"Ausgenommen unsere altmodischen Stromnetze, die sind ebenfalls auf Entwicklungsländer-Niveau!"
Alan lachte. "Da hast du allerdings Recht!"
"Endlich! Da sind unsere Koffer! Schnell, du greifst den einen, ich den anderen!" sagte Ariette aufgeregt.
"Zu Befehl, Madam!"
Nachdem sie ihre Koffer hatten, ging es Richtung Ausgang. Draußen erwartete sie ein Heer von über hundert Scooterfahrern, Taxis, Fahrradriksha-Wallahs, korrupten indischen Hotel-Abzockern und etwas zwielichtigen anderen undefinierbaren Personen. Es war überwältigend, vor allem, wenn man es noch nie gesehen hatte.
"Um Gottes Willen!" rief Alan aus, "Der Reiseführer hatte leider doch Recht! - Wo ist denn jetzt unser Taxi-Abholservice??"
Inzwischen kamen schon drei Rikshafahrer gleichzeitig an und belästigten die beiden. Ein Mischung aus Hupkonzert, Fahrradgeklingele und aufgeregten indischen Stimmen lag in der Luft. Typisch Indien eben!
"We've a very good hotel, Sir! Super good hotel! Come with me!" bot sich der erste Scooter-Fahrer mit seiner Dreirad-Riksha an.
"You are looking for a superior class hotel? I'll take your suitcases!" Der zweite Fahrer griff nach Phoenix' Koffer, was Alan aber souverän abwehrte.
"In Delhi, there's high water! High danger! I can tell you hotel outside of the flooding area, so you are saved! Please get into my taxi!"
Alle möglichen Stories wurden erfunden, der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt! Man durfte einfach nicht auf diese Abzocker und Betrüger reinfallen. Das mit dem Hochwasser war absoluter Quatsch; in Delhi waren überhaupt keine Überschwemmungen!
Nach einer knappen Minute Suchen hatten die beiden endlich ihr vorläufiges Ziel entdeckt.
"Da hinten hält ein Taxifahrer ein Schild hoch mit unserem Hotel! Der schwarze auf Hochglanz polierte Buick! Das müßte unser Chauffeur sein!" sagte Alan aufgeregt.
"Chauffeur ist gut. Ein normaler Taxifahrer halt." meinte Ariette aus der Ferne.
"Ja, er hält ein Schild hoch mit der Aufschrift ! Da haben wir ja Glück!"
Ariette wollte diesmal unbedingt ein Fünf-Sterne-Hotel bewohnen; deshalb hatte Alan ihr fünf Tage Luxus gegönnt. Phoenix war eigentlich eher etwas abenteurermäßig veranlagt, und ihm hätten drei oder vier Sterne auch gereicht. Aber seine ehemalige "Prinzessin" wollte es so. In einem früheren Leben war Ariette einmal die Tochter eines indischen Moguls gewesen und auch heute noch etwas "etepetete".
Auch heutzutage hielt sie sich im Urlaub gerne in einem königlichen und gehobenem Ambiente auf, was Alan nicht unbedingt störte; aber drei Wochen am Stück wären ihm irgendwann doch zu langweilig. Die beiden einigten sich, wie in Partnerschaften meist üblich, auf einen Kompromiß.
Rasch begaben sich die beiden zu ihrem .
"Good afternoon, Sir. We are Alan and Ariette Phoenix and want to go to the ITC Maurya Sheraton Hotel in the Sardar Patel Marg in Chanakyapuri, the diplomate's area, we've already pre-booked and paid."
"Very nice to see you. Good afternoon, my Lady, good afternoon, Sir. Namaste. - Yes, I'm your official hotel driving service. - Here are many gangsters and betrayers, so with pre-booking like you've done, you are always in advantage. - Please give me your suitcases."
In Alan wurden alte Erinnerungen an San Juan in Puerto Rico wach, aber jetzt gab er bereitwillig seinen Koffer aus der Hand. Alans Ehefrau schaute anerkennend zum Outfit des Fahrers hinüber.
Nachdem der etwas schmächtige, aber immerhin im Anzug, eigentlich war es eine Art vornehme Hoteluniform, auftretende Fahrer die beiden Koffer in den Kofferraum gehievt hatte, ging es los.
Ariette und Alan würden jetzt fünf Tage nur einen Katzensprung vom Sitz des indischen Präsidenten entfernt wohnen, welche Ehre.
Und schon waren Alan, Ariette und der vornehme Taxifahrer im Getümmel des chaotischen Verkehrs von New Delhi abgetaucht. Laut hupend kamen immer wieder Busse und dröhnend laute Lastwagen entgegen, die fast in der Mitte der Fahrspur fuhren, aber dann noch gerade rechtzeitig nach rechts auswichen, denn es herrschte ja Linksverkehr; ein Gewimmel von Scootern, Fahrradrikshas, Mopeds, größtenteils japanischen Autos von mittelständischen Indern, ab zu einige wagemutige Moped- und Fahrradfahrer sowie Kühe, die als heilige Tiere Indiens natürlich Vorrang hatten. Ein lautes Gehupe, Dröhnen und Gewusel, wogegen der Verkehr in den USA oder Deutschland geradezu supergeordnet und in strengen Bahnen erscheint, was auch so ist. Wer in Indien, vor allem in den Großstädten, Auto fährt, sollte vor der Fahrt wirklich ein Gebet machen. Im Ernst. Nicht umsonst haben viele Scooterfahrer einen Minialtar in ihrer Motorriksha. Im Verkehr Indiens umzukommen ist um einiges einfacher als auf dem Rest der Welt ;-)
In der Astralhölle ging es derzeit heftig ab. Der Universelle Schöpfergott des gesamten Weltalls und sämtlicher Universen sowie Dimensionen hatte beschlossen, so wie man es übrigens teilweise auch aus den indischen Puranas ableiten kann, daß gewisse Seelen, obwohl sie theoretisch geplant unsterblich gewesen wären, für immer vernichtet werden sollten. Der Schöpfer hatte sich vor kurzem dazu entschlossen, um die materielle Schöpfung, die Rückkehr-Hilfe für die gefallenen Nachfolger Luzifers sowie einen kleinen Teil der Asuras, nicht zu sehr zu gefährden. Da der Schöpfergott absolut allmächtig war und somit auch die vollkommene Kontrolle über die Hölle und den "Teufel" sowie alle Dämonen bzw. Asuras hatte, konnte er frei entscheiden, was er mit dem mißlungenem Teil seiner Schöpfung anstellte. 23 Kandidaten standen auf seiner neuen Liste, größtenteils waren es übrigens intelligente Reptiloide, deren geplante Zerstrahlung in reine Wärmestrahlung, d.h. Dreier-Strahl-Energie ohne jegliche Bewußtseinsinformation, jetzt kurz bevorstand.
Der "Delinquent", der letzte Hochverräter aus dem Pentagon vom August 2012, wußte noch nichts von seinem Glück, aber es wäre für ihn wahrscheinlich auch eine Erlösung für immer, wenn sein Lebens-Aspekt 2013 vollständig aufgelöst und für ewig in einem unpersönlichen Energie-Aspekt ohne Seele und ohne Persönlichkeit umgewandelt werden würde. Aus der Sicht von Einsteins E = mc² wäre es einfach eine simple Energieumwandlung, aber Einstein griff hier nicht mehr vollständig, da einige höhere Dimensionen des Schöpfers nicht mehr von den nicht hinreichenden irdischen Formeln erfaßt wurden.
"Delinquent, antreten! Es ist soweit! Deine ewige Vernichtung steht bevor, Zerstrahlung in reine unpersönliche Wärmeinfrarotstrahlung, vom All-Schöpfer angeordnet! Sofort mitkommen!" ordnete der astrale Höllengefängniswärter im Jenseits an.
"Zuerst möchte ich meinen Anwalt sprechen!" heulte der Delinquent los. Zum ersten Mal in seiner gesamten Lebensgeschichte, eher dem Horrorkabinett des Bösen, weinte er.
"Ende der Fahnenstange. Hier gibt es keinen Anwalt, kein Gericht und den ganzen Schmonzes. Deine gespielten Tränen nützen nichts mehr. Spar dir deine elendige Schauspielerei!!" sagte der Höllenwärter barsch.
Und in der Tat, die Tränen des Delinquenten waren nur vorgetäuscht , in Wirklichkeit bereute er nichts, absolut nichts .
In der Hölle im Jenseits ging sein Betrüger-Lügen-Spiel ungebremst kriminell weiter, gepaart mit äußerst raffiniert eingefädelten militärisch-taktisch anmutenden Einwickelungs-Täuschungs-Strategien, aber der Schöpfer war gnadenlos - falsch , seine Gnade war es, einen Teil des umzuwandeln in eine unschädliche Variante der Schöpfung, in simple Infrarotstrahlung - welche dann den nächsten Rentner auf der Erde per Höhensonne gewaltig eine brennen würde... Nein, Scherz beiseite. Es war wirklich eine Gnade des Schöpfers, diese Vernichtung bzw. Umwandlung der Seelen in unpersönliche Energie. Eine Geschlechts-Umwandlung des "Delinquenten" in eine total passive wehrlose Frau, ja, das wäre eine richtig deftige Strafe gewesen, aber davon sah er ab. Weg mit dem braunen Müll, Ende.
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