1. Prolog 1. Prolog Jedes Mal, wenn Caelan vorbeiging, stieg sein Duft in Finns Nase. Schwer, würzig, unwiderstehlich. Süß, irgendwie, wie die letzten Sommerblumen, bevor der Herbst seine Herrschaft antrat. Caelan, der neue Alpha auf der Burg. Caelan, dessen Geruch dafür sorgte, dass Finn die Kontrolle über seinen Körper verlor, dass ihm der Speichel lief, dass er sich vor Hunger verzehrte, vor Gier, nein, vor Lust. In seinen schweren Kilts erkannte man nicht, dass ihm das Blut zwischen die Beine schoss, sobald er Caelan witterte, den Wolf mit dem steinernen Gesicht. Den Alpha, der über die Wehre der Burg schritt, als wäre er ihr Herr und nicht ihr Wächter. Caelan, dessen Augen so grau waren wie der Himmel, bevor die ersten Blitze zuckten. Caelan, in dessen Pranken ein Breitschwert wie ein Spielzeug aussah. Finn hasste ihn.
2. Finn
3. Caelan
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Impressum
Der Omega im Turm: Burg der Wölfe
Text Copyright © 2019 Jay Boss
Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.
Jay Boss
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Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Jedes Mal, wenn Caelan vorbeiging, stieg sein Duft in Finns Nase. Schwer, würzig, unwiderstehlich. Süß, irgendwie, wie die letzten Sommerblumen, bevor der Herbst seine Herrschaft antrat.
Caelan, der neue Alpha auf der Burg. Caelan, dessen Geruch dafür sorgte, dass Finn die Kontrolle über seinen Körper verlor, dass ihm der Speichel lief, dass er sich vor Hunger verzehrte, vor Gier, nein, vor Lust. In seinen schweren Kilts erkannte man nicht, dass ihm das Blut zwischen die Beine schoss, sobald er Caelan witterte, den Wolf mit dem steinernen Gesicht. Den Alpha, der über die Wehre der Burg schritt, als wäre er ihr Herr und nicht ihr Wächter. Caelan, dessen Augen so grau waren wie der Himmel, bevor die ersten Blitze zuckten. Caelan, in dessen Pranken ein Breitschwert wie ein Spielzeug aussah.
Finn hasste ihn.
Der Frühling schien noch weit entfernt, als die neuen Wölfe sich dem Rudel anschlossen. Regen fiel wie ein dichter Schleier, durchdrang Wollumhänge und Kapuzen. Selbst die Burgmauern schien er zu durchnässen, klamm wie sie waren. Finns Finger waren so steifgefroren, dass sie kaum den Federkiel halten konnten. Die Landschaft lag grau und trüb hinter den schmalen Fenstern der Schreibstube, schon seit dem Morgen. Sah nicht aus, als würde es vor Sonnenuntergang besser werden.
»Wer ist das?«, fragte Finn und beugte sich näher an die mit Blei umfasste Fensterscheibe. Staub und Moder drangen in seine Nase, als er versuchte, mehr zu erkennen. Von hier, im dritten Stock, hatte er nur einen unzureichenden Ausblick auf das, was sich vor den Burgmauern abspielte.
»Wer ist wer?« Leighton sah von seinem Pult auf und schüttelte den Kopf. »Setz dich wieder hin. Declan wird dich erwischen.«
»Aber da sind drei Männer.« Finn quetschte sich die Wange an der Scheibe platt. Da, fast verborgen hinter der Mauerkante, standen sie. »Ich glaube, das sind Alphas. Riesige Alphas.«
»Riesige Alphas?« Leighton zögerte, dann blickte er sich kurz um. Sie waren immer noch allein in dem von Papierrollen und Schriftstücken übersäten Zimmer. »Lass mal sehen.«
Finn machte ihm Platz und Leighton beugte sich vor. »Erkennst du ihr Clanabzeichen? Ist das Ginster?«
Leighton nickte. »Das sind MacKays. Oben aus dem Norden. Da, wo die ganzen Rudelkämpfe waren.«
»Die sehen aus wie Kämpfer, oder?«
»Oh ja.« Ein lüsternes Lächeln umspielte Leightons Lippen. »Das sind sie ganz bestimmt. Schau dir diese Rücken an.«
»Der links ist seltsam«, sagte Finn und versuchte, über Leightons blonden Schopf hinweg etwas zu erkennen. Er stützte die Hände auf die Schultern seines Freundes. »Siehst du, wie er sich hält? Wie eine Statue. Eine verdammt gigantische Statue. Schau mal, die anderen lächeln, aber der da … Was für ein Miesepeter.«
Trotzdem konnte er nicht aufhören, den Großen anzustarren. Die drei Neuankömmlinge waren alle groß, aber der Steinerne (er beschloss, ihn den Steinernen zu nennen) überragte die anderen noch einmal um einen Kopf. Schwarze Haare hingen über seinen Rücken, aber sie schafften es nicht, das Gesicht weicher zu machen. Es sah aus, als hätte man es aus grobem Stein gehauen. Gut gehauen, das musste Finn zugeben. Sein ganzer Körper wirkte wie ein Felsen, von den breiten Schultern bis zu den kräftigen Unterschenkeln, die aus seinem Kilt ragten. Wie die anderen trug er einen Wollumhang, wirkte aber nicht, als bräuchte er ihn. Stein fror nicht.
»Wenn du das sagst.« Leighton lächelte. »Ich seh da nur einen verflucht attraktiven Mann. Meinst du, der Rudel-Chief nimmt sie auf?«
»Der Rudel-Chief braucht Männer für die Ernte«, sagte Finn. »Und, um die Burg zu verteidigen. Die MacKay sind mit ihm verwandt, oder? Ich schätze, er wird sich freuen.«
»So ein Pech für dich«, sagte Leighton. »Noch mehr Alphas auf der Burg.«
»Dabei überrennen die hier schon alles«, murmelte Finn. »Wie eine Rattenplage.«
»Eine gutaussehende Rattenplage.« Leighton lachte leise. »Kleiner Fuchs, dieser Statuenkerl gehört mir, klar?«
»Magst du Statuen?«, fragte Finn und versuchte, unauffällig zu klingen.
»Wenn sie so aussehen wie der da? Ja.« Leightons Stimme war zu einem schwärmerischen Raunen geworden. Wie so oft, wenn es um Alphas ging. Im letzten Winter hatte er sich für jedes Mitglied der Wache interessiert, vom breiten Lyle bis zum fast kahlköpfigen Ross. Nur für Finn interessierte Leighton sich nicht. Aber der war ja auch ein Omega, wie er.
Finn schluckte ein bitteres Gefühl herunter und betrachtete den goldblonden Scheitel seines Freundes. »Meinst du, er ist dein Gefährte? Der Statuenkerl?«
»Ich hoffe es.« Leighton sah nach oben und trotz des trüben Wetters leuchteten seine Augen. »Ich bin fast volljährig. Zeit, meine Unschuld zu verlieren, meinst du nicht?«
Finn war derselben Meinung. Er war sogar in der gleichen Lage wie Leighton: ungeküsst und bereit. Aber nicht für einen Alpha. Er hasste Alphas.
Er liebte Leighton.
Aber der lachte nur über seine seltsamen Ideen, wenn Finn andeutete, dass zwischen ihnen mehr sein könnte. Dabei war es möglich. Beziehungen zwischen Omegas waren unbeliebt, weil sie keine Nachkommen hervorbrachten, aber es gab sie. Es gab nur keine Beziehung zwischen Leighton und Finn.
Finn seufzte unhörbar. Langsam entfernte er sich vom Fenster und sah auf die verschlossene Tür. Es war Stunden her, seit Declan sie allein gelassen hatte. »Meinst du, er kommt bald zurück?«
»Sobald wir die Abschriften erledigt haben«, sagte Leighton gleichmütig und schaute weiter aus dem Fenster. »Mist, die drei sind weg.«
»Wann ist Declan gegangen?« Unruhig trat Finn von einem Fuß auf den anderen.
»Vor drei Stunden?« Leighton ließ sich zurück auf seinen Stuhl plumpsen. »Deine Abschrift ist sowieso noch nicht fertig, also hoff lieber, dass er weiter fern bleibt.«
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