Wir tranken unsere Gläser leer, ich bezahlte für uns beide und fuhr nach Hause. Was für eine Fahrt, Kilometer um Kilometer voller Traurigkeit, Schuldgefühlen und Selbstzweifel. Ich hatte Tatjana angeboten, sie zuerst in ihr Hotel zu bringen, aber sie hatte verneint, weil sie meinte, sollten wir erst mal bei ihr sein, würde ich sicher nicht mehr nach Hause fahren. Bei der Vorstellung, wie sehr sie dabei grinste, musste auch ich lachen. Ich sah sie vor mir, wie sie lachte, weinte, traurig war und auch hoffte. Erst als ich auf unser Grundstück zuhielt holte mich Lisa ein. Ob sie schon schlief, ob es ihr gut ging, ob sie glücklich war mit mir?
Als ich in unsere Hofeinfahrt einbog sah ich, dass noch Licht brannte. Obwohl Lisa schon hundemüde war, wartete sie auf mich, um mich noch zu sehen und mich zu fragen, wie die Verhandlungen mit Mr. Parker verlaufen seien. Ich hatte mir vorgenommen, ihr zumindest eine Teilwahrheit zu beichten, aber ihre Liebenswürdigkeit ließ keinen Raum für Ehrlichkeiten. Ich traute mich einfach nicht, ihr von einer anderen Frau zu erzählen. „Lisa, es geht mir gut, aber ich bin schon ziemlich müde und ausgelaugt. Die Verhandlungen mit Mr. Parker gestalten sich doch wesentlich komplizierter als von mir gedacht. Er ist ein zäher Brocken und feilscht um jeden Dollar. Morgen Abend muss ich mir mehr Zeit nehmen und auch ein paar zusätzliche Tage einplanen. Ich habe den Aufwand für einen Vertragsabschluß in dieser Größenordnung ganz einfach unterschätzt. Ich werde morgen ein paar Tage Urlaub beantragen müssen. Hoffentlich geht dann alles klar.“
Lisa sagte nicht viel, wirkte aber doch irgendwie besorgt. „Benjamin, ist wirklich alles in Ordnung? Du weißt doch, wenn Du Kummer hast, ich halte immer zu Dir.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn, nahm mich mit nach oben und freute sich darüber, mich wieder neben ihr zu wissen. Es dauerte nicht lange, dann war Lisa in meinem Arm eingeschlafen. Sie atmete ganz tief und fest, aber es gelang mir nicht, meinen Arm unter ihr herauszuziehen, ohne sie zu wecken. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten, schaute ich noch lange in ihr Gesicht. Sie schlief ganz fest und wirkte dabei ganz friedlich und zufrieden. Ich kannte keinen anderen Menschen, der so friedlich aussah wie sie.
Am nächsten Morgen, alles lief ab wie gewohnt, verabschiedete ich mich von Lisa und den Kindern und fuhr zur Arbeit. Schon am Vormittag redete ich mit meinem Vorgesetzten und beantragte ein paar Tage Urlaub. Da wir uns auch privat kannten, erklärte ich ihm, schon seit Tagen nicht mehr richtig schlafen zu können, ich mich deshalb aber nicht krank melden wollte. Wie erhofft, zeigte er sich verständnisvoll. „Geht schon klar Benjamin. Wenn ich nur mehr Mitarbeiter mit Deiner Einstellung hätte. Du bist ein prima Kerl. Bleib ruhig mal ein paar Tage zu Hause und lass Dich von Deiner Frau Lisa wieder aufpäppeln.“
An diesem Tag ging ich früher nach Hause, um mit Lisa und den Kindern noch gemeinsam Kaffee trinken zu können. Unterwegs hatte ich, wie meistens am Freitag, ein paar Stück Kuchen gekauft. An solchen Tagen hatten mich die Kinder immer besonders gern. Wir verbrachten einen schönen Nachmittag miteinander, ehe ich mich wieder auf den Weg nach New Orleans machte.
Dort angekommen, begab ich mich umgehend in unsere Bar. Da ich noch eine Kleinigkeit essen wollte, setzte ich mich an einen Tisch. Nachdem der bekannte Ober mir meinen Drink und die Speisekarte gebracht hatte, fragte er mich, ob ich alleine speisen möchte, oder ob ich mit dem Essen warten wolle, bis meine Begleiterin komme. Erst da wurde mir bewusst, wie wenig ich über Tatjana erfahren hatte. Ich wusste nicht, ob sie schon gegessen hatte, wenn sie in die Bar kam? Ich wusste auch nicht, was sie tagsüber in der Stadt machte? Und ich wusste auch nicht, weshalb sie überhaupt täglich in diese Bar kam? Ich war dankbar für den Hinweis und beschloss mit dem Essen auf Tatjana zu warten.
Nach einiger Zeit kam sie herein. Verwundert mich an einem Tisch sitzen zu sehen, kam sie auf mich zu, begrüßte mich und setzte sich. Sie nickte dem Ober kurz zu, dann nahm sie meine Hände in ihre. „Schön, dass Du da bist.“
Obwohl sie normalerweise nur zu Mittag eine Mahlzeit zu sich nahm und sich am Abend mit etwas Obst begnügte, bestellte sie sich mir zuliebe eine Kleinigkeit mit. Noch bis spät in der Nacht blieben wir an unserem Tisch sitzen und redeten. „Ich habe mit meiner Frau und meinem Chef gesprochen, - ich kann heute Nacht bei Dir bleiben.“
Statt der von mir erwarteten Freude, kam Traurigkeit in ihr auf. „Hast Du ihnen die Wahrheit gesagt?“
Ich schämte mich, da ich nicht mehr wusste, wen ich betrog. Waren es Lisa und die Kinder oder war es Tatjana, weil ich sie verleugnet habe? „Nein, ich habe gelogen. Ich wollte ihr von Dir erzählen, aber ich konnte nicht. Lass uns Zeit. Wichtig ist doch zunächst mal, dass ich bei Dir bin und Dir vielleicht helfen kann. Was ist mit diesem Greene? Hast Du ihn getroffen?“
Sie nickte geknickt. „Ja, ich habe ihn getroffen, zweimal. Aber es ist nicht an ihn ranzukommen. Er blockt ab.“ Dann erzählte sie mir, wer dieser Greene war und wie sie ihn kennengelernt hatte.
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