„Gut, dann will ich mal weitererzählen. Und übrigens Tony und Ayla – ich merke gerade, dass ihr beide euch ziemlich sympathisch findet. Das ist doch schon mal ein gutes Anzeichen für eine erweiterte Völkerverständigung.
Aber ich will nicht abschweifen. Also liebe Ayla, ich bestätige dir gerne, dass ihr unter anderem auch eure Parafähigkeiten uns Mandoranern zu verdanken habt“, fuhr General Amal jetzt amüsiert lächelnd fort.
„Die mandoranischen Mediziner meines früheren Saatschiffs MINOKA haben euch Aquanauten bei meinem ersten Besuch auf TERRUM jedoch nicht nur diese Begabung verliehen, sondern sie haben euch vor allem zum Leben unter Wasser befähigt.
Beides geschah, indem sie eure Vorfahren, übrigens mit deren Zustimmung, genetisch veränderten und euch so ermöglichten, unter Wasser zu atmen. Ihr erhieltet damals nämlich, zusätzlich zu euren normalen Lungen, vererbbare Kiemengeflechte, die wir euch hinter euren Ohren einpflanzten.
Wie du vielleicht weißt, wollten wir Mandoraner mit dieser Maßnahme vor allem eine strikte Trennung der Lebensräume von Aquanauten und Lemurern und damit die Absicherung des geschlossenen Friedensvertrags erreichen. Dies insbesondere deshalb, um zu verhindern, dass eure Volksgruppen nach unserer Abreise wieder an der Stelle weitermachen würden, an der sie kurz vor unserem ersten Besuch aufgehört hatten.
Liebe Ayla, wie du selber vorhin schon erwähnt hast, sollte deshalb mit Blick auf eure Zukunft, das Leben an Land für dich und deine Aquanauten, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, kein größeres Problem darstellen.
Denn, wie ich an den kaum sichtbaren Spalten hinter euren Ohren erkenne, ist diese Fähigkeit bei dir und deinen Leuten nach wie vor vorhanden. Als das Nahrungsangebot nach der von dir geschilderten ersten Katastrophe wegen der Vergiftung eurer Meere immer weiter zurückging, mussten scheinbar die meisten von euch aus der subozeanischen Enklave eures angestammten Lebensraums auf TERRUM fliehen.
Meines Erachtens geschah diese Flucht jedoch lange vor dem großen lemurischen Exodus, welcher unmittelbar nach der von den STYXX-Bestien ausgelösten zweiten Katastrophe mit allen verfügbaren Raumschiffen stattfand und das LARO-System zum Ziel hatte.
Die im SOL-System heute noch lebenden Lemurer erinnern sich offenbar nicht mehr daran, dass es bereits lange vor der Flucht ihrer Landsleute nach LARO 5 eine erste Fluchtwelle mit einem ganz anderen Ziel gegeben hat. Das Schicksal von euch Aquanauten geriet wahrscheinlich auch deshalb in Vergessenheit, weil fast alle lemurischen Datenspeicher bei der zweiten galaktischen Katastrophe vernichtet wurden.
Das soll zunächst als erste Information reichen – über alles Weitere können wir in den kommenden Tagen noch ausreichend reden. Ich verbürge mich an dieser Stelle außerdem dafür, dass alle bisher vorgetragenen Fakten wahr und keine Hirngespinste sind.
Auch wenn ich fühle, dass dein Chefwissenschaftler und Stellvertreter Admiral Kami den Informationen auf den euch von den Professoren Berger und Grant übergebenen Datenspeichern anscheinend noch immer nicht so recht glaubt.
Ich würde mich deshalb sehr darüber freuen, wenn ihr Aquanauten den hier anwesenden Menschen ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringen würdet. Und das gilt insbesondere für deine Begleiter, von denen einige noch immer versteckte Vibrationskampfmesser in ihren schicken Schwimmanzügen verborgen halten.
Legt also bitte diese Messer ab, oder tragt sie wenigstens offen – ich garantiere euch, dass eure Retter keine Gefahr für euch Aquanauten darstellen.
Die Leute hier sind zwar unterschiedlicher Herkunft, aber sie sind allesamt äußerst friedliebende Menschen und sie schleppen – im Gegensatz zu euch – keinerlei Waffen mit sich herum. Darüber hinaus sind sie einfach nur bewundernswerte und äußerst hilfsbereite Bewohner dieses schönen blauen Planeten, die vorbildlich zusammenhalten.
Das sage ich vor allem deswegen, weil diese Leute auch mich nach dem Absturz meiner alten MINOKA vor einigen Jahren gerade noch rechtzeitig aus meinem auf LUNA havarierten Saatschiff bergen und wieder zum Leben erwecken konnten 17.
Außerdem haben diese Menschen, Seite an Seite mit uns Mandoranern, erst vor kurzer Zeit mehrfach erfolgreich gegen die erneut aufgetauchten Schwärme der STYXX-Invasoren gekämpft und deren befehlshabende Königin MAROOX bei der Befreiung anderer, von Menschen bewohnten Planeten in die Flucht geschlagen.“
„Ich bin von deinen faszinierenden Aussagen überwältigt, General Amal. Und ich denke, dass das auch auf meine übrigen Aquanauten zutrifft“, erwiderte Admiral Ayla spontan, während sie ihren Begleitern zunickte und unverzüglich auf telepathischem Weg befahl, die bisher von ihnen versteckt getragenen Waffen abzulegen.
„Okay, dann lasst uns mal wieder in den Konferenzraum gehen“, meinte der bislang gespannt zuhörende, jetzt allerdings still vor sich hinlächelnde JDEF-Oberbefehlshaber Kendo-Khar.
„Schließlich sind Admiral Ayla und ihre Gefährten sicher schon sehr auf Alex und Moras Unterbringungsvorschläge gespannt.“
Auf dem Weg in den Besprechungssaal nahm General Tony Masterson gleich im Anschluss die ihn jetzt etwas verwundert anschauende Anführerin der Aquanauten bei der Hand und fragte freundlich:
„Admiral Ayla, sofern du heute Abend noch nichts geplant hast, würde ich dich gerne zum Dinner in eines unserer großartigen Restaurants vor den Toren des Raumhafens einladen.
Immerhin bin ich einer der wenigen hier anwesenden Terraner, der aus dieser Region TERRAS stammt und ich würde dir an den kommenden Wochenenden außerdem gerne einmal die Schönheit meiner Heimat aus der Luft zeigen.“
Die von diesem Angebot überraschte Aquanautin, sah ihr durchtrainiertes Gegenüber jetzt mit offenkundig prüfender Miene an, während sie sich eine angemessene Antwort zu überlegen schien. Als der in seiner saloppen Fliegerjacke noch ziemlich jung wirkende Amerikaner schon dachte, dass er mit dieser Einladung vielleicht ein wenig zu forsch vorgegangen sei, antwortete ihm Ayla:
„Ein gemeinsames Abendessen? Nun, das klingt nicht schlecht. Ich denke, dass ich mir heute die Zeit dafür freinehmen kann. Aber was die angebotenen Wochenendausflüge angeht, muss ich mir das noch reiflich überlegen.
Vor allem wüsste ich vorher gern zu erfahren, was du eben mit dem „Zeigen aus der Luft“ genau gemeint hast,“ entgegnete die Aquanautin mit ein wenig unsicher klingender Stimme, während sie dem Mann neben ihr immer wieder verstohlene Blicke zuwarf, die Tony Masterson jedoch mit einem Lächeln im Gesicht sehr wohl registrierte.
„Tja, das bleibt erst mal mein Geheimnis“, schmunzelte der ehemalige Jagdpilot jetzt. „Ich möchte dich damit nämlich überraschen. Und sofern du mutig bist und dich darauf einlässt, verspreche ich dir, mich bei den offerierten Wochenendausflügen wie ein Gentleman zu benehmen.“
„Na gut, Tony – dann frag‘ mich bitte nach unserem Dinner nochmal – ich werde dir vielleicht schon an dessen Ende sagen können, ob ich an solch einem Wochenendausflug Interesse habe. Doch jetzt sollten wir wieder zu den anderen reingehen, damit ich den Anfang von Fürstin Moras und Fürst Alex Rede nicht verpasse“, erklärte Ayla postwendend, während sie jetzt verhalten vor sich hinlächelte.
Als alle Besprechungsteilnehmer wieder Platz genommen hatten, begann zunächst Alex Kranz mit seinen Ausführungen:
„Meine Frau sowie General Blackhorse und ich haben uns gestern ein paar Gedanken gemacht, wo ihr zukünftig unterkommen könntet. Wir verfügen nämlich anlässlich vergleichbarer Herausforderungen über einige Erfahrungen in solchen Dingen. Doch zunächst wollen wir euch mal ein paar Aufnahmen einer hier ganz in der Nähe liegenden Region zeigen, die unseres Erachtens als mögliche neue Heimstatt für euch Aquanauten infrage kommen könnte.“
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