Linde erschienen einem gewissen Jonat aus Podmokl
um Mitternacht, da der Mond am hellsten schien, drei
Schafe, welche Glöckchen am Halse trugen. Jonat
suchte eins dieser Schafe zu fangen, erhielt aber
plötzlich drei Schläge in den Rücken, daß er daran
starb. Die ganze Gegend heißt das Feld bei der Lida
und die Waldgegend daneben zum zerschlagenen Johann
(u Zervaného Jana). Hier erschien den Pferde-
hirten um Mitternacht eine Ente. Als diese verschwand,
wälzten sich feurige Fässer heran und es
entstand ein solcher Wind, daß die Hirten erschreckt
davonliefen und erst am andern Tage ihre Pferde im
Walde zusammensuchten.
Das Dorf Podmokl ist außerdem durch den großen
Schatz berühmt, der im J. 1771 hier gefunden wurde.
In dem Bache, der bei Podmokl vorüber der Mies zueilt,
fand ein armer Taglöhner aus dem Orte nach
einem starken Regenwetter einige Goldmünzen, welche
die Form einer Halbkugel hatten. Er hielt sie für
Knöpfe und brachte sie seinen Kindern heim zum
Spielen. Als seine Nachbaren das erfuhren, giengen
sie auch hinaus und suchten nach solchen Knöpfen
und da diese insbesondere nach einem heftigen Regengusse
angetroffen wurden, so nannte man sie
Regenbogenschüßeln. In einer Zeit nun kam ein Jude
in die Gegend; als der die Münzen bei den Kindern
sah, erkannte er allsogleich, daß sie vom feinsten
Gold seien und kaufte nun eifrig diese
Regenbogenschüßeln zusammen. Hiedurch wurde die
Sache ruchbar und gelangte auch zur Kenntniß des
Fürsten von Fürstenberg, welcher weitere Nachforschungen
anstellte. Da fand man denn unweit des Baches
in der Erde einen kupfernen Kessel, der ganz mit
solchen Goldstücken angefüllt war. Der Boden des
Kessels war schon ganz von der Feuchtigkeit zerfres-
sen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte der Bach, wie
das in Berggegenden häufig geschieht, seinen Lauf
geändert und die Tagesgewässer hatten den Schatz
nach und nach aus seiner langen unterirdischen Verborgenheit
herausgespült. Dabei senkte sich der Kessel
gegen die Bachseite hin, wodurch ein Theil der
Münzen mitunter bis in den Bach verschüttet wurde.
Dennoch enthielt der Kessel noch 80 Pfund Goldes
und die Münzen hatten einen Goldwerth von 12.800
Ducaten. Gleich bei Podmokl erhebt sich auch ein
künstlicher Hügel, Namens Homole, der zum großen
Theil aus Asche besteht und entweder ein Opferplatz
oder eine Stätte zur Verbrennung der Leichen gewesen
sein muß, zumal ganz in der Nähe häufig Urnentheile
und Knochen ausgegraben wurden. (Krolmus,
II, 566. Kalina von Jäthenstein, Böhmens Opferplätze,
S. 40.)
Jungfrau Maria im Brunnen.
In Klokot bei Tabor auf dem Klokotischen Berge hüteten
vor alter Zeit einst neben dem »guten Wasser«
und dem Walde Pintovka einige Kinder Kühe. Da
kam aus jener wunderthätigen Quelle eine weiße
Frau – die Jungfrau Marie sagen die Leute – hervor,
und trat unter die Kühe und ermahnte die Kinder zum
Gebet. Dann kehrte sie wieder in den Brunnen zurück
und war plötzlich verschwunden. Das geschah dreimal.
Die Kinder erzählten es ihren Eltern. Diese giengen
mit ihren Kindern hinaus, beteten bei der Quelle,
aber die Jungfrau zeigte sich nimmer. An dem Orte
aber wurde ein Kirchlein errichtet und zu Ehren der
Himmelfahrt Mariens eingeweiht. (Krolmus, II, 410.)
Die weiße Frau bei Mušic.
Nördlich vom Dorfe Mušic ist ein Fasangarten, in
dessen Mitte ein anmuthiger Weideplatz, den ein
Bächlein durchrauscht. An dem Ufer des Bächleins
stehen Trauerweiden, die ihre Zweige bis zum Wasser
hinabneigen.
Einst giengen zwei junge Leute um Mitternacht an
dem Weideplatze vorüber und bemerkten eine weiße
Frau, welche am Ufer des Bächleins auf und abgieng.
Wie diese die beiden Nachtschwärmer bemerkte,
gieng sie auf dieselben zu, die aber entflohen. Es wird
erzählt, die weiße Frau habe die beiden Müssiggänger
belehren wollen. Als man am andern Morgen den
Platz besichtigte, fand man an der Stelle, wo die
weiße Frau herumgegangen war. einen abgetretenen
Weg, es führte aber derselbe weder aus dem Fasangarten,
noch in denselben.
Diesen Weideplatz hat man schon einmal mit
Waldbäumen bepflanzen wollen, es sind aber alle
Setzlinge vertrocknet, nur die Trauerweiden an den
Ufern des Baches wollen gedeihen. Man glaubt auch,
daß diejenigen Bäume, die an den Weideplatz angränzen,
langsam verdorren werden und so mit der Zeit
der ganze Fasangarten, und dann erst, wenn diese Zeit
gekommen ist, wird die weiße Frau aufhören in der
Nacht hier umzugehen. (Jakob Jentsch aus Prag.)
Die weiße Frau in der Linde.
Bei Burzinka stand vor mehreren Jahren eine uralte
Linde, die schon ganz hohl war. Sie hieß die Zantysche
Linde. Unter derselben pflegten die Hexen ihre
Zusammenkünfte zu haben. Auch sagte man den Kindern,
daß in dieser Linde eine alte Frau (bilá žena)
wohne. Zuweilen soll die Frau unter großem Glanze
aus der Linde steigen. Darum wollen die Umwohner
öfters ein Feuer oder einen Lichtschein um dieser
Linde gesehen haben. Der Rasenplatz bei derselben
diente den Kindern zum Abhalten ihrer Frühlingsspiele.
(Krolmus II. 150.)
Die weiße Frau an der Iser.
Am Tage Peter und Paul sieht man am Ufer der Iser
alljährlich eine weiße Frau herumgehen. Sie soll ungerecht
behandelt worden sein und hat im Groll ihr
ganzes Gesinde erschlagen. Darunter befand sich auch
eine Hexe, welche die Prinzessin verzauberte. Sie
wird nicht früher erlöst werden, als bis Jungbunzlau
in größter Gefahr sein wird. (Ig. Kraus aus
Luschtenitz.)
Die heidnische Jungfrau zu Glatz.
Vor uralter Zeit regierte in dem Schloße zu Glatz eine
heidnische Jungfrau, die ein sehr gottloses Leben
führte. Sie verbrachte ihre Tage in Uippigkeit und
Wollust und war eine große Zauberin. So soll sie mit
ihrem Ranzenbogen vom Glatzer Schloße aus fertig
bis zu der großen Linde bei Eisersdorf an der Gränze
haben schießen können. Einmal nun wettete sie mit
ihrem Bruder, wer am weitesten schießen würde. Sie
schoß noch eine Meile weit über den Schloßgraben,
ihr Bruder aber erreichte kaum die Hälfte des Weges
und so gewann sie die Wette. Auf der Stelle, bis
wohin sie geschossen hatte, wurden zwei lange spitzige
Steine zum Denkzeichen gesetzet, die noch im 17.
Jahrhunderte dort zu sehen waren. Diese heidnische
Jungfrau lebte nicht nur mit andern, sondern auch mit
ihrem eigenen Bruder in schändlicher Unzucht. Daher
trachteten die Glatzer sie zu überwältigen und gefangen
zu setzen. Sie war aber in Zauberkünsten erfahren
und so stark, daß sie ohne Mühe ein starkes Hufeisen
mit ihren Händen zerreißen konnte. Daher entgieng
sie lange Zeit allen Nachstellungen. Als es endlich
doch gelungen war, sie zu erhaschen, vermauerte man
sie in einen großen Saal, der beim Thore war, durch
welches man aus dem Niederschloß ins Oberschloß
gehen kann, und ließ sie dort elendiglich umkommen.
Zum ewigen Gedächtnis aber ließ man ihr Bildnis aus
Stein hauen und in die Mauer über dem tiefen Graben
links von dem Thore, wo das Ober- und Niederschloß
sich scheiden, einmauern. Auch soll ihr Bildnis im
grünen Saale des Schloßes zu sehen gewesen sein. In
dem heidnischen Kirchlein auf dem Glatzer Schloße
zeigte man ferner an einem Nagel an der Wand das
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