TEUFEL: Nee, das hat mit Alimentenforderungen von Frauen zu tun. (ruft) Antichrist! Ja, er HAT Löcher in den Händen, na und?
GOTT: Ja, aber... was hast DU denn so geniales vollbracht?
TEUFEL: Ich habe das Böse geschaffen, schon vergessen.
GOTT: Und dann hast du dich auf die faule Haut gelegt und zugesehen.
TEUFEL: Sieh es mehr als eine Art Investment. Denn mein Kapital arbeitet noch. Alles schlimme, was in der Welt geschieht...
GOTT: Du meinst Kriege und Folter... und Microsoft!
TEUFEL: Damit hab ich nichts zu tun! Ich habe lediglich die Saat des Bösen gesät. Ich habe den Menschen die MÖGLICHKEIT gegeben, böse zu sein. Dass sie dann meine kühnsten Erwartungen übertroffen haben, da kann ich ja nichts dafür.
GOTT: Die haben dich übertroffen?
TEUFEL: Aber hallo! Du erinnerst dich an die Foltern der Höllenqualen? Die sind Kinderkram gegen das, was sich die Menschen inzwischen so ausgedacht haben. Ich meine Konzentrationslager, Guantanamo, Streubomben, Landminen – sowas wär uns doch in unseren kühnsten Träumen nicht eingefallen. Ja, eigentlich... hätten wir uns für sowas geschämt! (ruft) Antichrist, leg sofort den Hammer wieder weg!
GOTT: Zugegeben, du hast das Böse geschaffen, die Grundlage gelegt... aber wo ist da das geniale?
TEUFEL: Kann ich dir sagen! Nun... sollte ich nicht eigentlich derjenige sein, der an allem schuld ist. Der Verantwortliche, der Böse, der... Teufel?!
GOTT: Ja.
TEUFEL: Aber niemand verdächtigt mich. Niemand kommt auf die Idee, ich hätte mit diesem ganzen Mist was zu tun. Sollte ich nicht eigentlich derjenige sein, den man heranzieht, wenn man wirklich, wirklich schlimme Dinge getan hat?
GOTT: Ja, eigentlich schon. (erhebt sich und ruft) Na super, jetzt hast dich wieder festnageln lassen. Ganz toll. Und wer muss dich da wieder runterholen? (setzt sich wieder, zum Teufel) Immer das selbe mit ihm.
TEUFEL: Ist vielleicht so ne psychische Sache? Irgendwas, das er nicht richtig verarbeitet hat.
GOTT: Ja, vielleicht. Aber... passiert das denn nicht? Also, dass man dich verantwortlich macht?
TEUFEL: Du hast dir deine Schöpfung wirklich lange nicht mehr angesehen, oder? Schau dich doch mal um. Leute, die Selbstmordattentate begehen, Leute, die in andere Länder einmarschieren, Leute, die massenhaft Unschuldige ermorden... tun die das in MEINEM Namen?
GOTT: Oh! Aber es gibt doch Teufelsanbeter...
TEUFEL: ...ja, aber es gibt weit mehr Gotteskrieger! Tja, wie sagte doch ein gewisser Herr aus Weimar...
GOTT: Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will...
TEUFEL: (klopft Gott auf die Schulter) ...und doch das Böse schafft!
Guten Abend, liebe Leute,
Ja, an diesem Abend heute
Möcht ist Sie herzlich begrüßen
Zu unsren tollen, zuckersüßen
Bunten, lauten, völlig neuen
Großen, starken, gar nicht scheuen
Vielleicht auch extravaganten
Bislang völlig unbekannten
Einfach wirklich wunderbaren
Ultraneuen Olympiaden.
London, New York und Madrid
Machten bisher dabei mit.
In Peking, Tikrit und Bagdad
Machte man so manches platt.
Marokko, Ruanda und Russland
Jugoslawien, Irland
Israel und auch Deutschland
Sind dafür nur zu bekannt!
Ägypten und auch die Türkei
Waren auch schon mit dabei
Waren schon Austragungsort
Von blutigem Massenmord
Und daraus machen wir, oh ho
Eine neue Abendshow!
Ja, Sie haben recht vernommen
Und ein herzliches Willkommen
Zu dem, worum man uns beneidet
Was uns vom Tiere unterscheidet
Was den Mensch einmalig macht:
Moral – und wie man sie verlacht.
Deshalb heißt heut, völlig fiese
„Sport und Totschlag“ die Devise!
Ja, hier wird noch was geleistet
Hier wird sich nicht so erdreistet
Auch wirklich alberne Sachen
Über die wir sonst nur lachen
Sowas wie Beachvolleyball
Und Curling auch, ganz klarer Fall
Bei Olympia aufzunehmen
Nein, die sollten sich was schämen!
Bei uns gibt es sowas mitnichten
Denn hier geht es ums Vernichten!
Nein, heut gibt es keine Gnade
Heut gibt es die wunderbare
Und auch fast schon unfassbare
Attentäter Olympiade!
Hier kann man noch Medaillen machen
Mit wirklich, wirklich bösen Sachen!
Ob Staatsmacht oder Einzeltäter
Die Preisverleihung kommt dann später
Erst nach der vollbrachten Tat
Denn hier zählt das Resultat!
Vor unserer ersten Disziplin
Kann man wohl nur selten flieh’n.
Denn eine sehr beliebte Sparte
Sind die Bombenattentate.
In dieser Klasse gibt es viele
Kategorien – und auch Ziele!
Bombardiert man eine Stadt
Hiroshima oder Bagdad?
Oder vielleicht nur ein Haus?
Ne U-Bahn? Bus? Nen Vogel Strauß?
Meidet man die Menschenmenge?
Stürzt man sich gleich ins Gedränge?
Sprengt man andre – oder sich?
Das fällt alles ins Gewicht.
Manche möchten’s mehr genießen
Und die Opfer selbst erschießen.
Zum Beispiel im Ferienort
Vorm Tempel, das ist großer Sport.
Im Eigenheim wird unverdrossen
Gern auf Frau und Kind geschossen.
Und hat man wirklich gar kein Glück
Kehrt man zur Schulbank nur zurück!
Sehr beliebt ist auch das Gas
Das macht so manchem richtig Spaß.
Deutschland war dafür bekannt
Hat es sehr oft angewandt.
Auch in Tokio in der Bahn
Ist man damit gut gefahr’n.
Und selbst im Irak da wurden
Viele vergast – und zwar die Kurden!
Manchmal hört man, statt zu Quasseln
Hin und wieder Kettenrasseln
Von, dafür gibt’s viele Zeugen
Natürlich Kettenfahrzeugen
Oder Panzern, die mit Kraft
Massenhaft dahingerafft.
Tschetschenien ist hier wohl zu nennen
Und ein Platz, den muss man kennen
„Des himmlischen Friedens“, ja
Klingt jetzt höhnisch, doch ist’s wahr!
Eine Art die explodiert
Wurde disqualifiziert!
Selbstmordattentäter, nein,
Dürfen nicht beim Wettkampf sein.
Die wirken immer so gedopt!
Und haben die schonmal geprobt?
Wie stellt man die aufs Siegertreppchen?
Im Sarg? Oder in kleinen Häppchen?
Nein, die fliegen raus, Verzeihung.
Kommen wir zur Preisverleihung.
Wofür gibt’s Silber, wofür Gold?
Zähl’n Bomben mehr? Oder ein Colt?
Oder werden wir genauer?
Zählt mehr die erreichte Trauer?
Gar die Medienwirksamkeit?
Oder... vielleicht doch das Leid?
Wer kriegt heute die Medaillen?
Freiheitskämpfer, gar Kanaillen?
Die Sieger bei diesem Wettstreit
Gibt es nicht, tut mir sehr leid...
Die Spiele werden weitergehn
Sie werden davon noch viel sehn!
Tja, und die Verlierer hier
Das sind wir!
Die Gestalt in der dunklen Kutte klingelte. Es dauerte einen Moment. Dann sagte eine tiefe Stimme aus der Sprechanlage: „Ja?“
„Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie“, zischte die Gestalt in der Kutte.
„Bitte?“ kam es aus der Sprechanlage.
„Ich habe eine schlech...“
„Ich kann Sie ganz schlecht verstehen, Sie müssen lauter sprechen!“
Die Gestalt in der Kutte seufzte.
„ICH HABE EINE SCHLECHTE NACHRICHT FÜR SIE!“ rief sie.
„Oh“, kam es zurück. Und dann: „Wie schlecht?“
„Sehr schlecht!“
„Bitte?“
„SEHR SCHLECHT!“
„Oh.“ Die Sprechanlage schwieg einen Moment. „Das ist natürlich schlecht.“
„SEHR SCHLECHT!“
„Ja, das hab ich beim ersten Mal schon verstanden. Können Sie das irgendwie eingrenzen?“
Die Gestalt in der Kutte stutzte.
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