Jozi Salzberg - 99,9 %.
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Grob Negatives schob man weit von sich. Teilweise finden sich zwar im Tagebuch Seiten voll „Geraunze“ (so nennen ÖsterreicherInnen Genörgel, Jammerei und Geschimpfe), aber nur, weil es so Sitte war in Wien. „Sich Gedanken machen“ nannte Sieben das lieber. Wie immer man es nennen mochte, die Raunzer und die Raunzerinnen verschlossen zumindest nicht die Augen vor den Missständen, während andere das Hinterfragen von gesellschaftlichen Fehlentwicklungen von vorne herein ablehnten, weil sie meinten, zum „Herum-Philosophieren und Politisieren“ keinen „Geist“ und keine Zeit zu haben. Außerdem blicke man „in dem Ganzen“ eh nicht durch und könne nichts dran ändern, behaupteten sie kopfschüttelnd in Richtung der „Gschaftlhuber“ (wie man auf Österreichisch die Wichtigtuer nannte). Unter diesem Begriff subsumierte man tadelnd alle „Besserwisser“ und auch die AktionistInnen. Dabei lagen die Verweigerer mit ihrer Einstellung ganz im Trend der aufkommenden „neo-biedermeierlichen Idylle“. Eine heile Welt ersehnten sie fürwahr, doch keine gute Fee schwang den Zauberstab für sie und machte „alles wieder gut“. Im Gegenteil, die Arglosen hatten eigenhändig die „Dschinn“ (die Besessenen und Wahnsinnigen)losgelassen, denn immerhin wählten sie regelmäßig jene Leute, die anschließend den Stöpsel aus der Dschinn-Flasche zogen. Nun wurden sie sie nicht mehr los.
Sieben selbst sah oft ohnmächtig dem wahnsinnigen Treiben auf der Welt zu, schüttelte den Kopf und murmelte höchstens: „Das gibt es doch nicht!“ oder: „Wo soll das noch hinführen, wenn rund 700 LobbyistInnen nur allein des Finanz- und Bankensektors in Brüssel die Abgeordneten derart bedrängen, dass die nicht mehr normal arbeiten können?!“ Und dabei kamen noch Tausende von anderen LobbyistInnen aus anderen Bereichen dazu.
Meistens war die Tagebuchschreiberin zu bequem, um den Versuch zu wagen, „die bösen Geister in die Flasche zu bannen“ - und zu mehr Aktion als Sieben, der eifrigen Unterschreiberin von Petitionen, war 2012 selten jemand zu bewegen, insbesondere dann nicht, wenn es derjenigen oder demjenigen „noch“ gut ging.
Das unbewusst verwendete „Noch“ stützt einmal mehr Siebens Vermutung: Es scheint so, als hätten Viele das kommende Unheil erahnt, ohne es wahrhaben zu wollen. Dieses „Noch“ war das einzige Zugeständnis der breiten Masse, ihr Unbehagen und ihre Unzufriedenheit über den dräuenden Verfall ihrer heilen und gut funktionierenden Automaten-Welt in Wort(e) zu kleiden. Wenn etwas falsch lief, erwartete man von den offiziell zuständigen Stellen, dass die sich darum kümmerten, was sie jedoch meistens nicht zufriedenstellend taten. Dann hatte man wenigstens wieder etwas zu meckern. Dabei hätte man nicht den Hilflosen oder die Hilflose mimen müssen, hätte „den Kopf nicht in den Sand stecken“ müssen. Man hatte doch genug Möglichkeiten (Zeitungen, Internet, Fernsehen, Radio, Bibliotheken), um sich über (fast) alles ein Bild zu machen. Was also hatte 2012 Sieben an einem „gewöhnlichen“ Tag in ihr Tagebuch geschrieben?
„15.3.2012: Eigentlich fällt mir nichts Notierenswertes, weil Weltbewegendes ein, an dem ich beteiligt gewesen wäre. Habe heute nicht die Welt gerettet, hatte es auch gar nicht vor. Im Status der Untätigkeit kann ich wenigstens nichts verbrochen haben. Oder? Gewissen, gib Ruhe! Mir ist nur fad'.
Ich warte auf meine Familie, die sich wieder einmal verspätet – ein Blick auf die Armbanduhr bestätigt das. Auf die Pizza muss ich auch warten, weil sie noch im Backrohr bruzelt. Ihr Duft lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. In der Mikrowelle dreht sich eine Schüssel mit Gemüse. Die Teekanne hat erst begonnen, das heiße Wasser auf den Brombeer-Teebeutel zu spucken. Noch sieben Minuten, bis die Küchenuhr klingelt. Diese Warterei nervt!
Die Zwischenzeit werde ich nutzen, um die Online- und die Tele-Nachrichten zu durchforsten, um zu sehen, was andere Leute heute so getrieben haben, oder von wem oder was sie getrieben worden sind. Schließlich ist nichts leichter als das in unserer „hippen“ Gesellschaft, das behaupten viele Leute. Obwohl, um getrieben zu werden muss man sich treiben lassen. Und ich? Zu welcher Gruppe gehöre ich, wenn ich zu den Informierten gehöre? Und überhaupt: Hängt es von der Daten-Menge ab, ob ich ausreichend informiert bin? Oder vom Wahrheitsgehalt? Von manipulativen Absichten der InformantInnen? Wovon? Und wenn ich nichts lese? Was dann? Macht es überhaupt einen Unterschied? Wie verzwickt, wenn ich bedenke, dass das Kennzeichen des „Informationszeitalters“ die Überflutung mit allerlei Unwichtigem ist. Dabei behaupten manche, Information sei der neue Gott, weil der Informierte Macht erlange. Zuerst könne er die Information „versilbern“ und dann käme er weiter, denn wo der Reichtum sei, dort wäre auch die Macht nicht mehr fern und umgekehrt, so heißt es.
Ich nehme nicht an, dass der Erfinder des „World Wide Web“ Tim Berners-Lee seinerzeit die Kommerzialisierung des Netzes im Auge hatte, sondern eher die Verbindung der universitären Forschung. Aber es wird einfach alles zu Geld gemacht in dieser unserer „Geld-regiert-die-Welt-Gesellschaft“. Wie enttäuschend unreif! Im dritten Jahrtausend dreht sich noch immer alles um denselben „Schmonzes“, um den Reichtum beziehungsweise um das „liebe Geld“, wie man es landläufig liebkosend auszudrücken pflegt.
Moment! Mal überlegen, ob sich da nicht ein Denkfehler verbirgt. Wer ist denn heutzutage reich? Mein Heim ist baufällig, die Wiener Wohnung winzig - und das, obwohl ich mich ständig informiere. Wo ist da der Reichtum?! Was stimmt denn nicht? Warum verhungern heutzutage noch immer irgendwo Kinder? Unicef berichtet über hungernde Kinder in der Sahel-Zone und anderswo. Warum tut niemand etwas dagegen, wenn es doch bekannt ist? Und wenn Informationen angeblich frei zugänglich sind, wenn in Indien sogar Gratis-Laptops an SchülerInnen verteilt werden, wenn die entlegenste Hütte mit einem Fernsehgerät bestückt ist (und die Leute daher die Nachrichtensendungen empfangen- sowie den Tele-Text lesen können), wieso sind dann nicht alle Menschen wenigstens gut situiert? Seit Jahren lese ich doch, dass die Anzahl der Reichen nur geringfügig steigt, dass aber allein diese Wenigen immer reicher werden (über die Vermögensungleichheit in Deutschland schreiben beispielsweise Frick/Grabke im DIW Berlin, Nr. 4, 2009: 66). „Super-Reiche“ nennt man sie gar.
Obwohl, wenn ich es recht überlege, sinnloser Reichtum ist doch für nichts gut. Das strebe ich nicht an – meine guten FreundInnen auch nicht. Irgendwie bezweifle ich, dass die Superreichen glücklicher sind als weniger Begüterte. Ich muss ja gar nicht zweifeln, weil mir die Erleuchtung kommt, sobald ich an den Stapel Hochglanz-Magazine im Friseur-Salon denke und an den Nonsens, den sie an die Frau, den Mann, den Menschen bringen wollen. Nein, die Reichen sind nicht glücklicher als andere. Jeder könnte das eigentlich wissen, denn wer sich weigert, die Zeitschriften zu durchblättern, der/die kann trotzdem alles über die Lebenskrisen der Reichen und Prominenten erfahren, weil niemand der Berieselung durch die Medien entkommt. Mich interessiert das nicht, deswegen schalte ich auf „stumm“, sobald der Nonsens gesendet wird. Vielleicht machen es andere so wie ich?
Ohnehin finde ich es wichtiger, eine sinnvolle Aufgabe zu finden, die das Leben reich macht, als im herkömmlichen Sinne reich zu sein. Aber ein finanzielles „Pölsterchen“ gönne ich jedem Menschen, weil es ein klein wenig Sicherheit vermittelt. Meine Wünsche und Gebete wurden bisher nicht erhört. Und was das Informationszeitalter betrifft, bin ich jetzt total konfus. Sind die mir zugänglichen Informationen nun bereichernd oder nicht? Ich kann's nicht wissen, entscheide mich im Zweifel für das Wissen. Aber ist's nicht eher Halb-Wissen? Verflixt! Schluss jetzt mit dem „Jeijern und Nudeln“ (das ist ein Familienausdruck für das Herumreden)!
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