Mick grinste und zog sich um.
Als er fertig war hatten Rosie und ihre Mutter tatsächlich schon aufgelegt und Rosie kam ihm in Slip und Unterhemdchen entgegen. „Essen kochen oder bestellen?“, fragte sie und umarmte ihn kurz.
„Bestellen“, brummte Mick und ließ sich in seinen Sessel fallen.
„War’s gut?“
Irritiert blickte Mick seine beste Freundin an. „Ja“, entgegnete er. Aber es hatte schon zu lange gedauert um Rosie davon abzuhalten weitere Fragen zu stellen.
„War der Frankly doof zu Dir?“
„Nein. Der ist in Ordnung.“
„Was war es dann? Ach, wer war übrigens Dein Nebengast?“
„Abigail Audrun.“
Rosie lachte. „Oh je!“ Sie holte eine Dose Handcreme zu sich. „Und?“
„Sie war nett.“
„Hat also Frankly sich mehr über das Buch aufgeregt als sie.“
„Sie hat sich gar nicht über mich aufgeregt. War ganz lässig.“
Rosie zückte einen kleinen Stapel Bestellflyer aus der Küchenschublade. „War sie also nett, ja?“
Michael sah sie nachdenklich an. „Ja, sie war nett.“
Irgendwas musste in seinem Ton gewesen sein, denn Rosie fragte nicht mehr nach.
Dann bestellten sie beim Mexikaner.
Als das Essen da war und beide in ihren Sesseln im Schneidersitz saßen und futterten, fragte Rosie aber doch noch mal nach. „Worüber habt ihr gesprochen?“
Michael stach in eine rote Bohne und blickte Rosie an. „Er hat sich ein bißchen lustig gemacht über „Forbidden“ und hat mich nach dem neuen Film befragt…ehm… und wir haben über Deutschland gesprochen…“
Rosie lachte. „Schon wieder?“
Michael nickte. „Ja, als ob was dabei wäre, dass ich da geboren wurde.“ Er nahm die Bohne in den Mund und kaute. „Und dann mussten Abigail und ich noch eine Szene aus Stolz und Vorurteil vorlesen.“
„Warum?“
„Weil sie das Buch scheinbar mag.“
„Ich mag das Buch auch. Mr. Darcy ist eine Vision eines perfekten Mannes.“ Rosie sah gedankenverloren auf den schwarzen Fernsehbildschirm. „Gucken wir gleich mal in die Show rein?“
„Na klar.“ Michael lachte. „Und ich glaube, ich habe 5 Mal nach gefühlt, ob der Reißverschluss der Hose zu war.“
Rosie grinste. „Kauf Dir endlich eine Neue.“
„Ich liebe diese Hose!“
„Du sollst sie ja auch nicht sofort wegschmeißen!“
Beide grinsten sich zufrieden an und fühlten sich einfach pudelwohl.
Nach dem Essen warf Rosie die Styroporverpackungen in den Müll und dann setzten sich beide vor den Fernseher. Mick hatte einen gigantischen Fernseher haben wollen obwohl Rosie das unnütz gefunden hatte, und so hatte Mick den Fernseher eben alleine bezahlt.
Die Einspielmusik lief schon als Mick auf den Sender schaltete. Victor begrüßte das Publikum und erzählte ein paar Witzchen um die Stimmung aufzuheitern. Dann begrüßte er Abigail Audrun.
Rosie sah eine junge Frau hereinkommen und musste unwillkürlich lächeln. Die war so süß! Sie hatte weißblonde, strohig geföhnte Haare mit einem witzigen, schnurgeraden Pony, extrem dick geschminkte schwarze Augen und einen Piercingring im linken Mundwinkel. Es sah toll aus. Ihre blauen, engen, aufgekrempelten Jeans, die roten Chucks und das Ringelshirt machten sie sehr jung. In der Nahaufnahme sah Rosie allerdings, dass Abigail Audrun aber nicht mehr ganz jung war. Besonders spannend fand Rosie aber die aufmerksamen, blass-grünen Augen der Frau.
Mit Verlauf der Sendung musste Rosie ein paar Mal herzlich über Abigail Audruns trockenen Humor lachen. „Sie ist witzig.“
„Ja, ich fand ihren Humor auch klasse.“
„Hast aber nicht gelacht!“
Plötzlich sah Michael sich im Fernsehen lachen. „Siehst Du?“
„Was hat sie da gesagt?“
„Sie sagte, sie wäre mit dem Rad gekommen weil es eh nie Parkplätze gäbe wenn man sie braucht und die U-Bahn stinken würde.“
Rosie grinste breit. „Wo sie recht hat….“
3 Wochen später fuhr Wilkens van Dongen mit seinem alten, blauen VW Käfer durch Ealing als der Motor stotterte und schließlich ausging. Wilks kannte das aber schon. Er drehte innerlich absolut tiefenentspannt den Zündschlüssel zurück und versuchte den Motor wieder neu zu starten.
Nichts passierte und so zückte er sein Handy und rief Morris Peabody an, einen Kumpel aus Kindertagen. Zum Glück ging der sofort ans Telefon.
„Mein Auto ist tot“, sagte Wilks tonlos.
Morris lachte belustigt auf. „Wo soll ich Dich abholen?“
„Ruislip Road am Hundefrisörladen.“
„Ich bin gleich da.“
Wilks drückte auf die Rote-Hörer-Taste, legte sein Telefon auf den Beifahrersitz und ließ sich erleichtert ins Polster sinken. Ein dreifaches Hoch auf Morris, der schon mehr als einmal Wilks‘ Abschleppdienst gewesen war. Jetzt hieß es warten bis der Onkel Auto-Doktor kam.
Nach etwa 20 Minuten näherte sich ein Abschleppwagen. Aber es stieg nicht der schmale, blonde Morris aus der Fahrerkabine aus, sondern eine umwerfend hübsche Frau mit einem schwarzen, lockigen Pferdeschwanz.
Sie grinste Wilks an als er aus dem Auto stieg. „Morris schickt mich. Er ist verhindert.“
„Ich bin Wilks“, stellte sich Wilks beeindruckt vor und gab ihr die Hand.
Die junge Frau reichte ihm ihre und sagte. „Ich bin Rosie und schlepp Dich jetzt ab.“
Wilks lachte. „Na, das ist ja mal eine Vorstellung. Ich bin Wilks, der Abgeschleppte.“
„Dann zieht mal die Handbremse an und leg einen Gang ein, Wilks, wenn das geht.“
„Er ist nur mal wieder ausgegangen und geht nicht mehr an.“ Wilks kletterte wieder auf den Fahrersitz und tat was Rosie ihm aufgetragen hatte.
Schließlich stand er wieder neben Rosie, die das Auto professionell auf ihre Laderampe zog. „Warum konnte Morris nicht?“, fragte Wilks währenddessen.
„Just als Ihr aufgelegt hattet kam ein Kunde rein, mit dem wir sehr viel Geld verdienen und dann gab Morris mir die Anweisung Dich abzuschleppen.“
„Ich muss gestehen, dass ich auch lieber von Dir abgeschleppt werde als von Morris. Aber sag ihm das nicht.“
Rosie lachte. „Keine Sorge.“
Das Auto stand auf der Laderampe und Wilks und Rosie setzten sich in die Fahrerkabine. Rosie fuhr los.
„Ich habe Dich nie in der Werkstatt gesehen“, bemerkte Wilks.
„Ich war in einer anderen Filiale in Chiswick. Bin erst seit 2 Monaten bei Morris.“
„Und Du bist ehrlich Automachanikerin?“, fragte Wilks verblüfft.
Rosie nickte. „Ja, an Autos basteln ist mein Hobby und mein Beruf.“
„Ich kenne mich mit Autos nicht aus“, gab Wilks freimütig zu. „Ich wüsste nicht mal wo ich Wischwasser nachfüllen müsste.“
Rosie lächelte. „Da bist Du nicht der einzige Mann. Mein Mitbewohner ist auch total unwissend und unfähig, wenn es um Autos geht. Ein Mal musste ich ihn von der M25 holen, weil der Wagen nicht einen Tropfen Öl mehr hatte.“
Wilks lachte. „Tja, das klingt nach mir.“ Währenddessen kramte er in seiner Umhängetasche nach dem Fahrzeugschein. Rosie blickte ihm beim Fahren nebenbei dabei zu. Sie lachte. „Was ist das denn?“ Und nickte zu einem bunten Etwas hin, das Wilks mit aus der Tasche befördert hatte.
Wilks schmunzelte. „Das sind bloß Filzstifte. Meine Mitbewohnerin hat sich den Arm gebrochen. Ich kann recht gut zeichnen und soll ihren Gips verschönern.“
„Uh, den Arm gebrochen? Hoffentlich nicht schlimm.“
„Nein“, erwiderte Wilks, „sie wäre mit dem Fahrrad fast mit einem LKW zusammengerauscht und ist über den Lenker abgestiegen. Ich war glücklicherweise mit ihr unterwegs. Sie ist danach sofort aufgestanden und war stocksauer.“ Wilks lachte liebevoll beim Gedanken an Abi.
Rosie erkannte seinen Gesichtsausdruck und war enttäuscht. „Du liebst sie sehr, hm?“
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