Bis in die Fugen der Absicht
Die Wüstententakel greifen um sich, sie fassen dich an Arm und Bein. Stielige Blumen kommen aus Trichtern eingeschlagener Granaten zum Zeichen der Erinnerung an die, die es getroffen hat zur ewigen Ruh.
Ein Gespräch in Zeilen gelegt, dennoch ungeordnet für die, die da kommen. Sie wollen sie fassen, schon tropfen von den Enden die schweren Silben aus den Wortbrüchen zu Boden.
Sie fließen aus und vertrocknen bis in die Fugen der Absicht und darunter hinweg. Vom Blick und den Blicken blieb nichts weiter übrig als das Tropfwissen von den Haken der Hypothese, dass es sie einmal gab.
Das alles muss in die Sprache hinein.
Wenn das Gespräch ein Verbrechen ist, dann bricht das harte Gestein in Stücke durch die härteren Geschosse der Worte und Silben.
Doch weiter geht der Weg über abgekämpfte Felder und all das, was da zerrissen liegt.
Das Schweigen hatte noch nie zum Sieg geführt mit all dem Ballast des verklebten Blutes und der widrigen Speichelleckerei.
Die Fanfaren werden neu ertönen, dann wird auch dem Schweigen der Kampf angesagt. Denn wie anders soll es weitergehen mit den Völkern, ihren Böden und dem Wasser?
Das alles muss in die Sprache hinein!
Kerbige Stirne gehen ihren Weg.
Ein leerer Zeithof, er war einmal voll bis in die Jahre, als ein Sturm über ihn hinweg brauste und alle Fahnen und Ständer und alle, die zu ihnen aufblickten, erschlug und nieder- und wegriss.
Ein alt gewordener Zeitgeist, der es nicht begreifen konnte, dass so etwas geschah, ist taub und blind und abgestellt, denn zu nichts ist er noch nützlich außer den Stirnkerben, die er schon damals trug.
So gehen kerbige Stirne ihren Weg weiter entlang. Wohin sie gehen, das lässt sich aus den Kerben nicht herauslesen, doch erahnen lässt’s sich aus deren Tiefen.
Frostversteift grinsen Gesichter entlang der gefrorenen Gleise. Bei manchen liegt das Grinsen schief wegen der abgeschlagenen Nasen und eingedrückten Augen.
Werden die alten Zapfen weggebrochen, kommen die Löcher in Stirnen und Wangen zum Vorschein.
Schneeverseift beginnen sie zu zucken, die Gesichter an den hochragenden Rändern der Trichter. Vorbei ists mit dem Ändern und Verändern von den Dingen unter den Gleisen und im Trichter.
Was an Käuzen darüber und daneben sich stellt und sammelt, ihre Schnäbel bleiben krummzapfig vereist.
Kalkspuren und Zementspritzer
Häuser und Schulen liegen entfenstert im Schutt. Zu hoffen ist, dass die Entfensterung keine Menschen und Kinder traf. Ganze Städte wurden verschüttet. Na, wenn das mal gut ging, ohne zu viele Leben zu ersticken oder anderswie wegzuschütten.
Nachabende und Vormorgende, sie mögen sich zeitlich berühren. Ob es ihre Inhalte tun, da geht ihnen der Zweifel längst voraus.
Kalkspuren und Zementspritzer zeigen den Weg aus den Gruben hin und zurück. Nun sind sie mit Schutt und Schotter gefüllt, Tiefen, aus denen es schon damals kein Zurück nach oben gab.
Da waren jene übermorgendlichen Vorabende mit größten Ängsten und harten Schreckschlägen, mit Stürzen bis zum Ertrinken voll.
Dass das Gekürzte nicht noch …
Wunden spritzen nach oben und nach unten, ziehen Streifen nach den Seiten, mal kurz, doch meist länger bis lang.
Was es zu spritzen gibt, das ist gleich das ganze Leben. Keiner fragt mehr nach Tag und Uhrzeit, denn das hat sich meist nach Null relativiert.
So ist das, was am Morgen noch war, am Abend schon jüngste Geschichte. Ein Schmunzeln geht über die Gerichte nur bei denen, die die Gesetze in ihren Taschen haben.
Dabei schweigen die, die es traf und es sagen sollten. Sie schweigen, weil ihnen das Recht davongeredet wurde.
Nicht anders ist es mit der Hoffnung auf den neuen Tag. Da wird schon der Ansatz ins Schweigegewand gehüllt, dass das Gekürzte nicht noch in die Länge gezogen wird.
Wo kein Schnellfeuer mehr blüht.
Grenzzäune ohne Strom, sie bewirken nostalgische Gefühle. Angebrochene Beine harter Stühle, sie stehen in Kathedralen wie dem Kölner Dom.
Leuchtköpfe streifen über Kämme, sie steigen und fallen jenseits der Gipfelhänge. Was suchst du, oder, wer sucht was? Oder sind es bloß die Frühjahrsübungen?
Viele Pfähle stecken schief, an manchen Stellen fehlen sie. Die wenigen Wegweiser tragen fremde Namen, denn die bekannten Namen gehören meiner Kindheit an.
Manche Wegweiser zeigen in die Kronen wenig alter Bäume. Andere zeigen senkrecht in den Himmel, wo kein Schnellfeuer mehr blüht.
Mit Erde in beiden Händen
Aus dem zugewinkten Morgengruß löst sich der dünne Faden, an dem die Tonköpfe eines Morgenliedes der Reihe nach aufgefädelt sind.
Frischer Tau liegt in der Stille, süß tropft Hoffnung in den Kelch der Sehnsucht. Nach erlebter Nacht unter dem Scheunendach verschwindet das Rascheln mit Sonnenaufgang.
Höhen und Tiefen hat der Traum zusammengefasst zu Bildern und Chören unter den Dächern der Menschheit und ihrer Tempel und Kathedralen.
Zu Fuß führt der Pfad an Wiesen vorbei, auf denen im tauigen Frieden die Kühe liegen und im Wiederkäuen den Tag mit halboffenen Augen beginnen.
Halb geöffnet ist zu dieser Stunde auch das Jahr mit den Feld- und Wiesendüften, mit den zarten und knorrigen Rinden, mit Erde in beiden Händen am Wegesrand.
Kreuzbeinig in den Zäunen bis etwa hundert Meter an die vergitterten Tore heran, und das von beiden Seiten. Hier wird vorstellbar das Verkreuzte In die Weiten und das zu Zeiten, wenn an den verquerten Kreuzen kein Mangel war.
Krüge wurden zu Urnen, getrunken, es war frisches Quellwasser, wurde aus Händeschalen. In rissigen Sohlen lag die Landschaft eingemeißelt, das tiefer, je mehr sich der Stamm mit Jahren beringte.
Auf dem Tisch war von Gaben nichts zu sehen, obwohl die Kinder große Augen machten. Sie wollten es nicht glauben, dass für sie der Gabentisch leer bleiben sollte. Ihre Augen mögen feucht geworden sein, doch Tränen kamen nicht.
Die Leuchtsaat war nicht aufgegangen.
Die Saat, die unter den Völkern aufging, war nicht die Leuchtsaat der Völkerverständigung und des Friedens.
Irgend jemand muss sie ausgewechselt haben, denn der Boden war mit vielen Mühen zubereitet worden. So blieb es landeinwärts küstenhaft windig, dass Menschen nach dem Frieden froren und Kinder in der Friedenssehnsucht erfroren.
Viele der geschlossenen Fenster splitterten, und viele Türen brachen heraus. Der Boden wurde aufs Neue vergiftet, das fanden Bodenspezialisten heraus.
Das Wetter blieb durchwachsen mit Stürmen und wolkigen Deckungen. Wenn es zwischendurch aufklarte bis zur meilenbeschränkten Sichtigkeit, war von Frieden keine Spur.
Die Leuchtsaat war nicht aufgegangen.
In den Folgeschritten des Differentials
Was naht, ist das Ferne, und was fernt, ist das Nahe. Es ist das unstillbare Perpetuum, das durch die Zeiten rädert und das Momentum des zeitlosen Wechsels auf Trab hält.
Selbst in stillster Stille geht das Momentum herum und stößt den Stillstand aus der Bahn. Da kann es sogar zu lauten Krächen kommen.
Es sind Bewegungen vor dem Spiegel der Zeit mit der Permanenz im Kommen und Gehen, die in den Folgeschritten des Differentials den Kreis in seine Endlosbewegung bringen, was dem Leben in seiner splitternden Ganzheit die ewige Kreisung um den Daseinskern gibt.
Kreisel und Kreis, Reisel und Reis, Eisel und Eis. Dahinter kommen die forttreibenden Dämpfe.
Was sagst du zum Nenner der Kritik?
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