Judith und Urs Parolo - Hilf Dir selbst

Es ist ganz natürlich, dass sich jemand um seinen Partner Sorgen macht, wenn dieser eine schwierige Situation durchlebt. Sich Sorgen machen heisst aber, dass man bei sich bleibt und den anderen sich selbst sein lässt. Durch diese Distanz ist es möglich, Probleme zu erkennen und Lösungen vorzuschlagen.

Wenn nun Mitleid ins Spiel kommt, dann wird nicht Unterstützung angeboten, sondern es wird die Situation beklagt und gejammert. Dadurch erscheint die Situation noch schlimmer und es beginnt eine Spirale zu drehen.

In einer Beziehung kann das dazu führen, dass der eine Partner Missstände nicht anspricht, weil er Mitleid mit dem anderen hat und ihn nicht noch mit etwas belasten will. Aus Mitleid wird alles geschluckt und es wird versucht, alle Widrigkeiten aus dem Weg zu schaffen, weil der andere ja so ein Armer ist.

Es stellt sich hier die Frage, ob ein solches Verhalten einer Beziehung, einer Partnerschaft würdig ist?

Wenn dieses Mitleid weitergeht und sich die Spirale zu drehen beginnt, dann wird der andere quasi entmündigt und es wird ihm die Verantwortung abgenommen. "Ach Du Armer, ich mach das für Dich, überlass das nur mir." Dem Partner wird nichts mehr zugetraut und überlassen, alles wird ihm aus dem Weg geräumt. Oft wird dieses Verhalten mit Liebe getarnt oder entschuldigt - aber mit Liebe hat das nichts zu tun.

Es gibt auch Personen, welche ein solches Bemuttert werden suchen (und meist auch finden). Sie tauschen dann einfach ihre sorgende Mutter gegen einen sorgenden Partner aus. Achtung, dieses Verhalten lässt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen beobachten.

Hier haben wir weder eine Partnerschaft noch Gleichberechtigung noch - wir haben überhaupt nichts, was einer wirklichen Beziehung nahe kommt.

Der Tod einer Beziehung ist der Egoismus. Wenn ein Partner seine egoistischen Züge auslebt, kann keine Beziehung entstehen oder Bestand haben. Egoismus schafft nie Augenhöhe - der Egoist schaut immer auf seinen Partner herab. Er will und muss ja zuerst auf seine Kosten kommen - und dieses "Recht" nimmt er sich. Der Partner verkommt zu einer Art "Wunscherfüllungsinstitution", welche dauernd bereit sein muss.

Oft lässt sich beobachten, dass solche Egoisten ihre Partner regelrecht "erziehen", bis sie diese Situation als natürlich ansehen und sogar gegenüber anderen verteidigen. Die ist Manipulation der schlimmsten und verwerflichsten Art.

Hörigkeit ist eine der schlimmsten Abhängigkeiten, die es gibt. Hierzu ein Ausschnitt aus dem Kapitel Sexualität:

Hörigkeit ist ein Begriff, welcher in Zusammenhang mit Sexualität oft gebraucht wird. Was bedeutet er eigentlich, was versteht man darunter? Als Hörigkeit wird das zwang- und krampfhafte Gebunden sein an eine andere Person bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die andere Person selbst aktiv oder passiv ist. Die hörige, also abhängige Person, kettet sich dann praktisch an jemanden und versucht alles, um ihr / ihm aufzufallen, zu gefallen, lieb zu sein.... Auch sind Vorstellungen da, dass Dinge nur mit der anderen Person erlebt oder gemacht werden können. Das Ganze ist zwanghaft und muss gelöst werden.

Hörigkeit beschränkt sich aber nicht nur auf Sexualität, es ist lediglich die bekannteste Form. Wenn eine Beziehung auf Hörigkeit, also auf zwanghafter Form basiert, dann ist dies ein ähnliches Verhalten, welches ein Hund seinem Meister entgegenbringt. Dass so etwas gelöst werden muss, versteht sich von selbst.

Eine Beziehung gehört in unserer Gesellschaft zum guten Ton. Es ist konform, wenn man eine Vorzeigefamilie sein eigen nennen kann. Gerade in angesehener Stellung macht es sich nicht gut, wenn keine gut funktionierende Beziehung präsentiert werden kann.

Wird nun eine Beziehung nur "wegen der Leute" vorgespielt, dann ist dies traurig, ja beschämend.

Es sind nun einige Punkte aufgezählt worden, welche eine Beziehung zu einer Farce werden lassen. Es ist wichtig, sich immer wieder selber zu beobachten und wenn nötig Gegensteuer zu geben, damit die eigene Beziehung nie auf solche Abwege gerät.

In diesem Text wird immer vom Partner gesprochen. Es ist nicht die Meinung, dass der Partner immer männlich sein muss. All diese Punkte betreffen sowohl Frau als auch Mann. Es wäre falsch, wenn jemand in ein Klischéedenken verfallen würde. All die genannten Situationen können sowohl auf eine Frau als auch auf einen Mann zutreffen.

Dieser Text hat die Absicht aufzuzeigen, was eine Beziehung ausmachen kann, damit sie wirklich das ist, was sie sein kann, nämlich etwas Wunderbares, etwas ganz Spezielles und Wunderschönes. Daneben wurden aber auch Punkte beleuchtet, die genau das verhindern und eine Farce daraus machen.

Es liegt an jeder Person selbst, was sie in einer Beziehung hat. Es braucht aber auch hier Einsatz, denn jede Beziehung will gepflegt werden. Dazu möchten wir alle ganz herzlich einladen.

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