»Peter hat recht, also fahrn wir heim«, bestätigte Barbara.
Am Morgen, wurde von zwei Spaziergängern, die mit ihren Hunden über die Brücke vom Kanal gingen ein Toter entdeckt, der sich am Brückenpfeiler anscheinend verhakt hatte.
Im Revier. Das Telefon klingelte im Büro von Alois Gruber, dessen Tür zum Wachraum wie immer offen stand.
»Meier und Rau ihr habt's einen Einsatz an der Isar!«
»Der Meier ist auf der Toilette und das wird länger dauern, denke ich«, erklärte Popeye, während er aufstand und zur offen stehenden Bürotür ging.
»Dann nimmst du den Moser mit, am Kanal hat's eine Leiche angeschwemmt. Schaut's, was los ist und sagt mir dann Bescheid, verstanden?«
»Logisch, Boss. Rudi komm wir müssen an die Isar, da gibt es einen Toten!«
»Wo?«, fragte Rudi.
»An der Isar, in der Nähe vom Tierpark, rechts von der Brücke.«
»Eine Leiche am Ufer, oder im Wasser?«, hakte Rudi nach, während er vom Schreibtischstuhl aufstand.
»Keine Ahnung«, antwortete Popeye und zuckte mit den Schultern.
»Wart, ich hol noch schnell meine Gummistiefel aus dem Spind, falls wir ins Wasser müssen«, erklärte Rudi und ging mit schnellen Schritten in den Umkleideraum.«
»Unser Rudi ist gut ausgerüstet, man könnte denken der kommt von Hamburg, wo Gummistiefel zur Ausrüstung gehören«, stellte Popeye flachsend fest.
»Tja unser Rudi ist ein weitsichtiger Mensch, gell Rudi«, gab Evi an Rudi gerichtet von sich, der soeben den Wachraum wieder betrat.
»Ich weiß zwar ned, um was es geht, aber ich gib dir einfach recht Evi.« Popeye und Rudi stiegen in den Streifenwagen und fuhren los.
Schon von Weitem sahen sie die Menschengruppe auf der Brücke, die sich inzwischen angesammelt hatte.
»Schau dir die Schaulustigen an, so ein blutgieriges Volk und des um sechs Uhr morgens.«
»Tja die sind um diese Zeit schon mit ihren Hunden unterwegs. Die werden wir als Erstes verscheuchen«, sagte Popeye und stieg von der Beifahrerseite aus.
»So Herrschaften, hier gibt es nichts zu sehen, also gehen sie weiter.« »Natürlich gibt's etwas zu sehen, eine Leiche oder sind sie blind?«, sagte einer der Schaulustigen zu Popeye. Dieser näherte sich dem unrasierten Typen und sah ihm direkt in die Augen.
»Schieb ab, bevor ich dir eine Anzeige wegen Behinderung gebe. Also mach die Fliege!«
»Habt ihr das gehört, wie mich der Bulle anspricht!«, sagte dieser Laut. Rudi stellte sich sofort zwischen Popeye und dem Mann.
»Kamerad, jetzt langt's, schwing dich weg, oder bist du ein Zeuge?« Der unrasierte Typ schüttelte den Kopf.
»Also kein Zeuge, dann schleich dich, bevor ich dich wegen Auflehnung gegen die Staatsgewalt festnehme!«
»Ich vordere Verstärkung an, denn so können wir den Toten nicht hochbringen, nicht das uns diese Gaffer auch noch auf die Leiche treten«, sagte Popeye und ging zum Auto.
»Wart, ich komm mit und zieh mir inzwischen die Gummistiefel an. Ich möchte bloß noch ein Foto machen, ned das der Doktor hernach meckert.«
Bis die Kollegen eintrafen, gingen beide Polizisten die Böschung zum Toten im Kanal hinunter.
Ihre Kollegen Evi Kramer und Emma Sauer kamen zur selben Zeit wie der Rechtsmediziner an.
Während der Doktor zum Toten die Böschung hinunterging und beide Polizistinnen die Schaulustigen auf Abstand hielten, indem sie die nähere Umgebung mit einem Band absperrten, hatten Popeye und Rudi den Toten aus dem Wasser gezogen.
Nach einem kurzen Blick und einer Geruchsprobe des Toten stellten Popeye und sein Kollege sofort fest, »der ist betrunken und ertrunken. Der Rechtsmediziner kniete sich neben den Leichnam und sah ihn sich näher an. »War der schon aus dem Wasser oder habt ihr ihn herausgezogen? Ihr wisst schon, dass ich mir dann kein richtiges Bild mehr machen kann.« »Bevor er noch vom Wasser mitgerissen wird, holten wir ihn raus, oder hättest ihm lieber nachschwimmen wollen?«, fragte Rudi spöttisch.
»So sind's die sogenannten Badegäste. Den großen Maxe spielen, indem man mutig von der Brücke springt«, gab Popeye von sich.
»Schmarrn, in der Nacht dürfte der keine Schaulustigen um sich gehabt haben«, erwiderte der Doktor. Popeye schüttelte den Kopf.
»Also kein Angeber, der von der Brücke springt«, stellte Rudi fest. »Dann ist es ein Selbstmörder, auch okay, der Fall ist gelöst, Servus Doktor.«, sagte Rudi und wollte schon gehen.
»Halt ned so schnell, der hat keine Kopfverletzung. Wenn der hier hereingesprungen wäre, dann hätte er garantiert eine. An dieser Stelle ist das Wasser ned so tief, und bei seiner Größe und Gewicht geht das nicht ohne Verletzung ab.« Rudi sah den Rechtsmediziner fragend an.
»Okay, dann war's ein Badeunfall.«
»Des war's auch ned, da bricht man sich ned dabei das Genick«, erklärte der Rechtsmediziner.
»Also, ich fasse einmal zusammen. Er ist nicht von der Brücke gesprungen, weil dann hätte er zumindest eine Verletzung am Kopf, richtig Doktor?«, fragte Popeye.
»Richtig!«
»Ein Badeunfall war es auch nicht, richtig Doktor?«
»Mord war es, was den sonst?«, mischten sich Evi und Emma im Einklang ein.
»Richtig, die beiden Mädels haben es fachgemäß erkannt, seht ihr hier die Flecken am Hals und im Gesicht? Das sind Druckstellen und so wie es ausschaut ist sein Genick gebrochen«, bestätigte der Arzt.
»Näheres kann ich euch erst nach genauer Untersuchung sagen. Habt's den Leichenwagen schon bestellt?«
»Des haben wir vergessen. Evi machst du des?«, gab Rudi von sich. Evi nickte.
»Klar und ich gib dem Gruber auch Bescheid, der wartet sicher schon darauf«, sagte sie, während sie zum Streifenwagen ging.
»Gut, dann werden wir inzwischen die Gaffer befragen«, sagte Popeye leise zum Rudi und der Emma.«
Beide nickten und machten sich auf den Weg zu den Schaulustigen. Nachdem sie alle befragt hatten, gingen sie zu den Streifenwagen und unterhielten sich noch.
»Des is wieder typisch, alle stehen sie da und schaun, aber keiner weiß was«, stellte Rudi fest.
»Also ich hatte Erfolg, ich hatte eine junge Frau, die war gestern Nachmittag an der Isar und die hat mir gesagt, dass der Tote bei einer Gruppe von vier jungen Leuten dabei war, mehr konnte sie aber auch nicht sagen«, stellte Popeye fest.
»Also des hilft uns aber jetzt auch ned wirklich weiter«, gab Emma enttäuscht von sich. »Wieso nicht, immerhin wissen wir, dass mindestens einer von den Vier ihn irgendwann vermissen wird, wir müssen nur abwarten.«
»Stimmt, also warten wir, hoffentlich war's keine flüchtige Bekanntschaft«, sagte Emma zur Evi, die soeben wieder zurückgekommen war.
»Ich hab Hunger«, stellte Evi fest. Popeye sah in die Runde.
»Ich wäre auch nicht von einer Bratwurst abgeneigt und ihr?« Rudi nickte. »Bei uns in der Nähe ist doch der Bratwurststand, dort kaufen wir uns was.«
»Ihr dürft bloß dem Boss nix sagen, sonst mosert er wieder, wenn wir ohne seine Genehmigung von der Tour abweichen«, stellte Evi klar.
»Sag einmal für wie doof hältst du uns eigentlich?«, entrüstete sich Popeye.
Sie stiegen in ihre Streifenwagen und fuhren zum Wurststand. Dort kauften sie sich Bratwurst und Pommes und aßen sie genüsslich, anschließend fuhren sie zum Revier zurück.
In der Wachstube wurden sie bereits vom Revierleiter Gruber erwartet, der sich mit ihrem Kollegen Meier unterhielt. Er unterbrach schlagartig das Gespräch mit Ludwig und sah die ankommende Gruppe mürrisch an.
»Wo kommt's ihr jetzt her?«
»Vom Einsatz an der Isar, von wo sonst?«, gab Rudi von sich.
»Den Schmarrn könnt's jemand anders erzählen!«, stieß Gruber zwischen den Zähnen hervor.
»Von wo sollten wir denn herkommen, wenn nicht vom Tatort?«, fragte Popeye.
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