemacht?«, fragte sie vorsichtig.
»Ich war bei Sandro. Er will, dass wir bald anfangen bei ihm umzubauen.
»Und wo warst du danach?«
»Danach bin ich mit ein paar Freunden runter in die neue Bar gefahren. Soll ich hier alleine rumsitzen, während du dich vergnügst?« Seine Stimme klang wieder ärgerlich.
»Ich habe Margot die Gegend gezeigt«, antwortete Jaíra gereizt. Es war ihr egal, ob sie Adriano wütend machen würde.
Wortlos stand Adriano auf und ging zum Ufer, wo das Kanu lag.
»Wo willst du hin?« Jaíra machte sich wieder Vorwürfe.
»Ich gehe ins Dorf.«
Seelenruhig setzte er sich ins Kanu und paddelte in Richtung des Dorfes. Als Jaíra zurückging, standen ihr die Tränen in den Augen.
Spät am Abend kam Adriano zurück.
»Morgen fahre ich mit Naldino nach Boa Viagem. Wir besorgen dort das Material für Sandro. Er will, dass wir so bald als möglich bei ihm anfangen.«
»Wie lange bleibst du weg?«, fragte Jaíra vorsichtig.
»Ich denke, dass es zwei oder drei Wochen dauert.« Er zuckte mit den Achseln.
Jaíra roch seine Alkoholfahne, aber sie sagte nichts. Adriano legte sich aufs Bett und schlief gleich ein. Er schlief auch noch, als Jaíra am anderen Morgen zur Arbeit ging. Zögernd gab sie ihm einen Kuss, doch er schlief so fest, dass er nicht darauf reagierte.
Jaíra desinfizierte gerade die Instrumente, als Ines das Gebäude betrat und sich suchend umsah.
»Oi, Jaíra. Bei Juçara haben die Wehen angefangen. Du sollst kommen«, sagte sie, atemlos vom schnellen Laufen. »Dona Marga ist nicht hier. Sie ist bereits bei Miranda und die wohnt weit weg. Sie wird erst morgen oder übermorgen wieder im Dorf sein. Könnte die Ärztin nicht mitkommen?«
Margot nickte Jaíra aufmunternd zu, die sie fragend ansah. Es freute sie, dass sie gerufen worden war, sie wurde akzeptiert.
»Du kannst ruhig gehen, die Instrumente mache ich nachher fertig.«
Jaíra wusch sich die Hände und ging mit Ines zu dem Haus ihrer Schwester, wo Juçara schwer atmend in einer Hängematte lag. Schnell holte sich Jaíra einen Hocker und setzte sich neben ihre Schwester, auf deren Stirn große Schweißtropfen glänzten. Manuel stand etwas hilflos daneben und hielt Juçaras Hand.
»Wie geht es dir?«, erkundigte sich Jaíra.
»Ich werde es wohl überleben.« Juçara lachte, um kurz darauf in einer Wehe laut zu stöhnen.
Kinder zu bekommen war etwas Selbstverständliches und man machte nicht viel Aufhebens darum.
Bald kam auch Margot mit ihrem Arztkoffer und untersuchte die werdende Mutter.
»Es ist alles in Ordnung, es wird bald losgehen.« Aufmunternd nickte sie der Schwangeren zu.
Kurz darauf wurde Juçaras Körper von einer starken Wehe überrascht und sie schrie laut auf. Manuel drückte fest ihre Hand und sein Gesicht wurde noch besorgter. Beschämt ging er zu Margot, die zwischen den Beinen seiner Frau stand und ihn gerufen hatte, damit er sehen konnte, wie sein Kind zur Welt kam. Wenig später hielt er lachend seine neugeborene Tochter in den Armen und zeigte sie stolz den Umstehenden. Zufrieden und erschöpft wartete Juçara darauf, dass ihr Manuel endlich das Kind zurückgab, damit sie ihm die Brust geben konnte.
Dröhnend und verzerrt klang die Musik aus den bebenden Lautsprechern der schon ins Alter gekommenen Stereoanlage, was hier niemanden störte. Naldino und Roberto spielten mit Freunden Karten, als Adriano aus dem Nebenraum kam und sich die Hose richtete. Die Männer grinsten.
»War sie gut?«, fragte Roberto. »Dann geh ich auch mal mit ihr aufs Zimmer.«
Als Antwort machte Adriano eine Faust und reckte den Daumen nach oben, als Zeichen, dass es sich lohnte. Nach einigen weiteren Flaschen Bier, als auch Roberto aus Rosanas Zimmer zurückgekommen war, gingen die drei Freunde zu Robertos Motorboot und fuhren lautstark grölend den Fluss aufwärts ins Dorf zurück.
Naldino war wütend auf seinen Bruder, während sich die beiden anderen zunickten.
»Rosana war prima und was die für tolle Titten hat.« Roberto schwelgte in Erinnerungen.
»Die ist echt super, zu der könnte ich öfter gehen«, nickte Adriano zustimmend.
»Warum tust du Jaíra das an?«, fragte Naldino wütend.
Erstaunt sah Adriano ihn an, dann musste er lachen. »Das mit Jaíra ist was anderes, das geht dich gar nichts an. Und warum kümmerst du dich darum? Sie ist meine Frau.«
»Leider«, rutschte es Naldino heraus.
Wütend starrte Adriano seinen Bruder an. Roberto erkannte die Situation und schlichtete.
»Er meint wahrscheinlich, dass Jaíra zu kurz kommt«, sagte er ablenkend.
»Die kommt schon nicht zu kurz, der werde ich es jetzt gleich auch noch so richtig besorgen.«
»Kannst du denn überhaupt noch?«, fragte Roberto lachend und spielte auf seinen Alkoholgenuss an.
»Ich kann immer«, meinte er großspurig.
Vom Ufer klangen Motorgeräusche und laute Stimmen, die Jaíra aus dem Schlaf rissen. Sie war müde und wütend. Adriano hatte sich, seit er das Material für Sandros Bar geholt hatte, sehr verändert. Oft blieb er nach der Arbeit im Dorf und schlief bei Sandro oder er fuhr mit Freunden in die Bar unterhalb des Dorfes. Längst hatte ihre Beziehung Risse bekommen. Adriano war nicht mehr der zärtliche Liebhaber und in Jaíra kamen Zweifel auf, ob er wirklich ihr ‚Boto‘ war. Das Bild vom Traumprinzen verblasste.
Vor der Tür verabschiedete Adriano seinen Bruder. »Das nächste Mal nimmst du dir eine Frau, damit du auf andere Gedanken kommst.« Adriano boxte ihm freundschaftlich gegen die Brust.
Immer noch grinsend zündete er in der Hütte eine Kerze an und blickte gierig zu Jaíra, die ihn stumm ansah und wusste, was jetzt kommen würde. Achtlos ließ er seine Kleider auf den Boden fallen und kam zu ihr ins Bett. Ergeben ließ sie sich das Nachthemd bis zum Hals hochschieben, sodass ihm ihr nackter Körper schutzlos ausgeliefert war. Fest packte er ihre Brüste und drang rücksichtslos in sie ein. Es tat weh, aber so fiel ihr wenigstens das Stöhnen leichter.
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