„Geschmacksverstärker-Abenteuer“ – was will das Buch mir sagen? Das werden sich sicherlich einige Leser fragen. Ich möchte damit ein Thema in meinem Leben angehen, was mich schon viele Jahre begleitet und belastet. Schade eigentlich, aber das Thema Geschmacksverstärker ist nach wie vor in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Aber warum? Warum muss ich mich schämen und warum ist die Scham so groß, über dieses Thema zu reden! Dieses Thema ist in der Gesellschaft verpönt und wird von den Verantwortlichen, wie Politik und Wirtschaft geschönt, verunglimpft und für nicht existent dargestellt. Sie gehen sogar weiter und sprechen die gesundheitlichen Schäden sogar ab, halten sie klein. So ist es ganz und gar nicht. Viele Menschen vertragen die chemischen Geschmacksverstärker nicht und wissen überhaupt nicht warum es ihnen nicht so gut geht nach dem Genuß mancher Lebensmittel.
Bei mir war es genau so, ich hatte weder eine Erklärung für mein Unwohlsein und auch niemand konnte es mir erklären oder wollte es mir erklären.
Fakt ist, die Politik und die Wirtschaft verdienen daran, das es Menschen teilweise sehr schlecht geht und nehmen es auch noch so in Kauf. Sie verstecken sich hinter den natürlichen Geschmacksverstärkern, das diese auch von den Menschen vertragen und zu sich genommen werden, ohne Beschwerden. Erwiesen ist, es geschieht nun auch schon etwas gegen diese Zutaten, trotzdem ist es eine zerstörende und schreckliche chemische Zutat: das Glutamat .
Geboren wurde ich im Jahre Eintausendneunhundertzweiundsechzig nach Christus in Ostdeutschland, in der damaligen DDR. Ich wuchs auf dem Land auf, in einem kleinen Dorf nördlich der Leipziger Tieflandsbucht. Ja, ich wurde im letzten Jahrtausend geboren, bin aber ganz und gar nicht von gestern, ich lebe in der Realität.
Als ich zur Welt kam gab es noch keine Kühlschränke für alle und gleich gar keine Gefrierschränke. Die Lebensmittel wurden kühl und dunkel in Speisekammern aufbewahrt. Haltbar wurden sie durch Einkochen nach Weck, Einwecken, gemacht. Obst, Gemüse, Fleisch – alles wurde eingeweckt. Aber auch wurden Lebensmittel geräuchert oder in Lake eingelegt. Alles auf natürliche Art. Gewürzt wurde mit natürlichen Gewürzen wie Salz und Pfeffer, Kümmel, getrockneten Paprika, Zwiebel, Knoblauch, Thymian, Majoran und vielen anderen einheimischen Gartenkräutern. Aber auch Zucker, Essig, Öl und Senf waren in den heimischen Küchen zum Würzen vertreten und sehr beliebt. Alles was im Garten, auf dem Feld, auf dem Balkon oder in Blumenkästen auf dem Fensterbrett wuchs war billig und selbst erzeugt. Alles was aus dem Ausland zu uns kam, wurde teuer eingekauft, im Tausch gehandelt und war aus diesem Grund auch im Verkauf teuer. Viel Geld hatten die Menschen in den 60-er und 70-er Jahren nicht zu Verfügung. Trotzdem konnte jeder sich die Gewürze leisten. Diese Gewürze kamen aus anderen Ländern des RGW, also aus dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet, also befreundete Länder und Handelspartner. Richtig teuer wurde es, wenn die Waren aus den Ländern des NSW exportiert wurden. Das kostete der kleinen DDR Devisen oder andere Waren, auch Konsumgüter. Aber, auch diese Gewürze konnten wir uns leisten. Andere Gewürze, gute gehobene Gewürze wurden ab den 80-er Jahren im „d“ – delikat – Handel für sehr teures Geld verkauft. Selbst dort kauften wir ein. In Westdeutschland exportierte man die Gewürze auch aus dem Ausland. Die harte Währung war vorhanden und der Handel florierte ganz getreu dem Motto: die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das brachte die Gewürze sehr billig ins Land und wurde billig an den Endverbraucher weiterverkauft. Alles für den Profit. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen kennen wir alle durch die marxistischen Theorien. Diese Theorien wollten nicht verstanden werden und konnten teilweise auch nicht wegen ihrer Interpretation verstanden werden. Aber eins ist Fakt, ob wir es komisch oder ernst nehmen, Karl Morx, Friedrich Engel(s) und Wolodja Uljanow hatten schon Recht, waren nur kompliziert zu verstehen. Die Aktualität ist immer noch vorhanden, egal ob vorgestern, gestern oder heute. Die marxistischen Theorien werden auch morgen noch aktuell sein, selbst bei unserem Essen – in Form von Profitgier einzelner.
Wir bewohnten ein großes Zimmer und zwei kleine Zimmer. Das Größere der kleinen Zimmer bekam Omi als Schlafzimmer, das kleiner Zimmer war das Elternschlafzimmer und der Stellplatz meines Kinderbettchens. Das große Zimmer war der Korridor, Küche, Bad und Wohnzimmer in einem. Das Klo war ein Naturklo gleich neben dem Misthaufen, schräg über den mit Kopfstein gepflasterten Hof, wo wir zur Miete wohnten. Omi ihr Zimmer war beheizbar durch einen kleinen Kanonenofen, das Schlafzimmer hatte keinen Ofen. Dafür gab es im Winter schöne Eisblumen am Einfachfenster, eiskalte Betten und glitzernden Reif am Morgen an den gemalerten und mit Ornamenten gewalzten Wänden.
Tag und Nacht bekam der Kohleherd in der Küche Holz und Knorpel zum Brennen, das Feuer durfte nicht ausgehen. Da schliefen Mami, Papi und ich in dem großen Zimmer, damit meine Windel mir nicht einfror. Ich hatte keine Einmalwindel, das gab es da noch nicht. Ich trug zeitgemäß eine Baumwolleinlage, eine Windel aus Baumwolle, eine Spreizeinlage und eine Windelhose aus wasserabweisender Folie. Und ich war genau so glücklich damit, wie meine Familie.
Und genau dieser Ofen spendete nicht nur Wärme für den Raum, sondern er war auch ein wunderbares Kochgerät. Es konnte alles richtig schonend gekocht, gegart, werden. Man brauchte einfach zum Kochen keine Zusätze, alle und auch wir kochten mit dem was vorrätig war, mit dem was Keller, „Speis“ und Schuppen so hergaben. Auch konnte man nicht einfach so in einen Supermarkt gehen und alles einkaufen. Das gab es nicht. Trotzdem waren wir glücklich, denn wir hatten einen Dorfkonsum, einen HO - Tante Emma – Laden, zwei Bäcker und einen Fleischer. Regelmäßig kam auch noch der „Fliegende Konsum“ ins Dorf oder man lief die 3 Kilometer in den Nachbarort, dort gab es ein Landwarenhaus. Viel besser war natürlich alles das, was man selbst herstellen, ernten oder schlachten konnte. Und sportlich mußte man auch noch sein, denn oftmals lief das Vieh davon und flüchtete über den Hof.
Ich hatte es da schon etwas besser. Ich bekam die Muttermilch aus der Direktvermarktung. Das war echt gut, direkt von meiner Mama. Als ich größer wurde, reichte mir das natürlich nicht mehr und ich bekam echte Milch von der Kuh und dann Brei in allen Formen und Farben. Die Zeit strich ins Land und ich genoss eine hervorragende medizinische Versorgung. Tante Maria, die Gemeindeschwester, stammte auch aus Böhmen, dem Sudetenland und aus Papas Nebenort, hatte an mir einen Narren gefressen. Wir mochten uns beide und sie ging bei uns ein und aus. Aber auch Dr. Martin mochte mich und auch Schwester Maria. Sie war ganz stolz auf mich und zeigte es auch. Das Geräusch, wenn sie mit ihrem Moped Simson SR 1 angerauscht kam erkannte ich sofort, strampelte aufgeregt, schaute zur Türe bis sie diese nun endlich öffnete. Möhrenbrei, Kartoffelbrei, Haferbrei, Grießbrei, geriebene Möhren, geriebene Äpfel – ich konnte es nicht mehr sehen und verweigerte die komplette Nahrung. Wozu hatte ich denn eine Zunge, damit konnte man ja alles schön zur Freude von Omi, Mami und Papi wieder raus schieben. Mami verzweifelte und Tante Maria fasste einen Beschluss, mit den Worten, wie meine Mami immer erzählte: „Mein Freund, warte ab, mit mir nicht.“ Dann ging sie ab zu ihrem Moped und brachte ein Paket mit. Wir bekamen viel von ihr, Hausgeschlachtetes, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Eier, alles was zum Leben benötigt wurde. Tante Maria teilte alles und immer. Sie bat Mama um eine Schnitte, ein Brettchen und ein Messer.
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