Steffen Kabela - Niemand schaut in mich rein

Здесь есть возможность читать онлайн «Steffen Kabela - Niemand schaut in mich rein» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Niemand schaut in mich rein: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Niemand schaut in mich rein»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Zwei Gesellschaftssysteme, zwei Länder, Sozialismus und Kapitalismus; ich bin ein Kind der DDR, im untergegangenen Staat geboren und aufgewachsen, den Umbruch durchlebt und heute bereite ich mich auf das Alter in der BRD vor. In mir fließt das Blut eines Ostdeutschen mit ostpreußischen und sudetendeutschen Wurzeln. Und von diesem Leben berichte ich. Was ist geschehen nach dem 29. Januar 2020, dem Sterbetag meiner geliebten Mama. Darüber berichte ich, ein Jahr lang über jeden Tag in meinem Schicksalsjahr 2020. Ich erzähle nicht nur über mein Leben, über meinen Alltag in dieser schweren Zeit. Ich lasse jeden teilhaben an meinen Gedanken, meinen Erinnerungen und an meinen Gefühlen. Ich möchte in diesem Buch vermitteln, warum Gefühle wichtig sind und wie diese auch enttäuscht werden. Wie ist es mir ergangen und wie wird es weiter gehen. Mit dieser Frage beschäftige ich mich auf eindrucksvollste Art und Weise, denn das was Geschehen ist, ist wohl nicht einmalig, aber desaströs.

Niemand schaut in mich rein — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Niemand schaut in mich rein», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Am 1. Oktober letztes Jahr wurde der Entlassungstermin meiner Mutti aus dem Krankenhaus bekanntgegeben. Sofort klärte die verantwortliche Pflegekraft den Termin ab und informierte mich, telefonisch(???) , über die Krankenhausentlassung am Folgetag gegen Mittag. Angefordert werden musste ein Schwertransport mit Rettungsstuhl, was zwar niemand verstand, aber es war halt so. Ich fuhr am Vormittag ins Krankenhaus und zog meine Mama für die Heimfahrt an. Die Reisetasche nahm ich schon mit und fuhr nach Hause. Da konnte ich bereits die Klinikwäsche waschen und war danach nur für meine Mama da. Nur es geschah nichts. Ich telefonierte mit Mama, dann sah alles ganz anders aus. Es war zu erwarten, Probleme. Transport ja, Schwertransport, Treppenstuhl nein. Unverständnis bei den Krankenhausmitarbeitern, wobei selbst die verantwortliche Schwester noch nicht einmal benachrichtigt wurde. Unverständnis auch bei dem Begriff Schwertransport. Nun zofte sich die Klinik mit dem Rettungsdienst über den Begriff Schwertransport und das auf Kosten eines kranken Menschen. Warum macht man das mit meiner Mutti? - fragte ich mich. Es gibt keine Antwort auf die Frage. Nach über 3 Stunden geduldiges Warten keinerlei Reaktion. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es doch so schön : Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ist es richtig, dass dies nicht auf unseren Freistaat Sachsen zutrifft? Hier und im speziellen in Nordsachsen tastet man die Menschenwürde nicht an, man tritt sie mit Füssen. Alte und kranke Menschen haben keinen Wert mehr, wie meine Schilderungen zeigen. Kurz vor Halbfünf stand plötzlich der Rettungswagen mit 3 Rettungssanitäter vor der Haustür, die beiden Rettungssanitäterinnen waren uns schon bekannt, ein Sanitäter und 4 Feuerwehrmänner als Unterstützung im Schlepp. Die Verspätung lag daran, dass die Transportart erst einmal abgeklärt werden musste und zwar von den beiden Rettungssanitäterinnen. Diesen beiden jungen Frauen war der Name und die Sache an sich bekannt und sie reagierten und veranlassten, dass die Feuerwehr sofort und unverzüglich vor Ort ist und war. Die Äußerung eines Feuerwehrmannes lies mich aufhorchen: Zitat „Die da Oben sollten weniger Feiern und dafür so einen verdammten Stuhl beschaffen, aber der kostet ja nur wieder Geld.“ Dieser Ausspruch ist sehr traurig, aber wahr...Mami war wieder zu Hause und darüber freute sie sich sehr. Ich war glücklich. Es war wieder einmal alles überstanden, Mami ihre Augen strahlten vor Glück. Sie war sehr schwach vom Liegen im Krankenbett. Und dann noch das Problem mit dem Heimtransport. Das nahm sie sehr mit. Von nun an kümmerte ich mich wieder voll und ganz um uns beide und den gesamten Haushalt. Mami stand dabei im Mittelpunkt. Ihr musste es gut gehen, dafür sorgte ich. Und es ging ihr gut…

Unsere Ämter, Behörden, Institutionen, Staatsbediensteten und Politiker … ohne Worte. Da sind wir wieder bei der Loreley, die Loreley ist keine deutsche Sage, nein, sie ist real – Sag mir was soll es bedeuten! In Indien nennen sie nun schon ihre Kinder Covid und Corona. Mich wundert nichts mehr. Wir haben Indien schon überholt. Ich kann zwar das Wort Corona nicht mehr hören, stört mich aber nicht. Was kann man unserer Politik überhaupt noch glauben, außer Nichts. Woher kommt meine Erkenntnis? Aus meinem letzten Abenteuer. Mein Personalausweis läuft nach zehn Jahren ab und ich benötige einen neuen Ausweis. Dazu muss man auf ein Amt, eine Behörde. Und genau das ist fatal. Ich bin im Besitz eines Schwerbehindertenausweises, leide unter anderem an Luftnot. Zweimal betrachtete ich mir schon die Ladenflächen von unten, ich bin einfach mit Mundschutz umgefallen. Es ist nicht schön, Luftnot zu haben, umzufallen, einen Blackout zu haben und dann auch noch körperliche Schmerzen vom Fall. Das Verständnis für das Tragen der Maske habe ich und mache ich auch, wenn ich dazu in der Lage bin. Der öffentliche Nahverkehr kommt für mich wegen meiner Krankheit sowieso nicht in Frage. Die Maske trage ich, die Nase bedecke ich nicht. Und wenn ich nicht mehr kann, nehme ich die Maske einfach ab. Das tut weniger weh wie ein Sturz. Meine Erfahrung hatte ich schon bei der Fahrzeugummeldung gemacht. Der „amtliche Kampfhund“ in der Eingangstür sah das schon anders und wollte meinen Schwerbehindertenausweis nicht akzeptieren. Es gab eine böse Diskussion mit anschließender Ummeldung. Also es ging ja doch. Und nun das Gleiche wieder. Die Stadtverwaltung besteht auf die Mundschutzpflicht, es ist jeder in der Lage, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen, so die Dame der Stadtverwaltung. Die sächsische Staatskanzlei beschließt und verordnet in der Corona-Verordnung des Freistaates, dass entweder der Schwerbehindertenausweis oder die Befreiung vorliegen muss. Die Corona – Hotline versteht das Handeln auch nicht. Das Amt auf dem platten Land weiß aber was es tut, es interessiert sich für die Verordnungen einfach nicht – das Loreley-Amt. Nun bin ich einfach mal gespannt, wie ich noch zu meinem Personalausweis kommen werden, bevor er abgelaufen ist bei steigenden Infektionszahlen. Ich komme mir vor wie bei Rumpelstilzchen – Ach wie gut das niemand weiß, alte Behörde, neuer Scheiß. Ich habe den Kanal so voll, warum immer wir, warum immer ich.

Mein Mundschutzproblem wurde geklärt, ich konnte mit akzeptiertem Schwerbehindertenausweis die heiligen Räume der Behörde, des Amtes, betreten. Nun streikte aber die Technik und das richtig. Das Geld musste ich bezahlen, eine Quittung bekam ich nicht. Technik halt.

Vor einem Jahr war meine Mama zu Hause und alle waren froh darüber. Mami ging es den Umständen entsprechend gut, sie war schlapp und ihr Lebensmut war ungebrochen. Sie versprühte so viel Energie, auch schon wegen mir. Trotzdem spürte ich ihre Angst und Traurigkeit. Ich war immer in ihrer Nähe und machte alles, Haushalt, Einkauf, Wäsche, Kochen, Pflege. Ich war für meine Mami immer da. Mama war sehr glücklich darüber. Bei jeder Anstrengung setzte sofort die Luftnot ein und das ist etwas ganz Schreckliches. Ich kenne das Gefühl selber. Ich passte den Tagesablauf so an, dass es nur noch wenige Möglichkeiten einer Anstrengung gab. In der Nacht saß ich oft und viel an ihrem Bett, wenn sie schlief. Ich wachte für sie, um gleich reagieren zu können und zu helfen. Jede kleinste Bewegung registrierte ich, es war schon jahrelange Erfahrung. Unsere Hausärztin kannte die Luftnot und versteckte sich nach wie vor hinter ihrer Aussage, dass die Krankenkasse keine Sauerstoffgabe bezahlt. Ich sollte immer noch die Balkontür groß aufmachen oder so einen Automaten selber kaufen. Kurz, knapp, dreist. Ich versuchte es mit Sauerstoff aus der Sprayflasche, es half kurzzeitig und das machte Mut. Mami konnte durch den O2-Spray etwas mehr durchatmen. Es war eine Unterstützung, Frau Doktor war nämlich keine. In der Zwischenzeit ging mir diese Person auch schon richtig am Arsch vorbei. Ich hatte nur noch Wut auf diese Frau. Ein Wechsel war in dieser Situation auch nicht möglich. Also: Augen zu und durch. Jeder weitere Hausbesuch wurde nur noch zur Qual, irgendetwas versaute sie immer. Ich hatte hinterher nur noch zusätzliche Wege zu erledigen. Natürlich teilte ich das ihr auch entsprechend mit, was sie überhaupt nicht bewegt. In der Zwischenzeit ist mir bekannt, dass es noch viel mehr gleichgelagerte Fälle wie bei uns gibt. Es ist bekannt und wird auch noch geduldet. Nichts passiert, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Es ist Realität, bewiesenen Realität.

Titel

Die Nächte werden länger

Mami war froh zu Hause bei mir zu sein. Wir genossen jeden Tag aufs Neue. Ich war für meine Mami zu jeder Zeit da, Mami freute sich sehr. In Mami floss ostpreußisches Blut, sie kämpfe immer und gab nie auf. Mami wurde zu Weihnachten 2018 von der Psychologin beim Hausbesuch alles Gute gewünscht , viel Gesundheit und noch eine schöne Zeit mit der Familie. Mami erwiderte darauf hin, dass Gesundheit für sie sehr wichtig sei und sie schon noch auf der Erde bleiben möchte. Das ruckte mich sehr, denn ich kannte Mami ihren Kampfgeist und Lebenswillen. Mami war mit allem zufrieden, immer zufrieden, genügsam, mochte keinen Zank und Streit, für alle da, gab das Letzte und machte anderen Menschen immer eine Freude. Kurz gesagt: Mama war ein ganz liebevoller Mensch. Und nun erlebte ich wieder mit, wie sie täglich schwacher wurde, das Wasser anstieg, ihr rechter Arm und die Hand immer dicker und die Luft immer knapper wurden. Schon lange hatte ich mit Mami alles besprochen, dass sie keine Angst haben braucht, muss und haben soll. Ich passe auf sie auf, bin immer bei ihr oder in ihrer Nähe. Mami hatte Angst, irgendwann in ein Heim zu müssen. Sie musste mir versprechen, diesen Gedanken zu streichen in ihrem Kopf. Omi und Papi mussten in kein Heim und meine Mami gleich gar nicht. Das wusste sie und ich versprach es ihr auch. Mami kommt immer wieder nach Hause, dafür sorge ich und dafür bin ich auch da. Kraft hatte ich schon lange keine mehr, das war aber so was von egal. Mami kommt zu mir, bleibt bei mir, in ihrem schönen Zuhause. Punkt und AUS. Sonntagmittag, es war der 13. Oktober, sagte sie zu mir, dass ihr wieder so kalt unter der Haut ist, sie schlechter Luft bekommt, „Steffleinchen, nun ist es wieder soweit, ich muss wieder in das Krankenhaus. Rufe doch bitte an, sie sollen mir doch helfen. Ich will doch wieder noch etwas gesünder werden und wieder nach Hause kommen“. Ich rief den Notarzt. Es dauerte sehr lange, fast eine Stunde bis Hilfe eintraf, aber es geschehen auch noch Wunder. Der Arzt, die Rettungssanitäter waren sehr nett und freundlich. Es stellte sich heraus, sie waren nicht von hier und auch nicht der Rettungswagen. Die Erstversorgung erfolgte ohne Stress und Angst, Mami war sehr ruhig. Der Abtransport erfolge sehr behutsam, sorgsam und leise mit einem Rettungsstuhl. Ich sollte sogar gleich mit dem Notarzt ins Krankenhaus fahren. Das war der beste Beweis, dass es auch anders funktioniert. Woran das wohl liegt? Ich packte die Tasche und fuhr unverzüglich hinterher ins Krankenhaus. Als ich in der Notaufnahme ankam, holte mich die unbekannte Ärztin in den Schockraum zu meiner Mami. Die Untersuchungen waren noch im vollen Gange, Mami ging es gut. Sie wurde sofort mit Sauerstoff versorgt. Mami sah mich, ich drückte und küsste sie, was die Ärztin auch aufnahm. Jetzt sprach die Ärztin mit uns Beiden, nebenbei wurde auch schon begonnen, das Wasser wieder auszuschwemmen. Die Ärztin war sehr freundlich, einfühlsam, kommunizierte mit uns, behilflich – alles Eigenschaften, die wir von dem Standort überhaupt nicht kannten. Kein Wunder, die Ärztin war auch nicht aus dieser Klinik, sie war eine „Leihgabe“ aus der Messestadt Leipzig. Nun fragten wir uns langsam, was hier wohl geschehen war. Bald sollte sich herausstellen, dass es eine Eintagsfliege und ein Ausrutscher war! Unverständlich war der Ärztin, warum ich Mami nicht schon zu Hause mit Sauerstoff versorgte. Ich sagte ihr, dass ich dies bereits tat, genauso, wie es unsere Hausärztin vorschlug und empfahl, ich öffnete die Balkontür. Nun stellten sich die Symptome bei dieser Leipziger Ärztin ein, Hecheln, Atemnot, Maulsperre und Muskelversagen, der Kuli fiel ihr aus der Hand. Es war eine Art Schockstarre … als sie wieder zu sich kam, fragte sie mich, ob das mein Ernst sei. Meine Mami sprach ein klares „JA“. Die Ärztin hob ihren Kuli wieder auf und vermerkte es in der Krankenakte. Nun musste sich die junge Ärztin noch um die anderen eingelieferten Patienten kümmern. Sie war flott unterwegs, auch das kannten wir nicht. Ich denke da nur an die Oberärztin von der Inneren, die ist so pfeilschnell, der kann man während dem Laufen die goldenen Schuhe besohlen. Nur zum Feierabend bewegt sie sich schneller. So manch ein Leser meint jetzt, dass ich ganz schön frech bin. Ich antworte dazu gerne mit „Ja“, dass musste ich lernen, aber es ist ehrlich und die volle Wahrheit. Ich lüge nicht, brauche ich nicht und kann es auch nicht. So wie ich alles beschreibe, haben wir es auch erlebt. Und nicht nur wir, oft gab es dazu nur ein quittierendes Kopfschütteln. Keiner hat den Mut sich dagegenzustellen. Ich habe den Mut, wenn dieser auch gepaart ist mit Kraftlosigkeit, Angst, Panik, Unmut, Selbstzweifel, Wertlosigkeit und Schuldgefühle … auch in mir fliest ostpreußisches Blut und ich kämpfe, vor allem für meine Familie. Nun kam Mami auf Station und ich ahnte schon die bevorstehende Katastrophe. Mami wurde verlegt auf die Station 3 und ich bekam die Ehre, gleich mit hoch zu fahren. Ich traute meinen Augen nicht, Mami kam in das Zimmer, in dem unser Papi für immer eingeschlafen ist. Das konnte nicht sein, das ging überhaupt nicht. Ich hatte keine Chance, mir wurde gleich sehr unfreundlich mitgeteilt, ob ich nicht wisse, was für ein Tag sei, Sonntag, da schieben sie keine Betten hin und her, „die bleibt dort wo sie ist!“ - und die Pflegekraft in Weiß ging ab Richtung Kaffeetasse. Das ist keine Vermutung, nein, dort fand ich sie wenige Sekunden später vor. Ich bestand auf einen Arzt, sie sagte ohne Aufzuschauen „Montag“. Sprachlos zog ich von Dannen. Mami lag alleine in dem Zimmer. Ich packte die Tasche aus, räumte den Nachttischschrank ein, legte Taschentücher und Handy bereit. Jetzt setzte ich mich zu Mami und blieb bei ihr. Mami sagte ich natürlich nicht, dass es das Zimmer ist, indem unser Papa verstarb. Am Abend schaute noch einmal die junge Ärztin vorbei und stellte fest, dass die Schwestern überhaupt noch nicht mit den verordneten Maßnahmen begonnen hatten. Jetzt klärte sie es und es begannen die Verordnungen. Sie versprach mir auch eine Klärung der Zimmerangelegenheit am folgenden Tag. Nach unendlich vielen Aufforderungen, das Zimmer zu verlassen durch die Schwestern, packte ich kurz vor 22 Uhr zusammen, verabschiedete mich von Mami und fuhr unter Tränen nach Hause. Mit Mami verblieb ich so, dass sie mich wie immer jederzeit anrufen kann und ich am nächsten Morgen gegen 10 Uhr Auftauchen, wie aus dem Nichts zur Freude der Frühschicht-Schwestern, werde. Mami strahlte vor Freude. Unser Zuhause war dunkel, kalt und leer für mich. Ich fand weder Ruhe noch Schlaf, sorgte mich um Mami, hatte große Wut im Bauch, weil mir alles wieder durch den Kopf ging – Danke Grübelzwang für die Grübelschleife. Es war eine ganz unruhige Nacht, ich konnte einfach nicht schlafen. Ich hätte nach Glashütte gehen können und dort als innere Unruhe im Uhren-Kombinat Geld verdienen! Am Morgen rief ich erst einmal Mami auf ihrem Handy an und freute mich, sie zu hören. Sie freute sich auch. Ich erfuhr, das gegen Morgen eine schwer kranke Frau mit zu Mami ins Zimmer gelegt wurde. Jetzt packte ich kleine Leckereien für Mami zusammen, etwas Kräuterquark, gekochte Eier, Tomatensalat, Mandarinen-Kompott und ein paar Stückchen unserer eingelegten Senfgurken. Das mochte sie so sehr gerne. Kurz nach 10 Uhr stand ich unerwartet auf Station und wie immer bekam ich wieder einmal mehr reichlich Probleme mit Patienten und Angehörigen mit. Uns oder mich betraf es also nicht alleine, es gab noch mehr unzufriedene Menschen. Das passte natürlich weder den Schwestern noch den Ärzten. Und bekannt war und ist sind die Probleme im gesamten Haus und das schon seit Jahrzehnten. Ich ging einfach zu Mami ins Zimmer, sie freute sich unendlich sehr, mich zu sehen. Im anderen Bett lag die schwerkranke Frau und die Tochter saß weinend am Bett ihrer schlafenden Mutti. Zum Mittag bekam Mami einfach so Milchreis hingestellt. Tagesmotto „ Friss oder stirb.“ Der Pampf war dazu auch noch lauwarm mit Tendenz zu kalt. Die Kirschen über dem Milchreis trugen schon eine dunkel angetrocknete Haut. Es war ungenießbar. Auch die andere Frau bekam das gleiche Essen wortlos mit freundlichem Schwung und selbigem Motto auf den Nachttisch geknallt. Die Küchenfee verschwand auf nimmer Wiedersehen. Mami bekam von mir etwas Quark, ein Ei und Tomatensalat. Mami war wie immer glücklich und zufrieden. Nach dem Mittag bekamen wir unerwarteten Besuch von Schwestern der anderen Inneren Station. Die junge Ärztin vom Vortag hatte Wort gehalten und Mami zog um mit der Begründung, dass sie nichts für die Station 3 ist, sie ist eine „Fünfer Patientin“. Mami rollte mit dem Bett voran, ich packte die Sachen aus dem Nachttisch zusammen und folgte in Zimmer 505, das Bett am Fenster. Zwei weitere sehr nette Frauen lagen noch mit im Zimmer. Sie freuten sich über meine tatkräftige Unterstützung und Mami konnte mit ihnen erzählen. „Sie sind ja schon wieder bei uns, Frau Kabela“ – so kamen die Schwestern der Spätschicht in das Zimmer. Ja, so war es. Ich saß die ganze Zeit bei meiner Mami am Bett, war bei ihr und das tat ihr sehr gut. Ich machte ihr das Abendbrot und fuhr am späten Abend, kurz vor 22 Uhr, nach Hause in das einsame Zuhause. Zur Ruhe kam ich nie und nimmer. Nachts machte ich die Wirtschaft und den Haushalt. Ich kochte für den nächsten Tag für Mami Essen vor, mal Eintopf, Königsberger Klopse, marinierter Hering oder Kartoffelpuffer zur Überraschung, bereitete alles weitere zum Mitnehmen vor, kümmerte mich um die Wäsche. Alles ging sehr langsam, denn mir fehlte die Kraft und die Gedanken kreisten in mir. Manche Nacht legte ich mich erst gar nicht in mein Bett. Ich schlief oft nur kurz oder nicht. Das schlauchte und eine kalte Dusche und starker Kaffee half am Morgen. Obwohl es ihr schon wieder etwas besser ging, hatte ich keine Ruhe. Der liebe Gott wusste schon warum! Das 2020 unser Schicksalsjahr sein würde, ahnte ich, nein wusste ich. Die große Angst ließ mich zittern und frieren und die Wut in mir ließ mein Blut kochen. Mir ging es schlechter wie schlecht, dass konnte ich Mami aber nicht zeigen. Das wollte ich nicht, Mami wusste es aber und sah es auch an meinen Augen. Die waren rot und verquollen von den vielen Tränen. Kaltes Wasser half nur bedingt. Und dann waren immer noch die Gedanken im Kopf, was mich dann wieder in der Klinik erwartet, täglich etwas Anderes. Was wird werden, was wird kommen?!?! Weder Omis noch Papis Tod hatte ich nur ansatzweise verarbeitet. Auch nicht den Verlust der anderen Familienmitglieder, Verwandte, Freunde, Bekannte. Es geschah einfach viel zu viel in unserem Umfeld.Am nächsten Morgen telefonierte ich wieder zuerst mit Mami um zu erfahren, ob sie einen Wunsch hat. Ihr größter Wunsch war ich in ihrer Nähe, bei ihr. Den erfüllte ich sofort und war wieder kurz nach 10 Uhr bei ihr. Für diesen Tag organisierte ich mir einen Termin für ein Arztgespräch, was mir täglich zustand, ich es aber nicht täglich nutzte. Die Schwester schaute mich an, fragte nach, ob ich noch kein Gespräch hatte. Ich verneinte und sie versprach mir es weiterzuleiten. Ich wollte nur wissen, wie es mit Mami behandlungsmäßig weiter geht. Mehr eigentlich nicht. Und das sollte nun zum Problem werden, ein hausgemachtes, alt bekanntes Problem. Kein Personal zeigte sich im Zimmer, nur die Lehrschwester 1. Lehrjahr und der Praktikant, ein junger Kerl mit mittel-dunkler Hautfarbe. Beide waren sehr nett und freundlich zu den kranken Menschen und zu uns Angehörige und Besucher. Ich hatte schnell Kontakt zu ihm, sprach mit ihm und er vertraute mir. Sein Ziel war es, Rettungssanitäter zu werden. Nur leider erging es ihm auf der Station nicht gut, davon konnte selbst ich mich überzeugen. Er klagte und erzählte mir viel über seine Erlebnisse auf der Station, auch über Schikanen durch das Personal. Meine Ohren hörten viel und meine Augen sahen auch einiges, ich war informiert, allerdings mehr alarmiert. Was ich da sah gefiel mir nicht, es war richtiges Mobbing. Und das muss sich niemand antun, aber was dagegen tun, wenn man keine Hilfe hat. Für den großen Manitu ein echtes Problem! Das ist sehr schwer und auch ich habe das schon am eigenen Leib nicht nur einmal erlebt. Ich wusste, was er da durch macht. Ich blieb bei meiner Mami, wir unterhielten uns und Mami schlief immer mal wieder ein. Sie wusste, ich bleibe bei ihr, wenn sie aufwacht bin ich da. Sie schlief ganz zufrieden, friedlich und ruhig. Am Abend kamen dann die welligen Mischbrotschnitten. Zwei Küchenfrauen waren sehr freundlich und hilfsbereit zu den Patienten, an diesem Abend hatte ein anderes „Exemplar“ Dienst. Ich bereitete Mami ihr Abendbrot und blieb am Bett sitzen. Die „Wellbemmen“ lagen auf dem Teller, ein Arzt hielt es nicht nötig auf ein Gespräch mit mir zu erscheinen. Die andere Angehörige hatte auch nicht ihr angemeldetes Gespräch. Wir reklamierten gemeinsam. Die Schwester verstand es nicht und schwor, dass sie es an die Ärzte weitergeleitet hat. Nun waren nicht nur wir Angehörige sauer, sondern auch die Schwester. Sie wollte sich am nächsten Tag intensiv um die Arztgespräche kümmern. Wir hatten zwar Hoffnung, aber keinen Glauben mehr daran. Ich blieb noch eine Weile bei meiner Mama am Bett sitzen. Mami erfreute sich immer an den kleinen Blumengestecken auf ihrem Nachttisch. Mami mochte die kleinen selber gemachten Gestecke sehr und sie wurden auch immer bewundert von anderen Menschen. Ich kaufte mir die Schnittblumen, steckte die Gestecke zu Hause in Kombination mit Blüten von den heimischen Orchideen. So hatte Mami auch etwas von Zuhause an ihrem Bett. Mami freute sich auch immer , wenn andere Menschen sie bewunderten, wie sauber und gepflegt sie ausgesehen hat. Auch ihre Alter sah man Mama nicht an, sie wurde immer viel jünger geschätzt. Bewundert wurden immer die schönen Nachthemden, Handtücher und Waschlappen die für Mami täglich immer neu, gewaschen und sauber vorrätig waren. Alles duftete sauber und Mami antwortete auf Nachfrage immer ganz stolz „das macht alles mein Sohn für mich und noch viel mehr, er macht alles für seine Mama“. Mich machte es auch stolz, für mich war es aber normal. Ganz normal, denn ich wollte immer für meine Familie und für meine Mama da sein. Ich machte es nicht nur gerne, sondern auch mit viel Liebe. Und so gestaltete sich im Normalfall der Tag, im Moment allerdings wieder einmal die Nacht. Alles was Mami sehr mochte, machte ich auch für sie und nahm es mit ins Krankenhaus. Die eine Küchenfrau fragte schon immer nach, mit was Mama morgen wieder zum Mittag verwöhnt wird, „von dem Essen hier kann niemand gesund werden, nur noch Magenkrank“ – so die nette Dame. Also wurde die Nacht zur Nacht der Küche und des Herdes. Ich machte Kartoffelsalat, Nudelsalat, Gurkensalat, Schnellgurken, Tomatensalat, Rote Bete, nahm Wienerle, rohen Schinken, Obst wie Mandarinen, Trauben und Mango mit, das mochte sie gerne essen. Und nun war es wieder so weit, es war kurz vor 22 Uhr und ich fuhr wieder einmal sehr traurig nach Hause. Auch mir blieb nicht verborgen, dass sich Mami veränderte, sie wurde immer schwächer und schläfriger. Das war kein gutes Zeichen und ich machte mir noch mehr Sorgen. Zuhause angekommen begann die zweite Schicht für mich, die Gedanken waren immer bei Mami. Und so war es auch wieder eine arbeitsreiche unruhige Nacht.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Niemand schaut in mich rein»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Niemand schaut in mich rein» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Michelle Rowen - That Old Black Magic
Michelle Rowen
Stephen Cannell - At First Sight
Stephen Cannell
Harry Harrison - Make Room! Make Room!
Harry Harrison
Steffen Kabela - Ich, Kind der DDR
Steffen Kabela
Serena S. Murray - Celeste - Siehst du mich?
Serena S. Murray
Steffen Kabela - Essen für´n Arsch
Steffen Kabela
Stefan Malmström - Secta
Stefan Malmström
Jakob Michael Reinhold Lenz - Die Soldaten
Jakob Michael Reinhold Lenz
Отзывы о книге «Niemand schaut in mich rein»

Обсуждение, отзывы о книге «Niemand schaut in mich rein» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x