Antje Barabasch, Anna Keller, Marc Marthaler
Next Generation
Selbstgesteuert und projektbasiert
lernen und arbeiten bei Swisscom
Neue Lernkulturen in der Berufsbildung
ISBN Print: 978-3-0355-1687-6
ISBN E-Book: 978-3-0355-1688-3
Bilder: Fototeam Swisscom AG
1. Auflage 2020
Alle Rechte vorbehalten
© 2020 hep Verlag AG, Bern
hep-verlag.com
Vorwort
Zum Geleit
Teil 1 Die Telekommunikationsbranche, Swisscom und die betriebliche Berufsbildung
1 Swisscom – eine Entwicklungsgeschichte
2 Berufsbildung bei Swisscom
3 Einblicke in die Next Generation
Teil 2 Was wirklich zählt – Innenansichten zur Berufsbildung bei Swisscom
1 Recruitment – «Run for Talents»
2 Der Markt der Möglichkeiten
3 Coaching und Lernbegleitung
4 «Welpenschutz» oder modernes Beziehungsmanagement?
5 Management von Vorwissen
6 Von Anfang an durchstarten
7 Flexibilität fördern – den Horizont erweitern
8 Eine steile fachliche und persönliche Entwicklung
9 Reflektiert vorankommen
10 Die Kreativität fördern
11 Den Unternehmergeist entwickeln
12 Der Balanceakt zwischen Schule und Betrieb
13 Umgang mit schwierigen Situationen
14 Arbeit und Freizeit – getrennt oder vermischt?
15 Was bringt die Zukunft?
Schlusswort
Anmerkungen
Die Autorinnen und der Autor
Auf Wikipedia kommt die Digitalisierung ja eigentlich recht harmlos daher. Dort bezeichnet der Begriff ursprünglich das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate und die informationstechnische Verarbeitung der so gewonnenen Daten. Unterdessen haben wir aber längst erfahren, welch fundamentale Kräfte hier wirken. Hoteliers wie Musikerinnen, Taxifahrer erst recht – sie alle erleben derzeit, wie die digitale Revolution ganze Branchen und ihre althergebrachten und bestens verankerten Businessmodelle innert kürzester Zeit komplett umzukrempeln vermag. Man muss längst keine Prophetin mehr sein, um zu behaupten, dass diese Entwicklung breiteste Kreise erfassen und immer tiefer in unsere Leben greifen wird. Wir sind alle in unserer Innovationsfähigkeit gefragt, um diesen Veränderungen gut begegnen zu können und neue Lösungen für die großen Herausforderungen zu finden, die die Digitalisierung mit sich bringt.
Hand aufs Herz, beim Thema «Innovation» denkt man schnell an «das nächste große Ding». Doch es gibt auch eine andere Art der Innovation, nämlich die kontinuierliche Erneuerung im Kleinen und im Alltäglichen, die uns allen jederzeit offensteht und damit besonders kraftvoll und wirksam ist. Die duale Berufsbildung ist aus meiner Sicht geradezu ein Garant für diese Transformation. Der größte Teil der Jugendlichen in der Schweiz wird so Schritt für Schritt in die Berufswelt und damit in den Arbeitsalltag integriert. Immer mit einem starken Fokus auf Bildung, aber auch mit klaren Erwartungen an die Leistungsbereitschaft dieser jungen Menschen. Sie bringen neue Meinungen, andere Herangehensweisen, zukunftsgerichtete Fähigkeiten und manchmal quer in der Landschaft stehende Bedürfnisse in die Betriebe ein, fordern damit oft die bestehenden Strukturen heraus und wollen Muster aufbrechen – eine Frischzellenkur im besten Sinn!
Im vorliegenden Buch beschreiben die Autorinnen Antje Barabasch, Anna Keller und der Autor Marc Marthaler aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Erfolgsmodell «Next Generation» von Swisscom. Als führendes Unternehmen im schweizerischen Telco-Markt steht Swisscom dafür ein, dass ihre Kunden und Kundinnen die Chancen einer vernetzten und digitalisierten Zukunft einfach nutzen können. Bedingt durch die rasante Entwicklung der gesamten Branche, sieht sich Swisscom laufend durch internen Strukturwandel und neue Arbeitsformen herausgefordert. Diesem Wandel begegnet das Unternehmen mit einem innovativen und hoch agilen Ansatz in der Berufsbildung, bei dem Lernende ihre Lehre weitgehend selbst gestalten können und projektbasiert lernen und arbeiten. Diese Art des selbstgesteuerten Arbeitens bereitet sie einerseits auf vielfältig zukunftsorientierte Tätigkeiten bei Swisscom vor und sichert ihnen darüber hinaus ihre «Employability». Ein nicht zu vernachlässigender Effekt des Ansatzes von Swisscom ist zudem die sich selbst steuernden Allokation von Lernenden auf Projekte – Markt statt Plan. Dazu arbeitet das Unternehmen eng mit verschiedenen Partnern der Berufsbildung zusammen, auch mit dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB. Das EHB leistet als schweizerische Expertenorganisation der Berufsbildung einen ganz entscheidenden Beitrag, indem es Berufsbildungsverantwortliche aus- und weiterbildet und die Weiterentwicklung der Berufe unterstützt. Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit beleuchtet das EHB die Wirksamkeit des Berufsbildungssystems und untersucht unter anderem neue Lernkulturen in Unternehmen, so auch die von Swisscom.
Dieses enge Zusammengehen von Wirtschaft und staatlichen Organisationen ist ganz sicher ein entscheidender Faktor im Erfolgsmodell Berufsbildung Schweiz. Es steht für Stabilität und Erneuerung, die dabei quasi physikalisch verschränkt und inhärent im System verankert sind. Beste Voraussetzungen, um den Herausforderungen der sich rasant verändernden Lebens- und Arbeitsweisen effektiv begegnen zu können.
Andri Rüesch
Co-Chapterhead Future Workforce Management& HR-Business-Partner Swisscom Retail Channels
Mitglied des EHB-Rates
Wie können junge Erwachsene ideal auf das Berufsleben vorbereitet werden? Diese Frage beschäftigt Unternehmen genauso wie Berufsfachschulen, überbetriebliche Kursanbieter, die Organisationen der Arbeitswelt (OdA), Politik und natürlich die jungen Erwachsenen selbst und ihre Eltern. Was muss sich bei der Ausbildung im Betrieb ändern? Was benötigen junge Erwachsene dort, um sich ideal entwickeln zu können? Und was haben Schweizer Unternehmen unternommen, um ihr Ausbildungsangebot auf die neuen Anforderungen abzustimmen? Diesen und weiteren Fragen gehen wir in unserer Reihe nach. Ein Jahr lang haben wir beim führenden Schweizer ICT-Unternehmen Swisscom Personen interviewt, die in die Berufsbildung involviert sind, vor allem auch die Lernenden selbst. Wir waren offen und neugierig und sind dabei auf erstaunliche Innovationen gestoßen.
Die Schweiz, als Land mit einer langen Tradition der dualen Berufsbildung, ist seit geraumer Zeit Vorbild und Orientierung für andere Länder, die über die Gestaltung ihrer Berufsbildungssysteme nachdenken. Dabei ist längst bekannt, wie das duale System funktioniert, wer beteiligt ist, wie es finanziert wird und wie viele junge Erwachsene den Weg über diese Art der Qualifizierung einschlagen und auf das Arbeitsleben vorbereitet werden. Viel weniger bekannt ist hingegen, warum das System so gut funktioniert, eben auch völlig unabhängig von den Strukturen und Institutionen, die es tragen. Zu wenig wissen wir über den wichtigsten Bereich der Ausbildung, nämlich den Teil, der im Unternehmen oder generell in der Arbeitswelt verbracht wird. Wir sind losgezogen, um herauszufinden, wie bei Swisscom gelernt und gearbeitet wird. Dabei haben wir erfahren, mit welchen innovativen Ansätzen junge Erwachsene adäquat auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden. Uns ist klar geworden, dass vieles von dem, was an neuen Methoden ausprobiert wird, auch branchenspezifisch verstanden werden muss. Und genau deshalb scheint uns das Kennenlernen und Hinterfragen der jeweiligen Lernkultur, die sich in einem Unternehmen oder einer Branche etabliert hat und die aber auch in Bewegung ist, wegweisend zu sein.
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