Monica Armstrong
Das Leben kommt auf sanften Pfoten
Jugenbuch
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Monica Armstrong Das Leben kommt auf sanften Pfoten Jugenbuch Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Komödien und Sprichwörter Kapitel 1: Komödien und Sprichwörter Das Leben kommt auf sanften Pfoten Ein Jugendbuch von Monica B. Armstrong
Kapitel 2: Herkulesaufgaben
Kapitel 3: Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen!
Kapitel 4: Wie man/frau zum „Herkules“ ernannt wird.
Kapitel 5: Amerika oder Afrika? Wo würdet ihr Ferien machen?
Kapitel 6: Einmalig 12,95 oder Kosten von mindestens 5.000 Euro. Was würdet ihr tun?
Kapitel 7: Besuchszeiten
Kapitel 8: Alle gleich
Kapitel 9: Berichterstattung
Kapitel 10: Geistesblitze
Kapitel 11: Die Waffen nieder!
Kapitel 12: „Wir sind alle neger“
Kapitel 13: Die Polizei ist im Wald
Kapitel 14: Hebelwirkung
Kapitel 15: Die Welt ist alles, was der Fall ist.
Kapitel 16: Achtung! Fertig! Los!
Kapitel 17: Räuber und Gendarm
Kapitel 18: Wenn der Bundespräsident kommt
Kapitel 19: Hoher Besuch
Kapitel 20: Die Ruhe nach dem Sturm
Kapitel 21: Der Löwe gehört mir!
Kapitel 22: Die Vergangenheit vergisst man nicht
Kapitel 23: Hier ist Radio Rot-Weiß-Rot: wir spielen Musik!
Kapitel 24: Kinderpunsch und Weihnachtssterne
Kapitel 25: Schadensbegrenzung
Kapitel 26: Heilig Abend
Kapitel 27: Mailand gehört uns!
Kapitel 28: Wenn die Zeit stillsteht
Kapitel 29: Shootings
Kapitel 30: Keine Zeit
Kapitel 31: Abschied von gestern
Kapitel 32: Zwölf Jahre und ein bisschen später
Nachwort der Autorin:
Anmerkungen zu Textstellen für junge Leser
Quellenverzeichnis:
Impressum neobooks
Kapitel 1: Komödien und Sprichwörter
Das Leben kommt auf sanften Pfoten
Ein Jugendbuch von
Monica B. Armstrong
„ Auf, Kinder des Vaterlands, der Tag des Ruhmes ist gekommen!“
So steht’s als Motto in meinem letzten Deutschheft aller Zeiten.
Jawohl, oh meine Schwestern und Brüder, ich bin in der zwölften Klasse angekommen.
Uff! Stress total! Nervenqual! Langsam dreh ich durch. Die Matura, für meine deutschen Freunde das Abi, soll meine Reife beweisen.
Alles Quatsch.
Am ersten Schultag, gleich nach dem Gottesdienst, hat uns der Klassenvorstand aufgefordert ein letztes, persönliches Motto für das letzte und alles entscheidende Schuljahr in unser Deutschheft zu schreiben.
Viele sind seit der fünften Klasse, als wir Rotznasen uns nach der Volksschule im Gymnasium zusammengefunden und durchgerauft haben, auf der Strecke geblieben und jetzt, endlich, in der lange herbei ersehnten zwölften Klasse, diesem unendlich weit entfernten Traum jedes Schülers, sollte eigentlich nichts mehr aus dem Ruder laufen.
„Jetzt sind Sie fast schon reif“, spricht der Pauker. Der blöde Hammel ist sich nicht zu schade uns zu „siezen“, was in der letzten Klasse scheinbar eine verdammte Pflicht sein soll, um zu unterstreichen, dass der Ernst des Lebens bald ins Erwachsenwerden umgewandelt wird.
Pah, was heißt hier Erwachsensein? Ich bin so kindisch wie eh und je, viel zu kindisch, wie Dad meint, gerade noch ernsthaft genug um nicht negativ aufzufallen, wie Mom meint, und doch schon zu erwachsen, wie vielleicht der „kleine Prinz“ auf seinem fernen Planeten meinen würde.
Was soll’s, mich könnt ihr alle einmal gern haben mit eurem kleinbürgerlichen, moralischen Gefasel, ich bin eine echte Wilde und als solche habe ich schon mehrfach Schulgeschichte geschrieben.
Der Kassenvorstand prüft mein Motto und rümpft die Nase. „Noch immer nicht gescheiter geworden, Fräulein Monica?“ säuselt der Knabe, dass ich ihm am liebsten am Pimmel schnappen und ordentlich melken möchte, aber am ersten Tag muss man/frau (noch) cool bleiben.
„Äh? Was ist denn daran so ungescheit?“ räuspere ich mich.
„Das ist Schnee von gestern.“
„Ich finde Sponti-Sprüche von vorgestern cooler als die rechten Parolen von morgen“, rutscht es mir heraus.
Der Pauker setzt zu einer Standpauke an, verkneift sich aber sein Gekeife, es ist der erste Schultag in der zwölften Klasse, morgen wird es für uns Maturanten nie mehr einen ersten Schultag geben.
„Lassen Sie doch noch mal ihr Motto für das letzte Schuljahr hören, Fräulein Monica.“
Äh? „Auf, Kinder des Vaterlands. Der Tag des Ruhmes ist gekommen!“ gebe ich so beiläufig wie möglich für meinen Waldheimer wieder.
„Hm? Kommt mir irgendwie bekannt vor.“
„Leicht möglich.“
„Hm? Hm? Der Text ist nicht von dir?“
„Natürlich nicht. Das ist aus einem rebellischen Lied.“
„Wollen Sie sonst noch was zu ihrem Motto sagen?“ fragt mich der Pauker.
„Ja. Erstens bin ich die Monica, wie letztes Jahr und die vergangenen sieben Jahre auch und zweitens ist das für mich eine dialektische Aussage über die Machtverhältnisse in der Gesellschaft und der Politik“, schnattere ich wie die letzte Agitpopkünstlerin los.
Der Pauker verkneift sich das Lachen. „Für dieses Argument gibt es zwei Pluspunkte und das bereits am ersten Tag“, sagt der Klassenvorstand, notiert meine Punkte ins Klassenbuch und fährt fort in seinem Eröffnungsprogramm.
Seufz!
Mein Ruf als die schlimmste Streberin der Schule ist einmal wieder ruiniert, nach dem Unterricht kann ich eine Runde Bananenmilch in der Eisdiele blechen.
Die Zeiger an der Wanduhr bewegen sich. Nur noch fünf Minuten, dann ist der Spuk vorbei.
Der Klassenvorstand wendet sich noch einmal an das Auditorium.
„Und vergesst nicht. Rebellische Lieder gehören nicht ans Gymnasium.“
Aha, so ist das also.
Der Klassenvorstand nimmt mich ins Visier.
„Nicht ins Gymnasium, das gilt auch für dich, Monica!“
Ja, ja, schon kapiert: Rebellische Lieder? Nein, danke! So ist’s brav.
Äh?
Ich höre nichts.
Wortmeldungen, bitte! Was ihr steht noch immer auf der Leitung? Ich werde gleich ganz groß in der Eisdiele auf Eure Kosten anschreiben lassen, Feuerwasser natürlich, wenn ihr nicht bald das schwächste Körperteil bemüht, den die Wissenschaft gemeinhin „das Gehirn“ nennt. Das gilt auch für den Schwachkopf vor der Tafel.
Nichts rührt sich?
Ein Tipp: gestern Abend haben wir im Kino „Gainsbourg“ von Joann Sfar gezeigt.
Klingelt es endlich im Hinterstübchen? Nein noch immer nicht? Na gut, ich will euch aus der Patsche helfen, hört zu:
„ Auf, Kinder des Vaterlands,
Der Tag des Ruhmes ist gekommen!
Gegen uns Tyrannei,
Das blutige Banner ist erhoben. (2×)
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