Kai Kleinwächter
Außenwirtschaft
Europäische und internationale Wirtschaftsbeziehungen
Ein Lehrbrief für Betriebswirte/innen
Text: © Copyright by Kai Kleinwächter
Homepage: zeitgedanken.blog
Grafiken: Rechte wie angegeben
Umschlaggestaltung: © Copyright by Kai Kleinwächter
Erscheinungsdatum: Potsdam, Januar 2021
Version: 1.03
ISBN: 978-3-753141-99-2
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Inhaltsverzeichnis
Abbildungen
Abbildung 01: Weltweiter Güterexport
Abbildung 02: Deutscher AH - Produktgruppen mit höchsten Handelsdefizit
Abbildung 03: Importanteil verschiedener Komponenten des BIP (Lindner 2018)
Abbildung 04: Motive von Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen
Abbildung 05: Die Entwicklung des Preises Aluminium (06/2016 – 05/2018)
Abbildung 06: Volumen Außenhandel EU-Russland
Abbildung 07: Freihandelsabkommen der EU (Stand Mai 2020)
Abbildung 08: Wichtigste Handelsblöcke (ohne Beobachter, assoziierte Staaten etc.)
Abbildung 09: Supranationale Institutionen in Nord- und Südamerika
Abbildung 10: WTO-/GATT-Verhandlungen
Abbildung 11: Struktur deutscher Außenhandel nach Warengruppen
Abbildung 12: Handel zwischen Deutschland und Saudi-Arabien
Abbildung 13: Hofstede Vergleich China, Deutschland, Russland und USA
Abbildung 14: Neujahrsansprache des russischen Präsidenten (2018)
Abbildung 15: USA-Präsident beim Signieren eines Gesetzes (2018)
Abbildung 16: Angela Merkel Foto Parteivorsitz (2010)
Abbildung 17: Trompenaars - unversalistisch vs. partikularistisch
Abbildung 18: Trompenaars - individualistisch vs. kollektivistisch
Abbildung 19: Trompenaars - neutral vs. emotional
Abbildung 20: Trompenaars - spezifisch vs. diffus
Abbildung 21: Trompenaars - leistungs- vs. herkunftorientiert
Abbildung 22: Trompenaars - selbstbestimmt vs. außengeleitet
Abbildung 23: Trompenaars - Vergangenheits- vs. Zukunftsorientiert
Abbildung 24: Trompenaars Raumorientierung
Abbildung 25: Risikomanagement-Kreislauf
Abbildung 26: Preisvergleich Luxusfahrzeuge USA-BRD
Abbildung 27: Absicherung durch Produktion im Ausland
Abbildung 28: Direkter vs. Indirekter Vertrieb
Abbildung 29: Logistiker, Transithändler und Absatzmittler
Abbildung 30: Passiver und aktiver Transithandel
Abbildung 31: Aktivitäten Schattenwirtschaft
Abbildung 32: Toshiba Garantie
1 Grundlagen des Handels
1.1 Gründe für den Anstieg des Welthandels
Seit den 1950er Jahren nimmt der globale Handel deutlich zu. So betrug der weltweite Güterexport 1960 ca. 123 Mrd. US.$. Bis in die Gegenwart hat er sich um über das 300fache erhöht - auf knapp 20.000 Mrd. US.$. Sein Wachstum hält weiter an. Ausschlaggebend sind vor allem fünf Faktoren:
A) Politisch gewollte Marktöffnungen
B) Senkung Transportkosten
C) Etablierung Transnationaler Konzerne
D) Entfaltung einer globaleren Konsumkultur
E) Partizipation der Schwellenländer an der Weltwirtschaft
Abbildung 01: Weltweiter Güterexport
A) Politisch gewollte Marktöffnungen
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert dominierten in Europa protektionistische Strömungen. Die Staaten versuchten den Freihandel einzuschränken bzw. politisch zu kontrollieren. Aber auch in den USA war der Einfluss der Protektionisten groß. Diese schottet sich Ende der 1920er Jahre ruckartig von den Weltmärkten ab. Die ökonomischen Verwerfungen vertieften die Weltwirtschaftskrise deutlich.
Nach 1945 setzte sich in Europa und den USA eine positivere Sicht auf den internationalen Handel durch und es erfolgte eine kontinuierliche Öffnung der Märkte. Der Prozess wird als Liberalisierung bezeichnet. Der Handel wird so nicht nur mit weniger Kosten belegt, sondern oft überhaupt erst ermöglicht. Maßnahmen waren u.a.: Subventionen für exportierende Unternehmen, Abbau von Handelshemmnissen insbesondere durch den Abschluss von Handelsabkommen sowie weltweite Standardisierungen von Produkten.
B) Senkung Transportkosten
Parallel zur Liberalisierung sanken die Transportkosten deutlich. Entscheidend war dabei der (meist staatlich finanzierte) Ausbau der Transportwege. Die Errichtung von Eisenbahnstrecken, Flug- und Schifffahrtshäfen sowie Autobahnen ermöglichten eine Quantität des Handels der vorher undenkbar war. Dazu kommen seit den 1950er Jahren real fallende Energiekosten, sinkende Kosten für Transportgeräte (Schiffe, LKW) sowie der Steigerung ihrer Transportkraft und Wirtschaftlichkeit. Dazu trat eine umfassende Standardisierung der Abwicklung. Ebenfalls beschleunigte der Wegfall bzw. die Reduzierung von Grenzkontrollen die Abwicklung des Handels.
Beispiel: ISO-Container
Ein historisches Beispiel zur Senkung von Transaktionskosten ist die Durchsetzung des ISO-Containers für den internationalen Handel. Damit konnten die Transportkosten deutlich gesenkt und die Verladezeiten verringert werden. Solche Wirkungen von Standardisierungen zeigen sich auch im Finanzsektor, bei der Zollabwicklung oder der Warenverladung und Beförderung.
C) Etablierung Transnationaler Konzerne
Seit den 1960er Jahren etablieren sich transnationale Konzerne. Diese mindestens in zwei Ländern produzierenden Unternehmen nutzen die globalen Märkte um eine optimale Produktions- und Absatzstruktur umzusetzen. Sie sind einer der wichtigsten Treiber der weltweiten Arbeitsteilung.
(Massen-)Konsumgüter wie Möbel, Kleidung und Elektrogeräte werden von transnationalen Konzernen weltweit angeboten. Eine vergleichbare Entwicklung findet im Bereich der Nahrungsmittel und Systemgastronomie statt. Franchiseketten wie McDonalds, Burger King oder Starbucks stehen geradezu symbolhaft für die Globalisierung.
Auf Grund der internationalen Produktionsstrukturen und des globalen Marketings fällt auch die Trennung zwischen heimischen und ausländischen Unternehmen/Produkten zunehmend schwerer. Ein prominentes Beispiel ist Opel, das als deutsches Unternehmen gilt. Allerdings gehörte das Unternehmen schon seit den1920er Jahren zu General Motors (USA) und seit 2018 zur französischen Groupe PSA (Peugeot).
Dabei agieren große internationale Konzerne nicht nur auf ökonomischer Ebene, sondern sind auch entscheidende politische Lobbyisten. Da sie viele Arbeitskräfte beschäftigen und wichtige Steuerzahler sind, hat ihr Einfluss hohes Gewicht. Entsprechend entwickelten sich die TNK zu einem der Haupttreiber der Globalisierung.
Hidden Champions
Neben den großen Konzernen treten die „Hidden Champions“ auf. Darunter werden meist mittelständische Marktführer verstanden, die im Unterschied zu den TNK nur selten über Produktionsstrukturen im Ausland verfügen. Da sie vergleichsweise nur wenige Angestellte beschäftigen, sind ihre Erfolge kaum bekannt („hidden“). Meist operieren solche Unternehmen auf eher begrenzten Märkten, in denen selbst auf internationaler Ebene nur wenige Anbieter rentabel wirtschaften können.
Beispiel: Hidden Champions (Handelsblatt 2012)
- Roll-Hundeleinen der Firma Flexi
- Silberbesteck aus der Manufaktur Robbe und Berking
- Prothesenhersteller Otto Bock
- Achterbahnen und Karussells von Stengel
- Pistenraupen der Kässbohrer Geländefahrzeug AG
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