Rolf Vortkamp
Das Buch für Geschwisterkinder
Reihenherausgeberin: Susanne Vortkamp-Lutz
Mit Illustrationen von Martin Speyer
Impressum
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.
ISBN 978-3-95488-599-2
Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
www.engelsdorfer-verlag.de
www.geschwisterbuch.de
Lektorat: Angelika Lenz
Cover- und Innengestaltung:
Elsa Ascione, www.mondmilch.de
Satz: Elsa Ascione, www.mondmilch.de
Cover- und Innenillustrationen: Martin Speyer
Wenn ein Kind in der Familie chronisch er-
krankt, dann betrifft das die ganze Familie.
Nichts ist mehr, wie es vorher war, die Fami-
lie befindet sich im Ausnahmezustand und für
die Eltern ist es meist schwer, den Geschwis-
terkindern die Krankheit der Schwester oder
des Bruders schonend, aber auch realistisch zu
erklären. Hat man doch erst einmal selbst mit
Sorgen, Ängsten und Nöten zu tun und findet
zwischen Arztbesuchen und Therapien oftmals
einfach nicht die Zeit für die richtigen Worte.
Auch mir ging es so. Als Mutter einer chronisch
kranken Tochter hätte ich mir mehr als einmal
anschauliche Unterstützung und Anleitung ge-
wünscht, wie ich meinem Sohn die Krankheit
seiner Schwester kindgerecht und dabei ehr-
lich und fachlich korrekt, aber auch mit viel
Gefühl erklären kann.
Manchen Fragen meines Sohnes stand auch
ich zuweilen ratlos gegenüber.
Da kam mir die Idee, eine Geschwisterbuch-
Reihe ins Leben zu rufen. Spezielle Bücher für
die Schwestern und Brüder von chronisch er-
krankten Kindern. Spezielle Bücher für die Kin-
der in der Familie, die sofort in ihre besondere
Rolle schlüpfen und helfen, die sich zurück-
nehmen, häufig im Schatten stehen, weil die
Krankheit die Familie so dominiert, die aber
auch so viele Fragen haben.
Dieses Buch soll Familien helfen, die Krankheit
besser zu verstehen, gemeinsam mit der beson-
deren Situation umzugehen und im Dialog zu
bleiben.
Es kann auch im persönlichen Umfeld sehr von
Nutzen sein. Beispielsweise kann es den Groß-
eltern und auch Erziehern und ebenso dem
Freundeskreis helfen, die Situation besser zu
verstehen.
Das Buch ist für Kinder ab ca. 4 Jahren ge-
schrieben und leicht verständlich. Sie finden ne-
ben der eigentlichen Erzählung auch hier und
da Notizzettel mit zusätzlichen Informationen
zu der Krankheit. Bitte entscheiden Sie beim
Vorlesen ganz individuell, ob Sie Ihrem Kind
auch diese Informationen vorlesen oder ob es
dazu vielleicht noch zu klein ist. Mit kleineren
Kindern können Sie auch einfach gemeinsam
die Bilder betrachten und darüber reden. – Sie
wissen, was für Ihr Kind am besten ist.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Familie!
Ihre
Susanne Vortkamp-Lutz
Ein Wort an die Eltern
Dann weckten wir Papa: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Papa
war noch ganz verschlafen und musste sich erst mal die Augen reiben. Wir ha-
ben ihm die Augen verbunden und ihn zum
Tisch geführt. Er sollte unsere Überraschung
ja nicht sofort sehen.
Und dann: Augenbinde ab, Augen auf. Da
lachte Papa und freute sich über so viele
Geschenke. Leon hatte ein Bild gemalt, das
wollte Papa in sein Büro hängen. Von mir
Hallo, ich bin Hanna. Mein Bruder Leon ist fünf
Jahre alt. Bei ihm ist das Herz anders als bei mir.
Eigentlich merkt man davon nichts, nur wenn wir
spielen, toben, rennen, klettern, ist Leon schnel-
ler außer Atem als ich. Er muss dann zunächst
mal etwas Pause machen und erst danach geht
es weiter. Das kommt daher, dass bei Leon das
Herz viel mehr pumpen muss als bei mir. Bei
ihm fließt das Blut manchmal einen Umweg
und dann kriegt er zu wenig Sauerstoff und
kommt aus der Puste.
Unser Papa ist vor Kurzem 39 Jahre alt geworden. Leon und ich hatten an
seinem Geburtstag Ferien, aber wir sind ganz früh aufgestanden und haben
ganz leise Frühstück für Papa und Mama gemacht. Wir haben die Geschenke
und ganz viele Kerzen auf den Tisch gestellt und dazu einen frischen Kaffee.
bekam er eine selbst gemachte Schildkröte aus Ton. Und Mama hatte auch
noch zwei Päckchen für ihn.
Als Papa alle Geschenke ausgepackt hatte, wollten wir frühstücken. Da sagte
er: „Halt! Ich habe auch noch ein Geschenk, aber für euch!“ Und dann holte
er drei Bauarbeiterhelme, so wie er sie immer bei der Arbeit tragen muss. Da
standen sogar unsere Namen drauf. Leon hatte einen roten, ich einen grünen
und Mama einen blauen Helm wie Papa.
„Heute dürft ihr alle mit mir zur Arbeit gehen. Ich zeige euch unsere große
Baustelle und was ich so den ganzen Tag mache.“ Das war vielleicht eine
Überraschung! Leon und ich waren ganz aufgeregt und konnten vor Freude
gar nicht richtig frühstücken.
Aber wir machten uns ein Frühstücksbrot, so wie Papa, und packten es in unse-
re Brotdosen. Papa nimmt immer Kaffee mit, wir nahmen für uns aber Saft mit,
der schmeckt viel besser.
Und dann ging's los: vier Arbeiter mit Helm und Frühstückstasche und alle ganz
aufgeregt. Sogar Mama lachte, nahm Papa in den Arm und sagte: „Das ist ja
ein tolles Geburtstagsgeschenk!“ Papa freute sich richtig und ich glaube, er
war auch ganz schön aufgeregt.
Als Erstes ging es mit dem Auto zur Baustelle. Papa arbeitet nämlich auf einer
riesigen Baustelle, wo sehr große Häuser und Geschäfte gebaut werden. Er
muss aufpassen, dass alles richtig gebaut wird und alle Arbeiter, Kranführer
und LKW-Fahrer die richtige Arbeit erledigen.
An der Baustelle hat Papa ein richtiges kleines Büro in einem Container, sogar
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