Wir stellen uns vor, dass wir durch das Hören dieser Worte große Glückseligkeit erleben, und dadurch empfangen wir die Segnungen der kostbaren Wortermächtigung.
Erleben wir durch die Vorstellung, dass wir Guru Herukas Worte hören, ein Gefühl der Freude, so ist dies die eigentliche Wortermächtigung. Diese Ermächtigung reinigt gleichzeitig alle Verunreinigungen und Behinderungen unseres Körpers, unserer Rede und unseres Geistes und führt dazu, dass wir die Vereinigung von Buddha Vajradharas Körper und Geist vollenden. Sie wird «Wortermächtigung» genannt, da sie durch Anleitungen in Form von Worten gewährt wird.
DIE GURUS DER ÜBERLIEFERUNGSLINIE BITTEN
In den glückverheißenden Gebeten der Sadhana heißt es:
Möge es die Glücksverheißung eines großen Schatzes an Segnungen geben,
Die aus den ausgezeichneten Taten aller Wurzel- und Überlieferungsliniengurus entsteht,
Die die erhabene Erlangung Buddha Herukas vollendeten,
Indem sie sich auf den ausgezeichneten, geheimen Pfad des Königs der Tantras verließen.
Wie oben erwähnt enthüllt dieses Gebet, dass alle Überlieferungsliniengurus dieser Anleitungen, von Ghantapa bis zu Vajradhara Trijang Losang Yeshe Rinpoche, tatsächliche Beispiele von Praktizierenden sind, die durch die Praxis des Heruka Körpermandalas die Vereinigung von Buddha Heruka erlangt haben. Jetzt freuen wir uns aus tiefem Herzen über ihr Leben und ihre Verwirklichungen und fassen den starken Entschluss, ihrem Vorbild zu folgen. Mit starkem Vertrauen rezitieren wir die Bittgebete der Sadhana. Insbesondere bitten wir die Überlieferungsliniengurus uns ihre Segnungen zu gewähren, damit auch wir die Vereinigung von Buddha Herukas heiligem Körper und Geist erlangen und dadurch allen Lebewesen ohne Ausnahme helfen können.
SPONTANE GROSSE GLÜCKSELIGKEIT VOLLENDEN, INDEM WIR DEN GURU IN UNS AUFLÖSEN
Wir stellen uns vor, dass aufgrund unserer aufrichtigen Bitten all die anderen heiligen Wesen im Verdienstfeld zu Licht schmelzen, sich von den Rändern her sammeln und sich in unseren Wurzelguru Heruka, das Oberhaupt des Verdienstfelds, auflösen. Aus Zuneigung zu uns möchte sich unser Wurzelguru mit uns vereinen und auch wir wünschen uns stark, dass dies geschieht. Nun stellen wir uns vor, dass Guru Heruka von unten und oben kleiner wird, bis er so groß ist wie ein Daumen, und dann in unseren Scheitel eintritt und durch unseren Zentralkanal in unser Herz hinabsinkt, wo er sich untrennbar mit unserem Ursprungsgeist mischt. Da Guru Herukas Essenz die Weisheit der spontanen großen Glückseligkeit ist, denken wir: «Indem sich mein Ursprungsgeist mit Guru Heruka mischt, verwandelt sich mein Geist in spontane große Glückseligkeit». Wir meditieren einsgerichtet so lange wie möglich über diese Erfahrung von spontaner großer Glückseligkeit.
Die drei Körper in den Pfad bringen
DIE EIGENTLICHE PRAXIS DER ERZEUGUNGSSTUFE
Dies hat sechs Teile:
1. Was ist die Erzeugungsstufe?
2. Die drei Körper in den Pfad bringen
3. Prüfende Meditation über das Mandala und Basis-Heruka
4. Das Mandala und die Gottheiten des Körpermandalas erzeugen
5. Unseren Körper mit den Rüstungsgottheiten schmücken, die Weisheitswesen einladen und aufnehmen sowie Gaben darbringen
6. Die eigentliche Erzeugungsstufenmeditation
WAS IST DIE ERZEUGUNGSSTUFE?
Erzeugungsstufe wird als eine Verwirklichung eines kreativen Yoga definiert, die die drei Basiskörper reinigt und die drei Pfadkörper zur Reife bringt. Sie wird «kreativer Yoga» genannt, da ihr Objekt von einem Geist reiner Konzentration erzeugt, oder erschaffen, wird. In der Selbsterzeugung als Heruka zum Beispiel erscheint unserem Geist eine Form Herukas mit einem blaufarbigen Körper, vier Gesichtern und zwölf Armen, und dieses Objekt wird durch die Kraft richtiger Vorstellung von unserem Geist erschaffen. Doch obwohl es vom Geist erzeugt wurde, existiert es. Fahren wir mit dieser Meditation fort, wird unser Geist immer vertrauter mit dem Objekt und schließlich werden wir den eigentlichen Körper Herukas erlangen. Doch wenn wir ihn nicht zuerst mit unserem Geist erschaffen, werden wir den eigentlichen Körper Herukas in der Zukunft nie vollenden. So wie ein Künstler mit der groben Kontur eines Bildes beginnt und dann weiter malt, bis das Bild vollendet ist, so kann auch unsere Erzeugungsstufenmeditation mit einem Künstler verglichen werden, der die grobe Kontur eines Bildes zeichnet, und unsere Vollendungsstufenmeditation mit einem Künstler, der das Bild vollendet.
Wenn durch die Kraft der Erzeugungsstufenmeditation unserem Geist die Form Herukas erscheint, ist dies eine tatsächliche Form. Es ist eine Form, die eine Phänomenenquelle ist, eine Form, die nur dem geistigen Gewahrsein erscheint. Später, wenn unsere Konzentrationen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe vervollkommnet sind, werden wir die eigentliche Form Herukas erlangen, die wir mit unserem Augengewahrsein sehen können. Was zuvor eine Form war, die eine Phänomenenquelle ist, ist dann zu einer Form geworden, die eine Formquelle ist, ein tatsächliches Objekt des Augengewahrseins.
Buddha hat nicht nur im Tantra gelehrt, wie wir Objekte mit unserem Geist erzeugen, die später Sinnesobjekte werden. In den Vinaya Sutras sagte er, dass Mönche, die begehrende Anhaftung überwinden möchten, den Boden bedeckt von Skeletten visualisieren und alle Dinge als unrein sehen sollten. Einige Mönche, die diese Meditation aufrichtig übten, sahen, wohin sie auch schauten, Skelette und unreine Dinge direkt mit ihren Augen und entwickelten infolgedessen den starken Wunsch, Samsara zu entfliehen. Wir können nicht sagen, dass ihre Geistesarten falsche Gewahrseinsarten waren, da die Skelette, die sie sahen, durch reine Konzentration erschaffen wurden. Zu Beginn waren die Skelette Formen, die Phänomenenquellen sind, doch für die Mönche wurden sie später zu tatsächlichen Formquellen. In ähnlicher Weise erscheinen uns Menschen, die wir nicht mögen, als abstoßend, doch wenn wir später unsere Meinung über sie ändern und sie dann mögen, wird sich ihre Erscheinung ebenfalls ändern und sie werden uns nun als anziehend erscheinen. Einzig unser Geist hat sich geändert, doch da unser Geist sich geändert hat, haben sich die Formen, die ihm erscheinen, auch geändert. Dies zeigt, wie alles vom Geist abhängt. Indem wir über diese Punkte nachdenken, können wir verstehen, warum die Erzeugungsstufe ein «kreativer Yoga» genannt wird, und wir können sehen, wie es möglich ist, uns durch die Kraft reiner Konzentration als Heruka zu erzeugen.
Die Definition zeigt auch, dass die Erzeugungsstufe die drei Basiskörper reinigt und dazu führt, dass die drei Pfadkörper reifen. Die drei Basiskörper sind gewöhnlicher Tod, gewöhnlicher Zwischenzustand (tib. Bardo) und gewöhnliche Wiedergeburt. Der gewöhnliche Tod ist als «Basiswahrheitskörper» bekannt. Er ist nicht der eigentliche Wahrheitskörper, sondern die Basis, um den eigentlichen Wahrheitskörper zu erlangen, da er die Basis für die Übung ist, den Tod in den Pfad zum Wahrheitskörper zu bringen. In gleicher Weise wird der gewöhnliche Zwischenzustand der «Basisfreudenkörper» genannt, da er die Basis ist, um durch die Übung, den Zwischenzustand in den Pfad zu bringen, den eigentlichen Freudenkörper zu erlangen. Und gewöhnliche Wiedergeburt wird der «Basisemanationskörper» genannt, da er die Basis ist, um durch die Übung, die Wiedergeburt in den Pfad zu bringen, den eigentlichen Emanationskörper zu erlangen. Diese drei Basiskörper sind die Basis, die zu reinigen ist. Indirekt werden sie durch die Yogas der Erzeugungsstufe gereinigt und direkt durch die Yogas der Vollendungsstufe.
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