Werner Hetzschold - Der Nachlass

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Nikolai sitzt allein in der Wohnung von Großvater Thomas Boronsky, wie dieser noch wenige Tage zuvor. Völlig unerwartet hat der Großvater sich verabschiedet, nachdem er dem Enkel immer wieder mitgeteilt hatte, wo er was zu suchen hat. Nur den Enkel weihte der Alte ein. Nur er allein sollte wissen, wo was zu finden ist. Nikolai liest. Ihm öffnet sich eine Welt, die ihm unbekannt ist. Den Menschen, über die sein Großvater Thomas Boronsky schreibt, ist er, Nikolai Boronsky, nie persönlich begegnet. Es war eine völlig andere Zeit, es waren völlig andere Menschen. Damals. Zu keinem der Menschen, die in den Heftern des Großvaters als Figuren auftauchen, hat er irgendeine Beziehung. Er kennt sie nicht, weiß nicht, was sie gedacht und gefühlt haben, wohin sie in ihrem Leben gegangen sind und wo sie verstorben sind. Fremde, Unbekannte sind sie für ihn.
Nikolai erlebt immer die Geschichte in Form von Geschichten. Schicksale sind individuell erlebtes Sein, sind der Stoff für Dichtung, für Literatur.

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Ihm fehlen die Worte. Er holt tief Luft, will wieder laut werden, besinnt sich, fährt in erzwungen ruhigem Ton fort: Immer wieder habe ich Ihnen gesagt, dass diese Niethosen nicht in der Schule getragen werden sollen. Das ist nicht die Kleidung für einen Oberschüler in unserer Gesellschaftsordnung. Wir an unserer Schule dulden keine Nieten. Und erst recht keine Niethosen! Verstanden! Und was tun Sie, Michael! Trotz wiederholter gut gemeinter Ermahnungen lassen Sie sich wieder in diesen Dingern in der Schule blicken. Sogar unser werter Direktor ist auf Sie aufmerksam geworden. Ist das nicht ein Schüler aus Ihrer Klasse, hat er gesagt. Reden Sie mit dem Mann, hat mein Direktor gesagt. Jawohl, habe ich gesagt, habe schon mehrmals mit dem Burschen geredet. Jetzt ist das Maß voll, zum Überlaufen voll. Wer provoziert, hat an einer sozialistischen Oberschule nichts zu suchen. Und nicht genug damit, dass Sie Niethosen tragen! Jetzt muss ich erfahren, dass Sie, wie nennt sich das doch gleich in Ihrem Jargon ..., ja richtig, dass Sie ein Elvis-Presley-Fan sind. So heißt doch dieser Kerl, diese Heulboje, dieser randalierende Asoziale ... Sie wollen mir doch nicht erzählen, dieser Presley gehört zu den Sängern, die wir schätzen auf Grund ihrer künstlerischen Qualitäten. Sie wollen mir doch nicht einreden, dieser Schreihals ist auf unseren Sendern zu hören! Sie wollen uns, unserer Partei doch nicht etwa unterschieben, dass wir solche Ganoven in unseren Sendungen bringen. Michael! Ich, wir, unsere Gesellschaft ... Wir können nicht dulden, dass Sie unserem Klassenfeind Gehör schenken. Wir haben nicht umsonst den Antifaschistischen Schutzwall errichtet! Wir wissen genau, warum wir das getan haben. Sichtbar für alle Welt haben wir uns abgegrenzt von unserem Klassengegner! Wir als Genossen wissen genau: warum! Michael, welchen Sender bevorzugen Sie denn?“

Ruhig steht Michael neben seinem Tisch. Ruhig antwortet er: „Luxemburg. Das wollen Sie doch hören. Sicher hat es Ihnen bereits einer meiner Freunde gesteckt. Hoffentlich hat der Betreffende nicht vergessen, Ihnen mitzuteilen, wie begeistert er von Elvis war...“

Jäh wird Michael unterbrochen.

„Was heißt hier gesteckt!“ Blondi läuft rot im Gesicht an. „Das ist die Pflicht jedes ordentlichen Schülers! Und Sie nennen das gesteckt! Was ist das nur für eine Terminologie! Sie hören also Luxemburg! Diesen Hetzsender! Wer Luxemburg hört, hört Rias, hört jeden westlichen Sender, jeden Sender des Feindes. Michael, ich versichere, ich werde alles in meinen Kräften Erdenkliche tun, um bei meinen Vorgesetzten durchzusetzen, dass Sie von der Schule verwiesen werden. Ein Exempel muss statuiert werden. Unglaublich das! Und das in meiner Klasse!“

Seine Faust donnert krachend auf die Tischplatte. Keiner schreckt hoch. Jeder ist bemüht, den vor sich sitzenden Rücken als Deckung zu nutzen.

Nur nicht auffallen, Thomas, befiehlt ihm sein Verstand: Verhalte dich ganz ruhig, Junge, sei still, tauche ab, falle nur nicht auf. Lenke nicht die Aufmerksamkeit dieses Minidespoten auf dich. Fieberhaft arbeitet das Hirn des Jungen. Wer hat Michael verpfiffen. Wird nun jeder jedem misstrauen? Jeder in der Klasse, in der Schule weiß, Michael hat Bänder mit der heißesten Musik.

In die Stille hinein peitscht die Stimme von Blondi: „Und wie beurteilen Sie als Klasse sein Verhalten? Als seine Mitschüler?“

Schweigen.

Blondi wird nervös: „Auch Sie sind wie ich zu erschüttert, zu aufgewühlt, um Worte zu finden.“

Vater Boronsky erhält eine Auszeichnung für seine ehrenamtliche Tätigkeit als Theaterfunktionär, obwohl er nie einen Schritt ins Theater setzten wird. Die Auszeichnung besteht aus zwei Opernkarten zu einer sonntäglichen Matinee für ehrenamtliche Theaterfunktionäre. Das ist zu viel für Vater Boronsky. Er soll sich Theater vormachen lassen. Niemals!

„Mit Vater gehe ich nicht“, sagt Mutter Boronsky entschieden. „Mit dem blamiere ich mich bloß.“

„Dann geht eben ihr zwei, du und der Junge.“

„Wer ist Theaterfunktionär, du oder ich? Also hast du zu gehen. Was sollen deine Kollegen von dir denken!“

„Die sind doch gar nicht da.“

„Es könnten aber welche da sein. Jedenfalls hast du dorthin zu gehen. Nimm den Jungen mit! Und indem sie sich an Thomas wendet, sagt sie: Pass auf Vater auf! Wenn er einschlafen sollte, versetzt du ihm einen kräftigen Stoß. Bei Kunsterlebnissen wird nicht gepennt.“

„Das kann ja was werden“, seufzt Vater Boronsky. „Mein Junge, wenn sich deine Mutter einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie nicht mehr davon abzubringen. Jetzt werde ich gezwungen, in die Oper zu gehen, werde gezwungen, mir etwas anzusehen, was ich gar nicht sehen will. Und ich gehe dorthin. Nur um des häuslichen Friedens willen!“

Seine Mutter wäre von den Plätzen begeistert gewesen. Bestimmt hätte sie gesagt: Das sind sehr teure Plätze, mein Junge. Die lassen sich das was kosten. Das wird ein besonderer Theatergenuss, mein Junge.

Vater Boronsky beeindruckt nichts.

Seine Mutter hätte von den Leuchtern geschwärmt, von der Weitläufigkeit des Foyers.

Frau und Tochter hatten lange auf Vater Boronsky einreden müssen, bis er bereit war, Hemd und Krawatte anzulegen, sich in einen Anzug zu pressen.

Nun klagt er, während er verzweifelt nach einer Toilette Ausschau hält, dass das Hemd ihm den Hals zudrückt, dass die Krawatte ihm die Luft abschnürt.

In unmittelbarer Nähe der Bühne hatte Thomas noch nie gesessen. Vater Boronsky, der sonst sehr schlecht sieht, stellt fest, dass der Vorhang fleckig ist.

„Den könnten die auch mal reinigen“, sagt er laut.

Thomas stößt ihn an, zeigt auf den gewaltigen Blumenschmuck vor dem Vorhang.

Vater Boronsky lächelt verschmitzt: „Mutter hat dir wohl Verhaltensregeln mit auf den Weg gegeben.“

Mutter hätte beim Anblick dieser Blumenfülle laut geschwärmt, hätte sich an den Farben und Formen der verschiedenen Gewächse berauscht, hätte darauf hingewiesen, wie viel Arbeit so ein Kunstgenuss kostet.

Ein Mann betritt die Bühne, stellt sich vor ...

„Seit wann gibt es beim Theater einen Doktor.“ Vater Boronsky schüttelt ungläubig mit dem Kopf.

Der Chefdramaturg spricht lange und viel: über den Spielplan, über Geplantes und Realisiertes, über die Möglichkeiten des Theaters.

„Wer soll sich denn das alles anhören“, zischt Vater Boronsky seinem Jungen ins Ohr. „Das interessiert doch keinen Menschen. Die spielen doch sowieso, was sie wollen.“

Die Versuche des Sohnes, den Vater zum Schweigen zu bringen, scheitern. Thomas ist die Situation peinlich. Er versteht die Mutter.

Verdiente ehrenamtliche Theaterfunktionäre werden ausgezeichnet. Blumen werden überreicht. Viel Beifall gibt es.

Der Vorhang öffnet sich. Ein Streifzug durch Oper, Operette, Ballett, Schauspiel nimmt seinen Anfang.

Vater Boronsky sagt nichts mehr. Er hält die Augen fest geschlossen. Gleichmäßig geht sein Atem. Ein Pfeifton entfährt laut seinem Mund. Sein Junge versetzt ihm einen Stoß. Erschreckt reißt der Vater die Augen auf, murmelt: „Mit geschlossenen Augen kann ich besser zuhören.“ Dabei lockert er seine Krawatte, löst den oberen Hemdknopf.

„Wegen der Luft! Die Luft ist hier ziemlich stickig“. Vater Boronsky bemüht sich, die Augen offen zu halten.

Marschmusik erklingt. Soldaten erscheinen auf der Bühne.

Vater Boronsky wird wach, brummelt kritisch vor sich hin: „Die Uniformen stimmen nicht. 1870 hatten die Franzosen andere Uniformen. Und Gleichschritt können die Kerle auch nicht halten. Denen fehlt eine richtige Exerzierausbildung.

Eine Hand berührt seine Schulter. Eine angenehm klingende Frauenstimme ist zu hören: „Können Sie nicht leise sein. Sie stören.“

Vater Boronsky begreift.

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