Marie Lu Pera - Der Schlüssel zur Finsternis

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Was tust du, wenn dein Feind verwundet vor dir liegt und du sein Schicksal in den Händen hältst? Du verliebst dich in ihn.
Lilu hat es satt, von ihrem Onkel eingesperrt zu werden, der die Sonne beherrscht und Dunkelheit über das Land bringt. Sie flieht vor ihm und nimmt den Schlüssel zur Finsternis gleich mit sich. Die Jagd nach ihr beginnt und sie gerät zwischen die Fronten von Licht und Finsternis. In ihrem Versteck wiegt sie sich in Sicherheit, doch als vor ihrer Nase das Raumschiff mit dem Heerführer des gegnerischen Planeten abstürzt, gerät alles aus den Fugen. Lilu rettet ihm das Leben, doch er entpuppt sich als arroganter Krieger, der die Luft zwischen ihnen gewaltig knistern lässt. Gut, dass er keine Ahnung hat, wer sie wirklich ist. Wird er das Versprechen halten, das er ihr gab? Kann sie ihren größten Feind bezwingen oder siegt am Ende doch die Finsternis?

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Marie Lu Pera

Der Schlüssel zur Finsternis

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Inhaltsverzeichnis

Titel Marie Lu Pera Der Schlüssel zur Finsternis Dieses ebook wurde erstellt bei

Tripolis

Menotaura

Monster

Der Fährmann

Traum oder Realität?

Lichterfest

Dunkle Prinzessin

Der Kuss

Der Prozess

Liebliche Frechheiten

Der Schlüssel

Pläne

Die Schlacht

Impressum neobooks

Tripolis

Die Sonne hüllt die Arena in gleißendes Licht. Hunderte sind gekommen, um ihren König zu sehen. Die Hitze, die der Wind mit sich trägt, fährt mir unerbittlich durchs Haar, doch als ich die Kälte im Blick des Königs erspähe, zieht ein eisiger Hauch über meine Haut.

Seine Söhne stehen hinter ihm. Ihre Rüstungen blenden meine Augen. Ich frage mich, ob sie seine Grausamkeit in sich tragen. Ihre Augen hätten es mir vielleicht verraten, doch ich kann keinen von ihnen erkennen. Sie tragen Masken, die ihre Häupter verdecken. Jeder trägt ein Medaillon um den Hals – eine goldene Sonne – das Symbol, das sie in ihrer Kultur verehren.

„Söhne Asgards. Hört meine Worte.“ Die Stimme des Königs hallt unnatürlich laut durch die Arena und die Gespräche des Volkes verstummen abrupt.

„Die Zeit ist gekommen, um uns das zu nehmen, was uns zusteht.“ Jubel bricht aus, was mich die Augen schließen und tief durchatmen lässt.

„Viel zu lange schon haben wir versucht, den Disput mit Verhandlungen zu lösen. Ohne Erfolg.“ Ein Mann hinter mir stößt einen Fluch aus, was im kollektiven Grölen der Menge untergeht.

„Ich sage, die Zeit der Worte ist vorüber. Nun sollten Taten für uns sprechen. Wir vereinen unsere Heere und statuieren ein Exempel.“ Die Masse tobt. Erneut schließe ich die Augen. Mein Herzschlag ist kaum zu bändigen und ich zwinge mich dazu, sie wieder zu öffnen.

„Die Presperianer sind schwach. Es wird ein Leichtes sein, ihren Planeten einzunehmen. Ich habe eine Vision – ein Presperianischer Sklave für jeden Asgard.“ Sprechchöre brechen aus.

Ihre Rufe bohren sich wie Nadelstiche in meinen Leib und ich atme den eintretenden Schwindel weg.

„Meine Söhne werden den Angriff anführen und derjenige, der in der Schlacht großen Ruhm und Ehre erntet, wird nicht nur mit Reichtümern überschüttet. Nein. Ich werde ihm die Presperianische Prinzessin auf einem Silbertablett servieren. Nackt. Und er wird ihr zeigen, was die Asgard mit einer Presperianischen Hure machen.“

Die Männer in der Arena haben sich von ihren Plätzen erhoben und strecken die Fäuste gen Himmel. Ohrenbetäubender Lärm setzt ein, was mich keuchend hinter eine Marmorsäule flüchten lässt.

Sie müssen umgehend davon erfahren. Ich darf keine Zeit verlieren.

Mein schwarzer Umhang klebt mir am Rücken und ich tauche in den Strom, der nun Aufbrechenden, ein. Viele sind extra angereist, um dieses Spektakel mitzuerleben.

Ich versuche, die hasserfüllten Diskussionen, die um mich herum stattfinden, auszublenden und reihe mich in die Schlange ein.

Die Fähre ist alt und hat ihre besten Jahre schon sichtbar hinter sich. Die Asgard-Krieger mustern jeden Passagier eindringlich und kontrollieren die Handgelenke. Obwohl ich es gewohnt bin, das Shuttle zu nehmen, habe ich dennoch jedes Mal Angst, wenn mich einer von ihnen ansieht, als würde ich eine Bedrohung für den gesamten Planeten darstellen. Gleich bin ich an der Reihe. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.

Noch bevor er mich auffordert, strecke ich ihm meine Handgelenke hin. Bloß nicht wegsehen, ermahne ich mich unaufhörlich. Wer ihren Blicken ausweicht, hat etwas zu verbergen.

Sein Körper ist muskulös und ihn als Riese zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Auf seinem nackten Oberkörper prangt das Zeichen der Asgard. Sein rabenschwarzes Haar ist zu einem Zopf gebunden und reicht ihm bis zur Hüfte.

Grober als sie es sonst tun, packt er meine Arme und zieht mich näher an sich heran. Keine Panik. Keine Panik. Sein Blick bohrt sich in mich, während er die Augen zusammenkneift.

„Wo wollt Ihr hin?“ Mein Herz macht einen Satz.

„Nach Lysien“, antworte ich so natürlich wie möglich.

„Allein?“

„Mein Bruder ist bei mir. Wir wurden getrennt.“ Der Krieger legt die Stirn in Falten und zieht mir grob die Kapuze vom Haupt. Dabei erwischt er mein Haar, mit dem er mir den Kopf in den Nacken reißt.

Obwohl ich ihre Brutalität kenne, entweicht mir dennoch ein Keuchen. Seine andere Hand fährt über meinen Rücken und drückt mich an sich. Das ist definitiv viel zu nahe. Er knurrt bedrohlich, so, als wolle er mir noch mehr Angst einjagen.

Hinter mir scheint ein Tumult auszubrechen. Er wendet sich von mir ab, stößt mich weg und schreitet in die Richtung des Lärms.

Schnell erhebe ich mich, um ins Shuttle zu eilen. Meine Schulter pocht vor Schmerz und mein Atem geht stoßweise. Verdammt. Das war knapp.

Ich lächle. Wenn er wüsste, dass ihm gerade eine Presperianerin entwischt ist, würde er vor Zorn vergehen.

Natürlich weiß ich um die Gefährlichkeit meiner Reisen ins feindliche Gebiet. Aber was soll ich sagen, ich will Informationen aus erster Hand erhalten. Außerdem bin ich ein notorisch stures Frauenzimmer. Das sagt zumindest mein Onkel.

Natürlich steige ich nicht in Lysien aus, als das Shuttle die erste Zwischenlandung unternimmt. Mein Ziel ist das Sarengebiet. Dort bin ich meinen Aufpassern auf dem Markt entwischt.

Habe ich schon erwähnt, dass ich es immer schaffe, mich in Schwierigkeiten zu bringen?

Ihre Gesichter, wenn sie mich nach langer Suche finden, und ihre Angst, es meinem Onkel zu erzählen – ja, das erfüllt mich jedes Mal mit einer inneren Genugtuung.

Das Raumschiff hat den Hafen von Santara erreicht und ich steige aus. Vergnügt lasse ich mich auf einer Brücke nieder, an der ich meine nackten Füße in den Fluss baumeln lasse. Ich brauche einen Plan. Mein Onkel muss davon erfahren, was ich gesehen habe.

Ein aufgebrachtes „Prinzessin“ lässt mich mit den Augen rollen. Keine drei Sekunden später hechtet der Hauptmann auf mich zu und stemmt die Hände in die Hüften. Sein Gesichtsausdruck zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Genau das ist es – köstlich.

„Wo wart Ihr?“ Ich bin schnell mal ins Shuttle und habe unsere Erzfeinde auf ihrer Seite der Galaxie besucht, um mir die Hassrede ihres Königs anzutun.

Gegenfrage. „Wo wart Ihr denn?“

„Wir haben nach Euch gesucht. Ganze vier Stunden lang“, erklärt er genervt.

„Oh, neuer Rekord. Normalerweise findet Ihr mich nach zwei“, spotte ich.

„Wollt Ihr Euch über mich lustig machen?“, fordert er mich heraus.

Ja. „Seht Ihr mich lachen, Hauptmann?“ Meine Antwort scheint ihm nicht zu gefallen, denn er packt mich grob am Arm und zieht mich hoch. Meiner Schulter gefällt das ganz und gar nicht, weshalb ich vor Schmerz keuche.

„Davon wird Euer Onkel erfahren“, droht er.

„Nur zu. Er wird sicher über die Maßen erfreut sein, dass Ihr mich am Markt aus den Augen gelassen habt. Wartet – stimmt, Euer Auftrag lautet ja, mich im Auge zu behalten. Hm, das nenn ich ja mal Pech.“ Seine Hand schließt sich fester um meinen Arm und er zieht mich an sich heran.

Die Ader an seiner Schläfe pocht sichtbar. Nur mühevoll unterdrückt er den Fluch, den er mir am liebsten an den Kopf knallen würde und zieht mich unerbittlich hinter sich her. Stolpernd folge ich ihm, kann aber kaum Schritt halten.

Die anderen Männer warten bereits auf ihren Streitrössern und mustern mich missbilligend.

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