Monika Starzengruber - Ich wollt, ich wär ein Schmetterling ...

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Ich wollt, ich wär ein Schmetterling ...: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Geschichte beschreibt die erste aber unglückliche Liebe der fünfzehn Jahre alten Lea zu Fabio. Man bezeichnet sie und ihre Familie als asozial. Darum muss Lea stark sein, will sie in ihrem Umfeld nicht untergehen. Aber wie stark sie noch werden muss … erfährt sie zwangsläufig am eigenen Leib.
Jugendroman nach einer wahren Begebenheit.

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dann könnt ich fliegen weit weit fort von hier von Monika Starzengruber - фото 1 dann könnt ich fliegen weit,

weit fort von hier

von Monika Starzengruber

Kapitel 1

Lea heulte. Schlüssel ins Schloss, Tür auf – BAMM. Tür zu.

„Lea, bist du das?“

Trotziges Schweigen. Schnurstracks eilte sie ins eigene Zimmer, wo Schulbeutel samt Jeansjacke in eine Ecke knallten. Die aufgestaute Wut brauchte Raum, sonst platzte sie! Aufs Bett gehechtet, das Gesicht ins Kissen gedrückt, gab sie dem bohrenden Innenleben nach und schrie: „Scheiß Mathe! Scheiß Mathe! SCHEISS MATHE!“

Wieder ´ne fünf auf die Schularbeit, obwohl gelernt, wie nie zuvor. Diese verdammten Formeln, warum blieben sie nicht drin, in diesem Hirn? Sie dem richtigen Rechenvorgang zuzuordnen war kinderleicht gewesen – zu Hause; doch in der Schule, während der Schularbeit, verwandelten sie sich plötzlich in unleserliche Hieroglyphen, mit denen sie nichts mehr anzufangen wusste. Shit … dabei war sie sich der Sache diesmal so sicher gewesen. Sogar auf den Schummelzettel hatte sie verzichtet. Wieso musste immer alles so kommen, wie sie es nicht wollte? Schon auf den alles sagenden Blick der Mathe-Lehrerin, als sie ihr das Heft mit der korrigierten Arbeit zurückgab, hätte sie am liebsten losgeheult, vor Enttäuschung. Nur ihre saumäßig gute Beherrschung und brillantes Talent zu schauspielern ersparte ihr diese zusätzliche Blamage.

„Dann eben wieder ´ne fünf. Ist mir doch egal!“

Besser sie vergaß die Schule. Besser sie dachte an Emi, mit der sie sich abends verabredet hatte. Der Wecker daneben auf dem Tischchen zeigte: viel zu früh dafür. Eigentlich verspürte sie nicht wirklich Lust, nach dieser Schularbeitspleite mit Emi oder irgendwem aus der Clique blöd rumzualbern.

„Lea“, rief es aus der Küche, „Lea, bist du da?“

Lea ignorierte die Stimme der Mutter. Hastig wischte sie sich ihr verweintes Gesicht mit dem Handrücken ab, schniefte und erhob sich.

… die Mathe kann mich mal. Und die Noten erst recht. Wer braucht schon gute Noten, wenn er noch ein Jahr Schule vor sich hat? Warum eigentlich nicht mit Emi oder sonst wem aus der Clique blöd herumalbern? Ich und aufgeben? Das könnte allen so passen! Jetzt erst recht!

Schwungvoll strich sie sich ihr braunes, glattes Haar zurück, das ihr die Sicht verdeckte, sobald sie den Kopf nach vorne neigte. Ihre einen Meter und zweiundsechzig große, zierliche Gestalt verschwand fast unter ihrer glatten, bis an die Hüften reichenden Mähne. Sie benutzte nur selten Spangen, noch seltener band sie ihr Haar zusammen, sie fand es cooler so. Lea war hübsch und sie wusste das. Doch im Moment fühlte sie sich wie das hässliche Entlein persönlich, verfolgt vom Pech auf der ganzen Linie. Was zählte es da, dass sie erst fünfzehn war und das Leben noch vor sich hatte, wie die Erwachsenen ihr oft klug predigten? Die Gegenwart zählte schließlich im Leben, und im Moment kam sie mit dieser Gegenwart überhaupt nicht zurecht. Hätte sie bloß die Schule schon hinter sich – leider war sie erst in der achten Klasse … und dann Fabio – ach, lieber nicht daran denken.

Sie beugte sich vor und drückte auf die Play-Taste ihrer heiß geliebten Stereoanlage, worauf Eloy de Jongs Stimme aus den Boxen ertönte. Sie warf sich rücklings aufs Bett, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Musik. Es dauerte, bis ihre angespannten Nerven sich ihrem Willen beugten und sich entspannten. Doch bald nahm sie nur mehr die Stimme von Eloy, den Takt des Schlagzeuges und das Dröhnen des Basses war. Getragen vom poppigen Notenwirrwarr hob sie in eine Welt ab, in die sie sich stets träumte, wenn sie uneins mit sich war. Eingehüllt in ihrer Fantasie entwickelten die Dinge im Zimmer plötzlich ein Eigenleben. Der Kleiderschrank verwandelte sich in eine Gruppe Fans, die fasziniert beobachteten, wie sie gemeinsam mit Bon auf der Bühne stimmgewaltig den verkaufsstarken Popsong trällerte. Aus dem Wandregal, auf dem ein bisschen Lesestoff aus früheren Zeiten und abgegriffene Stofftiere unbeachtet vor sich hin moderten, wurde ein Scheinwerfer. Er tauchte die rockige Präsentation in das benötigte Rampenlicht. Auf der zerkratzten Kommode, unter dem Fenster, stand die über alles geliebte Stereoanlage. Sie war Leas vollständiger Reichtum und ihr ganzer Stolz. Sie verwandelte sich zum Tonmischpult, das sämtliche Töne in einem Sound erklingen ließ, der die Zuhörer mitriss. Ein wackeliger Tisch mit betagtem Stuhl neben dem Bett, auf dem sie sonst immer ihre Hausaufgaben erledigte, mutierte zu Klavier und dem dazugehörigen Spieler. Und die mit Tixo aufgeklebten, weiß-schwarzen Poster mit ihren Lieblingsstars an den Wänden, standen für Zuseher in den oberen Rängen der Galerie.

Lea trug Jeans. Genau das Richtige für eine Darbietung auf der Bühne. Vor Kleidern mit Rüschen und Schleifen graute ihr, ebenso vor Schnulzensängern und Lovestories. Ihrer Meinung nach passten derartige Weltenbeschöniger nicht in ein Dasein, wo man sich mit Ellbogen zu behaupten hatte und verbale Gefühlsduschen an der Norm lagen. In so einem Umfeld war es nur auszuhalten, wenn man regelmäßig in seine selbst zurechtgezimmerte Traumwelt eintauchte; für sie jedenfalls. Wenn auch mit Hilfe des Schlagzeuges, des Basses und der dazugehörigen Musikstars.

Lea wälzte sich auf die Seite, streckte den Arm nach der Stereoanlage aus und drehte die Lautstärke höher. Worauf das Schlagen des Schlagzeuginstrumentes neben dem Bass durch die Luft dröhnte, dass selbst die Wände im Takt des rockigen Soundsystems vibrierten. Dabei verschwendete sie nicht einen Gedanken an die Nachbarn, die im gleichen Gemeindebau wohnten und nicht mit ihr auf derselben Musikwelle dahinritten, sie vielleicht als störenden Lärm empfanden.

Auf Lea wirkten die Klänge in diesen Dezibel, als fiele ihr eine Zentner schwere Last von den Schultern – echt geil. Sie wippte mit den Füßen zum Takt des Refrains, den Eloy und sie lautstark, auf Wolke sieben angekommen, loslegten.

Der Frust über die verpatzte Schularbeit wich endgültig. Im Fantasyland der Perfektion gleichmäßig dahinsegelnd merkte sie nicht, wie die Tür aufgerissen wurde.

„Die Musik ist zu laut!“, plärrte die Stimme von Frau Wagner neben der von Eloy und Lea: „... egal was andre sagen …“

„Der Vater schläft noch!“

Lea reagierte nicht. Zu intensiv war sie in der Popwelt vertieft. Kurz entschlossen bewegte sich Frau Wagner auf die Wand zu, ergriff das Kabel und zog den Netzstecker aus der Dose, wodurch Eloys Stimme dumpf abwürgte. Verwirrt öffnete Lea die Augen und schnellte aus ihrer liegenden Stellung unmutig seufzend hoch. Im Begriff zur Stereoanlage zu eilen, um diese unwillige Störung zu beseitigen, erblickte sie die Mutter.

„Du?“, entfuhr es ihr. Grober, als sie wollte. In letzter Zeit passierte ihr das öfter. Hinterher bereute sie es meistens, aber – warum musste die Mutter sie auch immer provozieren!

Frau Wagner, erbost über das unwillige „Du“, stemmte beide Hände in die Hüften und ereiferte sich: „Ja, ich. Wenigstens ‚hallo’ hättest du sagen können, damit ich weiß, dass du da bist.“

Auf diese fast tägliche Leier, drehte Lea genervt die Augen zur Decke. Ihr war im Moment weiß Gott nicht zumute, sich vor der Mutter zu rechtfertigen. Noch weniger, sich mit ihr zu streiten. Denn erfahrungsgemäß brachte es nichts ein, außer verpuffte Luft. Die Mutter gab nur selten nach. Und bevor sie die fünf in Mathe gebeichtet hatte, hütete sie sich lieber, sie durch einen Streit zu verstimmen. Obwohl – unauffällig inspizierte sie sie – beschissene Laune hatte sie scheinbar schon.

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