„Bei den Göttern von TARES, zwei von euch kenne ich tatsächlich. Dafür brauche ich keine Bestätigung von unserem Robotgehirn. Großadmiral Dagmund-Thor und Admiral Anuk-Thor, wo zum Teufel kommt ihr nach so langer Zeit her? Wie konntet ihr die Katastrophe vor 65 Millionen Jahren überleben? Und wer sind eure Begleiter?“
„Ja, Astor 1 – das ist für euch sicher unglaublich. Aber nicht nur ich, sondern auch einige meiner Landsleute haben den Angriff der fremden Rasse seinerzeit überlebt, weil wir uns gerade noch rechtzeitig in Kältetanks retten konnten. Und, dass wir jetzt wieder unter den Lebenden weilen, haben wir vor allem unseren Nachfahren zu verdanken, zu denen auch unsere Begleiter gehören.“
Kurz danach sorgten die mittlerweile herbeigerufenen Androiden der ODIN und der SOL für ein schnelles Datenupdate ihrer auf der Mondbasis stationierten Kameraden. Somit konnte ein detailliertes Faktenbriefing über die Entwicklung der Situation auf der ERDE und über den Aufbau der interplanetarischen Allianz sowie der neuen Streitmacht JDEF entfallen.
Parallel dazu gab der Chefandroide der Station sein Wissen über das von seinem Stützpunkt aus beobachtete damalige, und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt andauernde Geschehen preis.
„Auch wenn es noch immer unglaublich erscheint, dass einige Menschen der totalen Vernichtung entgangen sind, freuen wir uns darüber, dass das Gegenteil der Fall ist. Die auf unserem Stützpunkt vormals noch anwesenden zwanzig Lemurer hatten uns ja bereits gleich zu Beginn des Vernichtungskampfs per Transmitter in Richtung TERRUM verlassen“, begann Astor 1 seinen an Großadmiral Dagmund-Thor adressierten Bericht. Umgehend fuhr er sodann fort:
„Wir wissen zwar schon seit einer geraumen Weile, dass es auf TERRUM seit über 50 Jahren wieder raumfahrende Menschen gibt. Jedoch schien es uns bisher so, dass eure dort überlebenden Nachfahren bei ihren diversen Mondlandungen noch nicht reif genug waren, mit der altlemurischen Technologie konfrontiert zu werden.
Deshalb haben wir sie hin und wieder auch ein bisschen erschreckt und ihnen geraten, LUNA schnellstens wieder zu verlassen. Was sie aufgrund ihrer primitiven Technik nach ihren relativ kurzen Aufenthalten ohnehin tun mussten.
Warum haben wir so gehandelt? Nun, wir konnten ja mit unseren reparierten Notantennen auch einige der von TERRUM ausgestrahlten Radio- und Fernsehsendungen – wenn auch in schlechter Qualität und mit zeitlicher Verzögerung empfangen.
Und aus diesen Quellen wussten wir über die bis vor wenigen Jahren andauernden Kriege und Konflikte der neuen Menschheit Bescheid. Euer Datentransfer hat uns aber bestätigt, dass sich die Lage auf TERRUM vor wenigen Jahren rasant verändert hat. Ein Teil davon war uns schon bekannt, auch wenn unser Rechengehirn gewisse Zweifel hegte, dass all das, was wir abhören und in TV-Übertragungen sehen konnten, tatsächlich der Wahrheit entsprach.
Ich muss mich deshalb entschuldigen, dass wir euch so unfreundlich empfangen haben. Aber wir hatten die strikte Anweisung, diesen Außenposten auf gar keinen Fall in unbefugte Hände fallen zu lassen. Und wenn ihr heute nicht die beiden Kugelraumer dabeigehabt hättet, wären wir euch noch sehr viel unfreundlicher begegnet.“
„Warum zum Teufel, habt ihr dann aber nicht mit den hier eingelagerten Schiffen in den Kampf gegen die STYXX eingegriffen?“, fragte Kommodore Brigid-Thor nach diesen Worten des Androiden mit ärgerlichem Gesicht.
„In einigen von denen waren doch sicher schon die Vorserienversionen des neu entwickelten Hyperblasters eingerüstet. Damit hättet ihr doch wenigstens noch einige lemurische Leben retten können, verdammt nochmal.“
Auf den verletzt wirkenden Blick des Androiden hin, fing sich die junge Lemurerin aber sofort wieder und sagte leise: „Entschuldige meinen Ausbruch. Bitte, Astor 2 – es tut mir leid. Aber mein damaliger Verlobter und viele aus meiner Familie sind beim Angriff der Invasoren im Kampf oder bei der Explosion von PHAETON ums Leben gekommen.“
„Das war sicher sehr schlimm für dich – daher verstehe ich deine Reaktion. Du bist die Tochter des Großadmirals, Kommodore Brigid-Thor. Zumindest dein Name ist mir bekannt, auch wenn du meine Basis selbst niemals betreten hast.
Und unseren Aufzeichnungen zufolge warst du die Kommandantin des auf TERRUM stationierten 3. Phaetonischen Erprobungs- und Kampfgeschwaders“, nahm der Sprecher der Androiden seinen unterbrochenen Bericht wieder auf, während er die traurig schauende Brigid-Thor freundschaftlich bei den Händen fasste.
„Glaub‘ mir bitte – ich begreife deinen Kummer über die unsäglichen Opfer sehr gut. Aber bezüglich deiner gerade gestellten Frage, weißt du als früherer Flottenoffizier und ehemaliger Geschwaderkommodore doch selbst, dass man mehr als nur einen der neuen Kugelraumer gebraucht hätte, um erfolgreich in die Verteidigung des Sol-Systems einzugreifen. In dieser Anlage waren jedoch damals wie heute stets nur 80 von uns Androiden eingesetzt“, erwiderte der Chefandroid der Station jetzt mit gefurchter Stirn.
„Hör‘ mir aber bitte – was ein Einschreiten unsererseits betrifft, noch einen Moment lang weiter zu“, nahm der Astor 1 der Mondbasis seinen Report nach einer kurzen Pause des Nachdenkens wieder auf.
„Wir hatten uns ernstlich überlegt, trotz der abschlägigen Meinung unseres Großrechners, in den Kampf zu gehen. Aber bei nüchterner Betrachtung hätte es kaum noch gereicht, Wesentliches auszurichten. Diese Station war in früherer Zeit ja niemals mehr, als nur ein Friedhof für eingemottete Testraumschiffe.
Und mit meinen Leuten hätten wir demnach maximal einen, oder vielleicht auch zwei der kleineren Kugelraumer bemannen können, für deren Bedienung und für deren neuartige Waffen wir zudem kaum ausgebildet waren. Daher folgten wir der Meinung unseres Zentralrechners, zumal das eigentliche Kampfgeschehen schon nach kurzer Zeit vorüber war.
Wir hörten über Flottenfunk und sahen es sogar teilweise, dass unsere Flotte schon beim ersten Angriff der Invasoren erheblich dezimiert und im Lauf des Abwehrkampfs komplett vernichtet wurde.
Danach konnten wir auch noch das Auseinanderbrechen PHAETONS mit unseren Langstreckenscannern beobachten, ehe auch LUNA von einigen Trümmern unseres auseinanderbrechenden Kriegs- und Werftplaneten getroffen wurde.
Dank eures Datentransfers von eben wissen wir aber jetzt, dass auch die STYXX-Invasoren mit der übereilten Zündung ihrer auf PHAETON abgefeuerten Planetenbomben ihren eigenen Untergang selbst herbeiführten. Leider mussten wir danach aber außerdem zur Kenntnis nehmen, dass ein großes Teilstück PHAETONS mit Kurs auf TERRUM raste. Und wir erkannten rasch, dass bei dessen Einschlag auch dort fast alles ungeschützte Leben dem Untergang geweiht sein würde.
Natürlich bekamen wir auch mit, dass zuvor noch viele Schiffe von TERRUM aus die Flucht in den Raum ergriffen – und erst heute haben wir erfahren, was unter dem Schutz unserer Götter aus diesen zunächst ins Laro-System geflohenen Menschen geworden ist. Doch ich denke, dass ihr jetzt einen Blick auf die stillgelegten, und von uns nach wie vor gewarteten Raumschiffe in den Katakomben unter unserer Anlage werfen wollt.“
Als sich der Astor 1 der Mondbasis am Ende seines Reports in seinem Sessel im mittlerweile bezogenen Aufenthaltsraum des Stützpunkts zurücklehnte, ergriff die ihm gegenübersitzende Kommandantin der MHORA-X ungeduldig das Wort.
„Astor 1, ich heiße Mora Kranz und ich komme, wie mein neben mir sitzender Ehemann Alex von TERRA, wie wir unseren Planeten heute nennen. Mein Fürst und ich sind übrigens darüber hinaus ebenfalls larojanischer Abstammung. Wir beide kommandieren gegenwärtig das larojanische Explorerschiff MHORA-X, das jetzt – genauso wie die ODIN und die SOL – Teil der JDEF-Flotte ist und das dort draußen vor deiner gemütlichen Hütte parkt.
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