Anna Kaleri
Prinzessin Wunderlich will zur Schule gehen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anna Kaleri Prinzessin Wunderlich will zur Schule gehen Dieses ebook wurde erstellt bei
Ein großer Tag Ein großer Tag Niemand hatte Prinzessin Wunderlich gefragt, ob sie eigentlich zur Schule gehen wollte. Aber was für eine Frage auch! Natürlich wollte sie zur Schule gehen und lesen lernen, damit sie endlich lesen konnte, was ihre Mutter dem Vater für Zettel auf den Küchentisch legt. Und die Prinzessin wollte rechnen lernen, weil es ihr schon immer schleierhaft vorkam, woher der Vater so genau wusste, wie viel Geld sie ausgegeben hatte, wenn sie dreimal hintereinander im Schwimmbad war. Und wenn die Prinzessin erst selbst schreiben kann, dann könnte sie den Onkelundtanten Postkarten schicken und sie brauchten nicht so oft zum langweiligen Kaffeetrinken vorbeikommen. Schon seit langem fragten die Onkelundtanten: „Sophie (so hieß die Prinzessin nämlich richtig), Sophie, wann kommst du in die Schule?“ Und die Prinzessin fragte ihre Eltern: „Wann komm ich denn endlich in die Schule?“ Mit dem Ende des Sommer färbten sich die Kastanienblätter und es kam der Tag, auf den sich alle Onkelundtanten und am meisten Prinzessin Wunderlich freuten: Die Einschulung. Die Eltern schenkten der Prinzessin eine spitze, bunte Tüte mit allerhand wunderbaren Dingen darin. Prinzessin Wunderlich stand mit ihrer Zuckertüte im Arm stolz auf einem kleinen Hügel und die Onkelundtanten machten Fotos von ihr. Die Zuckertüte war schwer. Sehr schwer. Und der Vater fragte: „Soll ich dir halten helfen?“, aber die Prinzessin sagte: „Das kann ich alleine!“ Da kippte die Tüte nach vorn und zog die Prinzessin mit sich und beide kullerten den Hügel herunter. Die Prinzessin kam zuerst unten an und fing die heraus gefallenen Süßigkeiten und Stifte und Radiergummis auf.
Der Professor beim Ballett
Vorsicht, Einsturzgefahr!
Mit den Händen sehen
Der Mann mit dem Wurzelstock
Ein Zettel für die Prinzessin
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Niemand hatte Prinzessin Wunderlich gefragt, ob sie eigentlich zur Schule gehen wollte. Aber was für eine Frage auch! Natürlich wollte sie zur Schule gehen und lesen lernen, damit sie endlich lesen konnte, was ihre Mutter dem Vater für Zettel auf den Küchentisch legt. Und die Prinzessin wollte rechnen lernen, weil es ihr schon immer schleierhaft vorkam, woher der Vater so genau wusste, wie viel Geld sie ausgegeben hatte, wenn sie dreimal hintereinander im Schwimmbad war. Und wenn die Prinzessin erst selbst schreiben kann, dann könnte sie den Onkelundtanten Postkarten schicken und sie brauchten nicht so oft zum langweiligen Kaffeetrinken vorbeikommen. Schon seit langem fragten die Onkelundtanten: „Sophie (so hieß die Prinzessin nämlich richtig), Sophie, wann kommst du in die Schule?“ Und die Prinzessin fragte ihre Eltern: „Wann komm ich denn endlich in die Schule?“
Mit dem Ende des Sommer färbten sich die Kastanienblätter und es kam der Tag, auf den sich alle Onkelundtanten und am meisten Prinzessin Wunderlich freuten: Die Einschulung. Die Eltern schenkten der Prinzessin eine spitze, bunte Tüte mit allerhand wunderbaren Dingen darin. Prinzessin Wunderlich stand mit ihrer Zuckertüte im Arm stolz auf einem kleinen Hügel und die Onkelundtanten machten Fotos von ihr. Die Zuckertüte war schwer. Sehr schwer. Und der Vater fragte: „Soll ich dir halten helfen?“, aber die Prinzessin sagte: „Das kann ich alleine!“ Da kippte die Tüte nach vorn und zog die Prinzessin mit sich und beide kullerten den Hügel herunter. Die Prinzessin kam zuerst unten an und fing die heraus gefallenen Süßigkeiten und Stifte und Radiergummis auf.
Der Professor beim Ballett
Am ersten Schultag ging Prinzessin Wunderlich an der Hand ihrer Mutter und mit dem leeren Schulranzen auf dem Rücken in die Schule. Die Mutter brachte sie in ihr Klassenzimmer, winkte und verschwand.
Da saßen die Kinder aus dem Kindergarten und noch einige mehr, die die Prinzessin noch nie gesehen hatte.
„Guten Tag. Ich heiße Fräulein Otto“, sagte eine Frau mit blonden Haaren und einer schwarzen Brille. „ Ich bin eure Lehrerin. Ich möchte gern, dass ihr sagt, wie ihr heißt und was ihr gern werden wollt. Oder sagt einfach, was euch einfällt.“
Die Prinzessin rutschte auf dem Stuhl hin und her und überlegte, was sie sagen sollte.
„Ich heiße Martin und möchte gern Kapitän werden“, sagte ein Junge und setzte sich schnell wieder hin. Die Lehrerin machte in ihrem Buch ein Bleistifthäkchen.
„Ich heiße Tina und mein Vater ist Professor und hat viele Mäuse im Labor.“
Das Mädchen setzte sich wieder und die Lehrerin machte ein Häkchen in ihr Buch.
„Ich heiße Andrea und ich habe eine kleine Schwester, die gerade einen Zahn bekommt.“
Bald war die Reihe an Prinzessin Wunderlich.
„Ich bin Sascha und habe eine ganz große Eisenbahnplatte. Wenn ich groß bin, möchte ich einmal mit der Eisenbahn um die ganze Welt fahren.“
Die Prinzessin überlegte, was sie sagen sollte, überlegte und überlegte, aber ihr fiel nichts ein. Eine Schwester, die eine Maus bekommt, einen Professor, der eine Eisenbahnplatte hat – so etwas konnte sie nicht bieten. Sie hatte auch noch nie daran gedacht, was sie machen wollte, wenn sie groß war. Als sie noch im Kindergarten war, hatte sie am liebsten Verstecken gespielt.
„Ich heiße Marie und gehe zum Ballett.“
Das Mädchen setzte sich, die Lehrerin machte ein Häkchen in ihr Buch und nun war die Prinzessin dran.
„Ich bin Prinzessin Wunderlich.“
Ehrlich gesagt, die Lehrerin hatte bisher gar nicht richtig zugehört. Aber jetzt kicherten die Kinder und die Lehrerin sah prüfend durch ihre neue Klasse und dann kuckte sie wieder in ihr Buch.
„Wunderlich gibt’s hier nicht“, sagte sie. Da fiel der Prinzessin nichts mehr ein. Die Lehrerin sah sie durch ihre schwarze Brille nachdenklich an und machte ein Bleistifthäkchen in ihr Buch.
„Na, was hast du denn an deinem ersten Schultag gelernt?“, wollten die Eltern beim Abendbrot wissen.
„Ich habe gelernt, wie die anderen Kinder heißen und dass ein Mädchen einen Professor beim Ballett hat und einer eine Maus, die gerade einen Zahn bekommt, und eine hat eine kleine Schwester, die fährt mit dem Schiff um die halbe Welt.“
„So, so“, sagte der Vater und biss in sein Leberwurstbrot.
„Ah..., dann wirst du tüchtig Hunger haben, nach so viel Lernen“, sagte die Mutter und legte der Prinzessin eine halbe Tomate aufs Brot.
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