Rainer Schulz - Wer schreibt der bleibt?

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Die in diesem Buch zu Wort kommenden Autoren lebten und schrieben in der DDR, in der sie bis 1990 den Wirkungsraum ihrer literarischen Arbeit und auch ihre Leser fanden. Die Auswahl ist ganz und gar zufällig. Sie gehörten in der Mehrzahl weder zur ersten Reihe der DDR-Autoren, noch fiel jemand von ihnen durch ausdrückliche Dissidenz auf, daher werden Namen und Werke der hier befragten Autoren im Westen nur wenigen Lesern bekannt geworden sein.
Mit dem Ende des Staatswesens DDR standen sie nun auch dem grundlegenden Wandel des Verlagswesens gegenüber, mussten sich auf neue Literaturverhältnisse einstellen. Der aus dem Jahre 1995 stammende Beitrag von Martin Westkott «Eine Kultur verlässt den Raum» führt diese Situation noch einmal eindringlich vor Augen. Auch einige der hier vertretenen Autoren traf das Schicksal, eigene Bücher vernichtet zu sehen …

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Reinhold: Wann wurde es so kompliziert und unergiebig, dass du aufgehört hast, Reportagen für die Wochenpost zu schreiben?

Greulich: Etwa Anfang, Mitte der Sechzigerjahre. Diese persönlichen Erlebnisse könnte man genauer an ZK-Beschlüssen und Parteitagsresolutionen festmachen, würde man entsprechendes Material wälzen. Ich sollte über den Schwermaschinenbau „VEB Heinrich Rau“ in Wildau schreiben, die bekannte Fotografin Lotti Ortner kam mit, um Aufnahmen vor Ort zu machen. Ich bekam leicht Kontakt, die Arbeiter schütteten ihren Groll aus über Sinnwidrigkeiten in der Produktion, über Schwierigkeiten mit dem Plan, und die Meister bestätigten es. Hätte ich im Sinne der Arbeiter geschrieben, wäre es nicht gedruckt worden, hätte ich im Sinne der Wochenpost geschrieben, hätten mich die Arbeiter verflucht. Über Wildau schrieb ich keine Zeile und das bedeutete eine Art Zäsur in meinem Autorendasein. Ich wandte mich dankbareren Aufgaben zu, schrieb Romane und Erzählungen. Die bekannten Anstände gab es dabei auch, denn man wünschte die makellose, geschönte Persönlichkeit, aber man konnte doch publizieren. Eine Zeitung erreicht Hunderttausende, ein Buch bestenfalls Tausende. Nicht zuletzt deshalb war die Zensierung der Literatur etwas lockerer. Manchmal konnte man auch eine gewünschte Korrektur zusagen und sie dann vergessen. Denn das Interessante, worüber kaum gesprochen wird, die ideologischen Krümelkacker mochten die absurdesten Einwände haben, das gedruckte Buch hat dann keiner von denen gelesen.

Zurück zu Hannelore Greulich:

Das Leben war zwar schwer, aber diese Aufbruchsstimmung war stark. Alle sagten, dieses Dunkle, Schlimme liegt hinter uns, jetzt muss was Neues kommen. Da erschien vielen die Ostzone, die DDR, als erstrebenswertes Ziel. Ich selbst kann mich noch erinnern, dass es diese Jugendausschüsse gab, vor Gründung der FDJ. Da traten dann Emigranten auf, wie Kessler, die später an der Spitze der DDR standen. Das waren damals junge Männer, voller Enthusiasmus. Da waren wir als junge Menschen auch hingerissen. Während man nach Westdeutschland schaute und zum Teil Beklemmungen hatte. Das wissen sie ja selbst auch, dass dort doch wieder so alte Nazis an der Macht waren.

Es entwickelte sich später dieser Missmut bei meinem Mann, diese Schwierigkeiten beim Schreiben. Dass zu seinem Liebknechtbuch gesagt wurde, was nicht geschrieben werden darf, weil das der sozialistischen Moral widerspricht. Er sagte immer ich will nicht den Revolutionär zeigen, der auf dem Potsdamer Platz steht und redet, sondern ich will den Menschen zeigen. Und Karl Liebknecht war ein interessanter Mensch, so gebildet. Er hatte auch eine langjährige Geliebte und deshalb natürlich familiäre Schwierigkeiten. Aber er wollte sich von seiner Familie nicht trennen. Und dabei hatte er immer noch die politische Arbeit. Mein Mann hat versucht das alles in einem Buch unterzubringen, und es ist schlimm ausgegangen. Es gab immer Katastrophen mit den Manuskripten, dann sollte gestrichen werden, dies und das sollte herausgenommen werden. Dabei ging es mitunter um lächerliche Dinge. Im Liebknecht Buch wird beschrieben, wie er bei einer Reise von London nach Paris, im Coupé mit einer Dame saß. Er war sehr charmant, daraus ist dann gar nichts entstanden. Nur mein Mann hat das sehr hübsch beschrieben, wie er so wohlgefällig die Dame betrachtet, wie er das Gespräch führte, er sprach ja mehrere Sprachen; dies allein hat Anstoß erregt. „Das Kapitel muss raus, was hat das mit dem Revolutionär zu tun? Und mit seinen hehren Zielen, dass er so gern schöne Frauen sieht und sich mit ihnen unterhält?“

Und so ging das immer weiter. Die Parteiversammlungen im Verband wurden immer ritualhafter. Es wurde nicht mehr so von der Leber weg gesprochen. Das hat meinen Mann sehr beschäftigt, weil er ein so grundehrlicher Mensch war.

Schon am 17. Juni wuchsen seine Zweifel und ich war eigentlich diejenige, das mache ich mir heute noch zum Vorwurf, die oft gesagt hat, „ach na ja das sind doch Dinge, die sich schon klären werden, das sind Schönheitsfehler.“ Obwohl ich niemals in der Partei war und dazu gar keine Veranlassung hatte. Aber ich wollte eben auch, dass er innerlich zur Ruhe kommt und sich mehr seiner schriftstellerischen Arbeit widmet.

E.R. Greulich schilderte seine Erinnerungen an diesen Tag im Interview mit Ursula Reinhold so:

Wir wohnten damals in der Immanuelkirchstraße. Unserem Haus gegenüber befand sich eine Abteilung der Bekleidungsfabrikation von „Fortschritt“. Stimmengewirr frühmorgens ließ uns auf den Balkon treten. Die Betriebsangehörigen versammelten sich vor der Toreinfahrt. Hinter roter Fahne und selbstgebasteltem Transparent, „Nieder mit den Normen“, formierten sie sich zur Demonstration und marschierten den Prenzlauer Berg hinab. Wir lebten mitten in der aufgeheizten Atmosphäre und waren doch erschrocken. Ich dachte, eine Demonstration gegen die Partei. Dann korrigierte ich mich: Gegen die falsche Politik der Partei. Doch wer hält das so präzise auseinander? Es ist ernster als wir ahnten, wusste ich jetzt, und machte mich auf zum Sekretariat des Schriftstellerverbandes in der Friedrichstraße. Mit einem Hexenschuss geschlagen, humpelte ich krumm und am Stock den ganzen Weg zu Fuß. Straßenbahnen standen leer und verlassen auf den Schienen, Geschäfte waren geschlossen, aus den Seitenstraßen strebten Demonstranten in lockeren Haufen zur Stadtmitte. Ihre Losungen waren hastig gemalt, aber eindeutig, ihre Parolen klangen aggressiv, teilweise hasserfüllt. Je näher ich dem Sekretariat kam, desto heftiger brodelte es überall. In der Friedrichstraße sah ich einige junge Burschen, die eine Republikfahne herunterholten und verbrannten. Deutlich erkennbar, eine Schar aus dem Westteil der Stadt. Kollegen, die mit und nach mir eintrafen, berichteten von ähnlichen Trupps, die Zeitungsstände ansteckten, Kioske demolierten und Autos umkippten. Wir verbarrikadierten das Haus und bewaffneten uns mit Stuhlbeinen. Sämtliche Versuche, telefonisch oder per Kurier die Kreisleitung, die Bezirksleitung oder das ZK zu erreichen, blieben den ganzen Tag erfolglos. Stefan Heym hat diese Episode in seinem Nachruf ironisch vermerkt. Ohne das Eingreifen von westlicher Seite zu übersehen, wurde nicht nur mir bewusst: das Desaster ausgelöst hatten Fehlentscheidungen der Regierung und Parteiführung. In einem Artikel im ND, gleich am nächsten Tag, unterstrich es der Ministerpräsident Otto Grotewohl mit dem Satz: „Wenn man eine Fackel auf Beton wirft, kann nichts brennen.“ Sehr bald schon wollte es die Parteispitze nicht mehr wahrhaben. In einer Sitzung des Parteiaktivs im Schriftstellerverband, kurze Zeit nach dem 17. Juni, machte ich meinem Unmut über das Versagen der Parteiführung Luft. In meinem ganzen Parteileben bin ich, salopp gesagt, nicht so brachial zusammengeschissen worden wie an diesem Abend von Michael Tschesno-Hell, Gründer und damals Verlagsleiter des Verlages Volk und Welt. Mit Marx, Engels, Lenin und selbstverständlich Stalin, bewies er mir meine politische Unreife, mein Kapitulieren vor dem Klassenfeind, meinen ideologischen Defätismus. Wie Brecht hat er nicht argumentiert, von dem der Satz stammt, wenn das Volk der Regierung nicht passe, dann müsse sich die Regierung halt ein anderes Volk wählen.

Hannelore Greulich weiter:

Also kurzum, es kann in den Siebzigerjahren gewesen sein, aber ich weiß es nicht mehr genau, da kam mein Mann eines Morgens, er hatte bis in die Nacht hinein gearbeitet, und gab mir ein paar Blätter. Er sagte, „lies dir das durch, das ist ein Entwurf.“ Da war das ein Brief an seine Partei in dem er seinen Austritt aus der Partei erklärt und einen Ausreiseantrag stellt. Da können sie sich ja vorstellen, was hier los war und wie wir diskutiert haben. Ich habe wirklich Angst um meinen Mann gehabt. Er war so deprimiert; ich hatte manchmal Angst er tut sich was an. Er war mit sich, der Welt und seiner Partei nicht zufrieden. Andererseits fürchtete er auch immer, wenn er jetzt aufsteht und sich öffentlich äußert, es könnte der Partei schaden. Er wollte ihr ja nicht schaden. Die alten Genossen hatten eine starke Parteidisziplin, die sie auch durch dick und dünn hochgehalten haben. Viel später ist er zu der Erkenntnis gekommen, dass das ein Fehler war. Da hat er nicht nur zu mir, sondern auch zu anderen gesagt, dass ein Schriftsteller ein Künstler keiner Partei angehören darf. Das schränkt ihn ein in seiner künstlerischen Arbeit. Und da ist natürlich was dran.

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