ans Tageslicht kam, ward er neugierig und öffnete den
Sack, um zu sehen, was er enthalte. Ach, es waren nur
Haferkörner! Auch gut, dachte der Hirte und gieng ins
Dorf, wo er sonst gewohnt hatte. Aber niemand wollte
ihn da erkennen und auch er fand alles verändert. Alte
Leute erinnerten sich, von ihren Großvätern gehört zu
haben, daß vor hundert Jahren ein Hirt im Blanik verschwunden
sei. Der Hirte bat nun die Leute um ein
Stübchen, wo er wohnen könne. Als man ihm das anwies,
öffnete er den Habersack und siehe, er war gefüllt
mit Goldstücken und Silberthalern. Nun kaufte
sich der Hirte ein schönes Wohnhaus und ward der
reichste Mann im Dorfe.
Ein anderer Hirte, der gleichfalls in den Blanik gerathen
war, erzählte die Sache anders. Der Ritter im
Blanik, sagte er, sei der Ritter Stoymir. Als Böhmen
von räuberischen Horden überschwemmt wurde, zog
sich der tapfere Stoymir mit seinen Genossen unter
steten Gefechten bis auf die Feste Blanik zurück. Hier
kam es zum letzten entscheidenden Kampfe, in welchem
Stoymir und alle seine Ritter den Tod fanden.
Am andern Morgen, als die Feinde weiter gezogen
waren, eilten die Freunde Stoymirs auf das Schlachtfeld,
um ihn und seine Genossen zu bestatten, allein
es war keine Spur mehr von ihren Leichen. Da meinten
sie, die Feinde hätten sie mit sich geschleppt und
wollten zu ihnen senden und ihnen ein großes Lösegeld
bieten lassen. In der Nacht aber hörten die Bewohner
der Umgebung ein Kampfgetöse und als sie
hinauseilten zu sehen, was es gebe, da sahen sie die
erschlagenen Ritter, wie sie ihre Kampfspiele abhiel-
ten. Dann führten die Ritter ihre Pferde in den Blanitzbach
zur Tränke und ritten zu dem Berge, der sich
vor ihnen gähnend aufthat und sich hinter ihnen donnernd
schloß. Nun wußten sie, wohin die erschlagenen
Ritter Stoymirs gerathen seien. Und wirklich
sagte der Hirte, der bald darauf in den Berg gerathen
war, aus, daß er dort den Stoymir und seine Gefährten
in tiefem Schlafe gesehen habe. (Illustrirte Chronik
von Böhmen 1, 234.)
Ein Knecht fuhr einmal mit zwei Pferden aus der
Mühle. Als er bei dem Blanik vorüberfuhr, hörte er
Pferdegetrappel und einen wunderschönen Schlachtmarsch
spielen. Zu gleicher Zeit sah er, wie die Ritter
von ihren Kampfspielen heimkehrten. Die kriegerische
Musik fuhr den Pferden in die Beine und sie liefen
trotz des Zurufs ihres Leiters den Pferden der Ritter
nach und fuhren so mit dem Knechte in den Berg,
der sich hinter ihm schloß. Erst nach zehn Jahren kam
der Knecht wieder aus dem Berge. Er sagte aber aus,
der Ritter, der darin verzaubert schlafe, sei Ritter
Wuk von Rosenberg. Als er hörte, daß er zehn Jahre
im Berge zugebracht habe, wollte ers nicht glauben,
er meinte kaum zehn Tage darin gewesen zu sein. –
In der Nähe des Blanik wohnte ein Schmied, welcher
nahe an dem Berge seine Wiese hatte. Als er ein-
mal mit einem Mäher arbeitete, trat ein fremder Mann
zu ihm und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Der
Schmied that es und beide giengen in den Berg. Hier
sah er die Blanikritter, wie sie auf ihren Pferden
saßen, den Kopf an den Hals des Pferdes gelehnt und
schliefen. Nun wandte sich der Fremde zum Schmied,
und sprach: Ich habe dich hieher geführt, damit du unsere
Pferde beschlagest. Der Schmied antwortete: Das
ist unmöglich, ich habe kein Werkzeug bei mir. Deshalb
sei unbesorgt, erwiederte der Ritter, und brachte
ihm die Werkzeuge und sagte: Thue nun, was ich dir
befohlen habe; gib aber acht, daß du keinen dieser
Ritter, die hier schlafen, anstoßest. Der Schmied
machte sich an die Arbeit und als er das letzte Pferd
beschlug, wandte er sich ungeschickt und berührte
den Ritter, der auf dem Rosse schlief. Dieser erwachte
allsogleich und rief: Ist's schon Zeit? Noch nicht,
sagte der wache Ritter und drohte dabei dem Schmiede
mit dem Finger. Hierauf gab er ihm die alten Hufeisen
zum Lohne und führte ihn aus dem Berge. Als
der Schmied auf seine Wiese kam, verwunderte er
sich darüber, daß zwei Mäher statt des einen auf
derselben arbeiteten. Die Mäher aber erzählten ihm,
er sei ein ganzes Jahr abwesend gewesen und man
habe ihn schon für verloren gehalten. Der Schmied
zeigte ihnen den Sack mit Hufeisen, wie er den Sack
aber öffnete, hatten sich die Hufeisen in Gold verwan-
delt. (Vergl. Vernaleken, Mythen und Bräuche. S.
110).
Im Dorf Křižkow am Fuße des Blanik lebte ein
Bauer, der einen schönen Schimmel hatte. Dieser
Schimmel weidete eines Tages am Fuße des Blanik
und das Kind des Bauern sollte ihn hüten. Es währte
aber nicht lange, so kam das Kind weinend zurück,
der Schimmel sei plötzlich verschwunden. Der Vater
sagte der Frau, sie möge mit dem Essen warten, er
wolle gehn und den Schimmel suchen. Es war gerade
Pfingstsonntag während der Messe. Der Bauer kam
zum Berge und fand ihn offen. Furchtlos trat er in die
weite Felsenspalte und gelangte endlich in den Saal,
wo die Ritter um einen großen steinernen Tisch saßen
und schliefen. Alle Ritter hatten schwarze Rüstungen,
nur der Anführer strahlte in einer goldenen und trug
drei weiße Reiherfedern auf dem Helme.
Immer in bestimmten Zwischenzeiten erhob einer
der Ritter das Haupt und fragte: Ist es schon Zeit?
Hierauf schüttelte der Anführer das Haupt und der
Ritter sank wieder in tiefen Schlaf. So gieng es der
Reihe nach fort. Der Bauer konnte vor Staunen sich
kaum erholen. Da wiehert etwas hinter ihm. Er dreht
sich um, sieht den Berg wieder offen, und wie er hinaustritt,
grast sein Pferd ruhig auf einer Wiese am
Fuße des Berges. Rasch eilt er hinab, und bringt sein
Pferd nach Hause. Alles weicht ihm hier erschrocken
aus und am Tische sitzt seine Frau in tiefer Trauer.
Als die Frau aber ihren Mann erblickte, stieß sie
einen Schrei aus und fragte: Wo bist du ein volles
Jahr gewesen? Der Bauer erstaunte, er hatte geglaubt,
daß er nur eine Stunde ausgeblieben wäre. (Fr. Langenhahn.)
Im 15. Jahrhunderte soll ein Mann die verzauberten
Ritter schon gesehen haben, wie sie ihre Pferde tränkten
und hierauf im Berge verschwunden. Des andern
Tages fand man die Spuren von den Hufen der Pferde,
die alle dem Berge zuführten. Die verzauberten Ritter
sollen so lange im Berge bleiben, bis die Quelle am
Fuße des Berges als Strom abfließen und die alte
Eiche daneben wieder grünen werde.
Im Jahre 1826 an einem schönen Sommertage fuhr
der Kreiscommissär Ritter von Putzlacher am Blanik
vorüber. Um sich den Weg zu verkürzen, erzählte der
Ritter seinem Leibjäger von Zdenko von Zasmuk, der
im Blanik verzaubert schlafe. Der Leibjäger spottete
über die schlafenden Ritter und that als ob er nicht
daran glaube. Die Fahrenden hatten jedoch den großen
Blanik noch nicht hinter dem Rücken, als ihnen
eine große Schaar Ritter in dunkelblauer Rüstung, die
Visire herabgelassen, und die breiten Schlachtschwer-
ter in der Hand, bis hart an die Räder des Wagens
nachgeritten kamen. Der Kutscher hieb in die Pferde,
allein die Ritter blieben immer knapp hinter dem
Wagen und kehrten erst um, nachdem sie den Wagen
durch eine Viertelstunde begleitet hatten. Der Leibjäger
aber war vor Angst und Schrecken in Ohnmacht
gefallen. (Illustrirte Chronik 2, S. 444.)
Fußnoten
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