Jay Bates
Der Schnüffel-Chip
Ein Kriminalroman im Überwachungsstaat
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jay Bates Der Schnüffel-Chip Ein Kriminalroman im Überwachungsstaat Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorbemerkung Vorbemerkung 1961: Der Staatsratsvorsitzende sächselt: „ Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ 2007: Der Innenminister schwäbelt: „ Kein Mensch denkt daran, von Menschen Geruchsproben zu nehmen.“ 2013: Der Regierungssprecher der Kanzlerin dementiert: „ Unsere Regierung hat von den Abhöraktionen nichts gewusst. Wir müssen ganz klar sagen: Abhören von Freunden, das ist inakzeptabel, das geht gar nicht“ 202x: Die Methoden der Datensammlung sind so unauffällig und allgegenwärtig, dass es keiner falschen Dementis mehr bedarf. Nur gelegentlich enthüllen „Whistleblower“ scheinbare Neuigkeiten, die Insider schon lange kennen. Personen und Handlung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit realen Personen und Geschehnissen ist rein zufällig. Dies gilt leider nicht für alle beschriebenen Überwachungsmaßnahmen und -instrumente des Staates und der Industrie. Namen von Programmen, Diensten, Firmen und Produkten sind teils erfunden, doch meist real. Hierbei wurden mögliche Warenzeichen-Rechte (Zeichen ® oder ™ für Trade Marks ) im Rahmen der künstlerischen Freiheit nicht beachtet.
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Impressum neobooks
1961:
Der Staatsratsvorsitzende sächselt:
„ Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“
2007:
Der Innenminister schwäbelt:
„ Kein Mensch denkt daran, von Menschen Geruchsproben zu nehmen.“
2013:
Der Regierungssprecher der Kanzlerin dementiert:
„ Unsere Regierung hat von den Abhöraktionen nichts gewusst. Wir müssen ganz klar sagen: Abhören von Freunden, das ist inakzeptabel, das geht gar nicht“
202x:
Die Methoden der Datensammlung sind so unauffällig und allgegenwärtig, dass es keiner falschen Dementis mehr bedarf. Nur gelegentlich enthüllen „Whistleblower“ scheinbare Neuigkeiten, die Insider schon lange kennen.
Personen und Handlung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit realen Personen und Geschehnissen ist rein zufällig. Dies gilt leider nicht für alle beschriebenen Überwachungsmaßnahmen und -instrumente des Staates und der Industrie.
Namen von Programmen, Diensten, Firmen und Produkten sind teils erfunden, doch meist real. Hierbei wurden mögliche Warenzeichen-Rechte (Zeichen ® oder ™ für Trade Marks ) im Rahmen der künstlerischen Freiheit nicht beachtet.
Der Tag, an dem Okambo Ozamba starb, war ein Mittwoch. Der erste Mittwoch im März, um genau zu sein.
Eigentlich hatte er mit einer guten Nachricht begonnen...
Okambo war gegen acht Uhr erwacht und hatte vom Bett aus den erbarmungslos an die Scheiben trommelnden Regen und den heulenden Wind bemerkt. Da hatte er beschlossen, die Wärme des Bettes nicht so schnell gegen die kalte und ungemütliche Wohnung zu tauschen. Auf der Fensterbank des Flügels mit dem fehlenden Wasserschenkel hätte sich eine Pfütze gebildet, läge dort nicht seit Monaten ein zusammengerolltes, inzwischen stark müffelndes altes Handtuch, das an Regentagen wie diesem mehrmals täglich ausgewrungen werden musste. Eigentlich hätte er aufstehen müssen, um das zu erledigen, denn schon lief ein schmales Rinnsal aus dem Stoff die Fensterbank hinab.
Doch er hatte sich nicht einmal aufraffen können, die Etagenheizung anzustellen, die er über Nacht aus Sparsamkeit abgeschaltet hatte. So hatte er nur dagelegen und die spärlichen Möbel angestarrt, die herumstanden und sich nichts zu sagen hatten. Während der Wind feuchtkalte Luft und einen undefinierbaren Essensgeruch durch die Ritzen der undichten Fenster trieb, hatte er auf einen Grund zum Aufstehen gewartet. Doch dann war der Anruf gekommen. Eddie, einer seiner wenigen weißen Freunde, hatte stolz und im üblichen barschen Ton, den er für männlich hielt, verkündet: „Deine Kiste ist fertig, ich habe ’ne Scheibe gefunden... wie find’ste das? Nun räum’ aber die Schleuder vom Hof, ich brauch’ den Platz, und zwar dalli!”
Das hatte seine Stimmung gehoben und ihn aus seiner Lethargie befreit. Eine ganze Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln war stressig gewesen, und er hatte es kaum geschafft, seine zwei Jobs rechtzeitig zu erreichen. Mit dem Auto war das kein Problem gewesen, aber es hatte ja so kommen müssen in der Gegend, in der er in seiner winzigen Zweizimmerwohnung hauste. Zwei Bike Ripper hatten ihm morgens an der dritten Ampel mit ein paar Hammerschlägen die rechte Scheibe zertrümmert, sich seine auf dem Nebensitz liegende Laptop-Tasche geschnappt und waren auf ihrem Motorrad um die Ecke verschwunden, noch ehe er hatte reagieren können. Gott sei Dank waren nur seine darin befindlichen Sandwichs ihre Beute gewesen, neben der Tasche selbst natürlich ? auch sie hatte Geld gekostet. Und seinen neuen Pass mit den biometrischen Daten auf dem Chip, sein wichtigster und kostbarster Besitz, den trug er sowieso immer am Körper tief in seinen Taschen vergraben.
Besonders dieser Ausweis war es gewesen, der ihm den Vorwurf seiner Frau eingebracht hatte, er habe sie nur wegen der Staatsbürgerschaft geheiratet. Von Anfang an hatte die Beziehung auf Missverständnissen beruht. Sie hatte eigentlich nur den exotischen feurigen Liebhaber gesucht. Und er konnte nicht einmal mit einem Kondom richtig umgehen. Eddie, sein Freund, hatte ihn immer gewarnt vor „Sex-Kontakten zu Weibern, die nur mal einen schwarzen Schwanz ausprobieren möchten.” Doch er hatte sich nach emotionaler Wärme gesehnt in dieser Welt, in der er ständig fror, und war nach ihrer ersten Nacht bei ihr geblieben. Aber sie war arrogant und kalt, und nur morgens im Bett genoss er ihre körperliche Wärme. Jetzt litt er unter dem Verbot, seinen dreijährigen Sohn zu sehen, den sie herabsetzend immer „das Milka-Baby” nannte. Und seine Wohnung war jetzt kalt und leer und ohne jegliches Geräusch eines menschlichen Wesens.
Die hohen Unterhaltszahlungen seit ihrer Scheidung hatten ihn gezwungen, die zwei Jobs anzunehmen, legale immerhin mit allen Papieren. So war er tagsüber Gärtner in einer exklusiven Wohnanlage und abends Gebäudereiniger in Banken und Büros. Da brauchte er das Auto, so alt und klapprig, wie es war, denn die Fahrten mit den Bussen, die immer öfter wegen der Smog-Fahrverbote notwendig waren, waren extrem zeitraubend und umständlich.
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