„Ich stimme der Bewertung meiner Chefin zu und schließe mich ihrer Bitte um Bedenkzeit an. Vielleicht können wir das Gebiet ja auch in den kommenden Tagen einmal selber besuchen“, ließ sich jetzt Aylas Stellvertreter und Chefwissenschaftler des Unterwasserhabitats, Admiral Kami, vernehmen, der gleich noch hinzufügte:
„All die von euch geschilderten Details waren mir so nicht bekannt, deshalb danke ich euch für die gewährte Erhellung“, meinte er, ehe er auch schon sehr viel freundlicher, aber mit dennoch sichtbar grüblerischer Miene fortfuhr:
„Demnach sind wir hier also die 80 Aquanauten, denen gerade das Feindbild ihres bisherigen Lebens abhandengekommen ist. Und unsere nach der Katastrophe in den Raum gestarteten Schiffe werden wahrscheinlich nie mehr nach TERRA zurückkehren. Was zugleich bedeutet, dass wir Aquanauten wohl künftig als monumentaler Evolutionsscherz in die Annalen der terranischen Geschichtsschreibung eingehen werden. Und in unser fast komplett zerstörtes früheres Habitat unter dem Meer können wir ja sehr wahrscheinlich ebenfalls nie mehr zurückkehren.“
„Das ist Quatsch, Admiral Kami. Und das kannst du doch sicher auch fühlen“, brach es in diesem Moment, angesichts der zweifelnden Worte des Admirals, aus der temperamentvollen Mora Kranz heraus.
„Admiral Kami, du kennst mich inzwischen schon ein bisschen und daher bitte ich dich, mir meine impulsive Art nachzusehen. Ich war bis vor einigen Jahren die Kommandantin der CONDOR-X, die mittlerweile von meinem Freund Viktor Thule befehligt wird.
Bei diesem Schiff handelt es sich um die wieder instandgesetzte und modernisierte ehemalige KUNTUR meiner altlarojanischen Vorfahrin, die vor knapp 3.000 Jahren als 1. Offizier mit ihrem Schiff ohne Aussicht auf Rückkehr auf unseren Planeten strandete.
Wie du siehst, ist nichts unmöglich. Alles kann instandgesetzt werden – und sei es noch so alt. Das gilt auch für euren Stützpunkt unter dem Ozean. Man muss es nur wollen, dann bekommt man solch einen Wiederaufbau mit der Hilfe von Freunden auch hin.
Wie ihr ja bereits wisst, bin ich Telepathin und der Kerl, der mich gerade mal wieder mäßigend in den Arm zwickt, ist mein geliebter Ehemann Alex, der sich ebenfalls in dieser Disziplin übt.
Wir sind zwar beide auf TERRA geboren, gleichwohl verbindet uns unsere Herkunft nicht nur mit den hier anwesenden Lemurern und den übrigen Terranern, sondern insbesondere auch mit den seinerzeit ins LARO-System ausgewanderten Menschen. Und nur mit ihnen gemeinsam waren wir in der Lage unsere bisherigen Abenteuer zu überstehen.
Dass ich dich nicht anlüge – und ihr das auch erkannt habt, zeigen mir eure ausgesprochen gut trainierten telepathischen Fähigkeiten, mit denen ihr meinen Mann und mich schon die ganze Zeit über belauscht. Das ist kein Vorwurf, sondern lediglich eine Feststellung. Und auf diese besondere Art und Weise habt ihr alle erfahren, dass wir euch Aquanauten nichts vormachen. Daher wäre es schön, wenn ihr euch endlich dazu durchringen könntet, uns ein wenig mehr Vertrauen zu schenken.“
„Ja, ich denke, dass Fürstin Mora gerade zu Recht ein wenig ärgerlich geworden ist“, meinte die Führerin der Aquanauten augenblicklich zu ihren Leuten. „Genauso, wie du, mein lieber Kami, habe ich sie und ihren Mann vorhin bei ihren anschaulichen Vorträgen telepathisch beobachtet. Daher wissen wir beide, dass Argwohn gegenüber diesen Leuten nicht mehr angebracht ist, gleich welcher Herkunft sie auch sein mögen.“
Bei diesen Worten wandte sich Ayla direkt an das Ehepaar Kranz und sagte: „Entschuldigt bitte meine Gedankenschnüffelei, aber natürlich ist mir selber Moras fortwährende telepathische Beobachtung auch nicht entgangen“, lächelte sie Mora und Alex jetzt an, ehe sie noch einmal mit einem Augenzwinkern in Alex Richtung meinte:
„Übrigens gratuliere ich euch beiden zu eurem Nachwuchs, der im Bauch deiner Ehefrau gerade heranwächst.“
In genau diesem Moment kehrte in der näheren Umgebung von Alex und Mora sowie der still vor sich hinlächelnden Ayla Schweigen ein. Als sich jedoch Alex von dieser überraschenden Nachricht erholt hatte, riss er Mora in seine Arme, wirbelte sie freudestrahlend im Kreis herum. Nachdem er sie wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, sagte er laut:
„Du bist mir vielleicht eine alte Geheimniskrämerin, durchlauchte Fürstin. Und ich bin gerade der glücklichste Mann auf der Welt. Wann hattest du eigentlich vor, mich Unwissenden über deinen Zustand in Kenntnis zu setzen?“
„Ich war noch nicht bei unserem Bordarzt – deswegen wollte ich noch sein Urteil abwarten, um sicher zu sein, dass die Schwangerschaftstests letzte Woche richtig angezeigt haben. Bitte mein Schatz, verzeih mir meine Zurückhaltung.“
„Schon vergeben, Liebste. Ich freue mich nämlich gerade so sehr, dass ich dir kein bisschen böse sein kann. Komm her und lass dich noch einmal drücken.“
„Aber diesmal schwenkst du mich nicht wieder in der Luft herum. Wir wollen doch nicht, dass mir von soviel ungewohnter Bewegung nachher noch übel wird.“
Statt darauf zu antworten, zog Alex seine Frau unverzüglich in seine Arme und flüsterte ihr unter dem Applaus aller Anwesenden ins Ohr: „Aber unseren Zwillingen bringst du diese Neuigkeit bei, okay?“
„Ja mein Schatz, ich muss nur gerade daran denken, dass unsere beiden Telepathen – genauso, wie unsere neue Freundin Ayla, wahrscheinlich bereits Bescheid wissen. Schließlich schnüffeln sie verbotenerweise ständig in meinen Gedanken herum.“
Unter dem daraufhin einsetzenden Lachen der Besprechungsteilnehmer ging kurze Zeit später eine auf den ersten Blick zufriedenstellende Konferenz mit den geretteten Aquanauten zu Ende. Und als sich die Versammelten nach Kendo-Khars abschließenden Worten nach draußen an die frische Luft des noch immer ungewöhnlich kühlen Frühjahrstags begaben, gratulierten viele von ihnen den werdenden Eltern auch persönlich.
Als sich Admiral Ayla jedoch im Vorübergehen lächelnd von Mora und Alex verabschieden wollte, wurde sie von der ernst dreinblickenden Mora Kranz festgehalten. Davon etwas irritiert, sagte die Aquanautin sogleich: „Entschuldige Mora, dass ich vorhin dein Geheimnis ausgeplaudert habe. Das wollte ich nicht, denn ich dachte dein Mann wüsste bereits Bescheid.“
„Mach dir bitte darüber keinen Kopf, Ayla – das ist nun wirklich nicht schlimm. Der Grund, weshalb ich dich gerade am sofortigen Verschwinden hindere, ist ein ganz anderer, aber dennoch sehr persönlicher“, erwiderte Mora jetzt mit einem spitzbübischen Grinsen, ehe sie gleich weiterredete:
„Ich weiß nämlich über dein heutiges Date mit unserem Fliegerass Tony Bescheid. Und da er dich heute Abend in ein auswärtiges Restaurant ausführen möchte, müssen wir zuvor noch etwas an deinem Outfit ändern.“
„Wieso – was stimmt denn damit nicht?“, fragte die Aquanautin jetzt sichtlich verdutzt. „Du trägst doch selber andauernd einen ähnlichen Overall, der anscheinend dein bequem aussehendes Arbeitsgewand an Bord deines Schiffes ist.“
„Allerdings würde mir niemals einfallen, in diesem Outfit zu einem abendlichen Dinner zu gehen, meine Liebe. Tony will dich ja um 19:00 Uhr abholen. Und deshalb kommst du eine Stunde vorher zu mir rüber in mein hiesiges Quartier. Da lagere ich nämlich ein paar hübsche Kleider für feierliche Anlässe – und von denen wirst du heute Abend eins anziehen. Sollte kein Problem darstellen, weil wir uns von Figur und Größe her ziemlich ähnlich sind.“
„Aber ist das denn wirklich nötig?“, fragte Ayla jetzt noch verwirrter als zuvor. „Ja, das ist es, meine Liebe – das ist es wirklich. Vertrau mir bitte. Du willst doch sicher nicht, dass sich die übrigen Gäste des Restaurants über deinen überaus sexy wirkenden Strampelanzug das Maul zerreißen? Außerdem wäre dann sicher auch die Presse nicht weit und du könntest Tony und dich morgen früh in den Zeitungen bewundern.
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