Judith und Urs Parolo - Hilf Dir selbst

Gebt acht, dass, wenn Euer Partner am Abend nach Hause kommt, sich nicht alles nur um die Kinder dreht, sondern das auch Ihr und Euer Partner dann Euren festen Platz habt. Lasst Euch gerade in solchen Situationen nicht von den Kindern überrollen.

Bedenkt immer, eine Beziehung ist nicht einfach nur eine Verbindung für einige Jahre, sondern für ein ganzes Leben. Jeder Abschnitt einer Beziehung braucht ihre besondere Pflege. Lasst hier Eurem Einfallsreichtum freien Lauf.

Es käme niemandem in den Sinn, eine Maschine, die 50 Jahre ununterbrochen laufen muss, nicht regelmässig zu warten, zu pflegen, zu reparieren. Nein, zu dieser Maschine wird sehr gut geschaut, eben, sie wird gepflegt. Betrachtet Eure Beziehung ebenfalls als eine solche "Maschine", die viele Jahre laufen soll. Auch sie braucht regelmässige Pflege und Wartung. Und wie bei einer Maschine macht es sich auch in einer Beziehung bezahlt, wenn diese Pflege regelmässig und mit viel Einfallsreichtum durchgeführt wird.

Viele Beziehungen haben in sich die Aufgabe, für Kinder ein geeignetes Umfeld zu schaffen. Ihr müsst Euch aber immer wieder klar machen, dass Eure Kinder nicht die Beziehung sind; sie sind ein Teil davon. Im folgenden sprechen wir von "Euren Kindern". Es wird allen klar sein, dass wir hier nicht im Sinne von Besitz sprechen, sondern von den Kindern, die mit Euch in einer Familie zusammenleben.

Bindet Euch nicht zu stark an Eure Kinder. Die Kinder sind Euch anvertraut, sie können und dürfen aber nie den Partner ersetzen, was leider zu oft der Fall ist. Ihr seid eine Familie mit Ehepaar und Kindern; es ist nicht eine Familie mit Mutter und Kindern (oder Vater und Kindern), die noch einen Vater (eine Mutter) haben. Es gehören alle zur Familie, und jedes Familienmitglied hat seinen Platz. Macht nicht den Fehler und setzt Kinder an Familienplätze, wo sie nicht hingehören. Diese Kinder können sich mit der Zeit sehr schnell zu Familientyrannen entwickeln, indem sie z.B. Euch als Eltern gegeneinander ausspielen. Dann müsst Ihr Euch aber selber an der Nase nehmen.

Wenn Ihr in die Ferien fahrt, so geht nicht mit den Kindern in die Ferien und der Partner kommt auch noch mit, sondern Ihr und Euer Partner fahren in die Ferien und die Kinder kommen mit Euch beiden mit. Es reicht nicht, wenn Ihr Euch dies mit dem Kopf sagt, sondern diese Einstellung muss aus dem Herzen kommen.

Dies alles soll nicht heissen, dass Ihr Eure Kinder nicht von ganzem Herzen gern haben sollt. Überhaupt nicht, aber sie sollen und dürfen auch nicht Euren Partner ersetzen, sie dürfen nicht den Platz des Partners in Eurem Leben einnehmen, denn sonst verdrängen sie allmählich den Partner aus Eurem Herzen.

Bedenkt immer, dass das Ziel einer Ehe eine Verbindung für das ganze Leben ist; Eure Kinder verlassen aber nach ca. 20 Jahren das Haus. Das Licht in Eurer Ehe sollte aber auch nach 20 Jahren noch leuchten. Dafür müsst Ihr es jedoch immer wieder nähren. Tut Ihr dies nicht, so ist es schwierig, nachdem die Kinder das Haus verlassen haben, die Beziehung neu zu beleben, wenn der Partner über lange Zeit von den Kindern verdrängt worden ist.

Kinder haben, vor allem wenn sie noch klein sind, die Eigenheit, eine Bezugsperson völlig in Beschlag zu nehmen. Sie sind dann sehr absolut in ihren Ansprüchen. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, die Partnerschaft zu pflegen und sich gemeinsame Zeiten zu organisieren und diese dann auch zu geniessen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Beziehung hier die ersten Risse bekommt.

Ein anderes Problem, scheinbar genau entgegengesetzt, ist das, dass es für viele schwierig ist, die Verantwortung für die Kinder abzugeben. Wir möchten dies an einem Beispiel erklären. Derjenige Partner, der Kinder die meiste Zeit beaufsichtigt, muss oder darf sich für einen ganzen Tag "kinderfrei" machen. Nun geschieht leider oft, dass dieser Tag völlig organisiert wird. Jede Mahlzeit wird vorgekocht (weil der Partner ja doch nichts Rechtes auf den Tisch bringen kann); Spielkameraden werden aufgeboten (weil der Partner überfordert ist, den ganzen Tag alleine mit seinen Kinder über die Runden zu bringen); per Erinnerungszettel wird der ganze Tagesablauf genauestens geplant (weil der Partner ja doch nicht weiss, wie so ein Tag mit Kinder abläuft) und alle Störungen werden von diesem Tag ferngehalten (weil der Partner ja hoffnungslos überfordert ist, wenn er noch an dies und das denken muss).

Am Abend ist dann meist eine gereizte Stimmung, weil natürlich nicht alles nach Plan gelaufen ist. Wieso kommt es zu solchen Situationen? Hier geht es darum, dass Ihr lernt, die Verantwortung abzugeben. Genauso wie Ihr die Verantwortung bei der Zeugung und der Geburt für Eure Kinder gemeinsam übernommen habt, genauso tragt Ihr sie auch nachher gemeinsam. Wenn Ihr einmal nicht anwesend seid, geht die Welt für Eure Kinder nicht unter; aber lasst die andere Person, sei dies nun der Partner oder jemand anders, diese Verantwortung auch übernehmen. Wenn Ihr für eine gewisse Zeit weggeht, dann geht weg und lasst den Partner mit seinen Kindern alleine die Zeit verbringen. Sicher werden sie nicht alles genauso machen, wie Ihr Euch das gewohnt seid - aber das schadet nichts, im Gegenteil.

Oftmals vertraut diejenige Person in einer Beziehung, welche normalerweise die Kinder beaufsichtigt, ihrem Partner nicht voll und ganz, wenn es um die Kinder geht. Macht Euch immer wieder klar: "Es sind nicht meine Kinder, es sind unsere!" Traut Eurem Partner ruhig zu, dass auch er mit seinen Kindern zurecht kommt. Wenn dieses Vertrauen und Zutrauen da ist, sind viele Probleme gar keine Probleme mehr.

Also lernt wieder, die Verantwortung für Eure Kinder auch abzugeben und lasst Euren Partner Euren nächsten kinderfreien Tag so gestalten, wie er es für gut erachtet.

In der heutigen Zeit ist es leider sehr oft der Fall, dass Beziehungen leichtfertig gelöst werden, sobald sich die ersten Gewitterwolken am Horizont zeigen. Sehr schnell werden dann Vorwände gesucht - und auch gefunden - um die Beziehung aufzulösen. Vom Gesetz her geht dies ja einfach vor sich, aber eine Beziehung ist nicht gelöst, indem irgendein Richter die Scheidung für gültig erklärt.

Sehr oft sind Beziehungen überhaupt entstanden, um gelöst zu werden. Jetzt werden einige den Kopf schütteln und sich fragen, ob man nun die Beziehung lösen soll oder nicht. Beides - denn eine Beziehung lösen, heisst in erster Linie, dass alle gemeinsamen Verstrickungen, welche die Partner sich über Inkarnationen aufgebaut haben, nun gelöst werden sollen. So können beide Seelen nachher wieder frei ihren Weg gehen und werden nicht durch diese Verstrickungen gehalten. Dies heisst, eine Beziehung auflösen.

Es wird Euch klar sein, dass diese Verstrickungen nicht durch einen Richter gelöst werden können. Nein, dies erfordert die Arbeit mit dem Bewusstsein. In sehr vielen Fällen ist der erste und wichtigste Schritt das Verzeihen. Es ist praktisch die Grundlage, auf dem eine Lösung in unserem Sinn überhaupt möglich ist.

Wir möchten Euch an einem Beispiel drastisch vor Augen führen, was es heisst, eine Beziehung zu lösen. Zwei Wesen finden sich und gehen eine Beziehung ein. Nach kurzer Zeit entstehen Aggressionen, Streit, Zorn und Hader. Es gelingt beiden nicht, die Beziehung zu harmonisieren und aus versteckten Drohung wird offene Gewalt, es wird geschlagen und misshandelt. Die ganze Situation spitzt sich immer mehr zu und es kommt sogar dazu, dass eine Person ihren Partner umbringt. Diese zwei Wesen werden sich in nächsten Inkarnationen wieder treffen. Sie haben dann immer die Chance, ihre Verstrickung aufzulösen, sich zu verzeihen - oder sie spielen eine weitere Runde in dem Spiel, das mit Totschlag endet. Dieses Verhaltensmuster hat solange seine Gültigkeit, bis die beiden Wesen miteinander Frieden schliessen können und sich gegenseitig verzeihen können.