Werner Hetzschold - Der Nachlass

Здесь есть возможность читать онлайн «Werner Hetzschold - Der Nachlass» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Der Nachlass: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Der Nachlass»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Nikolai sitzt allein in der Wohnung von Großvater Thomas Boronsky, wie dieser noch wenige Tage zuvor. Völlig unerwartet hat der Großvater sich verabschiedet, nachdem er dem Enkel immer wieder mitgeteilt hatte, wo er was zu suchen hat. Nur den Enkel weihte der Alte ein. Nur er allein sollte wissen, wo was zu finden ist. Nikolai liest. Ihm öffnet sich eine Welt, die ihm unbekannt ist. Den Menschen, über die sein Großvater Thomas Boronsky schreibt, ist er, Nikolai Boronsky, nie persönlich begegnet. Es war eine völlig andere Zeit, es waren völlig andere Menschen. Damals. Zu keinem der Menschen, die in den Heftern des Großvaters als Figuren auftauchen, hat er irgendeine Beziehung. Er kennt sie nicht, weiß nicht, was sie gedacht und gefühlt haben, wohin sie in ihrem Leben gegangen sind und wo sie verstorben sind. Fremde, Unbekannte sind sie für ihn.
Nikolai erlebt immer die Geschichte in Form von Geschichten. Schicksale sind individuell erlebtes Sein, sind der Stoff für Dichtung, für Literatur.

Der Nachlass — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Der Nachlass», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

In wenigen Stunden löst das neue Jahr das alte ab. Thomas befindet sich auf dem Weg zur Schauspielschule. Er ist aufgeregt. Ein komisches Gefühl, das er nicht deuten, nicht beschreiben kann, hat er in der Magengegend. Die Straßen, die ihm vertraut sind, erscheinen ihm fremd, so als würde er sie zum ersten Mal in seinem Leben durchqueren. Wie ein Fremder fühlt er sich in der Stadt, in der er aufgewachsen ist. Eine ehemalige Villa ist zur Schauspielschule geworden. Eine breite Treppe führt zu einer großen, schweren Tür. Hinter der Tür erwartet Thomas ein breiter Treppenaufgang mit reichverziertem Treppengeländer. Geräumig ist das Treppenhaus und vornehm. Sein Weg führt ihn nach oben. Dort empfängt ihn das nicht zu übersehende Sekretariat. Hinter einem gewaltigen Schreibtisch sitzt eine zierliche, fast zerbrechlich wirkende junge Frau mit schwarzen, kurz geschnittenen Haaren. Verlegenheit erfasst Thomas. Wieder befällt ihn die Angst, er könne stottern, wenn er zu sprechen beginnt. Ermutigend lächelt sie ihn an, erkundigt sich nach seinem Namen. Thomas reicht ihr die Einladung zur Prüfung. Sie fordert ihn auf, ihr zu folgen. Sie geleitet ihn in einen großen Raum, an dessen Wänden Stühle stehen. Die meisten sind schon besetzt. Auf ihnen hocken junge Menschen. Die jüngsten sind so alt wie Thomas. Der weitaus größte Teil unter ihnen ist aber über zwanzig Jahre alt. Thomas nimmt neben einem jungen Mann Platz, den er etwa Mitte zwanzig schätzt. Kaum sitzt Thomas auf dem Stuhl, verspürt er wieder dieses eigenartige Gefühl in der Magengegend. Er erhebt sich, verlässt den Raum, begibt sich auf die Suche nach der Toilette, findet sie schneller als er zu hoffen gewagt hatte, schließt sich ein. Hier ist er allein, ungestört; niemand kann ihn beobachten. Er schließt die Augen, geht noch einmal die Texte durch, suggeriert sich, ruhig zu bleiben. Bevor er die Toilette verlässt, wirft er einen kritischen Blick in den Spiegel, betrachtet sich lange und ausgiebig, kämmt sich die blonden Locken durch, schneidet Grimassen, muss lachen. Wieder im Raum angekommen, findet er den jungen Mann nicht vor. Bestimmt spricht er jetzt vor! Thomas spürt, wie bei diesem Gedanken wieder das Lampenfieber von ihm Besitz ergreift. Er versucht sich abzulenken, mustert seine Umgebung erneut. Neben ihm sitzt jetzt ein lang aufgeschossener junger Mann mit einem großen Koffer.

„Hast wohl gleich die Kostüme mitgebracht“, versucht Thomas ein Gespräch in Gang zu bringen.

„Genauso ist es! Ich fühle mich dann besser“, erklärt der Hagere. „Wenn ich in dem Kostüm stecke, dessen Rolle ich gerade spiele, bilde ich mir ein, wirke ich überzeugender. Ich bin sicher, ich habe die Rolle dann besser im Griff. Für mich ist das Kostüm von ausschlaggebender Bedeutung.“

Träge schleichen die Minuten dahin. Nicht nur Thomas ist die Ungeduld ins Gesicht geschrieben. Die Tür öffnet sich. Ein glücklich leuchtendes Gesicht stürmt aus dem Raum, schreit: „Kinder, ich habe es geschafft. Die Eignungsprüfung habe ich bestanden.“

„Das ist schon der Sechste!“, verkündet feierlich ein schwarzer Vollbart. „Die Chancen nehmen zusehends ab. Erfahrungsgemäß bestehen maximal zehn die Eignungsprüfung pro Prüfungstag. Und der Saal ist immer noch brechend voll besetzt.“

„Ach Kinder, bin ich glücklich. Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich drücke euch allen die Daumen. Während er das sagt, nimmt seine rechte Hand die Reisetasche auf. Ich wünsche euch allen ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr. Tschüss bis zur Aufnahmeprüfung!“

„Der Beneidenswerte“, hört Thomas neben sich eine sanfte Frauenstimme.

Thomas hat gar nicht bemerkt, dass neben ihm eine tolle Blondine Platz genommen hat. Ein schmales, langes Gesicht hat sie mit großen, dunklen, schwermütig blickenden Augen. Auf Mitte zwanzig schätzt sie Thomas.

„Die erste Hürde hat er erfolgreich genommen, der Glückliche. Die meisten von uns werden hier schon stolpern und aufgeben müssen. Nicht wenige von den Ausgemusterten werden es dann im nächsten Jahr wieder versuchen. Manche kommen Jahr für Jahr, unterziehen sich erneut der Prüfung. Manche schaffen es letztlich auch, werden tatsächlich genommen. Drücke mir die Daumen!“

„Ich drücke sie ganz, ganz fest. Ich drücke sie für uns beide. Zu schön wäre es, wenn wir beide genommen werden.“

„Was wirst du denn vorspielen?“

„Den Kosinsky, den Jago und den Ferdinand.“

„Und keine Rolle aus einem zeitgenössischen Stück?“ Fragend blickt sie Thomas an.

„Muss das sein?“

„Soviel ich weiß, sieht das die Prüfungskommission gern.“

„Da habe ich wohl gleich schlechte Karten?“ Thomas kommt nicht dazu, über die von ihm getroffene Auswahl an Rollen sich den Kopf zu zerbrechen. Gerade in dem Augenblick wird sein Name aufgerufen.

Hinter ihm schließt sich die Tür. Er ist im Prüfungsraum, wird von zwölf Augenpaaren begutachtet. Manche der Gesichter kennt er von der Bühne, manche gehören auch Regisseuren. Ihre Freundlichkeit irritiert ihn. Zu viel mütterliche und väterliche Güte beunruhigt ihn. Der Gedanke, dass diese zwölf mild lächelnden Richter über seine Zukunft zu entscheiden haben, versetzt ihn in Angst, weil er sich nicht vorstellen kann, dass sie noch immer väterlich oder mütterlich milde lächeln, wenn sie ihm sein Todesurteil verkünden. In ein Gespräch wird er verstrickt. Fragen hat er zu beantworten: „Wer ist Ihr Lieblingsschauspieler? Warum? In welchen Rollen haben Sie ihn erlebt? Wer ist Ihr Vorbild? Sind Sie Mitglied einer Laienspielgruppe? Warum nicht? Warum wollen Sie ausgerechnet Schauspieler werden? Es gibt doch so viele andere interessante Berufe. Warum ausgerechnet dieser Beruf?“

Thomas beantwortet alle Fragen, erst dann darf er auf die Bretter, die für ihn die Welt bedeuten.

„Nun, junger Mann“, sagt der Leiter der Schauspielschule, „zeigen Sie uns bitte, was Sie können.“

Thomas spielt. Er rennt auf der Bühne hin und her, steigert sich in seinen Kosinsky hinein, er vergisst, wo er sich befindet. Er rast, brüllt, schreit, stellt seine zweite und dritte Rolle vor. Er ist am Ende. Den Schweiß spürt er auf der Haut. Schwer geht sein Atem.

Die Prüfungskommission berät; dann verkündet der Direktor der Schauspielschule das Urteil. Thomas hat bestanden.

Vor Freude möchte der Junge tanzen. Vor Freude möchte er schreien. Er wagt es nicht. Eine seltsame Scheu hält ihn davor zurück. Die blonde junge Frau mit dem schmalen Gesicht und den traurigen dunklen Augen gratuliert ihm.

„Ich warte auf Sie“, sagt Thomas, und er ist erstaunt, woher er den Mut so schnell genommen hat.

Als sie den Prüfungsraum verlässt, hat sie Tränen in den Augen. Thomas versucht sie zu trösten. Er nimmt ihre Reisetasche.

Gemeinsam schlendern sie durch die Stadt. Die Geschäfte haben bereits geschlossen. Stunden später steht er auf dem Bahnsteig, sie in der geöffneten Tür.

„Findest du, dass ich zu alt bin?“, fragt sie, „zu alt, um Schauspielerin zu werden?“

„Wieso das?“ Wieder ist Thomas hilflos, weiß nicht, was er erwidern soll.

Sie wartet seine Antwort nicht ab, sagt: Das war die Begründung für die Ablehnung.

Langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Thomas winkt. Sie winkt.

„Nie werden wir uns wiedersehen.“ Thomas fühlt, wie eine große Traurigkeit über ihn kommt. Ich kenne ja nicht einmal ihren Namen ...

Immer wieder gefällt ihm dieses Zimmer. Immer wieder beneidet Thomas seinen Freund Volker darum. Gern hätte er auch so ein Zimmer, ein eigenes Zimmer mit eigenen Möbeln. Thomas muss sich sein Zimmer mit Gisela teilen. Für beide bringt das Probleme mit sich, weil sie aufeinander Rücksicht nehmen müssen, auf Persönliches weitestgehend verzichten müssen, denn es bleibt kaum Raum für eigene Regale, von einem eigenen Schreibtisch ganz zu schweigen. Volker besitzt das alles, wovon Thomas träumt: eigenen Schreibtisch, Bücherregale, Tonbandgerät, einen Sessel, gemütliche Couch, die gleichzeitig als Bett genutzt werden kann.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Der Nachlass»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Der Nachlass» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Der Nachlass»

Обсуждение, отзывы о книге «Der Nachlass» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x