Katja Brandis - Feuerblüte II

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Im Westen Dareshs ist die Grenze, die das Land vor der feindlichen Draußenwelt abschirmt, zusammengebrochen. Alena ke Tassos aus der Feuer-Gilde ergreift mit dem Iltismensch Cchraskar, zwei Freunden und dem Gildenlosen Jorak die Chance, auf eigene Faust die unerforschten Gebiete jenseits der Sieben Türme zu erkunden und nach dem legendären Schatz von Atakán zu suchen. Doch sie finden weit mehr als erwartet – denn jenseits der Grenze gibt es eine fremdartige Zivilisation, wartet auf die junge Schwertkämpferin und ihre Gefährten eine Zerreißprobe für ihre Freundschaft und alles, woran sie glauben.

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Katja Brandis

Feuerblüte II

Im Reich der Wolkentrinker

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Inhaltsverzeichnis Titel Katja Brandis Feuerblüte II Im Reich der - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Katja Brandis Feuerblüte II Im Reich der Wolkentrinker Dieses ebook wurde erstellt bei

Der Lockruf der Gefahr

Jede Hand zählt

Der Fremde im dunklen Umhang

Wenn die Nacht beginnt …

Retter in Not

Jorak

Ein Licht am Horizont

Joraks Sturm

Im Zeichen der Fünf

Nachts im Bauch der Stadt

Zwei Welten

Mit allen Sinnen

Der Kelch

Das Festival und der Tod

Ein Versprechen

Duell

Nur ein einziger Tag

Flucht aus Rhiannon

Atakán

Stein für Stein, Wort für Wort

Die Götter des Zufalls

Flugmäuler und Miks

Zeit der Wahrheit

In letzter Sekunde

Schicksal

Alle für einen

Dank

Weitere Romane von Katja Brandis

Impressum neobooks

Der Lockruf der Gefahr

Auf den ersten Blick sahen Skorpionkatzen fast niedlich aus. Ihr silbrig grauer Pelz schützte sie tagsüber vor der Sonne und nachts vor der Kälte auf den Ebenen von Tassos, der Provinz der Feuer-Gilde. Wie alle Nachtjäger hatten sie große Augen. Ausgewachsen gingen sie einem Menschen gerade mal bis zum Knie. Doch ihre Klauen waren messerscharf und über ihrem Rücken wölbte sich der Schwanz mit dem Giftstachel, der sie zu tödlichen Gegnern machte.

Der Gedanke, eine von ihnen zu zähmen, ging Alena nicht aus dem Kopf. Es war streng verboten, sich mit den Katzen anzulegen. Noch ein Grund mehr, genau das zu tun. Es durfte nur niemand davon erfahren.

Ihr Vater Tavian war in der Schmiede, er schliff gerade einen Dolch. Er blickte nur kurz auf, als sie ihr Smaragdschwert anlegte und sich den Umhang über die Schultern warf. „Wohin gehst du?“

„Vielleicht zu den Phönixbäumen, mal schauen“, sagte Alena und strich sich das glatte rotbraune Haar aus der Stirn. Tavian nickte und konzentrierte sich wieder auf den Dolch. Alena schnappte sich den Lederbeutel mit Essensresten, den sie vorbereitet hatte, und ließ die metallene Tür der Pyramide hinter sich einrasten. Sie achtete darauf, dass niemand sie sah, als sie vom Pfad abbog und in Richtung der Ebene ging.

Skorpionkatzen sind nicht so bösartig, wie viele glauben, dachte Alena mit klopfendem Herzen. Hatte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wie zwei von ihnen schnurrend um Tjeri, den Gefährten ihrer Tante Rena, herumgestrichen waren? Gut, Tjeri war ein Sonderfall, alle Tiere liebten ihn. Aber dafür kam Alena mit Raubtieren besonders gut klar. Wer war schon wie sie mit einem Iltismenschen befreundet? Cchraskar war gerade unterwegs, sonst wäre er bestimmt mitgekommen zu den Katzen. Er liebte riskante Ausflüge.

Alena blickte zum Himmel um die Zeit zu schätzen. Sie hatte noch einen Viertel Sonnenumlauf, bis die Nacht hereinbrechen würde. In der Dämmerung gingen Skorpionkatzen auf die Jagd, manchmal im Rudel, manchmal allein. Wer ihnen dann begegnete, war in höchster Gefahr. Tagsüber schliefen sie meist, verkrochen in Felsspalten oder eingegraben in den lockeren schwarzen Sand. Es war wichtig, sie in dieser Zeit, wenn sie nicht so angriffslustig waren, besser kennen zu lernen.

Alena kletterte auf einen Felsen um nach einem Rudel Ausschau zu halten. Sie balancierte auf der Spitze des Gesteinsbrockens und blickte über die zerklüfteten schwarzen Ebenen ihrer Heimat hinweg. Es war ein heißer Frühlingstag, die Luft flimmerte über dem sandigen, mit Steinen übersäten Boden. Hier und da wuchsen kniehohe Romeras-Büsche mit ihren langen spitzen Blättern oder lugte der Keim eines Phönixbaums aus dem Sand. Im Norden, ganz weit in der Ferne, erkannte Alena einen grünen Saum, dort begann die Provinz Alaak.

Sie wandte den Blick wieder ihrer näheren Umgebung zu. Da! Diese kleinen Hügel ein paar Funkenflüge entfernt sahen verdächtig aus. Vorsichtig ging Alena darauf zu.

Im letzten Moment bemerkte sie, dass der Sand vor ihr sich leicht bewegte, sonst wäre sie auf eine der Katzen getreten. Das Tier fuhr auf und Sand rieselte von seinem gesträubten silbergrauen Fell. Schwarze Ohrenspitzen – es war ein junges Männchen. Alena machte erschrocken ein paar Schritte zurück. Kein Rudel in Sicht. Vielleicht war das hier ein Einzelgänger. So wie sie …

„Na, Kleiner?“, sagte Alena und wagte nicht mehr, sich zu rühren. Der Skorpionkater beobachtete sie und hielt den Stachel drohend gekrümmt. Wahrscheinlich hatte er genauso eine Höllenangst wie sie selbst? Wahrscheinlich überlegte er gerade, ob er weglaufen oder angreifen sollte …

Doch der Kater konnte sich anscheinend für keins von beiden entscheiden. Ratlos blickte er sie an und stieß einen fragenden Laut aus, der wie ein missglücktes Maunzen klang.

„Gut, dann muss ich wohl den nächsten Schritt tun“, sagte Alena. Nervös ging sie noch etwas zurück. Sie musste das Tier irgendwie beruhigen, es an sich gewöhnen. Langsam, ganz langsam setzte sie sich eineinhalb Menschenlängen von ihm entfernt in den heißen schwarzen Sand, um weiter mit ihm zu reden.

Tatsächlich, der Kater beruhigte sich etwas und witterte neugierig. Doch Alena hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Würde sie schnell genug außer Reichweite kommen können, wenn der Kater angriff?

Aus dem Augenwinkel bemerkte Alena eine Bewegung. Langsam, um den Skorpionkater nicht zu erschrecken, wandte sie den Kopf – und sprang hastig auf. Es war sehr wohl ein Rudel in der Nähe, und Alenas Stimme hatte es aufgeweckt. Überall rieselte der Sand von grauen Körpern, die sich reckten und in ihre Richtung wandten. Es waren zehn, zwanzig, mehr als zwanzig Tiere!

„Äh, ja, ich glaube, ich gehe jetzt lieber wieder.“ Alena machte ein paar Schritte zurück. Die Skorpionkatzen begannen sie einzukreisen, krochen mit glitzernden Augen auf sie zu.

Alena zog ihr Schwert. Glatt lag der vertraute Griff in ihren Handflächen. Mit der blanken Klinge drehte sich Alena um sich selbst, sodass die Katzen zurückwichen. Es sind zu viele, dachte sie, selbst Pa könnte es nicht mit so vielen gleichzeitig aufnehmen. Vielleicht konnte sie eine Flammenwand um sich ziehen … aber die konnte sie höchstens ein paar Atemzüge lang halten …

Nein, es gab nur eine Chance. Alena löste langsam den Lederbeutel mit dem Futter vom Gürtel ihrer Tunika. Sie schleuderte den Beutel weit von sich weg – und tatsächlich, die Katzen witterten, was darin war, rasten dem Beutel nach und balgte sich schrill kreischend um das Futter.

Alena machte, dass sie wegkam. Sie nahm einen Umweg, um sicher zu sein, dass sie keinen weiteren Katzen begegnen würde, und die Nacht war schon hereingebrochen, als sie endlich wieder an den Grenzen des Dorfs und damit in Sicherheit war. Schwer atmend und erleichtert bog Alena auf den Fußpfad nach Gilmor ein.

Weit kam sie nicht. „He, du ? Alena!“, sagte die Stimme eines Mädchens, und Alena erschrak. In der Dunkelheit neben dem Weg saß jemand! Die Stimme murmelte eine Formel und eine kleine Flamme loderte hoch. Sie beleuchtete Jelicas herzförmiges Gesicht mit dem kleinen Grübchen am Kinn. Das Licht der Flamme tanzte in ihren weit auseinander stehenden Augen und auf ihren dunklen Haaren, die ihr Gesicht wie eine Wolke umgaben.

Angespannt blieb Alena auf dem Pfad stehen. Sie mochte Jelica, sie hatte begonnen sich mit ihr und ihrem Bruder Kilian anzufreunden. Beide gehörten so wie sie zur Feuer-Gilde. Aber ihr wäre lieber gewesen, niemand hätte sie zurückkommen sehen. Was tat Jelica hier? Um diese Uhrzeit waren die meisten Dorfbewohner daheim oder in der Schänke.

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