„Also, mein geliebter Fürst, jetzt pass mal gut auf“, fuhr Mora Kranz jetzt in ihrer gewohnt lockeren Art fort, während sie gleich anschließend ergänzte: „Mann ist das lecker. Sowas sollte uns Alfons auch mal daheim in unserem Fürstenfeldbrucker Casino auftischen.“
„Was meinst du wohl, wer hier heute der Chef de Cuisine ist, du alte Besserwisserin“, wurde Mora an diesem Punkt von ihrem Mann belehrt.
„Weiß ich doch – ich wollte nur mal testen, ob du mir noch zuhörst, mein Schatz. Und jetzt lass mich mal in einem Stück weitererzählen und quatsch nicht andauernd dazwischen.
Du wolltest wissen, was Nora gesagt hat. Nun – es ist so, dass die terranische Wissenschaftsakademie Studenten erst ab dem 15. Lebensjahr aufnimmt, wobei sie zuvor ihre Hochschulreife nachgewiesen haben müssen. In dieser Beziehung wird es auch für unsere beiden Lieblinge keine Ausnahme geben.
Ich finde das übrigens sehr sinnvoll. Nora und ihre Kollegen sind ja Hochschullehrer und keine Kindergärtner. Trotzdem hat sie mir auch gesagt, dass sie sehr darauf achten wird, unseren beiden Rabauken ordentliches Benehmen beizubringen, obwohl das in ihrer Akademie ja eigentlich nicht auf dem Lehrplan steht.
Soweit dazu. Und wenn ich’s richtig überblicke, werden wir ja in nächster Zeit noch auf diesem wundervollen blauen Planeten verweilen. Daher wird sich – was unsere Kinder betrifft – in den kommenden zwei Jahren noch nicht allzu viel ändern.
Doch wenn es danach soweit ist und wir mit den eingeteilten Schiffen in Richtung ANDROMEDA aufbrechen, haben Mora-Lisa und Alex-Maximilian das nötige Eintrittsalter für die Akademie auf jeden Fall erreicht. Und unsere Freundin Nora würde sich sehr freuen, wenn sie ab dann die weitere Erziehung unserer beiden Kids übernehmen dürfte. Schon allein deswegen, weil sie keine eigenen Kinder hat.“
„Die gute Tante Nora will das wirklich tun? Weiß sie denn, was sie sich damit ans Bein bindet? Egal, dennoch dürfen wir es nicht zulassen, dass unsere Zwillinge eine schulische Sonderbehandlung von ihr erfahren. Es wird schon schlimm genug für Nora, wenn sie schon bald darauf achten muss, mit wem unsere Kids in ihrer Freizeit ausgehen. Wenn ich da an meine Teenagerzeit zurückdenke, weiß ich, von was ich gerade rede.“
„Oh mein Gott, du hast ja recht. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Du liebe Zeit, darüber muss ich mit Nora an Weihnachten nochmal eindringlich reden. Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, sie zum Mittagessen am 2. Weihnachtstag einzuladen?“
„Nein, du wilde Maus – das habe ich nicht. Bin ja noch nicht völlig senil. Und wenn ich deine Mimik gerade richtig deute, läuft da gerade ein Film aus deiner eigenen Jugend in deinem süßen Köpfchen ab, mit dem du dich an deine Zeit als wilder Feger und Herzensbrecherin erinnerst.“
„Klappe, Fürst! Es ist ja eher nicht unser zurückhaltender Sohn, um den ich mich sorge. Der wird mich schon eingehend interviewen, bevor er sich eine feste Freundin zulegt. Bei unserer Tochter bin ich mir da allerdings in dieser Beziehung nicht ganz so sicher.
Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass du bei dieser neuerlichen Unterredung mit unserer alten Freundin Nora dabei sein willst. Ganz allein schon deswegen, weil in Noras Akademie ja auch süße Jungs herumschwirren werden, die unsere Tochter zu einem Date einladen könnten. Hast du darüber schon mal nachgedacht?“
„Jetzt, wo du’s sagst ...“, erwiderte Alex sichtbar erschrocken. „Mein Gott, dann verlier‘ ich ja vollkommen die Kontrolle über unser Mädchen. Stell dir doch nur mal vor – bis wir wieder heimkommen ist Mora-Lisa wahrscheinlich schon über achtzehn. Und wer soll sie bis dahin vor ihren männlichen Kommilitonen beschützen, so hübsch wie sie heute bereits aussieht?“
„Die gute Nora kriegt das schon hin, darauf kannst du dich verlassen“, lachte Mora Kranz ihren Mann in diesem Moment aus. „Und möglicherweise sind ja vielleicht auch noch dein Bruder und seine Frau Mora-Sher als Paten unserer Kinder vor Ort, wenn es wirklich mal ernst werden sollte. Immerhin überlegen die zwei ja schon eine ganze Weile, künftig ebenfalls an Noras Akademie zu unterrichten.“
„Das machen wir gerne, verehrter Bruder“, nahm der Arzt Dr. Alec MacLeod den Gesprächsfaden augenblicklich auf, während er die Hand seiner Ehefrau festhielt, damit sie ihn bei seinen folgenden Worten nicht, wie sonst üblich, in die Seite knuffen konnte.
„Allein schon wegen deines gerade gezeigten, überaus köstlichen Gesichtsausdrucks bin ich dir das schuldig, mein lieber Bruder. Nur habe ich noch vor wenigen Minuten genauso bescheuert aus der Wäsche gekuckt, wie du in diesem Moment.“
„Jetzt spricht er mal wieder in Rätseln, der alte Schotte. Oder habt ihr kapiert, von was er gerade redet?“, fragte Alex augenblicklich mit irritierter Miene in die Runde seiner Tischnachbarn.
„Okay, es kommt ja sowieso bald raus. Also, mein Lieber – vor wenigen Minuten hat mir meine liebreizende Frau erklärt, dass wir in zwei Jahren ohnehin nicht mit euch auf Fernreise gehen können, sondern stattdessen ab dem kommenden Jahr in der medizinischen Fakultät der Wissenschaftsakademie unterrichten würden. Und dem habe ich letztendlich zugestimmt. Unsere diesbezügliche Entscheidung ist also bereits gefallen.
Ich für meinen Teil wollte mir das ja nochmal überlegen – aber mein lieber Alex – du weißt ja aus eigener Anschauung, wie‘s ist, wenn man unter dem Pantoffel einer dominanten Ehefrau steht, der man nichts abschlagen kann.
Wobei ich den Grund für den unerwarteten Sinneswandel meiner mir angetrauten Fürstin bislang nur zum Teil kenne. Denn alle Fakten, die zu ihrer ach so plötzlichen Entscheidung geführt haben, hat mir meine süße Geheimniskrämerin noch nicht offenbart.
Weiber bleiben halt Weiber, vor allem, wenn sie außerdem noch treusorgende Mütter sind. Auch wenn wir sie noch so sehr lieben, agieren sie halt manchmal etwas unberechenbar – das kennst du ja zweifellos aus eigener Erfahrung.“
Alec MacLeod machte eine kurze Pause, während der er aufgrund der lächelnden Mienen seiner Zuhörer sichtbar in sich hineingrinste. Dann fuhr er gleich wieder fort:
„Nun gut, Mora und Alex – wie ihr beide wisst, haben Mora-Sher und ich selber einen Sohn, der nur zwei Jahre jünger als eure Zwillinge ist. Momentan wohnt unser Alec-Robert ja noch bei meinem schottischen Bruder Peter und dessen lemurischer Ehefrau Lara-Thar in der Nähe von Brigids ehemaliger Einsatzbasis am Mount Destiny.
Sobald er dort die schottische Secondary School absolviert hat, wollen wir ihn zu uns nach München holen, damit er vor dem Studium an Noras Akademie noch das bayerische Abitur ablegen kann.
Das ist auch der hauptsächliche Grund, weshalb meine Frau und ich entschieden haben, die nächsten Jahre auf TERRA zu bleiben. Zudem könnten eure älteren Zwillinge unserem Sohnemann dann bei den einzelnen Ausbildungsabschnitten eine Zeitlang, sozusagen als studentische Tutoren, unter die Arme greifen.
Ist also eine Win-Win-Situation für uns alle. Und da unser Alec-Robert ebenfalls über paranormale Fähigkeiten verfügt, werden sich die drei Kids sicher hervorragend vertragen. Das Zusammenleben sollte also kein größeres Problem darstellen.
Kurz und gut, wir werden Mora-Lisa und Alex-Max vor diesem Hintergrund gerne unter unsere Fittiche nehmen. Ein bisschen üben, um mit solch einer Situation umzugehen, schadet ja keinesfalls. Außerdem hätte unser Junior dann auch altersgerechte Gesellschaft, was meiner Meinung nach für ihn nicht nur in schulischer Hinsicht ziemlich bereichernd wäre.“
„Okay, ich bin einverstanden, Doc. Aber ich hätte da noch eine Bedingung, ehe ich diesem familiären Deal endgültig zustimme.“
„Die da lautet?“, schoss Alec MacLeod sofort zurück. „Zumal ich bis gerade eben noch nicht wusste, dass meine Frau und ich künftig tatsächlich als Professoren in der medizinischen Fakultät von Noras Akademie unterrichten werden.“
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