Silke May
Lust oder Liebe
Roman
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Inhaltsverzeichnis
Titel Silke May Lust oder Liebe Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
1.Kapitel
2.Kapitel
3.Kapitel
4.Kapitel
5.Kapitel
6.Kapitel
7.Kapitel
8.Kapitel
9.Kapitel
10.Kapitel
11.Kapitel
12.Kapitel
13.Kapitel
14.Kapitel
15.Kapitel
Impressum neobooks
Verloren sah sie in den dichten Nebel. Von der Ferne war das Pfeifen eines herannahenden Zuges zu hören.
Drei kleine weiße Lichter tauchten aus der dicken Nebelsuppe auf. Zum wiederholten Mal war ein Pfeifen zu hören, das an Nähe gewann. Die Lichter des Zuges wurden immer größer, jetzt konnte man schon das Hämmern der Räder hören.
Sandra sah auf die herannahenden Lichter des Zuges. Tränen liefen ihr dabei übers Gesicht. In diesem Augenblick erschienen schemenhaft aus den drei Lichtern drei kleine Gesichter.
Der Zug fuhr unter der Brücke hindurch, und das Hämmern der Räder verhallt im dichten Nebel.
Sandra kniete am Boden, ihr Kopf lehnte am Brückengeländer, der Schock saß ihr noch in den Gliedern. Beinahe hätte sie in ihrer Verzweiflung ihre Kinder vergessen, die sie über alles liebte. Ein Frösteln durchfuhr ihren Körper, sie sah auf ihre Hände, die vor Aufregung zitterten. Ihr Blick verharrte auf ihrem Ehering, das Licht der Straßenlaterne verlieh ihm einen matten Schimmer. Sie berührte sanft den Ring und flüsterte: „Warum musste es mit uns soweit kommen, es war doch einmal unsere große Liebe.“
Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Sandra dachte an die schönen Jahre, die für sie beide sehr glücklich waren und wie schön es war, als ihr erstes Kind zur Welt kam. Wie stolz waren sie auf Oliver, nach zwei Jahren kamen dann die Zwillinge Sonja und Tina auf die Welt. Ganze zwei Tage feierte Hans mit seinen Kegelbrüdern aus Freude über das doppelte Glück. Sie werde nie das Bild der Harmonie vergessen, als Hans sie in der Klinik besuchte. Als er mit den Zwillingen im Arm am Bettende saß und Oliver dicht neben ihm. Wie stolz er doch war, es war eine wunderschöne Zeit.
Hans bekam sehr bald in seiner Firma eine höhere Position, und das Schicksal nahm seinen Lauf.
Endlich konnten sie sich ein kleines Häuschen mit Garten für die Kinder leisten. Sandra bekam ihr eigenes kleines Auto, schließlich musste sie als die Frau eines Ingenieurs, einen eigenen fahrbaren Untersatz besitzen. Hans machte von dieser Zeit an immer öfter Überstunden, es ging sogar soweit, dass er am Abend seine Kinder nicht einmal mehr sah. Seine nächste Beförderung ließ auch nicht lange auf sich warten, und wieder stand ein Umzug ins Haus. Hans wollte unbedingt ein größeres Haus, damit sie öfters Gäste einladen konnten.
Die Verpflichtungen wuchsen, und Sandra kam bald mit den Einladungen und dem Haushalt nicht mehr zurecht. Also war Hans kurzerhand entschlossen, ein Hausmädchen musste her.
Sie hatten Glück und bekamen eine wahre Perle. Sandra brauchte sich um nichts mehr zu kümmern, und ein Leben in Luxus und Freiheit begann.
Sie feierten ausgiebige Partys und gingen öfters ins Theater. Im Winter gab es einen Ski-Urlaub in Davos. Im Sommer ging es nach Spanien oder in ein anderes fernes Land. Sie führten ein Leben in Luxus, das allerdings seinen Preis hatte.
Hans veränderte sich sehr. Das Geld und der Umgang mit den Neureichen hinterließen Spuren in seinem Charakter. Sandra hasste diese Abende, wenn ganz bestimmte Gäste kamen. Es wurde unkontrolliert getrunken und schlüpfrige Spiele gespielt. So ein Abend ging auch heute voraus, als es zum großen Bruch kam.
Laute Musik und Lachen erklangen durchs ganze Erdgeschoss, ihres Hauses. Paare wiegten sich in den Melodien, die aus der Stereoanlage kamen. Andere saßen zusammen und erzählten sich gesittete oder obszöne Witze.
Sandra tanzte mit einem der Gäste, den sie als Einzigen für normal hielt, ausgerechnet ihn- hatte Karin, eine sogenannte gute Freundin des Hauses mitgebracht. Sandra ahnte, dass Karin ihn nur zum Schein mitgebracht hatte. Karin hatte es immer schon auf Hans abgesehen und sie konnte es Sandra auch nie verzeihen, dass Hans sie zur Frau genommen hatte.
Auch heute war immer noch zwischen beiden Frauen eine leicht frostige Stimmung, welche aber ganz besonders von Karin ausging.
Die Party und die Stimmung hatten ihren Höhepunkt erreicht. Einige der Gäste hatten schon große Mengen von Alkohol zu sich genommen und lagen bereits eng umschlungen in den Sitzkissen oder auf den Sofas. Sandra sah auf die Uhr, es war schon weit nach Mitternacht und sie überlegte, wie sie die Party beenden konnte, ohne Hans bloß zu stellen oder die Gäste zu verärgern. „Entschuldige, aber ich muss kurz nach den Kindern sehen“, sagte sie kurz und befreite sich aus den Armen ihres Tanzpartners.
Sandra verließ den Raum und ging in die Küche, dort stand Maria ihre Hausperle am Kühlschrank und nahm sich gerade einen Saft heraus.
„Du bist noch wach?“, fragte Sandra.
„Ja, Oliver wurde öfters wach und sie wissen ja, dass er dann ziemlich lang braucht, bis er wieder einschläft. Jetzt habe ich ihn in mein Zimmer gebracht und da schläft er jetzt auf meinem Sofa.“
„Und was ist mit den Zwillingen?“
„Die schlafen fest. Ich glaube die könnte man wegtragen, dann würden sie es nicht spüren.“ Sandra schüttelte den Kopf.
“Ich weiß wir sind zu laut. Ich werde versuchen die Party bald zu beenden.“
„Wegen mir ist es nicht nötig und Oliver ist jetzt weit vom Lärm entfernt. Ich sehe hernach noch einmal kurz zu den Mädchen, dann gehe ich zu Bett.“ Sandra strich Maria liebevoll über den Arm.
„Sie sind ein Schatz! Was würde ich wohl ohne Sie machen? Gute Nacht, Maria schlafen sie gut.“ Sandra ging den langen Flur entlang – zurück zur Party. Schon im Korridor dröhnte ihr bereits durch die geschlossene Zimmertür Musik entgegen. Als sie eintrat, saßen die Gäste in einem großen Kreis. In der Mitte stand ein Stuhl, auf dem bereits Karin saß. Sandra stockte kurz im Schritt, denn sie hatte gehofft, dass es diesmal ohne diese blöden Spiele gehen würde.
„Sandra ist die Nächste!“, schrie ein angetrunkener Arbeitskollege von Hans.
„Oh nein, ich weiß ja nicht einmal, was ihr da spielt?“
„Hi, hi ... sie weiß nicht was wir spielen?“, lachte Karin anzüglich auf. „Setz dich und schau zu, bist du an der Reihe bist! Es ist dem Spiel was wir sonst immer spielen sehr ähnlich“, sagte Hans. „Kann ich dann die Musik wenigstens etwas leiser machen, wegen der Kinder?“
„Du darfst es!“, gab Hans gönnerhaft von sich. Das war das sichere Zeichen für Sandra, dass auch er bereits einiges an Alkohol konsumiert hatte.
Schon nach den ersten zwei Verlierern wusste Sandra über den Ausgang des Spieles Bescheid, denn sie verloren absichtlich.
Das Ganze lief darauf hinaus, dass am Ende alle nackt im Kreis sitzen würden. Ab diesem Zeitpunkt musste dann der Verlierer den Küssen, der die Frage gestellt hatte.
Nein, heute würde sie nicht mitmachen, denn ihr ekelte noch vom letzten Mal. Sandra ärgerte sich über Hans, denn er hatte ihr nach der letzten Party versprochen, dass er solche Spiele nicht mehr zulässt.
Sandra stand auf und wollte die Runde verlassen.
„Was ist mit dir los?, fragte Hans.
„Ich habe Kopfschmerzen.“
„Das ist doch nur eine Ausrede, sie will sich nur nicht ausziehen! Sie ist eine. Spielverderberin!“, gab einer der Gäste von sich und Karin stimmte ihm lauthals zu. „Setz dich hin und mach mit!“, wurde sie von Hans aufgefordert. Nun wurde Sandra wütend, denn mit welchem Recht bevormundete sie Hans? „Nein, ich denke nicht daran. Spielt doch Eure Spielchen allein, wenn ihr es nötig habt!“
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