Sharon Salzberg
Metta Meditation
Das Leben der meisten Menschen ist geprägt von der Angst vor Nähe: Nähe zu sich selbst und Nähe zu anderen. Um die Überwindung dieses Schmerzes – der gleichzeitig Ausdruck tiefer Sehnsucht nach Verbundenheit ist – geht es in der Metta -Meditation, durch die wir lernen, ein von persönlicher Zuneigung unabhängiges Wohlwollen allen Wesen gegenüber zu entwickeln. Metta ist der Pali-Ausdruck für Güte/ Wohlwollen, und ist eine der buddhistischen Haupttugenden.
Sharon Salzberg beschreibt die Entwicklung und Entfaltung von metta als Schlüssel zum Glück. Alle Übungen der metta- Meditation beginnen mit uns selbst – denn erst wenn wir uns selbst lieben, können wir auch andere Menschen lieben – und führen uns dann ganz sacht zu Menschen, die uns nahestehen, zu neutralen Personen bis hin zu unseren Feinden. Wir lernen deshalb, alle Aspekte unserer eigenen Natur und alle Aspekte der Welt zu akzeptieren – denn nur so gelingt es uns, unsere eigenen engen Grenzen zu überwinden und zu erfahren, daß wir Teil eines sinnvollen, großen Ganzen sind. Durch Übungen, kleine Geschichten und persönliche Erfahrungen läßt uns Sharon Salzberg vor allem unsere eigene Liebenswürdigkeit erkennen, also die Tatsache, daß wir würdig sind, von uns selbst und anderen geliebt zu werden. Erst diese Erkenntnis erschließt unser Potential der „Liebenden Güte“, die dann nicht nur uns selbst, sondern auch anderen zugute kommt.
Sharon Salzberg praktiziert seit fünfundzwanzig Jahren buddhistische Meditation. Sie gründete zusammen mit einigen Freunden die Insight Meditation Society in Barre, Massachusetts, die heute das bekannteste Meditationszentrum der Vipassana-Tradition in Amerika ist. Aus diesem Umkreis stammen einige der führenden westlichen Autoren zum Thema Meditation wie Jack Kornfield, Joseph Goldstein und Jon Kabat-Zinn, der auch das Vorwort geschrieben hat.
Sharon Salzberg
Metta Meditation
Buddhas revolutionärer
Weg zum Glück
– Geborgen im Sein –
Aus dem Amerikanischen
von Ebba D. Drolshagen
Arbor-Verlag
Freiamt im Schwarzwald
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
„Lovingkindness. The Revolutionary Art of Happiness“
© Sharon Salzberg 1995
Copyright © der deutschen Ausgabe: Arbor Verlag, Freiamt, 2003
by arrangement with Shambhala Publications, Inc.,
P.O. Box 308, Boston, MA 02117
© für die deutsche Übersetzung:
Wolfgang Krüger Verlag GmbH, Frankfurt a.M. 1996
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der
Wolfgang Krüger Verlag GmbH, Frankfurt a.M.
E-Book 2018
Titelfoto: Klaus Ender
E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Alle Rechte vorbehalten
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-255-9
Inhalt
Vorwort
Danksagung
Einleitung
1. Die revolutionäre Kunst, glücklich zu sein
2. Liebenswürdigkeit neu erlangen
Übung: Bedenken Sie das Gute in sich
Übung: Sätze der Liebenden Güte
3. Facetten der Liebenden Güte
Übung: Die günstigen Wirkungen der Liebenden Güte
Übung: Der Wohltäter
4. Hindernisse bei der Entwicklung von Liebender Güte
Übung: Nachdenken über das Glücklichsein
Übung: Die Bedeutung von Freunden
Übung: Der geliebte Freund
Übung: Die neutrale Person
5. Mit Wut und Aversion arbeiten
Übung: Vergeben
Übung: Das Gute sehen
Übung: Die schwierige Person
Übung: Schwierige Seiten in uns
6. Das liebende Herz öffnen
Übung: Liebende Güte für alle Lebewesen
Übung: Liebende Güte für Gruppen von Lebewesen
Übung: Gehmeditation
Übung: Die zehn Himmelsrichtungen
7. Ein mitfühlendes Herz entwickeln
Übung: Meditation über Mitgefühl
Übung: Mitgefühl mit denen, die Schmerz verursachen
8. Den Geist durch Mitfreude befreien
Übung: Meditation über Mitfreude
Übung: Verdienstvolle Handlungen teilen
9. Das Geschenk des Gleichmuts
Übung: Gleichmut
10. Die Macht der Großzügigkeit
Übung: Schenken
11. Unsere Liebe leben
Übung: Die Praxis der moralischen Integrität
Weitere Informationen
Dies soll tun,
wer das Gute tun und
Frieden erlangen möchte:
Er sei aufrichtig und bescheiden,
er spreche klar und liebevoll.
Bescheiden und nicht eitel,
ohne Habsucht und zufrieden.
Von Pflichten unbelastet und genügsam.
Friedlich und ruhig, und weise und heilsam,
im Wesen nicht stolz und fordernd.
Er tue nicht das geringste,
das dem Weisen mißfiele.
Er wünscht: Möge es allen Wesen wohl ergehen.
Mögen ihre Herzen von Freude erfüllt sein.
Mögen sie alle in Sicherheit und Frieden leben.
Welche Wesen es auch sein mögen,
ob sie schwach sind oder stark, ohne Ausnahme,
ob mittelgroß, lang oder kurz, groß oder klein,
ob sie sichtbar sind oder unsichtbar,
nah oder fern,
geboren und noch nicht geboren -
Möge es allen Wesen wohl ergehen!
Kein Wesen soll ein anderes hintergehen;
kein Wesen verachte ein anderes, wofür auch immer.
Kein Wesen wünsche einem anderen
aus Ärger oder feindlicher Gesinnung
je Kummer oder Leid!
Wie eine Mutter mit ihrem Leben
ihr Kind, ihr einziges Kind schützt,
so sollen auch wir mit grenzenlosem Herzen
alle Lebewesen lieben;
unsere Güte soll
das ganze Universum durchdringen:
sich nach oben zu den Himmeln erstrecken
und nach unten in die Tiefen,
nach außen, unbehindert überall hin, von Haß und Feindseligkeit befreit.
Ob wir stehen oder gehen, sitzen oder liegen,
von Schläfrigkeit frei,
stets sollen wir in dieser Achtsamkeit sein.
Dies nennen wir das erhabene Verweilen.
Wenn er keinen festen Ansichten anhängt,
wird der Tugendhafte, dem Erkenntnis eigen,
von Gier und sinnlichem Verlangen befreit,
nicht mehr in diese Welt geboren.
Worte des Buddha
über Liebende Güte (Metta Sutta)
Vorwort
Über dem Eingangsportal der Insight Meditation Society in Barre, Massachusetts, wo Sharon Salzberg lehrt, steht in großen Lettern METTA, das Pali-Wort für „Liebende Güte“. Man mag sich fragen, warum gerade dieses Wort gewählt wurde und nicht, um nur einige zu nennen, Achtsamkeit, Einsicht, Gleichmut, Weisheit oder Mitgefühl. Für mich sind alle diese Eigenschaften, die wir in langen Meditations-Klausuren an Orten wie der Insight Meditation Society oder in unserem Alltag üben, in dieser schlichten Eigenschaft des Herzens vereint. Die entscheidende Frage ist, ob und wie wir sie in den scheinbar nebensächlichen Alltäglichkeiten leben, und zwar sowohl uns selbst wie anderen gegenüber.
Der Dalai Lama sagt: „Meine Religion ist die Güte.“ Wenn alle so dächten und danach handelten, entstünden sofort innerer und äußerer Frieden, die ja in Wirklichkeit niemals verschwunden sind; sie sind nur verborgen und warten auf Wiederentdeckung. Dies ist das Werk und die Kraft der Liebenden Güte, in der es keine Trennung gibt zwischen dem Ich, den anderen und dem, was geschieht – sie bekräftigt und ehrt das Gute, mit dem wir alle geboren wurden. Die praktizierte Liebende Güte ist in der Tat die Grundlage der Achtsamkeits-Meditation, sie verlangt die gleiche nicht wertende, nicht besitzergreifende, nicht urteilende Orientierung am gegenwärtigen Erfahrungsaugenblick, eine Orientierung, durch die Ruhe, Klarheit des Geistes und des Herzens sowie Verstehen möglich werden und sich entwickeln können.
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