Gerd Frank
SPIONE, KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS UND AGENTEN
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Gerd Frank SPIONE, KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS UND AGENTEN Dieses ebook wurde erstellt bei
SPIONE, KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS UND AGENTEN SPIONE, KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS UND AGENTEN -GERD FRANK-
1.Teil: SPIONE 1.Teil: SPIONE Vorbemerkung: Spione sind "aktiv" in der Spionage tätig. Sie sind nicht "akkreditiert", d.h. also nicht 'fest angestellt' und haben geheime Informationen zu besorgen und zu übermitteln. Häufig wird der Begriff fälschlich mit dem des Agenten gleichgesetzt.
DER TOTENGRÄBER DER K. UND K. MONARCHIE (ALFRED REDL)
DER AMATEURSPION (CARL HANS LODY)
LAWRENCE VON ARABIEN (THOMAS EDWARD LAWRENCE)
DAS FRÄULEIN DOKTOR (ELSBETH SCHRAGMÜLLER)
DIE SCHÖNE SPIONIN (MATA HARI)
DIE MANDSCHUPRINZESSIN (YOSHIKO KAWASHIMA)
DER HELD DER SOWJETUNION (RICHARD SORGE)
HELFER UND GEGNER HITLERS (WILHELM FRANZ CANARIS)
DER ATOMSPION (KLAUS FUCHS)
DIE RÜSTUNGSSPIONE (ETHEL UND JULIUS ROSENBERG)
DER SPION VON DAMASKUS (ELI COHEN)
DER VERKÄUFER (ALDRICH AMES)
SPIONIN AUS LIEBE (GABRIELE GAST)
DER ÜBERLÄUFER AUS MOSKAU (OLEG ANTONOWITSCH GORDIJEWSKI)
DER MAULWURF (DENIS DONALDSON)
2. Teil: KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS
SPION ZU SONDERKONDITIONEN (KLAUS KURON)
DER MANN OHNE GESICHT (MARKUS WOLF)
DER KANZLERSPION (GÜNTER GUILLAUME)
DER MANN, DER DIE NATO VERRIET (RAINER RUPP)
3. Teil: AGENTEN
DER AGENT, DER DIE WELT RETTETE (JAMES BOND)
DER UNBEZAHLTE AGENT (FRITZ KOLBE)
RÄTSEL UM GOLDFUS (RUDOLF IWANOWITSCH ABEL)
GARBO, DER GEHEIMAGENT (JUAN PUJOL GARCÍA)
MISSION IM HAUPTQUARTIER (KIM PHILBY)
DER DOPPELAGENT, DER KEINE ANDERE WAHL HATTE (GEORGE BLAKE)
DER MANN MIT DEN DREI GESICHTERN (PAUL THÜMMEL)
KURT, DER DOPPELAGENT (WALTER BARTHEL)
MOSKAUS WERTVOLLSTER AGENT (ROBERT HANSSEN)
AGENTIN 00SEX (ANNA CHAPMAN)
DER CIA UND DER UNVERWUNDBARE
DAS PROJEKT FUBELT
LITERATURVERZEICHNIS
Impressum neobooks
SPIONE, KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS UND AGENTEN
-GERD FRANK-
Vorbemerkung:
Spione sind "aktiv" in der Spionage tätig. Sie sind nicht "akkreditiert", d.h. also nicht 'fest angestellt' und haben geheime Informationen zu besorgen und zu übermitteln. Häufig wird der Begriff fälschlich mit dem des Agenten gleichgesetzt.
DER TOTENGRÄBER DER K. UND K. MONARCHIE (ALFRED REDL)
Alfred Redl wurde am 14. März 1864 als eines von sieben Kindern von Franz und Mathilde Redl in Lemberg (dem heutigen Lwiw) geboren. Der Vater war zunächst Offizier gewesen, war dann jedoch bereits im Alter von 31 Jahren aus der Armee ausgeschieden, er konnte nämich die für eine standesgemäße Hochzeit erforderliche Heiratskaution nicht aufbringen. Stattdessen ging er zur Eisenbahn, wo er es bis zum Oberinspektor brachte. Alle Kinder wurden übrigens in beruflicher Hinsicht recht erfolgreich: Zwei Söhne wurden Offiziere, einer Architekt, einer Jurist und einer Bahnbeamter; die beiden Töchter wurden Lehrerinnen. Ein Detail am Rande erlangte indes entscheidende Bedeutung für Alfred Redl: Der Vater bemühte sich, die Kinder dreisprachig - nämlich Polnisch, Ruthenisch und Deutsch - zu erziehen.
Im Alter von nur 15 Jahren trat Alfred Redl in die - in einem Vorort von Brünn gelegene - k.k. Kadettenschule Karthaus ein. Der junge Mann war homosexuell (1), was - falls es bekannt geworden wäre – in der damaligen Zeit mit Sicherheit zur Entlassung aus dem Staatsdienst geführt hätte; außerdem hätte er mit gesellschaftlicher Ächtung und einem Gerichtsverfahren rechnen müssen. Weil er es aber verstand, seine Neigungen geheimzuhalten, verließ er Karthaus mit 19 Jahren als Kadett-Offiziersstellvertreter mit "sehr gutem Erfolg" und wurde nach vierjähriger Truppenverwendung beim Infanterieregiment Nr. 9 in Lemberg zum Leutnant befördert. Seine Vorgesetzten beurteilten ihn überdurchschnittlich gut, infolgedessen bewarb er sich gemeinsam mit mehreren hundert anderen Bewerbern um Zulassung zur Ausbildung an der k.u.k. Kriegsschule, der Ausbildungsstätte für Offiziere des Generalstabsdienstes. Im Jahr 1892 absolvierte er dort nicht nur das Auswahlverfahren positiv, sondern gehörte zwei Jahre später auch zu jenen 25 Offizieren, die den Lehrgang positiv abschließen konnten.
Noch bevor er einberufen wurde, musste sich Redl wegen Erkrankung an Syphilis in ärztliche Behandlung begeben, die in der damaligen Zeit häufig einen chronischen und meist tödlichen Verlauf nahm, weil hilfreiche Antibiotika noch nicht entdeckt worden waren. Nach einer Dienstbeschreibung soll die Krankheit im Jahre 1892 angeblich " völlig geheilt " gewesen sein, was aber nicht stimmen konnte. Denn bei der Obduktion, die nach Redls späteren Suizid im Jahre 1913 durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass er nicht nur chronisch erkrankt war, sondern nur noch kurze Zeit zu leben gehabt hätte. (2)
Zunächst war Redl bis 1895 im Eisenbahnbüro tätig, einer Dienststelle, die sich mit Transport- und Aufmarschplanungen beschäftigte. Eine der Hauptaufgaben war dort das Auskundschaften von Bahnstrecken möglicher Kriegsgegner. Diese Aufgabe war insbesondere in Russland von Bedeutung, weil Landkarten dort der Geheimhaltung unterlagen und Bahnstrecken häufig nur durch persönliche Erkundung festgestellt werden konnten.
In den Jahren danach wurde Redl bei Truppenstäben in Budapest und Lemberg eingesetzt; 1899 wurde er auf Weisung seines damaligen Chefs des Generalstabes Friedrich von Beck-Rzikowsky nach Kasan in Russland geschickt, um einen Sprachkurs zu belegen. Dort soll er jene Kenntnisse erworben haben, die schließlich zu seinem Aufstieg entscheidend beitragen sollten: Er wurde der sogenannten " russischen Gruppe" des Wiener Evidenzbüros im Generalstab zugeteilt. Dieses Büro sammelte alle wichtigen militärischen Meldungen, die täglich dem Chef des Generalstabes und einmal wöchentlich dem Kaiser Franz Joseph I. vorzulegen waren. Bis zum Jahr 1913 musste dies sogar handschriftlich dokumentiert werden.
Redl kam rasch voran. Nach nur wenigen Monaten versetzte man ihn bereits in das Kundschaftsbüro, das für die nachrichtendienstliche Überwachung aller auswärtigen Staaten zuständig war; 1905 wurde er zum Major befördert und 1907 übernahm er die persönliche Leitung dieses Büros. Einige Monate danach ernannte man ihn zum stellvertretenden Leiter des Evidenzbüros, dadurch wurde er zu einem der engsten Vertrauten des Chefs des Generalstabes. Nach der Beförderung zum Oberst im Mai 1912 wurde Redl am 18. Oktober des gleichen Jahres als Generalstabschef des VIII. Armeekorps nach Prag beordert, welches der Leitung des Arthur Giesl von Gieslingen unterstand.
Man vermutete lange Zeit, dass die russische Geheimorganisation Ochrana, welche Büros in St. Petersburg, Moskau und Warschau unterhielt, an Redl herangetreten sei, denn sie arbeitete damals ganz eng mit der Abteilung für das Kundschafterwesen im Generalstab des Zaren zusammen. Das Büro in Warschau war für Österreich zuständig; es verfügte über 50 Mann, weitere 150 gehörten zur Reserve. Chef des Kundschafterwesens war Oberst Nikolai Stepanowitsch Batjuschin, der um 1901 einen perfekt deutsch sprechenden Balten namens Pratt als "Urlauber" nach Wien schickte, um dort einen möglichst hochrangigen Vertrauensmann des Wiener Evidenzbüros anzuwerben. Auf der Suche nach Schwachstellen im Privatleben der Offiziere entdeckte dieser Pratt schnell, dass der damalige Hauptmann Redl eine homosexuelle Beziehung zu Leutnant Meterling vom Dragonerregiment Nr. 3 unterhielt, was er dazu nutzte, Redl fortan zu erpressen und ihn zur Spionagetätigkeit für die Ochrana zu veranlassen.
Читать дальше