1 Balbini Miscell. 1. c. 10.
Die Soldaten im Woschkober.
Unweit Kolin erhebt sich ein kleiner Berg, der in der
Umgebung unter dem Namen Woschkober bekannt
ist. In diesem Berge sollen die Ritter des heiligen
Wenzels wohnen, welche im Sommer um Mitternacht
herauskommen und sich in den Waffen üben. Anstatt
daß sie den Kopf auf dem Halse haben, tragen sie ihn
unter dem Arme. So treiben sie sich auf den bebauten
Feldern herum, ohne daß am Morgen eine Spur von
Hufen zu erblicken wäre.
Am Fuße des Berges befand sich ein kleiner Bauernhof.
Eines Mittags wollte man sich eben zu Tische
setzen, als sich eine Magd erinnerte, daß sie die
Schweine nicht gefüttert habe. Sie gieng allsogleich
hinaus und öffnete den Stall, um ihnen das Futter vorzuschütten.
Dabei aber entlief ihr ein Schwein und
ließ sich nicht fangen, bis es in einer Höhle des
Woschkobers verschwunden war. Die Magd, die sich
vor dem Schelten fürchtete, war in ihrer Angst dem
Schweine bis in den Berg gefolgt. Hier aber blieb sie
erstaunt stehen, als sie die schlafenden Soldaten erblickte.
Ein Greis kam zu ihr und bat sie den Boden
zu fegen und das Kehricht hinauszutragen. Die Magd
that es; als sie aber das Kehricht ans Tageslicht
brachte, war es eitel Gold. Sie lief nun eilig nach
Haufe und sah, wie die Dienstleute eben vom Essen
aufgestanden waren. Als sie aber fragte, ob sie so
lange gegessen hätten, erhielt sie zur Antwort, daß es
gerade ein Jahr sei, daß sie das Haus verlassen, um
das Schwein zu fangen. (A. Kröschel aus Kolin.)
Die Siebenschläfer.
Im Schloßberge von Teplitz sollen einige Ritter schon
700 Jahre lang schlafen und heißen daher die Siebenschläfer.
Wenn es einmal den Deutschen schlecht
gehn wird, werden die Ritter hervorkommen und
ihnen helfen. Das Bächlein am Fuße des Berges ist oft
gelb gefärbt von dem Urin der Pferde, die im Innern
des Berges stehen, und auf dem Berge liegen Steine,
in denen die Hufe dieser Pferde abgedrückt sind. Früher
soll den Schloßberg eine Mauer umgeben haben;
es ist aber davon nichts mehr übrig, als das Thor,
durch welches die Ritter aus- und einritten. Bei diesem
Thore soll in der Nacht von 12–1 Uhr ein großer
starker Mann ohne Kopf umgehen. (A. Brückner aus
Außig.)
Die Türkenhaide.
In der Nähe des Dorfes Kühnhaide breitet sich ein
Stück sumpfiges Land aus, welches in der Gegend
unter dem Namen Türkenhaide bekannt ist. Dieses
sumpfige Land soll seinen Namen von einem Regimente
Türken haben, welche hier, als sie ins Gebirge
dringen wollten, versunken sind. In der Charwoche in
der Nacht von Donnerstag auf Freitag sollen sich dort
blaue Flämmchen sehen lassen und türkische Musik
und Pferdegetrappe zu hören sein.
König Wenzel im weißen Berge bei Prag.
In dem weißen Berge bei Prag, wo der Winterkönig
geschlagen wurde, soll König Wenzel mit einer großen
Schaar seiner Ritter verborgen sein und schlafen.
Er sitzt auf einem weißen Pferde und hält die Lanze in
der Hand. Einmal wird Böhmen so verheert sein, daß
alle Menschen, die übrig geblieben sind, unter die
Leinwand eines Frachtwagens gehn. Und wenn dieser
Fuhrmann an der Stelle vorüberfahren wird, wo jetzt
der Prager Ring ist, wird er mit der Peitsche knallen
und sagen: Hier stand Prag! Dann wird der heil. Wenzel
hervorkommen und eine große Schlacht geschlagen
werden. (E. Klauczek aus Prag.)
Die Schweden im Weckersdorfer Walde.
In einem Bauernwäldchen bei Weckersdorf sollen
viele Schweden beerdigt sein. Man hat dort oft schon
Hufeisen gefunden. Vor Ausbruch eines Krieges hört
man daselbst auch eine Trommel schlagen. Vor nicht
langer Zeit gieng ein Mann – sein Sohn lebt noch –
durch diesen Wald. Er war betrunken. Da siel ihm
ein, daß hier der schwedische Tambour ruhe, und er
rief aus: Nun Tambour wenn du wirklich hier bist, laß
dich hören. Alsbald wurde es um ihn lebendig und
bald sah er sich von einem ganzen Heer von Soldaten
umgeben. Der Tambour schlug die Trommel. Dann
redete er den Betrunkenen an, er solle sich nie mehr
erkühnen, sie aus ihrer Ruhe zu stören, sonst würde
es ihm schlecht ergehen. Diesmal kam der Bauer mit
dem bloßen Schrecken davon. (F. Kahler aus Braunau.)
Die Krieger im Wissehrad.
Als Libussa die Schicksale der Čechen voraussah,
wurde ihr Herz so ergriffen von der Not, welche ihr
Volk zu leiden haben würde, daß sie eine Schaar auserwählter
Krieger sammelte, die ihren Sitz im Innern
des Felsens haben und in der größten Not den Čechen
Beistand leisten sollte. Alle in der Nähe Ertrunkenen
sollen diesem Heere Libussa's eingereiht werden. (A.
Nowotný aus Prag.)
Die Wenzelsritter zu Melnik.
In der Nähe von Melnik soll König Wenzel mit einer
Schaar von 300 Mann tief unter der Erde versteinert
sein. Einmal wird in Böhmen ein Freiheitskrieg entstehen
und das Blut so stark fließen, daß es bis zum
Prager Roßthore reichen wird. Dann wird König
Wenzel wieder lebendig werden und hervorkommen,
um Böhmen zu retten.
Hier sollen auch große unterirdische Schätze vorhanden
sein, welche von einem schwarzen feueräugigen
Hunde gehütet werden, der auf den Fässern liegt.
Es kann aber niemand zu jenen Gewölben. Als es einmal
die Geistlichkeit zur Passionszeit, wo sie offen
stehen, versuchte, blies ihr der Wind die Lichter aus.
Die Schätze werden erst gehoben werden, bis Melnik
ganz und gar abbrennen wird. Das soll aber an einem
Dreifaltigkeitsfeste geschehen. Deshalb geht alljährlich
an diesem Sonntage eine Procession aus Melnik
nach der Dreifaltigkeitskirche, die in der Nähe erbaut
ist. (E. Klauczek aus Prag.)
Der Keller in Přihoř.
Anderthalb Stunden von Hochlibin ist das Dorf Přihoř.
Dort befindet sich ein Keller, so groß wie ein
großes Dorf. In diesem Keller soll sich einst ein berühmter
Kriegsherr Wawusch mit seinem Gefolge
versteckt und alle seine Kostbarkeiten verborgen
haben. Eine Frau gieng einmal hinein und hörte ganz
unerwartet und ohne etwas gesehen zu haben, das
Brüllen eines Ochsen; ein andermal gieng ein Knecht
hinein und auf dem Rückwege schob er immer etwas
vor sich her. Als er es an das Licht brachte, war es
eine uralte Uniform. (J. Abeles aus Hochlibin.)
Der Ritter von Podhořan.
Bei Podhořan (zwischen Kuttenberg und Chrudim)
sind die Ueberreste der Burg Pořan. Zu König Wenzels
Zeiten soll hier ein Raubritter gehauset haben,
und für seine Uebelthaten ist er in einen benachbarten
Wald so lange verwünscht, bis die Ruinen der Burg
verschwunden sein werden. Sonntagskinder behaupten,
daß der Stamm eines Apfelbaumes sich an jedem
Weihnachtsabend öffne, daß ein Greis daraus hervorsteige,
der sich die ganze Gegend mit finsterm Gesichte
betrachtet, dann ruft er aus: Noch immer nicht
verschwunden! (Vernaleken. S. 112.)
Berg Homole.
An der Straße zwischen Prag und Beraun erhebt sich
vor Duschnik ein mäßiger Hügel mit einer Kapelle
bedeckt. Es ist dies ein Kirchlein, dem heiligen Georg
geweiht und am Festtage des Letzteren von Nahen
und Fernen besucht. Dieser Hügel heißt, wie mehrere
seines gleichen in Böhmen »Homole«. Wer einmal,
so geht die Sage, mit verhaltenem Athem um den Fuß
des Homole läuft, hört im Innern desselben Pferdegewieher
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