Die geistig-moralische Nachbereitung kann die geistige Wiederholung des Laufes beinhalten, um zu beurteilen, habe ich meine Kräfte richtig eingeteilt, habe ich den Lauf eventuell zu schnell oder zu langsam begonnen, bin ich zu eintönig gelaufen, fühlte ich mich zeitweilig oder sogar ständig körperlich überfordert oder habe ich mich etwa nicht ausreichend belastet und dadurch nur einen ungenügenden Trainingseffekt erreicht. Wer nach dem Lauf nicht schwitzt, sollte seine Belastung erhöhen.
Nach der Körperpflege einige Zeit zu ruhen, dient der inneren geistigen und körperlichen Beruhigung und Entspannung. Das ist bereits Bestandteil der geistigen Vorbereitung auf den nächsten Lauf, dient auch der Niederhaltung des inneren Schweinehundes.
Die Registratur der Laufergebnisse für spätere Vergleiche über Umfang und Leistungsfähigkeit ist ein brauchbares Mittel für die Vorbereitung auf das nächste Training und die geistige Anregung für weitere Läufe, dient aber auch der Erkenntnis zur generellen weiteren Trainingsplanung.
Wer sich bei seinen ersten Läufen annähernd und mit steigender Laufaktivität zunehmend die oben genannten Anregungen aneignet und sie zum festen Bestandteil seiner sportlichen Aktivität macht, der wird sich läuferisch immer weiter entwickeln. Er wird sein Joggen oder Laufen als Freizeitvergnügen zum ständigen Lebensbestandteil machen können und auch sich selbst anregen, ab und zu an der einen oder anderen kleineren oder größeren Veranstaltung teilzunehmen.
Nochmals sei betont, daß sich auch der Ältere, ist er körperlich gesund, dem Laufen verschreiben und auch im fortgeschrittenen Lebensalter durch Freude bereitendes und anspruchsvolles Training sein Leistungsvermögen erhöhen kann. Es sei auch darauf aufmerksam gemacht, daß der durch die körperliche Anstrengung erhöhte Sauerstoffumsatz der körperlichen Entschlackung, der Blutreinigung und der Erhöhung der Sauerstoffversorgung des Gehirns und damit der geistigen Regsamkeit dient.
So wird der „Sonntagsjogger„ zum trainingsorientierten Sportler, vielleicht auch noch zum leistungsorientierten Läufer.
Für den Einsteiger interessant ist auch die Beantwortung der Fragestellung, muss, kann oder darf das Laufen wehe tun. Diese Frage ist für den Freizeitläufer und den Leistungssportler sicherlich unterschiedlich zu beantworten. Für den Leistungssportler ist das harte, konzentrierte und anforderungshohe Training auch mit Schmerzen verbunden. Der Freizeitsportler jedoch sollte einen durch das Laufen hervorgerufenen Schmerz als Signal von Überlastung begreifen und sein Training sinnvoll reduzieren. Durch Verletzungen hervorgerufener Schmerz ist ebenfalls ein körperliches Signal, nicht gegen den Schmerz zu laufen, sondern die Verletzung zu akzeptieren und dem Heilprozeß Aufmerksamkeit zu widmen. Das kann durchaus mit einer zwangsläufig verordneten Trainingspause verbunden sein. Steht in diesem Falle eine Laufveranstaltung bevor, dann ist immer davon auszugehen, Gesundheit geht vor Teilnahme.
Um mich zum Thema Schmerz genau abzugrenzen, möchte ich betonen, daß Muskelkater von mir nicht in diese Kategorie von Schmerz eingeordnet wird. Muskelkater ist eine Erscheinung, die eine Überlastung signalisiert, damit auch die Leistungsgrenze des Läufers markiert, was aber nicht zu einer Trainingsunterbrechung führen muss. Da der Muskelkater oft erst nach zwei bis drei Tagen auftritt, stellt er kein unmittelbares Signal zur Reduzierung der Laufbelastungen dar. Vielmehr sagt mir der Muskelkater, daß ich die Anforderungen an meinen Körper zur Bewältigung eines Laufes zu hoch geschraubt habe. Konsequenz daraus ist, das Training besser zu portionieren und die Anforderungen langsamer zu steigern. Wenn ich einen Marathonlauf bestritten habe und gut trainiert war, den Anforderungen also gut gewappnet gerecht geworden bin, dann fühlte ich mich zwar nach den über 42 Laufkilometern ausgelaugt, auch schmerzen Glieder und Muskeln, aber dieser Schmerz verging im Verlaufe weniger Stunden, manchmal aber auch erst nach ein bis zwei Tagen. Also: Gegen Muskelkater hilft vorbeugend keine Chemie, es helfen keine Pillen. Vielmehr ist umfassendes und vielseitiges, auf die Leistungsanforderungen abgestimmtes Training notwendig. Wenn ich sage, es helfen weder Chemie noch Pillen, dann meine ich damit natürlich nicht, auf Mineralien zu verzichten. Mineralien, und darüber ist an anderer Stelle noch ausführlich zu lesen, sind für den Läufer lebensnotwendig. So kenne ich keinen Muskelkater mehr, seitdem ich mich ausreichend mit Magnesium versorge. Das ist aber nur im Zusammenhang mit einem ständigen Training zu sehen.
Darüber hinaus ist auch ordentliche und zweckmäßige Ausrüstung, wie zum Beispiel witterungsabhängige Bekleidung und insbesondere gut sitzendes, die Bewegungsstöße dämpfendes und leichtes Schuhwerk, unabdingbar. Auch die umfassende Stützung der Achillessehne durch den Schuh muss gewährleistet werden. Man achte schließlich auch darauf, daß der Schuh die Fußgelenke gut stabilisiert. Obwohl ich noch näher auf Kleidung und Schuhwerk eingehe, darf ich bereits hier erwähnen, daß ich als sonst sehr sparsamer Mensch keine Ausgaben scheue, um gut sitzendes Schuhwerk und hautfreundliche Kleidung von Markenherstellern mit großer Erfahrung auf diesem Gebiet zu kaufen.
Nun zur Entwicklung körperlicher und geistiger Eigenschaften:
Mit dem in meiner Jogger-Periode systematisch begonnenen Training, welches ich nie verbissen durchgeführt habe, entwickelten sich bei mir im Laufe der Zeit Eigenschaften, über die ich vor meiner Läuferzeit entweder nicht oder nicht so ausgeprägt verfügte. Eine solche Feststellung kann man nur nach langjähriger Beobachtung des eigenen Ichs treffen. Deshalb sollte kein Einsteiger erwarten, bereits nach Monaten an sich Fähigkeiten und Eigenschaften zu entdecken, über die er bisher nicht verfügte. Andererseits wird jeder langjährige Läufer, wenn er sich selbst beobachtet, gleiche, ähnliche oder auch noch ganz andere Qualitäten an sich entdecken, als ich sie hier darstelle.
1. Die zum Laufen erforderlichen Kraftanteile, besonders der Beinmuskulatur, werden geschult und auf die zu vollbringenden Leistungen eingestellt. Das ist ein Prozeß, der sich in einem längeren Zeitraum über Monate und auch Jahre hinweg und nur bei regelmäßigem zwei- bis dreimal wöchentlichem Training vollzieht. Also erst nach geraumer Zeit erreicht man höhere Laufleistungen, obwohl man unter diesen Bedingungen des regelmäßigen und anspruchsvollen Trainings schon von Woche zu Woche gewisse Fortschritte feststellen kann. Diese Fortschritte werden jedoch teilweise von der eigenen unterschiedlichen Tagesform und von äußeren Bedingungen, wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und auch Bodenverhältnissen, überdeckt. Habe ich ein höheres Leistungsvermögen erreicht und das Training wird, aus welchen Gründen auch immer, für mehrere Wochen unterbrochen, dann wird sich dieses vorher erreichte Niveau auch wieder reduzieren. Glücklicherweise läßt sich dies aber auch schnell korrigieren. Als Faustregel habe ich gefunden, solange ich mit dem Training ausgesetzt habe, solange benötige ich auch, um das Vorniveau wieder zu erreichen. Während einer Trainingsunterbrechung machte ich eine für mich zunächst seltsame Erfahrung. Wenn ich mir nach Zeiten höherer Leistungsanforderungen eine Periode relativer Laufruhe gönnte, verspürte ich Muskelkater. Nach gesammelten Erfahrungen hierüber handelt es sich dabei um ein „Antibelastungssyndrom„. Das heißt, durch die Entlastung der Muskulatur setzte ein Prozeß ihrer Rückbildung ein. Das ist eine Erscheinung, die wohl im fortgeschrittenen Lebensalter schneller und intensiver auftritt als in jüngeren Jahren. Das führe ich darauf zurück, daß der altersbedingte Prozeß der Rückbildung der motorischen Fähigkeiten des menschlichen Körpers unentwegt verläuft und bei Trainingspausen nicht so, wie in Zeiten höherer körperlicher Aktivität, und auch nicht teilweise kompensiert werden kann.
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