und das Stöhnen eines Ritters. Einst in den
Tagen der Urzeit hat hier kein Hügel gestanden, sondern
die ganze Strecke daselbst war flach. Als sich
aber ein böhmischer Ritter schwer an seinen Landleuten
vergieng, verhängte man über ihn eine noch
schwerere Strafe. Ein starker Pfahl ward in den Boden
geschlagen und daran band man den Ritter lebend,
wie er auf dem lebendigem Rosse saß. Darauf füllte
jeder der Beschädigten und Zuschauer seinen Helm
mit Erde und so schütteten sie diese Erde bis auf mehrere
Klaftern weit rings um den Ritter und sein Leibroß
auf. Der Ritter sah dem langsamen Tode tapfer
ins Gesicht, erst als die Erde das Roß schon bedeckt
hatte, und ihm nur noch der Kopf herausragte, erst da
stöhnte er leise auf, da er bedachte, daß er zum letztenmal
die Strahlen der Sonne und das liebe Grün der
Erde sehe. Seine Richter aber fuhren fort, Helm auf
Helm voll Erde herbei zu tragen, bis der Erdaufwurf
Mann und Roß klafterhoch über die Köpfe gieng. So
entstand der Berg Homole. (Vergl. Hajeks Chronik
von Böhmen.)
Der Hügel.
Vier Stunden von Prag bei Lichtendorf ist ein mit
Bäumen bewachsener Hügel, auf dessen Spitze steht
ein großer Baum, der über alle hervorragt. Hier soll
einmal eine Schlacht gewesen sein, in welcher ein General
fiel. Die Soldaten sollen ihren Führer auf dem
Schlachtfelde begraben und alle ihre Helme auf sein
Grab geworfen haben, wodurch der Hügel entstanden
sei. Wenn jemand siebenmal um den Hügel auf einem
Schimmel herumreitet, ohne zu athmen, so kommt der
General aus dem hohen Baume hervor. (J. Abeles aus
Hochlibin.)
Ritter Brunswig.
Auf der Insel Kampa in Prag ragt aus der aufgemauerten
Böschung eines Brückenpfeilers eine Säule hervor,
welche nach dem Glauben des Volks den Ritter
Brunswig vorstellt. Der Ritter Brunswig hatte ein
wunderbares Schwert; wenn er es schwang und dazu
sagte: Všem hlavy dolu! so flogen allen seinen Feinden,
die ihm gegenüber standen, die Köpfe herunter.
Dieses Schwert nun soll unter dieser Säule im Moldaugrunde
vergraben sein. Wenn aber einst Böhmen
in größter Gefahr sein wird, dann wird es wieder zum
Vorschein kommen. Und ein Ritter, eben so stark wie
Brunswig wird das kostbare Schwert führen und
damit die Feinde zum Lande hinausjagen. (Illustr.
Chronik. S. 130.)
Der einbalsamirte Reiter.
Bei Petersburg ist eine Burgruine, daneben eine Kapelle,
aus welcher ein unterirdischer Gang nach
Horosedl führt. Hier soll ein arger Ritter gehaust
haben. Dieser soll nun sich sammt seinem Pferde einbalsamirt
in diesem unterirdischen Gange befinden.
Bei der Ruine ist auch ein Keller voll von Kostbarkeiten.
Ein Zigeuner ließ sich einmal hinab und brachte
einen goldenen Ring heraus, der ihm um den Leib
gieng und drei Finger breit war. (J. Abeles aus Hochlibin.)
Die Tempelritter im Rollberg.
In der Nähe von Niemes befindet sich der Rollberg.
Dort soll sich eine Schatzkammer befinden, welche
jedes Jahr am Palmsonntage während der Passion geöffnet
ist, so daß die Leute hineingehn können. Einst
gieng an diesem Tage eine Frau mit ihrem Kinde in
den Berg. Da sah sie Tempelritter um einen Tisch sitzen,
die spielten und bekümmerten sich nicht um die
Frau. Neben den Rittern lag ein Haufen Goldes. Da
setzte die Frau ihr Kind nieder und sing an das Gold
in die Schürze zu raffen. Neben dem Golde aber lag
ein schwarzer Hund, der von Zeit zu Zeit bellte.
Wenn er zum drittenmale bellte, so schloß sich der
Berg. Das wußte die Frau und als sie den Hund zum
drittenmale bellen hörte, eilte sie in größter Hast dem
Ausgange zu, und erinnerte sich erst ihres Kindes, als
sich der Berg hinter ihr geschlossen hatte. Nach einem
Jahre gieng sie wieder in den Berg und fand ihr Kind
noch frisch und gesund an derselben Stelle, in jedem
Händchen einen rothen Apfel haltend. – Bei diesem
Berge geht auch der graue Jäger um. Er soll hohe
Kappenstiefeln, grüne Hosen, ein Hemd mit Spitzen
und einen Federhut tragen. Von Zeit zu Zeit begegnet
er den Leuten und spricht mit ihnen. (Franz Jaschke.)
Das Weinfaß im Helfenstein.
Eine Meile von Trautenau in Böhmen, auf dem Riesenberge,
liegt der Helfenstein, ein hoher Fels, auf
dem sonst ein Raubschloß stand. Dieses Raubschloß
aber ist versunken und niemand weiß, wo die Menschen,
die darin lebten, hingekommen sind. Im Jahre
1614 lebte zu Marschendorf eine junge Magd, die
nicht weit von diesem Felsen das Vieh hütete. Eines
Tages nun hatte sie mehrere Kinder bei sich. Zu diesen
sprach sie: »Kommt, laßt uns hin zum Helfenstein,
ob wir ihn vielleicht offen finden und das große
Weinfaß sehen.« Die Kinder waren neugierig und
giengen mit. Als sie zu dem Felsen kamen, stand dieser
offen und durch eine Eisenthür, daran ein Schloß
mit vielen Schlüsseln hieng, gelangten sie glücklich
in das Innere des Berges. Erst kamen sie in ein weites
Vorgemach. Als sie weiter giengen gelangten sie in
einen großen Saal, dort lag allerhand Hausrath, besonders
ein großes zehneimeriges Faß Wein, davon
waren die meisten Dauben abgefallen, allein es hatte
sich eine fingerdicke Haut angesetzt, so daß der Wein
nicht herauslaufen konnte, und wenn sie diese mit
Händen angriffen, schlotterte es und gab nach, wie ein
Ei mit weicher Schale. Indem sie nun solches betrachteten,
kam ein Herr aus einer schönen Stube, mit
einem rothen Federbusch auf dem Hut, in der Hand
eine große zinnerne Kanne, Wein zu holen. Beim
Thüraufmachen warfen sie einen Blick in die Stube,
wo es sehr lustig herzugehen schien. An zwei Tischen
saßen schöne Mannsund Weibsbilder, hatten Musik
und waren fröhlich. Als der Mann, der den Wein
zapfte, die Kinder erblickte, hieß er sie willkommen
und in die Stube gehen. Diese aber erschracken und
wünschten sich weit davon. Endlich faßte die Magd
ein Herz und sagte, sie wären zu unsauber und nicht
angeschickt zu so wohlgeputzten Leuten zu gehen.
Der Mann bot ihnen hierauf zu trinken an und reichte
ihnen die Kanne. Als sie sich entschuldigten, hieß er
sie warten, bis er für sie eine andere Kanne geholt
hätte. Während er abwesend war, sagte die Aelteste:
»Laßt uns hinausgehen, es möchte nicht gut werden;
man sagt, die Leute seien in den Bergen hie verfallen.
« Da giengen sie eilends heraus, hinter sich hören
sie nach wenig Schritten ein Knallen und Fallen, daß
sie heftig erschracken. Nach einer Stunde sagte die
Aelteste wieder: »Lasst uns noch einmal hin und
sehen, was das gewesen ist, das so gekracht hat.« Die
anderen wollten nicht, da aber die Große so kühn war,
allein hinzugehen, folgten die andern nach. Sie sahen
aber weder Eingang noch eiserne Thüre, der Fels war
fest zu. Wie sie das Vieh eingetrieben, so erzählen sie
alles den Eltern, diese berichten es dem Verwalter; al-
lein der Fels blieb zu, so oft man ihn auch in Augenschein
genommen. (Nach Gebhart, Oesterreich. Sagen
S. 265.)
IV.
Die weiße Jungfrau.
Die Göttin des Frühlings und der Liebe hieß bei den
Böhmen Lada. Bei den Frühlingsfesten wurde ihr
Name vorzugsweise angerufen und in den Liedern gefeiert.
Wo unter dem kühlen Schatten einer Eiche oder
Linde ein lebendiger Quell hervorsprudelte, dort
dachte man sich am liebsten den Aufenthalt dieser
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