»Danke Doktor, wir fahrn dann.«
»Nix zu danken, ich verzwirble mich auch gleich, sobald der Leichenwagen da ist.«
Im selben Moment näherten sich zwei dunkel gekleidete Männer mit einem Kunststoffsarg, dem Mediziner und den Polizisten.
»Da kommen's schon Doktor, also dann, wir hörn von dir, Servus«, verabschiedeten sich Sigi und Toni und beide Polizisten gingen zum Streifenwagen und fuhren zurück zum Revier.
Im Revier wurden sie bereits von der Revierleiterin erwartet.
»Erzählt's!«
»Tja , eine junge Frau wurde ermordet. Ihr hat man laut Gerichtsmediziner das Genick gebrochen«, erklärte Sigi kurz.
»Genau wie bei dem männlichen Opfer vor drei Tagen«, stellte Frau Hilde Horn fest. »Was machen wir jetzt? Wie gehen wir vor?«
»Nichts Toni, des geht uns nix an, des ist dem Gruber sein Fall, der soll sich darum kümmern. Ich sag's ihm, wenn er am Abend kommt.« »Warum können wir nicht daran arbeiten?«
»Weil es ein Folgefall ist, deshalb. Schließlich geht diesem bereits ein Mord in gleicher Art voraus. Folglich handelt es sich um denselben Täter, also ist es dem Gruber sein Fall! So und jetzt schreibt's einen Bericht, mit dem der Gruber und seine Leute was anfangen können.«
Leise vor sich hin murrend, folgten sie der Anweisung ihrer Vorgesetzten.
»Habt's alles beieinander, ned das euch was fehlt?«, fragte Gruber seine Leute, die gleich an die Isar fuhren.
»Logisch Boss, es ist alles im Popeye's Auto verstaut«, bestätigte Rudi. »Geh Popeye lass mich mal in den Kofferraum schaun«, sagte Gruber. »Warum?«
»Ich möcht bloß schaun ob ihr Alkohol drin habt's.«
Leicht verlegen, öffnete Popeye den Kofferraum. Gruber warf einen kritischen Blick hinein und bemerkte Popeyes überraschten Blick.
»Was schaust?«
»Ich bin nur etwas überrascht, was die Evi alles so eingepackt hat.«
»Aha, okay, dann Abmarsch mit euch und spätestens um drei Uhr tanzt ihr im Revier an, schließlich sollt's ihr auch noch ein bisserl was arbeiten. Verstanden?«
»Klar doch Chef«, gab Popeye von sich. Sie gingen zum Wagen und fuhren los.
»Sag einmal, hast du das Bier vergessen?«, fragte Popeye an Evi gewandt, während er das Auto vom Parkplatz fuhr.
»Spinnst du, natürlich ned. Ich hab's daheim in Limoflaschen umgefüllt, was glaubst du denn. Für jeden zwei Flaschen und mein Papa hat uns noch am Nachmittag zwei Hendl gegrillt und die Vroni hat uns Kartoffelsalat dazu gemacht, des ist alles in meinem Korb drin.«
»Mensch Evi du bist ein Goldmädchen!«, posaunte Popeye hinaus.
Gut gelaunt, als ob sie einfach nur zur Geselligkeit an die Isar fahren würden, kamen sie an. Sie leerten den Kofferraum und gingen zum Isar Ufer hinunter.
Sie breiteten zwei Decken aus und entledigten sich ihrer Kleider. In Badesachen setzten sie sich auf die Decken.
»Mei ist des schön«, stellte Evi fest.
»Das kannst du laut sagen, so stelle ich mir den Dienst in den nächsten heißen Tage vor«, gab Popeye von sich.
»Wir brauchen den Mörder bloß heut ned fangen, dann steigt die Chance, dass wir unsere Schicht an der Isar verbringen«, antwortete Rudi und grinste.
»Des meinst aber jetzt ned ernst, oder?, fragte Evi.«
»Des wär ned schlecht, aber dann gäbe es womöglich einen weiteren Mord«, gab Emma von sich und erntete von Evi dafür einen strafenden Blick. Rudi stand auf und ging zum Wasser.
»Du gehst aber jetzt nicht hinein, oder?« Popeye sah Rudi fragend an. »Bestimmt ned, des ist saukalt«, antwortete dieser. Evi verteilte die vier halben Brathendel und gab jedem eine kleinere Plastikschüssel mit Kartoffelsalat dazu.
»Hmm fein«, gab Rudi von sich und schaute Evi an.
»Auf was wartest?«
»Ich warte auf die Gabel oder sollen wir den Salat mit den Fingern essen?«
»Ui, die ganze Zeit hab ich daheim überlegt, was ich vergessen hab, jetzt weiß ich's, die Gabeln.«
»Geh Evi, des schaut dir wieder ähnlich und was machen wir jetzt?« »Keine Panik ich geh zum Auto und sehe nach, ob ich meine Campingtasche noch im Kofferraum habe, mit etwas Glück sind da noch die neu gekauften Plastikgabeln drinnen«, gab Popeye beruhigend von sich und stand auf.
Die Zeiger der Uhr standen mittlerweile auf Mitternacht. Noch immer tat sich nichts, keine unheimliche Person, weder im Wasser noch bei den Büschen.
»Ich glaub, dass der heut nimmer kommt, der wär auch ganz schön blöd, so kurz hintereinander zweimal zu töten«, stellte Emma fest.
»Des ist möglich, aber wir bleiben trotzdem bis halb drei«, gab Rudi seinen Kommentar dazu und legte noch ein Holzstück in das Feuer. »Schaut da vorne ist ein ganz harter Bursche, der kühlt sich im kalten Wasser ab.«
»Ja ich täte ned reingehen, denn die Isar hat bestimmt ned mehr als siebzehn Grad, wenn überhaupt«, stellte Evi fest.
»Wo ist er?«, fragte Emma und sah die Isar hoch Richtung Großhesseloher Brücke.
»Da vorne«, deutete Evi. »Jetzt ist er weg, dem war's anscheinend doch zu kalt, oder er schwimmt.«
»Ich muss mal für kleine Mädchen«, sagte Emma und stand auf.
»Soll ich mit dir gehen?«, fragte Popeye.
Emma grinste ihn an, »des hättest wohl gern. Schau ich so aus als täte ich Hilfe brauchen?« Popeye musterte sie.
»Wenn ich dich so ansehe, dann würde ich eher sagen, dass der, der dich bedrängen will, Hilfe braucht.«
Alle lachten und sahen Emma nach, während sie zu den Büschen ging und im Geäst verschwand.
Kurz nachdem Emma sich erleichtert hatte und im Begriff war, wieder zurückzugehen, legte sich plötzlich eine nasse kalte Hand von hinten auf ihren Mund.
Emma bekam einen eisigen Schreck, der ihr eine Gänsehaut bescherte. Viele Gedanken schwirrten ihr in Sekunden durch den Kopf:
Ist es der Mörder oder ein Vergewaltiger? Was mach ich jetzt? Was hat der Trainer vom Verteidigungskurs letztens gesagt? Ruhe bewahren, klaren Kopf kriegen und dann befreien.
»Halt still und genieße es«, sagte eine raue dunkle Stimme leise. Während er mit seiner linken Hand ihren Körper abtastete.
Emma dachte: Jetzt sie schlug ihm mit dem Fuß heftig gegen das Schienbein und trat ihm anschließen kräftig auf seinen Fußrücken.
Der Angreifer zuckte schmerzvoll zusammen und lockerte kurz seinen Griff. Emma nutzte diese kurze Chance und befreite sich aus seiner Umklammerung. Gleichzeitig gingen ihre Befreiungsbewegungen in Angriff über und sie versuchte flink, den Täter zu überwältigen und rief gleichzeitig nach ihren Kollegen. Der Versuch ihn sicher festzuhalten gelang ihr nicht, sein Tauchanzug war rutschig, so als wäre er nicht nur nass, sondern ölig.
Immer wieder konnte er sich aus ihren Händen befreien und es hatte den Anschein als würde sie ihm wieder unterlegen sein.
Plötzlich ließ er von ihr ab und rannte weg. Emma lief hinter ihm her, jedoch zu einem nächtlichen Sprung in den Kanal, wie der Täter ihn machte, dazu konnte sie sich nicht überwinden.
Als ihre Kollegen eintrafen, sahen sie Emma am Kanalufer stehen und auf das schwarze Wasser starren.
»Was ist passiert?«, fragte Popeye schnaufend.
»Er hat mich überfallen!« Rudi näherte sich Emma.
»Warum hast ihn ned festgehalten?«
»Der Kerl war so rutschig, als wär sein Tauchanzug mit Öl beschmiert. Ich konnte ihn nirgends festhalten, weil ich immer abrutschte.«
»Geh Emma «
»Der war wie ein Fisch so glitschig.«
»Wo ist er hin?«, fragte Popeye. Emma zeigte auf den schwarz im Mondlicht schimmernden Kanal.
»Warum bist ned hinterher?«
»Spinnst du Evi? Dem wär ich im Wasser erst recht unterlegen gewesen. Der braucht mich bloß kurz untertauchen, dann war's des.«
»Mensch Emma, du bist so eine große kräftige Person und dann entkommt er dir. Ich bin enttäuscht von dir, wirklich«, erklärte Popeye.
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