Benedikt hatte sich eine Zigarette angesteckt und das fand Livia richtig blöd, weil Sie Raucher nicht ausstehen konnte, aber er hat sie geraucht und das bis zum Ende. So weit, dass der Filter dann auch noch anfing zu glühen. Das stank fürchterlich und juckte in der Nase.
Jann erzählte ihnen, dass er vor ein paar Tagen am Fluss eine alte Frau gesehen hatte, die dort scheinbar irgendetwas versteckt haben könnte, aber er konnte sich nicht mehr richtig an die Stelle erinnern. Benedikt und Jann waren gestern noch hingefahren, aber gefunden hatten sie nichts.
Livia dachte nur: „Wieso erzählt er uns das? Es ist doch völlig egal, was die Frau dort gemacht hatte. Vielleicht hatte sie ja auch nur Kresse oder Löwenzahn gepflückt, das machen alte Leute manchmal.“
Es schien auch für Benedikt und Jann nicht mehr so wichtig zu sein, denn plötzlich erzählten sie von einem toten Jungen, der in einem Laderaum von einem Frachtschiff gefunden wurde.
Davon hatten Livia und Kim auch in den Nachrichten gehört, mehr aber auch nicht. Nur dass er gefunden wurde. Benedikt hatte aber behauptet, dass der Schiffskoch ihn versehentlich umgebracht hatte, weil er in der Kombüse Essen stehlen wollte und als Livia nachfragte woher er das wissen könnte, hatte er nur gesagt, dass er es bei Fakebook gelesen hätte.
Kim verdrehte die Augen und sagte zu Livia: „Komm, lass uns gehen, die beiden ticken ja nicht ganz richtig“ und Livia sagte: „Wegen diesem Quatsch haben wir jetzt auch noch unseren Bus verpasst.“
Benedikt und Jann lachten darüber und glaubten, dass sie die beiden ordentlich auf den Leim geführt hatten, dabei bemerkten sie aber nicht, dass sie sich selbst mit diesem Blödsinn ins Aus geschossen hatten.
Das Rätsel
Auf dem Grundstück zwischen der Schule und der Bushaltestelle entdeckte Livia einen kleinen bunten Stein und hob ihn auf.
„Zeig mal her“, sagte Kim und Livia zeigte ihr den Stein.
„Das ist ein bemalter Kieselstein, der ist ja süß. Den hat bestimmt ein kleines Kind verloren“, bemerkte Kim und dann drehte Livia den Stein einmal um und auf der Rückseite waren Zahlen und Buchstaben gemalt, die aber keinen Sinn ergaben. Livia steckte ihn aber trotzdem in ihre Tasche.
Der Bus kam erst in zwanzig Minuten und Livia und Kim redeten über Benedikt und Jann und über ihr blödes Verhalten und plötzlich sagte Livia: „Sag mal, ist dir eigentlich aufgefallen, dass Benedikt seine Haare abrasiert hatte?“ und Kim erwiderte: „Ja, jetzt wo du es sagst, aber ich finde, dass es Scheiße aussieht.“
Dabei fingen beide so laut an zu lachen, dass sie befürchteten, dass die beiden Brüder es hören könnten und Kim sagte noch: „Jann ist ja eigentlich ganz süß, aber hast du dir mal seine Segelohren angesehen?“
Jetzt platzte Livia förmlich und hielt sich den Bauch vor Lachen. Dann legte sie ihre Hände hinter ihre Ohren, so dass sie ihr weit vom Kopf abstanden und sagte mit verstellter kindlicher Stimme: „Hallo, ich bin Dumbo, der kleine Elefant“ und noch während sie das sagte, spuckte sie Kim versehentlich ins Gesicht, weil sie ihren Mund vor Lachen nicht mehr verschließen konnte und Kim schrie laut auf: „Iih, du Pottsau! Das ist ekelig“, aber trotzdem musste sie auch Lachen und Livia reichte ihr ein Taschentuch.
Endlich kam der Bus und sie hätten beinah das Einsteigen vergessen, wenn sie nicht der Busfahrer daran erinnert hätte.
„He, Ihr zwei Lachmöwen, wollt Ihr nicht einsteigen?“, sagte der Busfahrer und Kim und Livia sprangen auf wie zwei Kängurus und stiegen schnell ein, denn sie wollten nicht noch eine Stunde länger warten.
Der Treffpunkt
Am Nachmittag trafen sich die vier Teenager beim Treffpunkt, der sich auf Tante Rosis Bauernhof befindet. Eigentlich ist es Gills Tante, aber alle anderen sagen auch Tante Rosi zu ihr und das machte Tante Rosi überhaupt nichts aus.
Kim und Livia erzählen von Jann und Benedikt und von dem Blödsinn, den die beiden ihnen erzählt hatten. Das interessierte keinen so wirklich, aber als Livia ihren buntbemalten Stein auf den Tisch legte, wurde so langsam das Interesse geweckt und als Gill auch noch ihren Stein dazu legte, waren alle hellauf begeistert und Gill sagte: „Da seid Ihr wohl nicht die einzigen, die so einen Stein gefunden haben.“
Alle saßen still und starrten auf die bunten Steine, in der Hoffnung, dass jemand von ihnen eine logische Erklärung dafür findet.
Als erste sagte Gill etwas. „Ich denke, es handelt sich hier um ein Spiel.“
„Ein Spiel?“, fragte Livia spontan nach.
„Ja, ein Spiel. Ich denke, dass ein Kieselstein bemalt und irgendwo hinterlegt wird und derjenige, der ihn findet, muss irgendetwas tun.“
Tom runzelte die Stirn und sagte: „Ok, klingt logisch, aber was müssen die tun?“
Gill nahm den Stein von Livia in die Hand und sah sich die Seite mit den Buchstaben und Zahlen an. „Das ist so eine Art Code, oder etwas ähnliches“, vermutete Gill und Kim sagte daraufhin: „Ich weiß nicht so recht. Das Bild auf der Vorderseite sieht ziemlich unvollendet aus, so als hätte ein kleines Kind darauf rumgepinselt.“
Dann nahm Gill den Stein auf, den sie selbst gefunden hatte und stellte fest, dass die Steine sehr viel Ähnlichkeit miteinander hätten. Die Vorderseite mit einem Bild bemalt, das keinen Sinn ergab und die Buchstaben und Zahlen auf der Rückseite, die noch viel weniger Sinn ergaben.
Plötzlich klopfte Tante Rosi an die Tür und ohne ein „Herein“ abzuwarten platzte sie, eigentlich wie immer, rein und sagte dann: „Oh, entschuldigt bitte, dass ich so hereinplatze, aber ich habe da etwas ganz Tolles gefunden.“
Tante Rosi ist wegen jeder Kleinigkeit so aufgeregt, dass es manchmal echt nerven kann. Gestern zum Beispiel ist sie hereingeplatzt und machte alle verrückt, weil ihr angeblich der Ehering in den Schweinefuttertrog gefallen war. Dann hatte sich aber herausgestellt, dass sie ihn gar nicht getragen hatte und es war ihr nicht einmal peinlich.
Tante Rosi legte einen buntbemalten Kieselstein auf den Tisch und sagte: „Seht mal, den habe ich heute Morgen auf dem Weg zur Sparkasse gefunden, ist der nicht toll?“ und noch während sie es sagte, sah sie auf dem Tisch die Steine liegen und sagte dann: „Na, das war ja klar, dass Ihr auch schon welche gefunden habt.“
Davon enttäuscht, dass sie nun doch keine Neuigkeit überbringen konnte, legte sie ihren Stein einfach auf den Tisch und ging wieder raus.
Dann stand Gill auf und rief ihr hinterher: „Danke Tante Rosi, wir freuen uns sehr über deinen Stein und werden dir berichten, sobald wir wissen, worum es sich dabei handelt …“ und sie sagte noch mehr, aber Tante Rosi konnte es wegen dem Lärm der Kühe nicht mehr verstehen.
Tante Rosi sagte auch noch etwas, das Gill aber wiederum nicht verstanden hatte.
Nun lagen insgesamt drei verschiedene Steine vor ihnen, die alle eine gewisse Ähnlichkeit miteinander hatten.
Kim tippte auf einen der Steine und sagte: „Das Bild auf der Vorderseite könnte vielleicht ein Teil von einem Ganzen sein“ und Tom fragte: „Wie meinst du das denn?“
„Na ja, vielleicht ist das gar keine Kritzelei, sondern ein Rätsel oder so etwas Ähnliches“ und Gill meinte noch: „Das könnte sein. Ich hab da so eine Vermutung, passt mal auf“ und dann legte sie die drei Steine dicht aneinander.
Zunächst sah es nicht so aus, als würde es einen Sinn ergeben, aber als sie nach und nach die Steine verdrehte, bildete sich tatsächlich ein halbwegs brauchbares Bild ab, zwar noch nicht vollendet aber man konnte schon etwas mehr erkennen.
Livia hatte noch die Idee, dass es sich um eine Karte handeln könnte, weil das Meiste auf den Steinen grün angemalt war und zwei der Steine hatten am äußersten Rand ein bisschen blaue Farbe.
Tom hatte vorgeschlagen, dass sie noch mal in der Nähe der Schule und der Sparkasse suchen sollten, vielleicht würden sie dort noch mehrere Steine finden. Die anderen stimmten ihm zu und sie machten sich gleich auf den Weg.
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