1 ...7 8 9 11 12 13 ...16 Dein Holzstab ist wie ein Speer und mit ihm darfst du vorsichtig und langsam üben. Denn die Männer wissen oft nicht, wie sie ihren Speer einsetzen sollen. Oft genug haben wir mit den Ältesten versucht, über dieses Problem zu reden. Doch sie lehnen immer wieder ab. Sie meinen, die Jungen müssen im Jagen unterrichtet werden, sie müssen stark und ausdauernd werden und der Rest ergebe sich dann von alleine.
Wir Frauen sind da aber ganz anderer Meinung. Natürlich lieben wir Ausdauer und Stärke, doch wir brauchen mehr. Und so ist es wichtig, dass du deinen Körper sehr genau kennenlernst und dich darauf vorbereitest, einen Mann zu empfangen. Gibst du dich ihm hin, ohne deinen Körper zu kennen, wird es sehr unangenehm. Weißt du aber dich und deinen Körper einzusetzen, wird es wundervoll und du wirst noch mehr lachen als bisher.
Wenn Männer und Frauen sich vereinen, schiebt der Mann seinen aufgerichteten Speer in die Spalte der Frau. Geht das zu schnell, kann es für dich schmerzhaft werden, lässt du dir Zeit und lässt du dich erst von ihm streicheln und verwöhnen, so bist du feucht genug in der Spalte um ihn mit Freuden zu empfangen. Wenn du Kinder haben möchtest, solltest du ihm bei seinem Höhepunkt in dir lassen. Wenn du keine möchtest, muss er ihn vorher herausziehen.
So, und nun habe ich dir für das erste Mal genug erzählt. Hast du noch Fragen?“
„Ja“, bestätigte ich sofort, „wie merke ich, dass ein Mann der Richtige für mich ist?“
„Du wirst es spüren, ein Kribbeln im Bauch, dir wird warm, wenn er in deiner Nähe ist und deine Schenkel fangen an zu zittern“, antwortete sie mir und grinste dabei.
Sie ging und ließ mich alleine. Ich steckte den Holzstab erst einmal zurück an seinen Platz. Der richtige Zeitpunkt war für mich noch nicht gekommen.
Nach diesem Gespräch begegnete ich Suilenroc mit anderen Augen. Ich nahm ihn nicht mehr als Kind wahr. Und wenn ich schwimmen ging, dann nur noch mit den anderen Frauen. Die Frauen stellten dann auch Wachen auf, da immer wieder große und kleine Jungs sie dabei beobachten wollten. Und wenn doch mal jemand erwischt wurde, was nicht selten vorkam, wurden sie mit einem Pulver aus Eiramsors Kräutervorrat beworfen. Schreiend und sich kratzend liefen sie dann davon und noch Tage später konnte man an ihrer verräterisch geröteten Haut erkennen, was geschehen war.
Suilenroc und ich sahen uns nicht mehr so oft, doch wenn wir uns sahen, begann es immer mehr in meinem Bauch zu kribbeln.
„Eiramsor, darf ich dich mal etwas fragen“, sprach ich sie verlegen an, als wir eines Tages zusammen Kräuter sammelten.
„Aber natürlich, liebes Kind“, antwortete sie mit ihrer gütigen Stimme und schnitt weiter ihre Kräuter. „Was gibt es denn?“
„Wie hast du gemerkt, dass dein Mann der Richtige für dich ist? Wie war das damals?“
Eiramsor hielt inne. Ihr Blick änderte sich, dann glänzten ihre Augen und sie setzte sich ins Gras. „Komm her, setz dich zu mir, dann erzähle ich es dir gerne.“
Ich setzte mich zu ihr und hörte ihr gespannt zu.
„Damals ging es mir ähnlich wie dir. Auch ich bekam mit 12 Sommern zum ersten Mal meine Blutung und auch mit dem Holzstab wusste ich nicht so recht etwas anzufangen. Ich war gerne bei den Frauen und Männer interessierten mich lange nicht. Ich war schon fast 20 Sommer alt und einige, so auch ich, dachten schon, ich würde keinen Mann mehr abbekommen. Versteh mich nicht falsch. Zuvor kamen während der Ritualfeiern nach der Jagd viele Jungmänner und umwarben mich, doch es hat mich zu niemanden hingezogen. Aber an diesem Abend stand er dann plötzlich vor mir, ein großer, starker und wilder Jäger. Ich hatte ihn vorher nie wirklich wahrgenommen, doch als er vor mir stand, bekam ich keine Luft mehr, ich konnte nicht mehr sprechen und es bebte in mir, als wenn zehn große Büffelherden gleichzeitig durch unser Tal rennen. Das einzige Wort, das ich herausbekam war ‚Ja‘. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Meine Mutter sah das und war glücklich, denn sie hatte auch schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass ich einen Mann erwähle. Natürlich stimmte auch sie zu. Nur nicht für diese Nacht. Sie sagte zu ihm: „In der siebten Nacht von heute an, wird sie in dein Zelt kommen. Sei gut zu ihr. Sorge nicht für sie, das braucht sie nicht. Sei ein Mann und achte sie als Frau und dann werdet ihr sehr glücklich sein. Sorge dich um sie und sperre sie ein, und das Feuer in dir wird erlöschen, bevor es richtig lodert.“
Meine Mutter war sehr direkt, sie sagte immer das, was sie dachte.
Er sagte: „Ja, das werde ich.“ Er schaute mir noch einmal in die Augen und ich wusste, dass er es auch so meinte. Er ging und ich verlor fast die Besinnung.
‚Eiramsor ... Eiraaaaamsoooor!‘ meine Mutter schüttelte mich, damit ich wieder zu mir kam. ‚Eiraaaaamsoooor! Nicht mehr lange...!‘
Ich sah wieder die Augen meiner Mutter: ‚Www, was?‘, stotterte ich.
‚Eiramsor, komm mal bitte mit!‘, forderte sie mich auf und ich folgte ihr in das Zelt der Frauen.
‚Eiramsor, zeig mir bitte deinen Holzstab.‘
Verwirrt schaute ich sie an.
‚Was?‘
‚Zeig ihn mir!‘, sagte sie sehr bestimmt.
Schüchtern holte ich ihn hervor und gab ihn ihr.
Sie schaute ihn nur kurz an und sagte: ‚Du hast ihn noch nie benutzt!‘ Das war keine Frage. Sie stellte es einfach fest.
‚Wie kommst du denn darauf?‘, erwiderte ich kleinlaut wie ein Kind, das Essen gestohlen hatte.
Sie holte ihren Stab heraus und hielt ihn neben meinen und ich sah, weshalb sie wusste, dass ich meinen noch nie benutzt hatte.
‚Deswegen‘, sagte sie nur kurz und ich wurde still.
‚Eiramsor, du hast dir einen Mann erwählt und ich habe zugestimmt. Willst du dich ihm hingeben ohne zu wissen, was du willst? Ohne zu wissen, was dir Freude bereitet? Glaubst du, er weiß das? Er weiß nichts, nur wo sein Speer rein will. Von dir weiß er nichts. Bereite dich vor oder lass es. Bleibe die nächsten Nächte hier und erforsche deinen Körper, dafür ist dein Holzstab da. Und steck ihn einmal ganz tief in deine Spalte hinein, das tut zwar einmal weh und es blutet, doch dann wirst du mehr Freude beim ersten Mal mit deinem Tonreg haben.‘
Als sie seinen Namen zu ersten Mal aussprach, fing ich wieder an zu beben und mein Herz sagte, sie hatte Recht.
Danach war ich sechs Nächte im Zelt der Frauen und erforschte meinen Körper. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Ich lernte in dieser Zeit Dinge über mich, die ich nie für möglich gehalten habe. Und das war nur der Anfang. In der siebten Nacht holte mich Tonreg in sein Zelt und es war...“ Sie stockte und unterbrach ihre eigene Geschichte.
„Wer ist es?“, fragte sie.
Ich schaute verlegen zu Boden und sagte kaum hörbar: „Suilenroc.“
Grinsend nickte sie: „Ja, das wusste ich. Sehnst du dich nach ihm?“
„Ich weiß es nicht. Es kribbelt, wenn ich ihn sehe. Mir wird warm. Es ist einfach anders als früher. Doch ich weiß, dass dort noch etwas Anderes ist. Ich spüre seine Unruhe, seine Suche, sein...“ Ich wusste nicht, wie ich es ihr beschreiben sollte.
„Ich weiß, was du meinst, auch ich spüre da etwas in ihm, etwas...“, auch sie hielt kurz inne, fuhr dann aber fort, „er wird gehen, er wird das Dorf verlassen, doch er wird wiederkommen, ich weiß nur nicht wann. Kannst du so lange auf ihn warten?“
„Ja!“, wollte ich herausschreien, doch es ging nicht, das Wort blieb mir im Hals stecken. So sehr ich mich auch bemühte, ich brachte es nicht heraus.
„Ariana, du schöne Ariana, vielen Männern wirst du den Kopf verdrehen und viele werden dich haben wollen und du suchst dir gerade den aus, der selbst sucht. Ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen, ich kann dir nur den Rat geben, den mir meine Mutter damals gab. Gehe ins Zelt der Frauen und bereite dich vor. Erforsche deinen Körper und du wirst dir dann selbst die Antwort geben.“ Sie schaute mich sehr besorgt an.
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