Ben Tillmann
Pekulani
Das Geheimnis von Doany
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ben Tillmann Pekulani Das Geheimnis von Doany Dieses ebook wurde erstellt bei
Zusammentreffen
Firma Stiffmann & Co
Ankunft in Madagaskar
Dr. Taozara
Carolin
Der Weg zum Hagasa See
Treffen in der Vanillefabrik
Spuren
Entdeckt
Oase im Urwald
Medizin
Zweifelhafte Versöhnung
Ein schwieriger Fang
Verrat
Die Jagd nach dem Pekulani
Nachtwache
Eine fesselnde Show
Die Ehrenbürger von Madagaskar
Impressum neobooks
Yanick glitt lächelnd zwischen den Besuchern der Galerie hindurch zum Buffet und griff über den Tisch nach drei Champagnergläsern. Er ließ sanft den Korken aus der Flasche, als ihn jemand an der Schulter berührte. Yanick dreht sich halb um und sah Armins besorgte Miene.
„Wer sind denn die beiden Frauen, denen du den Champagner einfüllst?”
„Die Blonde ist Angelika, sie studiert Kunstgeschichte und ist mit irgendeinem Professor zusammen“, meinte Yanick. „Die Schwarzhaarige arbeitet in einem Sonnenstudio.”
„Ist die Schwarzhaarige Single?”
„Ja.”
„Ich hoffe, du interessierst dich für die Schwarzhaarige. Das gibt weniger Schwierigkeiten.”
Yanick verzog keine Miene, obwohl Armin falsch lag.
„Und wie findest du ihn?”, fragte die Schwarzhaarige.
„Wenn ich ihm zuhöre, habe ich auch mal Lust tauchen zu gehen.“ Angelika fuhr sich mit der Hand durch den blonden Wuschelkopf. „Ich möchte mich gerne wieder in die Tiefe hinabsenken.“
„Schon aber…“
„Das muss wirklich wunderschön sein“, unterbrach Angelika. „Rundherum sind überall exotische Fische in ihren schillernden Farben. Und man schwimmt mitten unter ihnen.“
„Das meinte ich nicht.“
„Ich weiß, dass du das nicht meintest.“ Angelika lachte kurz. „Wo denkst du bloß hin?“
„Dir gefallen immer Männer, die sich für die Natur interessieren.“
Angelikas Blick trübte sich. „Mein Mann hat mir kürzlich von torkelnden Elefanten erzählt. Das klang zuerst interessant. Aber dann ging es nur um eine Theorie. Sind die Elefanten von vergorenen Früchten betrunken? Dann müssten sie aber mehr als das Hundertfache ihrer normalen Nahrungsmenge essen. Daran kann es also nicht liegen“, endete Angelika verdrießlich.
„Mach keine Dummheiten”, sagte die Schwarzhaarige.
„Die habe ich vor Jahren gemacht.” Angelika trank ihr Glas und stellte es beiseite. „Heute nicht.”
Yanick wollte schon mit dem Champagner zu den beiden Frauen gehen.
„Moment noch, Yanick.” Armin fasste Yanick am Arm. „Kannst du mir noch das Geld zurückgeben, dass ich dir geliehen habe?”
„Im Moment habe ich keines dabei, aber du kriegst es noch zurück.” Da waren sie wieder. Seine Schulden tauchten auf wie die vielen Bläschen im Sprudel: Schulden bei Armin, bei dem Autohändler, bei der Frau seines Vermieters und bei der Bank.
„Ja klar, Yanick, aber das sagst du schon seit Wochen und ich brauche das Geld dringend.”
„Natürlich gebe ich dir das Geld zurück. Wo ist das Problem?”
„Ja, klar, ich weiß ja, dass du immer dein Wort hältst”, meinte Armin. Er kratzte sich am Kopf. „Ich habe schon Stress zu Hause.”
„Oh”, wehrte Yanick ab. „Davon will ich nichts wissen.”
„Solltest du aber”, meinte Armin. „Ich habe deinetwegen Stress. Sophie sagt, ich soll mich von dir in nichts hineinziehen lassen.”
So, das sagt also deine Freundin, dachte Yanick. Das war natürlich eine weitere Gefahrenquelle.
„Ich brauche das Geld wirklich“, drängte Armin.
„Ich versichere dir, es wird keine Schwierigkeiten geben", meinte Yanick. Alles, was ich brauche, ist eine Chance, dachte Yanick, eine Chance, werde ich auch irgendwie nutzen.
Yanick wachte auf und setzte sich auf die Bettkante. Sein Blick streifte die zerwühlte Bettdecke, die sich langsam, rhythmisch hob und senkte. Am Kopfende schaute ein blonder Wuschelkopf hervor.
Yanick erhob sich leise, um die Blonde nicht zu wecken, und zog sich an. Er glitt leise die Treppe hinunter und blickte flüchtig zu den vielen Photographien einer ständig lachenden Angelika, zwischen denen sich auch vereinzelt Bilder mit einem ernsten Mann mit Anzug und Urkunde befanden.
Yanick erreichte das untere Stockwerk, öffnete die Haustür und trat ins Freie.
„Professor Maisenbacher“, tönte es mit scharfer Stimme.
Verdammt.
Yanick brummte eine Antwort, die weder Ja noch Nein hieß.
Gleichzeitig überdachte er blitzschnell seine Möglichkeiten.
Wenn er nicht Professor Maisenbacher war, warum trat er um die Uhrzeit aus Professor Maisenbachers Haus? Wenn er Professor Maisenbacher war, wäre es das Beste, der Mann trifft nie auf den echten Professor Maisenbacher.
Beides warf Probleme auf.
„Professor Maisenbacher!“, wiederholte der Mann genauso scharf wie zuvor. „Wenigstens treffe ich Sie doch noch. Ich muss Sie unbedingt sprechen.“
Yanick sagte: „Ich habe im Moment gar keine Zeit!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er über den Kiesweg zur Straße.
„Ja, ja. Die Tour kenne ich! Ich rufe Sie seit Tagen an, nur um mich von Ihrer Sekretärin abwimmeln zu lassen! Sie hat sogar behauptet, sie wären zwei Tage verreist. Aber so leicht lasse ich mich nicht abspeisen. Und dann raten Sie mir auch noch, ich soll mir einen Termin geben lassen!“
Yanick machte eine verärgerte Miene. „Es ist eben nicht so einfach einen vielbeschäftigten Menschen zu treffen. Und Sie sehen ja, dass…“
„Ich weiß. Ich weiß. Sie sind vielbeschäftigt“, unterbrach ihn der Mann. „Zum Glück habe ich Ihrer Sekretärin nicht geglaubt und versucht Sie trotzdem hier anzutreffen. Mein Name ist Bossel.“
„Angenehm.“
„Also jetzt reden wir doch mal Klartext! Ich schlage vor, Sie geben mir fünf Minuten und hören sich mein Angebot an.“
„Wissen Sie? Ich bin wirklich sehr in Eile…“ Yanick ging weiter.
Nicht ablenken lassen, dachte Yanick.
„Verdammt noch mal!“, brauste der Mann auf. „Es geht um die Reise nach Madagaskar. Wir müssen Sie unbedingt dabeihaben.“
„Ach… ach wirklich?“ Yanick sah auf. Was hatte Bossel da gerade gesagt? Yanick schielte zum Nachbarhaus. Es war alles still.
„Wissen Sie, ich bin gerade am Gehen…“
„Professor Maisenbacher! Ich habe nicht den Weg gemacht, um mich noch einmal abspeisen zu lassen. Ich lasse Sie jetzt nicht so einfach davonkommen. Geben Sie mir wenigstens eine Antwort! Ich kann auch anders werden!“
Yanick fixierte Bossel. Kräftig gebaut. Breite Stirn, große Hände.
„Sie brauchen eigentlich gar nicht viel tun. Sie müssen nur mit mir nach Madagaskar fliegen. Wir brauchen Sie. Deshalb kommen wir für die Kosten auf und wenn Sie sie finden, erhalten Sie eine Belohnung.“
Das ist sie, dachte Yanick. Seine Chance. Ein Auftrag in Madagaskar, Traumstrände inklusive.
„Tja, immer diese Hektik!“ Yanick schüttelte den Kopf. „Zu Ihrer Frage, Herr Bossel. Ich kann Ihnen natürlich keine positive Antwort erteilen, bevor ich nicht die genauen Details kenne.“
„Lassen Sie mich Ihnen erklären, …“
„Gerne, gerne.“ Yanick warf ein Blick auf das Haus, in dem ein Licht anging. „Ich würde dennoch vorschlagen, nicht hier. Dem Charakter des Gesprächs entsprechend sollten wir lieber ein ruhigeres Plätzchen suchen.“
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