Anne Wunderlich
Zwiespalt
Kein Platz für Dich!
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anne Wunderlich Zwiespalt Kein Platz für Dich! Dieses ebook wurde erstellt bei
Tag 1
Tag 1 - Die Stunde der Wahrheit.
Tag 1 - Als ich …
Tag 1 - Der Abend …
Tag 2
Tag 2 - So geschah es dann auch.
Tag 3
Tag 3 - Besuch
Tag 4
Tag 4 - Praxis
Tag 4 - Arbeit
Tag 4 - Krankenkasse
Tag 4 - Draußen
Tag 4 - Valentin fieberte.
Tag 5
Tag 5 - Nachmittag
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 8 - Eins hatte …
Beste Freunde
Tag 9
Tag 10
Tag 11
Tag 11 - Besuch bei den Großeltern
Tag 12
Tag 12 - Nun war es tatsächlich so weit.
Tag 12 - Vorstellung bei der Anästhesistin.
Tag 12 - Fertig
Tag 12 - Vorbereitungen
Tag 13
Tag 13 - Die Feier
Tag 14
Tag 15
Tag 16
Tag 16 - Ihre Aussage …
Tag 16 - Die nächsten Minuten und Stunden
Tag 17
Moment des Augenblicks
Tag 17 - Anruf
Tag 18
Tag 18 - Besinnung
Tag 19 bis Tag 22
Tag 19 bis 22 - Der erste Arbeitstag …
Tag 23
Tag 24
Tag 25 bis einschließlich Tag 42
Du
Impressum neobooks
An mir selbst stellte ich fest, dass irgendetwas nicht stimmte. Meine Periode ließ auf sich warten und auf der Straße oder beim Einkaufen wurde ich mehrmals darauf angesprochen, wie blendend ich aussehe und strahlen würde. Selbst meine Friseurin stellte eine deutliche Verbesserung der Haarqualität sowie mehr Glanz meiner braunen Mähne fest. Anstatt mich über solch Komplimente zu freuen, überwog die Verwunderung, denn in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich eher müde, erschöpft und schlapp fühlte, passte mein Antlitz nicht einmal annähernd zu meinem Inneren.
Es verging ein Tag um den anderen, die Menstruation blieb weiter aus und immer unruhiger wurde ich. Gewissheit musste her. Nach Beendigung meiner Arbeit beschloss ich einen Drogeriemarkt aufzusuchen, um einen Schwangerschaftstest zu kaufen.
Zielstrebig steuerte ich das Geschäft an, betrat es selbstbewusst, suchte das entsprechende Regal auf und bei der überschaubaren Auswahl griff ich zum Altbewährten, denn als Mama von fast vierjährigen Drillingen war es nicht das erste Mal, dass ich solch einen Test in den Händen hielt und dennoch war es merkwürdig, als ich an der Kasse stand und den Test bezahlen wollte. Obwohl ich mich für solch einen Kauf nicht schämen musste, wäre mir vor ein paar Jahren, so mit Mitte zwanzig oder jünger, die Röte vor Scham ins Gesicht geschossen. Jetzt, ein paar Jahre später, verhielt ich mich ganz normal, so als würde ein Duschbad auf dem Band liegen. Wie sich nicht nur die Zeit, sondern auch die Ansichten und Wahrnehmungen änderten. Ein Aspekt, der mich in Zukunft immer wieder begleiten würde.
Nach getätigtem Kauf verstaute ich die längliche Packung in meiner Handtasche und zückte den Test erst wieder hervor, als ich alleine zu Hause war. Ich wollte nicht, dass mein Mann von meiner Unsicherheit Kenntnis erlangte und ihn nervös machte, bevor ich überhaupt ein Ergebnis hatte. Vielleicht käme alles ganz anders und es war ein falscher Alarm meinerseits. Die Möglichkeit bestand, dass ich momentan einfach glücklich und zufrieden war und daher eine tolle Ausstrahlung hatte und meine Periode, wie in der Vergangenheit bereits, ab und an unregelmäßig kam. All diese Varianten waren genauso in Betracht zu ziehen und denkbar. Von daher entschied ich mich vorerst für Stillschweigen und Abklärung.
Ich verschwand mit der rechteckigen Packung im Badezimmer, nahm auf der Toilette Platz und hielt die rosafarbene Packung in beiden Händen. Zweifel überkamen mich. Wollte ich das Ergebnis tatsächlich wissen oder doch darauf hoffen, dass morgen meine Monatsblutung einsetzte und alles wie gewohnt ist? Es half nichts. Spekulationen brachten mich nicht weiter, ich brauchte Klarheit. Einmal ganz tief ein- und ausatmen, die Packung in einem Ruck aufgerissen und schon entnahm ich als erstes den Beipackzettel. Sorgfältig las ich die Bedienungsanleitung durch und folgte dessen Anweisungen. Darin wurde empfohlen, dass ich erst kurz vor der Anwendung den Folienbeutel öffnen und das Teststäbchens entnehmen solle. Im Anschluss zog ich die Schutzkappe ab und hielt die Testspitze in meinen Urin. Anfangs ein schwieriges Unterfangen, bis ich mit dem Strahl dem Stab traf, aber als es mir dann gelang, dauerte es keine drei Minuten, so die angebliche Wartezeit gemäß der Anleitung, bis sich zwei Linien in dem dafür vorgesehenen Fenster abbildeten. Gemäß dem Beipackzettel ein Zeichen einer hohen hCG-Konzentration und damit ein eindeutiges Ergebnis – schwanger. Ich starrte auf die Anzeige. Mir wurde warm und kalt zugleich und mein Herz fing an zu pochen. Schwanger! Schwanger? Das konnte doch gar nicht sein! Und anscheinend bereits in einer vorangeschrittenen Schwangerschaftswoche, bei einem so schnellen und eindeutigen Resultat. „Nein, das kann nicht sein! Das darf nicht sein!“, dachte ich. Mein Herz raste. Meine Augen kreiselten wirr im Raum umher. Normalerweise ist so ein Moment der Glücklichste überhaupt, in dem man vor Freude von der Toilette aufspringt, lachend und jubelnd durch das Zimmer hüpft, seinen Partner so schnell wie möglich die Neuigkeit erzählen will und bereits darüber nachdenkt, wie man als werdende Eltern die frohe Botschaft den zukünftigen Großeltern verkündet. Nicht so bei mir. Ich gebe zu, einerseits konnte ich mein Glück tatsächlich nicht fassen, schwanger zu sein, andererseits übermannte mich das Gefühl von Panik und der Fassungslosigkeit. Es ist noch gar nicht lange her, gerade mal sechs Monate, da haben wir all unsere Baby- und Kleinkindsachen, Spielzeug wie auch Anziehsachen verschenkt und den endgültigen Entschluss gefasst, dass die Familienplanung abgeschlossen sei. Weiter ist anzumerken, dass ich üblicherweise keine beziehungsweise nicht auf natürlichem Wege eigene Kinder bekommen kann.
Vor einigen Jahren entschlossen sich mein Mann und ich für ein Baby, doch jegliches Probieren scheiterte und der Kinderwunsch blieb unerfüllt. Ausschließlich mittels einer künstlichen Befruchtung und damit verbundenen langen, harten Weg und zahlreichen ärztlichen Eingriffen und Untersuchungen wurde unser Traum wahr und ich gebar Drillinge. Frühchen, dennoch drei gesunde Jungs. Putzmunter, aufgeweckt, normal entwickelt und mittlerweile drei Jahre alt.
Wie konnte es nun sein, dass ich auf ganz natürlichem Wege einfach mal so schwanger wurde? Was ich mir vor Jahren erträumt und gewünscht hatte, wurde nun Realität. Wie war das nur auf einmal möglich? Nach all dem, was ich in der Vergangenheit durchgemacht hatte, konnte ich auf einmal und von jetzt auf gleich schwanger werden? Gedanken kreiselten im Kopf und in diesem Strudel versuchte ich mich daran zu erinnern, als mein Mann und ich miteinander intim waren. Ich hätte anfangs alles darauf schwören können, dass wir mit einem Kondom verhütet hatten, aber je länger ich darüber nachdachte, umso unsicherer wurde ich. Hatten wir wirklich verhütet oder nur die Absicht gehabt? Waren wir für einen Augenblick unvorsichtig? Nicht das ich wüsste, aber anscheinend schon. Dennoch beschäftigte mich am meisten die Tatsache, dass ich überhaupt in anderen Umständen sein konnte. Verrückt.
Immer wieder sah ich skeptisch auf die zwei Balken der Testanzeige, welche ich zwischen meinen zittrigen Händen hielt. „Das ist doch ein schlechter Scherz! Unmöglich!“ Doch die zwei deutlich roten Linien logen nicht. Aufgewühlt war ich und atmete schnell. Übel wurde mir und schwindelig. Die Gedanken hüpften zwischen unendlicher Freude und Unglaubwürdigkeit hin und her und genauso wenig wusste ich in diesem Moment, was ich machen soll. Wie sollte ich reagieren? Florian informieren? Lieber noch nicht. Abwarten und hoffen, dass das Ergebnis nicht korrekt war? Es half nichts, die hundertprozentige Sicherheit konnte mir nur ein Besuch bei meiner Frauenärztin verschaffen.
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