Über den Autor:
Paul Küch, Jahrgang 1963, wuchs als einziges gemeinsames Kind seiner Eltern in einem kleinen Dorf im Brandenburgischen auf. Nach erfolgreichem Abitur absolvierte er seinen Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR, studierte an der Humboldt-Universität in Berlin und ist bis heute in der Lebensmittelindustrie tätig.
PAUL KÜCH
Ich hatte einen Schießbefehl
Gezählte Tage im Eichsfeld
Laumann-Verlag
Die Namen der Handelnden wurden aus rechtlichen Gründen geändert. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen wäre rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.
Für die freundliche Bereitstellung des Titelbildes danke ich Herrn Jürgen Ritter. Der Fotojournalist hat zu Zeiten der deutschen Teilung die Grenzanlagen vom Westen aus fotografiert und ein Archiv mit mehreren Tausend Motiven aufgebaut. Ein Besuch im Internet unter www.grenzbilder.delohnt sich.
Satz und Layout erstellt und unverändert übernommen von Paul Küch
Bildnachweis: |
Privatfotos von Horst Zbierski, Uwe Vogt und Paul Küch |
Buchumschlag: |
Polina Graf |
2., überarbeitete Auflage 2018
Copyright © 2018 by
Laumann Druck & Verlag GmbH & Co. KG
Postfach 1461
48235 Dülmen/Westf.
ISBN 978-3-89960-466-5 (gedrucktes Buch)
ISBN 978-3-89960-491-7 EPUB
info@laumann-verlag.de
www.laumann-verlag.de
Cover
Titel PAUL KÜCH Ich hatte einen Schießbefehl Gezählte Tage im Eichsfeld Laumann-Verlag
Impressum Die Namen der Handelnden wurden aus rechtlichen Gründen geändert. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen wäre rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt. Für die freundliche Bereitstellung des Titelbildes danke ich Herrn Jürgen Ritter. Der Fotojournalist hat zu Zeiten der deutschen Teilung die Grenzanlagen vom Westen aus fotografiert und ein Archiv mit mehreren Tausend Motiven aufgebaut. Ein Besuch im Internet unter www.grenzbilder.de lohnt sich. Satz und Layout erstellt und unverändert übernommen von Paul Küch Bildnachweis: Privatfotos von Horst Zbierski, Uwe Vogt und Paul Küch Buchumschlag: Polina Graf 2., überarbeitete Auflage 2018 Copyright © 2018 by Laumann Druck & Verlag GmbH & Co. KG Postfach 1461 48235 Dülmen/Westf. ISBN 978-3-89960-466-5 (gedrucktes Buch) ISBN 978-3-89960-491-7 EPUB info@laumann-verlag.de www.laumann-verlag.de
Vorwort Vorwort Als ich am 27. April 1984 aus dem Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR entlassen wurde, dachte ich, dass dieses Kapitel für immer abgeschlossen wäre. Meine Erlebnisse waren mir damals nicht wertvoll genug, um sie zeitnah aufzuschreiben. Außerdem durfte man solche Erfahrungen im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat nicht veröffentlichen. Nach der politischen Wende im Jahr 1989 erschienen zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Einige Autoren verallgemeinerten die Geschehnisse an der innerdeutschen Grenze. Andere verurteilten unser Verhalten, obwohl sie sich selbst nie in einer ähnlichen Situation befanden. Menschen, die keine Uniform und keine Kalaschnikow trugen, wussten auf einmal ganz genau, wie wir Grenzer damals fühlten, dachten und im Ernstfall gehandelt hätten. Das erschien mir zu oberflächlich und ich begann Vergleiche anzustellen, wie es mir persönlich an der Grenze erging. Diejenigen, die die Existenz des Schießbefehls leugnen, müssen sich heute fragen lassen, warum es überhaupt Tote an der innerdeutschen Grenze gab. Der Standpunkt der ewig Gestrigen bildete zusätzlichen Ansporn, Aufklärung zu betreiben. Mein Buch sollte keine wissenschaftliche Abhandlung über den Schießbefehl werden. Vielmehr wollte ich zeigen, wie ich als junger Mensch damit umgegangen war. Meine Geschichte soll nachfolgenden Generationen zur Information dienen. Zufällig entdeckte ich die Bilder auf dem Buchumschlag, zwischen denen mehr als zwei Jahrzehnte liegen. Sie zeigen die Gemeinde Asbach in Thüringen, deren Einwohner besonders unter der Teilung Deutschlands litten, weil sie in Folge des Wanfrieder Abkommens vom 17. September 1945 von Hessen nach Thüringen wechselten. Diese Fotos steigerten mein Bedürfnis, mir die Umgestaltung des ehemaligen Todesstreifens selbst anzuschauen. Im Jahre 2008 kehrte ich nach Asbach zurück und beschloss, mein Schweigen zu brechen.
Frühjahr 1983
Kindheit und Schulzeit
Im wehrpflichtigen Alter
Aller Abschied fällt schwer
Eisenach
Vorgesetzte
Freizeit
Ich schwöre, …
Bewachte Weihnacht
Heimaturlaub
Radieschen
Wie ich Grenzer wurde
Hundeführerausbildung
Ankunft in Weidenbach
An die Grenze
Jungfernschicht
Ungebetener Besuch
TAPI
Ich erhalte den Schießbefehl
Führungsstelle und Kontrollstreife
Sicherheit
EK-Bewegung auf der Huscha
Ausgang
Schweigeschicht
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Die Unsichtbaren kommen
Zur Reserve an den Kanten
Der Ball rollt wieder
BiWaK
Kaffeekränzchen
Auf den Hund gekommen
Wein, Weib und Gesang
Strafversetzt
Endlich nach Hause
Herbst 2008
Nachwort
Glossar
Für Katharina,
die immer alles genau wissen möchte.
Als ich am 27. April 1984 aus dem Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR entlassen wurde, dachte ich, dass dieses Kapitel für immer abgeschlossen wäre. Meine Erlebnisse waren mir damals nicht wertvoll genug, um sie zeitnah aufzuschreiben. Außerdem durfte man solche Erfahrungen im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat nicht veröffentlichen.
Nach der politischen Wende im Jahr 1989 erschienen zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Einige Autoren verallgemeinerten die Geschehnisse an der innerdeutschen Grenze. Andere verurteilten unser Verhalten, obwohl sie sich selbst nie in einer ähnlichen Situation befanden. Menschen, die keine Uniform und keine Kalaschnikow trugen, wussten auf einmal ganz genau, wie wir Grenzer damals fühlten, dachten und im Ernstfall gehandelt hätten. Das erschien mir zu oberflächlich und ich begann Vergleiche anzustellen, wie es mir persönlich an der Grenze erging.
Diejenigen, die die Existenz des Schießbefehls leugnen, müssen sich heute fragen lassen, warum es überhaupt Tote an der innerdeutschen Grenze gab. Der Standpunkt der ewig Gestrigen bildete zusätzlichen Ansporn, Aufklärung zu betreiben. Mein Buch sollte keine wissenschaftliche Abhandlung über den Schießbefehl werden. Vielmehr wollte ich zeigen, wie ich als junger Mensch damit umgegangen war. Meine Geschichte soll nachfolgenden Generationen zur Information dienen.
Zufällig entdeckte ich die Bilder auf dem Buchumschlag, zwischen denen mehr als zwei Jahrzehnte liegen. Sie zeigen die Gemeinde Asbach in Thüringen, deren Einwohner besonders unter der Teilung Deutschlands litten, weil sie in Folge des Wanfrieder Abkommens vom 17. September 1945 von Hessen nach Thüringen wechselten. Diese Fotos steigerten mein Bedürfnis, mir die Umgestaltung des ehemaligen Todesstreifens selbst anzuschauen.
Im Jahre 2008 kehrte ich nach Asbach zurück und beschloss, mein Schweigen zu brechen.
Samstag, 19. März 1983. Wir fahren von Weidenbach in Richtung Staatsgrenze. Die malerische Landschaft im Eichsfeld mit Zäunen und Minen? Für mich unvorstellbar. Ich denke an Corinna und meine Eltern, denen ich keine Schande bereiten will. Das ist leichter gesagt als getan, denn ich bin mit Schießbefehl, Kalaschnikow und genug Munition unterwegs, „um Grenzdurchbrüche nicht zuzulassen, Grenzverletzer festzunehmen oder zu vernichten“. Dieser Befehl belastet, wenn man ihn zum ersten Mal bei der Vergatterung hört. Das Kopfsteinpflaster am Ortsausgang von Weidenbach schüttelt mich ordentlich durch.
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