Hanna Perlmann und Ilonka Svensson
Das Paradies hat einen Namen
Eine Münchner Krimi-Humoreske
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Inhaltsverzeichnis
Titel Hanna Perlmann und Ilonka Svensson Das Paradies hat einen Namen Eine Münchner Krimi-Humoreske Dieses ebook wurde erstellt bei
Das Paradies hat einen Namen Das Paradies hat einen Namen Münchner Krimi-Humoreske von Hanna Perlmann und Ilonka Svensson Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und bestehenden Institutionen sind rein zufällig. Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Impressum neobooks
Das Paradies hat einen Namen
Münchner Krimi-Humoreske
von Hanna Perlmann und Ilonka Svensson
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen
und
bestehenden Institutionen
sind
rein zufällig.
Die besten Geschichten
schreibt
das Leben
selbst.
Figaro stirbt
„ A Schmarrn is des!“ Franki Eydner ließ seinem Grant freien Lauf. Die Windböen schleuderten den gerade zusammengekehrten Müll durch die Luft, denn ein überraschend warmer Frühlingsföhn peitschte die liegengebliebenen Zeitungsreste durch die Hans-Sachs-Straße des Glockenbachviertels in München.
Währenddessen lief Maximilian Gernleitner mit seinem Russell Terrier Jacky einmal um den Block und schlürfte anschließend seinen allmorgendlichen Latte macchiato im Mezzo, einer in pompejanisches Rot getauchten Tramezzinibar in der Ickstattstraße. Die Einzeltische waren schon alle belegt. Gernleitner nahm sich zwei Zeitungen und setzte sich an den großen Gemeinschaftstisch .
Ein kurzer Blick in die Süddeutsche Zeitung: Hochhausdebatte und Stadionbau in München, Hauptstadtkrise Berlin mit Milliardenloch und Polit-Nutten, ein Interview mit dem Kanzler der ruhigen Hand, der Arbeitslose für Faulpelze hält. Und dann noch der realpolitisch verkleidete Opportunismus, verkörpert vom Außenminister – ja mai- wenigstens ist der Joschka inzwischen stilvoll angezogen. Das Berliner Chaos war weit weg im wilden Nordosten der Republik. Und sein geliebtes München?
Ganz in Ruhe konnte es weiter denTitel „heimliche Hauptstadt“ für sich beanspruchen und sich im Glanz illustrer Spinner, schöner Jungs und Mädls, großmütiger Eingeborener und brauchtumsbegieriger Zugezogener sonnen. Jawohl, das Paradies hat einen Namen...
„Gäh weida, Saubazi, sakrischa, pfui daife, oide Sau, oide“ , Gaugigl vom Nachbarhaus beschimpfte mal wieder die Paarungsversuche seines Rauhaardackels Purzel mit einer Mischlingshundedame. Sein Türabstreifer, der inzwischen im ganzen Viertel berühmt geworden war, trug die provozierende Aufschrift: „Fuck in oder schleich di“. Zahlreiche Nachahmer hatten sich bereits gefunden.
Maximilian Gernleitner zog erheitert einen handschriftlich verfassten Zettel für das anstehende Interview mit dem Journalisten Gustl Wachtmeister von der Abendzeitung aus seiner Jackentasche. Ein Blick darauf ermunterte ihn, die Schlagworte leise vor sich hin zu deklamieren:
“ Leichte Schalen, sinnliche Hüllen haben mein Leben bestimmt. Die Edeldemokratisierung der Mode ist die Vision meines Konzepts. Toplösungen für Geschäftsleute beruflich und privat, elegant und leger. Mode kann und soll nicht Sünde sein.Casual Wear als sportliches Outfit für Millionen.....“
Damit würde er mit Sicherheit die schlechte Presse seiner letzten Modenschau wieder wettmachen und sein renommiertes Modeunternehmen „All about Adam“ gebührend positionieren. Er zahlte, nahm Jacky an die Leine, stand auf und schlenderte wieder zurück in die Hans-Sachs-Straße.
Das Bestattungsinstitut Denk parkte mit einem schwarzen Leichenwagen vor der Eingangstür des Friseurgeschäftes von Sascha Sand. Ein Sarg wurde gerade herausgetragen. Gaugigl kommentierte ungeniert das Geschehen:
„Kimm I grad daher, siag des, der Sascha, furt is er, der kimmt nimmer net, der Wahnsinn! Kimm, geh weiter, Purzel, Depp damischer.“
Genaueres erfuhr Gernleitner von einem der anwesenden Polizisten. Sascha Sand war am frühen Morgen in seinem Friseursalon tot aufgefunden worden, erdrosselt mit dem Stromkabel eines Haarföns.
Die Spurensicherung wurde gerade abgeschlossen und der Sarg unter den Augen zahlreicher Schaulustiger und eintreffender Journalisten in den Leichenwagen getragen. Gernleitner erkannte Gustl Wachtmeister von der Abendzeitung, der gierig vor Sensationslust, aber vergeblich die Absperrung der Polizei zu überwinden suchte. Als er Gernleitner erblickte, stürzte er auf ihn zu und stellte ihm hastig mehrere Fragen.
„Ja natürlich hab ich den Sascha gekannt. Einer meiner besten Kunden und auch ich einer seiner besten Kunden. Ah geh, Feinde hat der doch nicht gehabt, nein niemals, Sascha war bei allen sehr beliebt. Ein äußerst talentierter und erfolgreicher Hairstylist, schrecklich, wie konnte das nur passieren?“
Sie verschoben das anstehende Interview über „All about Adam“ auf den nächstenTag.
Das Böse hatte sich heimlich in das Paradies geschlichen und sich in die sicherste Stadt Deutschlands verirrt.
Rom ruft
Maximilian Gernleitner parkte seinen schwarzen Porsche vor dem Bogenhausener Kirchplatz und betrat gedankenversunken den kleinen Friedhof. Dass der Tod so schnell Einzug in seiner Familie halten würde, hätte er sich noch vor einer Woche nicht träumen lassen.Verloren blickte er in die dunkelgrauen Wolken und warf einen kurzen Blick nach rechts auf das Grab seines Lieblingsschriftstellers Erich Kästner:
Liebe das Leben, und denk an den Tod!
Tritt, wenn die Stunde da ist, stolz beiseite.
Einmal leben zu müssen
Heißt unser erstes Gebot.
Nur einmal Leben zu dürfen,
lautet das zweite.
Großartig, dieser Erich Kästner, der genauso wie er an seiner Mutter gehangen hatte. Er öffnete die Eingangstür der St. Georg Kirche und schmunzelte, wie schon so oft, über das Deckenfresco des Schutzpatrons St. Georg, dessen debiler Gesichtsausdruck über den Eintretenden schwebte.
Die Trauergemeinde schien bereits vollzählig zu sein. Das Blumengebinde auf Mutters weißem Sarg passte vorzüglich, rote Rosen, verflochten in weißem und grünem Efeu, gebunden zu einem Kranz.
Er nahm in der ersten Reihe neben seiner Schwester Barbara Platz. Während die sonorige Stimme des Pfarres Hochgruber kryptisch diffus in seine Ohren drang, dachte er an das letzte Telefonat mit Mama.
Sie hatte wohlauf, ja sogar beschwingt geklungen. Zumindest hatte sie nicht leiden müssen, schnell und schmerzlos war sie nach einer kurzen Herzattacke in eine andere Welt verschwunden.
Nach dem Trauergottesdienst folgte Gernleitner gemessenen Schrittes dem Sarg der Mutter. Seine handgenähten Haferlschuhe der bayerischen Traditionsfirma Meindl knirschten auf der feuchten Kieselerde beim letzten Geleit.
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