Außerdem sagt Admiral Mero-Khan, dass das Ding dort unten – der äußeren Form nach – garantiert kein lemurisches Schiff ist. Ich schicke euch auch dazu gleich ein hochauflösendes Bild auf eure Monitore, damit ihr das Objekt selber begutachten könnt. Zugleich schlage ich vor, dass wir uns das Objekt nach eurer Landung einmal genauer anschauen.“
Kaum waren die Worte des Kommandanten der CONDOR-X verklungen, bemerkte Brigid-Thor die Aufregung, mit der Botschafterin Rhea vor allem das zuletzt übermittelte Foto betrachtete.
„Das gibt’s doch nicht“, rief die bisher durch nichts zu erschütternde Mandoranerin laut und mit ungläubigem Staunen, als sie auch schon telepathischen Kontakt mit ihrem Partner Ares auf der SOL aufnahm.
„Ihr erinnert euch doch noch Marschall Baldurs mandoranische Fregatten, mit denen er euch, zusammen mit seinen Dreadnoughts, bei der Vernichtung des abtrünnigen STYXX-Schwarms auf HATHOR 2 geholfen hat. Schaut jetzt mal genauer hin und denkt euch das offenbar bei der Notlandung weggebrochene Heck hinzu. Das, was wir auf diesem Bild vor uns haben, ist meiner Meinung nach ein uraltes Schiff mandoranischer Herkunft. Form und Maße stimmen in etwa, oder was meinst du, Ares?“
„Ich stimme dir zu, Rhea. Das dort unten scheint das Wrack eines mandoranischen Kreuzers der allerersten, damals noch langgestreckten Dreadnought-Klasse aus der Frühzeit des mandoranischen Reichs zu sein. Damit wäre das Schiff etliche hundert Millionen Jahre alt. Bleibt die Frage, wann und wie es dorthin gekommen ist und was es im Sol-System wollte.
Ich denke, wir informieren sofort Flottenmarschall Baldur über diesen Fund und fordern ihn auf, sich umgehend mit seiner MARKON hierher in Marsch zu setzen. Wobei es sicher nicht schlecht wäre, wenn er ein paar unserer Altertumsforscher mitbringt. Und vorher sollten wir von einer genaueren Untersuchung des Wracks absehen und das Objekt nicht betreten.“
„Halte ich für eine gute Idee“, meinte Admiral Mero-Khan im selben Moment, als sich jetzt auch Großadmiral Dagmund-Thor in das per Kurzstreckenfunk geführte Gespräch einmischte.
„Ich bin ebenfalls dafür, auf das Eintreffen der mandoranischen Spezialisten zu warten, ehe wir uns mit diesem Wrack beschäftigen. Und in der Zwischenzeit sollten wir im Krater landen und uns in unserer alten Mondbasis umsehen.“
„Einverstanden, Papa. Ich denke, dass das Sinn macht. Gehen wir also runter und suchen nach einem Eingang in die Basis. Jemand anderer Meinung?“, fragte Kommodore Brigid-Thor, als sie ihrem Piloten und dem Kommandanten der SOL bereits die Anweisung zur Landung erteilte.
„Typisch Brigid – die Frage war wohl wieder mal nur rhetorischer Natur. Gut, landen wir die MHORA-X ebenfalls. Und du, mein lieber Viktor, bleibst vorsichtshalber mit Admiral Mero erst mal über uns auf Wachposition und deckst unser Vorgehen“, knurrte jetzt auch Mora Kranz in ihr Mikrofon, während sie sich auf ihrem bequemen Kommandosessel in der Zentrale ihres Explorerschiffs festschnallte.
Kapitel 7 Friedhof der Raumschiffe
Als das Forschungskommando die drei gelandeten Schiffe bis auf eine Notbesatzung verlassen hatte und sich langsam dem Rand der zum Teil verschütteten Bauwerke näherte, murmelte Brigids Vater in sein Helmmikrofon:
„Das ist unsere alte Basis – kein Zweifel. Auch wenn von ihr kaum noch etwas zu sehen ist. Ein kreisrundes Zentrum mit fünf rechteckigen Anbauten, wobei das Dach des aufrecht stehenden Zylinders damals die Landefläche für an- und abfliegende Schiffe war. Und Teile des ursprünglich gut 100 Meter hohen Kontrollturms stehen ebenfalls noch, auch wenn dessen oberes Ende und die darauf montierten Antennen abgebrochen zu sein scheinen.“
„Ja, Dagmund. Das ist die Basis, wenn auch nicht ganz so unversehrt, wie ich sie in Erinnerung habe“, pflichtete ihm seine Schwester Admiral Anuk-Thor in diesem Moment bei.
„Möglicherweise hat das abstürzende Schiff der Mandoraner den oberen Teil des Turms mitsamt aller Hyperfunkantennen bei der Notlandung abgerissen“, meinte Brigid-Thor, während sie sich nach einem Eingang in eins der nicht ganz so arg verschütteten Gebäude der Mondbasis umschaute.
„Sehe ich ebenfalls so, Brigid. Deshalb haben wir wahrscheinlich auch keine Antwort auf unsere Identifizierungsanrufe aus der ODIN und der SOL erhalten“, bejahte Oberst Thure-Pan die Meinung seiner ehemaligen Chefin, während er sich den Kraterring genauer betrachtete.
„Seht ihr – dort hinten. Da hat das mandoranische Schiff den Einschnitt im Ringwall verursacht und ist danach unmittelbar hinter der Station aufgeschlagen und dann bis zu seiner heutigen Position weitergeschliddert. Die rechts von uns beginnende Schleifspur ist unverkennbar.“
„Thure hat Recht. Aber jetzt sollten wir versuchen, in einen der kastenförmigen Gebäudeflügel einzudringen. Dort vorne an dieser fast völlig freien Wand sieht es ganz gut aus – da liegt nur wenig Schutt“, drängte jetzt Mora-Kranz ihre Begleiter zur Eile.
„Okay – schalten wir unsere persönlichen Identifikationsgeräte ein. Volle Sendeleistung, Leute. Ewig halten die Energie- und Sauerstoffvorräte unserer Raumanzüge schließlich nicht“, ergriff in diesem Moment Brigid-Thors Vater das Wort, als er sich bereits in Richtung der scheinbar fugenlosen Gebäudewand auf den Weg machte.
Wenige Minuten später stand das gesamte Forschungskommando vor der absolut glatten Wand des westlichen Anbaus der Station, als Alex Kranz unvermittelt fragte:
„Was glaubt ihr – hatten die alten Lemurer hier möglicherweise auch einen Minitransmitter, über den man in dieses Bauwerk hineingelangt?“
„Du meinst wohl, so wie im Rock Lake?“, fragte Mora Kranz gerade zurück, als überraschenderweise eine zuvor nicht sichtbare Öffnung in der Wand entstand, aus der fünf Astor-Androiden mit Handstrahlern im Anschlag nach draußen traten.
„Wer seid ihr?“, wurden sie von dem zuvorderst gehenden Androiden noch im selben Augenblick per Funk angerufen.
„Da ihr unsere alte Flottenfrequenz benutzt und wir auf derselben Welle senden, sollte dir das eigentlich klar sein, Astor 1. Oder könnt ihr unsere Identifikationen nicht empfangen?“, fragte Großadmiral Dagmund-Thor ziemlich unwirsch zurück.
„Identifikationen kann man fälschen. Und wer weiß, wie ihr an die beiden Kugelraumer dort hinten gekommen seid“, erwiderte der augenscheinliche Chefandroide der Mondbasis lapidar, während er auf das gerade entstandene Tor der von ihm und seinen Leuten bewachten Anlage deutete.
„Wir bringen euch jetzt in die Schleuse, damit wir euch ohne eure Raumanzüge betrachten können. Keine Sorge, dort drinnen läuft gleich das Erhaltungssystem für organische Lebensformen an. Los, kommt mit, schließlich wollen wir wissen, um wen es sich bei euch handelt.“
Damit trat Astor 1 einen Schritt zur Seite und deutete auf den noch immer offenen Eingang zur Basis, während seine Kameraden seitlich und hinter den Besuchern Stellung bezogen.
„Okay Leute, wir gehen mit. Und kommt ja nicht auf die Idee, hier ‘ne Schießerei anzufangen – also lasst eure Strahler stecken. Schließlich machen die Androiden unserer Vorfahren nur ihren Job
Ich bin mir darüber hinaus sicher, dass wir von diesem Wachkommando nichts zu befürchten haben. Mein Vater und meine Tante waren schließlich schon früher des Öfteren hier und ihre Physiognomie und ihre Gehirnwellenmuster sind sicher noch immer in den Datenbanken der Station gespeichert“, sagte Kommodore Brigid-Thor mit fester Stimme.
Als sich die Angehörigen des Forschungskommandos ihrer Raumhelme entledigt hatte, nahm der Sprecher der Androiden sofort Haltung an.
„Waffen runter“, schnarrte er seine Kameraden unmittelbar an, während er bereits mit viel freundlicherer Stimme weitersprach:
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